„Stasibelege“ - Die Postkontrolle in der DDR - Volker Thimm, Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e.

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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
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DR
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Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 4

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
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Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 6

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 7

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 8

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

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un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 10

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
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Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 11

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

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Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 13

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
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g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 14

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 15

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 16

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
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g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 17

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 18

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 19

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


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„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 21

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

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g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 22

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 23

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 24

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
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Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014


Slide 25

„Stasibelege“
- Die Postkontrolle in der DDR -

Volker Thimm,
Briefmarkenfreunde Eutin / Bad- Malente e. V. v. 1954
Stand: September 2008
mit Änderung August 2014

Literaturnachweis:
„Deutsche Einheit“ e. V., FORGE Philatelie u. Postgeschichte
„Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock“, von Gerd Reinicke

ALLTAG
in der Abteilung „M“ der DDR-Staatssicherheit
Morgens, es geht auf halb acht. Im Dunkel eilt ein Mann den Bürgersteig entlang.
Es ist Dezember, etwas Schnee ist in der Nacht gefallen, er liegt wie ausgespuckt
am Weg. Der Mann betritt eine Villa, grau und unscheinbar. Ein Riss im Putz zieht
die Fassade hinab, von der Regenrinne tropft Schmelzwasser auf den Gehweg.
Das Haus steht in der Ostseestadt Rostock. Unbelebt scheint es, seine Fenster
sind verhangen. Kein Firmenschild, kein Mietername, einfach nur die Hausnummer: Graf-Schalck-Straße 1. Wir schreiben das Jahr 1985.
Unser Mann ist indessen in dem Haus verschwunden. Er heißt Gerd Reinicke und
arbeitet hier. Bei der Staatssicherheit. Die Postkontrolle, die Abteilung „M“, war eine
besonders konspirative Abteilung, die es eigentlich gar nicht gab, nach außen hin.
Auch wenn die Leute munkelten, aber irgendwie hatte es diese Abteilung nicht zu
geben.
Gerd R. ist ein stiller Mensch. Vielleicht schon immer, vielleicht ist er still geworden.
Er spricht langsam und bedacht, wie es viele Norddeutsche tun. Bei ihm mag es
Vorsicht sein, er will nichts Falsches sagen.

Er arbeitet im „Referat Auswertung u. Information“, tagein
tagaus und liest fremder Leute Post, jahrelang. Ein
„Abschreiber und Anschwärzer“.

Die Briefe, die auf seinen Tisch kommen, sind bereits geöffnet und von Kollegen
einmal quergelesen. Gerd R. muss nun tiefer prüfen, was als verdächtig gilt. Kirche,
Intelligenz, Universitäten, Schulen sind seine Fachgebiete. Die Briefe werden wieder
verschlossen und zurückgeleitet in den regulären Postverkehr.
"Alle Überprüfungsarbeiten, Schriftvergleiche und sonst was wurden alles an den
Kopien gemacht. Es wurde auch immer so gesprochen, vom Original, wir haben nie
vom Brief gesprochen. Das Original wurde sorgfältig behandelt, möglichst schnell
wieder weg, das war immer die Hauptdevise."
Gerd Reinicke macht seinen Job gut. Er kennt sein Metier und seine Pappenheimer.
"Ich wusste zum Beispiel, wenn Eingangspost aus´m Westen kam und da stand
hinten P.S. und Postfach 1300 drauf - an der Schrift klingelte es dann, hatte ich
schon den DDR-Bürger in der Hand, ging zur Kartei und wusste, von wem der Brief
gekommen war. Wir hatten keine Computer, wir mussten den Kopf benutzen, es ging
nicht anders.Ich habe ja viel Post, auch von Leuten aus der Friedensbewegung,
gelesen, die sehr persönlich war, und die immer wieder sogar in den Westen
schrieben, dass sie nicht möchten, dass der Westen sich zu sehr engagiert und
ihnen reinpfuscht, sondern dass sie hier bleiben wollen und hier was verbessern und
verändern wollen." Nur - in der Parteiführung interessiert das niemanden mehr. Im
Gegenteil. "Es wurde alles pauschal: Feind, Feind. Spätestens, wie Gorbatschow
nachher an die Macht kam, war auch für mich ganz klar, hier will keiner Kritik hören,
hier will niemand was im Guten ändern, es hat keinen Zweck.

Und die Konsequenz?

Und so setzt er sich also an jenem Dezembertag des Jahres ´85 an seinen
Arbeitsplatz und schreibt sein Entlassungsgesuch. "Ohne Wissen der anderen, die
saßen fast daneben, aber sie wussten ja nicht, was ich schrieb. Hab das begründet,
dass ich persönlich mich dem nicht mehr gewachsen fühle, keine Zukunft sehe und
schon Depressionen hab und so ähnlich und um meine Entlassung bitte."

Und dann?
"Lief die Maschinerie über ein Vierteljahr, um mir nachzuweisen, dass ich´n Feind
wär, das gelang leider nicht, hat der Abteilungsleiter dann auch gesagt. Ja, dann war
ich ein freier - in Anführungsstrichen - freier Mensch. Einfach erst mal ein ganz
normaler DDR-Bürger. Das war ein ganz tolles Gefühl, sich nicht mehr abmelden zu
müssen, und sich zu denken, ihr könnt mich alle mal, macht ihr da mal weiter euren
Mist, aber ich nicht. - Angefangen hab ich dann als Lagerarbeiter.„
--------------------Ehemalige Angestellte des MfS in den Kontrollstellen schweigen, so auch viele
Mitarbeiter, die als vertraute Zuarbeiter zur STASI bei Post oder Zoll oder als
beratende inoffizielle Mitarbeiter (IM) tätig waren.

Um so erstaunlicher, dass Gerd Reinicke, als „Tschekist“, in seinem Buch:

Postkontrolle des MfS im Bezirk Rostock
++ÖFFNEN++AUSWERTEN++SCHLIESSEN++
darüber berichtet.

Hauptpostamt Leipzig 18 –Zentraler Postumschlag- und Sortierpunkt

Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Tausch von Briefmarken
Der Briefmarkentausch zwischen den Sammlern der DDR und der BRD und
West- Berlin war ein bevorzugtes Objekt der Kontrolle des
Staatssicherheitsdienstes.

Brief (Tauschsendung) vom 30.04.1985, DDR - BRD,
mit rückseitig aufgeklebter "Kontrollmarke- a"
(Kontrollmarken wurden im Laufe der Zeit mehrfach geändert!)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Von den Kontrollpostämtern (KPA): Die Stempel waren mit einem Posthorn und der
Prüfstempelnummer im Rechteck- wie Dreieckstempel versehen. Folgende Stempel sind
vorhanden:

Päckchenausschnitt mit KPA 53- Dreieckstempel (2)
-Posthorn nach links- vom 15. Mai 1953
und Kontrollstempel V 21 (bisher unbekannt)

Kontrollstempel und stumme Sichtstempel
(Nach der durchgeführten Sicht – oder Inhaltskontrolle wurden die Sendungen mit
unterschiedlich gestalteten Stempel versehen)

Zo
ll

DR
rD
de

ve
rw
alt
un
g

Von den Postzollämtern (PZA): 1962 wurde die Bezeichnung der Postzollämter (PZA)
eingeführt. Die Dreieckstempel wurden wieder verändert und hatten, was den Text betraf, jetzt
oben links "Zollverwaltung" und oben rechts "der DDR" sowie die mittigen Stempelnummern.
Darunter stand der Name des Postzollamtes und das Datum, das auch später umgekehrt
vorkam. Es handelte sich hier bei um sogenannte Gummistempel, so daß die Abschläge durch
Verkantungen oder weichen Untergrund selten vollständig lesbar sind.
Es bestanden 15 Postzollämter (PZA), in der Regel sind es auch die Bezirkshauptstädte:
Berlin, Cottbus (in Falkenberg), Dresden, Erfurt, Frankfurt/Oder, Gera (in Saalfeld), Halle, KarlMarx-Stadt (in Plauen), Leipzig, Magdeburg (in Schönebeck), Neubrandenburg, Potsdam,
Rostock, Schwerin (in Ludwiglust) Suhl (vertreten durch Erfurt u. Gera)

27

Postzollamt Potsdam
03. Okt. 78

Es gibt insgesamt 10
verschiedene Typen!

Symbolstempel, stumme Sichtstempel
Die Postzollämter (PZA) erhielten nun den Bezirken zugeordnete Symbolstempel für
Postsendungen aus dem Ausland oder in ein Ausland, als Nachweis der durchgeführten
Kontrollen per Vorlage oder durch Rötendurchleuchtung. Die Symbolstempel wurden teilweise
durch eine Nummer ergänzt, zwecks besserer Kontrolle.

Balkenstempel
Im Jahr 1980 wurde, aus „politisch-operativen Gründen“, darüber nachgedacht, Sendungen nicht mehr in
Form der Symbolstempel zu kennzeichnen, da „die Empfänger diese Kennzeichnung mit einer inhaltlichen
Kontrolle durch die Zollverwaltung in Verbindung brachten“.
Im Herbst 1980 erging dann die Anweisung an alle Bezirksdirektionen, die Sendungen durch einen unter der
Postleitzahl angebrachten Balkenstempel zu kennzeichnen.
Die Sichtzeichen, nach durchgeführten Röntgenkontrollen der Briefe, in Form eines Streifens oder Balkens,
wurden in den Farben violett, blau, schwarz, grün und braun aufgebracht.

Verkleben nach Öffnung der Inhaltskontrolle
Es ist allgemein erforderlich einen Brief zu öffnen, wenn der Inhalt kontrolliert werden soll. Dies
geschieht, um den Brief zu lesen oder festzustellen, ob der Postsendung Geld, Briefmarken,
Zeitungsausschnitte oder ähnliche nicht für den Postversand zugelassene Inhalte beigefügt
sind. Ein Brief kann auch zwecks Kontrolle abgetastet oder gegen starkes Licht gehalten
werden. Eine Öffnung ist aber hier erforderlich, wenn ein Verdacht geschöpft wird. Danach ist
die Postsendung aber wieder zu verschließen.
Im Laufe der Jahre wurde die Verschlussmethode immer perfektionierter, sollte doch die Arbeit
der Abteilung „M“ des SSD möglichst geheim und unerkannt bleiben.
Anfangs wurden die Briefe mit grauen oder braunen Klebestreifen wieder verschlossen, es
gab aber auch die Verschlussstreifen der Post, üblich bei „beschädigten Sendungen“. Oft
wurden als Zeichen der Kontrolle die Zolldreiecksstempel und der Postbearbeitungsstempel
(Kreis- oder Viereckformat mit Identitätsnummer) auf oder über die Verklebung angebracht.
Die Verschlusstechnik war aber sehr zeitaufwendig, so dass die Abteilung „M“ der Stasi, etwa
ab 1980 ein System einführte, wo die Briefsendungen über ein Transportband durch eine
Maschine liefen, wobei die Briefe durch heißen Dampf geöffnet (aufgedampft) und später, mit
Hilfe einer anderen automatischen Anlage, wieder verschlossen wurden.
Viele Postsendungen wurden auch durchleuchtet (geröntgt), so dass die Kontrolle nicht mehr
sichtbar war und keine Spuren zeigte.
Mit der „Aufdampfmaschine“ konnten stündlich bis zu 300 Belege bearbeitet werden, später bis
zu ca. 600 Belege.

Dieses bedeutet bei 15 Bezirken etwa 90.000 Sendungen pro Tag!!!

„Zurück“- Stempel und „Zurück“- Aufkleber
Es war in der DDR umfangreich geregelt, in welchem Umfang Postsendungen aus der
DDR und in die DDR Geschenke oder Briefmarken enthalten durften. Der Versand oder
Empfang von Zahlungsmitteln, Briefmarkenzeitschriften oder Katalogen war verboten.
Auf Sendungen aus der BRD wurden „Zurück“- Stempel aufgebracht, auf Sendungen aus
der DDR, mit Ziel BRD, die „Zurück“- Aufkleber.

ZV 168

Schlusswort
Mein Dank geht an die Autoren der FORGE „Deutsche Einheit“ im BDPh, dem
„Tschekisten“ Gerd Reinicke für „Die Postkontrolle des Mfs im Bezirk Rostock“ und
dem Verfasser des Handbuches „Zollkontrolle der STASI mit Hilfe von
Postbediensteten in der DDR“, Herman-Josef Müller, für die Vorlage von Texten bzw.
Belegen und Fotokopien.
Mein besonderer Dank geht an meine Sammlerfreunde Horst Falk und Friedemann Fink,
die mir bei Fertigung dieses Referates als Zeitzeugen mit Rat- und Tathilfe zur Verfügung
standen.
Meine Ausarbeitung ist ein kleiner, verkürzter und unvollendeter Versuch einer Darstellung
aus philatelistischer Sicht, wie die Teilung Deutschlands zu oft unzumutbaren
Verhaltensweisen von befehlenden, observierenden und befohlenen wie beobachteten
Menschen führte.
Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht nur die vielen Sammlerfreunde aus der ehemaligen
DDR es „besser und umfangreicher wissen“ als ich.
Auch fast 20 Jahre nach dem Mauerfall ist noch „Aufklärungsarbeit“ angesagt, insbesondere
aus berufenem Mund. Vielleicht gelingt es noch so dem Thema einem höhere Genauigkeitsund Komplettierungsgrad zuzuführen.
Volker Thimm
Stand: September 2008/August 2014