Das ARDS aus beatmungstherapeutischer Sicht  Dozent: Michael Pöppelmann Spital Bülach November 2007 ARDS  - - - Vortragsziele: Den Begriff ARDS definieren zu können Pathophysiologie erklären können Therapieansätze der Beatmung nennen und begünden können 1.0 Definition 1.0 Definition: akuter Beginn  PaO2/FiO2

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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 2

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 3

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 4

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 5

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 6

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 7

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 8

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 9

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 10

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 11

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 12

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 13

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 14

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 15

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 16

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 17

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 18

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 19

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 21

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 22

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 23

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 24

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 25

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 26

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 27

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 28

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 30

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 31

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 32

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 33

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 34

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 35

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 36

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 37

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 39

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 40

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 41

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 42

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 43

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 44

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 45

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 46

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 48

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 49

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 50

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 51

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 52

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 53

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 54

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 55

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 56

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 57

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 58

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 59

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 60

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 61

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 62

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 63

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 64

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 65

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 66

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 67

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 68

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 69

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 71

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 72

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 73

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 74

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 75

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 76

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 77

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 78

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


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Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 80

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 81

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 82

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 83

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 84

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 85

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!


Slide 86

Das ARDS aus
beatmungstherapeutischer Sicht


Dozent:

Michael Pöppelmann
Spital Bülach
November 2007

ARDS

-

-

-

Vortragsziele:
Den Begriff ARDS
definieren zu können
Pathophysiologie
erklären können
Therapieansätze der
Beatmung nennen und
begünden können

1.0 Definition

1.0 Definition:
akuter Beginn
 PaO2/FiO2 < 200 mmHg, unabhängig vom PEEP
 bilaterale Infiltrate im konventionellen Thorax
 Keine Folge einer linksventrikulären Insuffizienz
(PAOP < 18 mmHg)
erniedrigte Compliance


___________________________________________________
Definition der Amerikanisch-Europäischen Konsensus-Konferenz

2.0 Aetiologie

2.0 Aetiologie



Das ARDS ist ein Syndrom (Symptomenkomplex), das
durch direkte (primäres oder pulmonales ARDS) und
indirekte (sekundäres extrapulmonales ARDS) Faktoren
hervorgerufen werden kann.

2.0 Aetiologie


Pulmonales (primäres) ARDS:







Pneumonie
Aspiration (Erbrochenes, Süss-, Salzwasser)
Inhalationstrauma (Rauchgasvergiftung, NO2)
Thorax Lungenkontusion
Lungenembolie
Chemische Substanzen (Paraquat, Bleomycin)

2.0 Aetiologie


Extrapulmonales (sekundäres) ARDS











Sepsis
Peritonitis
Pankreatitis
Massivtransfusionen
DIC
Extrakorporale Zirkulation
Leber-/Nierenversagen
Verbrennungen
Preaeklampsie/Eklampsie
Intoxikationen (Kokain, Heroin, organische Phosphate) u.a.

3.0 Pathophysiologie

3.0 Pathophysiologie

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag S. 390

3.1. Folgen der
pathophysiologischen
Veränderungen

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung






Veränderung des Ventilations/Perfusionsverhältnisses: In den
dorsobasalen Lungenarealen treten
häufig Atelektasen auf ( Abbildung
graue Fläche), mit konsekutiver
Abnahme der FRC. Diese Bereiche
sind aber gravitationsbedingt sehr
gut perfundiert, sodass ein niedriger
VA/Q Quotient, also ein RechtsLinks Shunt entsteht.
Andererseits kommt es in den
ventralen Lungenarealen bedingt
durch die beatmungsbedingte insp.
thorakale Druckerhöhung zu einer
Verminderung der regionalen
Perfusion mit Entstehung eines
erhöhten VA/Q Quotient d.h. mit
Zunahme der Totraumventilation
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage
Thieme Verlag

3.1 Folgen der pathophysiologischen Veränderung


Inhomogenes Schädigungsmuster d.h. es
entstehen Alveolarkompartimente mit
verschiedener R und C resp. konsekutiv
unterschiedlichen Zeitkonstanten



Druck- Volumendiagramm der ARDS Lunge
zeigt eine deutliche Abflachung und eine
Rechtsverschiebung (siehe Abbildung)



Entstehung einer pulmonal hypoxischen
Vasokonstriktion mit Zunahme des
interstitiellen/alveolären Lungenödems und
Aggravierung der Rechtsherzbelastung bzw.
Bildung eines Cor pulmonale



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

3.2 Symtome/ klinische Zeichen








Schwere Gasaustauschstörung (HorrowitzIndex<
200mmHg)
Interstitielles und intraalveoläres Lungenödem
Zunahme des EVLW
Rad. Bilaterale Verschattungen
Dorsobasale Atelektasen

3.2 Symtome/ klinische Zeichen






Zunahme des intrapulmonalen Rechts-LinksShunts auf über 50-60%
Verminderung der Compliance
Pulmonale Hypertonie (Gefahr des
Rechtsherzversagens und Zuhnahme des
mikrovaskulären Filtrationsdrucks)

4.0 Stadien des ARDS

4.0 Stadien des ARDS



1. Exsudatives Stadium



2. Fibroproliferatives Stadium



3. Spät- oder Endstadium

4.0
Exsudatives Stadium:







Permeabilitätsstörung infolge Schädigung der alveolo-kapillären
Membran
Inaktivierung von Surfactant undkonsekutiver Bildung von Atelektasen
Entstehung eines interstitiellen und intraalveolären Lungenödems
Entstehung von Mirkrothromben



Das exsudative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Fibroproliferatives Stadium


Beginnende morphologische Veränderung des Lungengewebes/
beginnende interstitielle Fibrosierung durch erhöhte
Fibroblastenaktivität



Ersatz der Pneumozyten Typ I durch Typ II Zellen



Flüssigkeitsübertritt in die Alveolen (alveoläres Lungenödem)



Ausbildung von Infiltraten aus Monozyten und Alveolarmakrophagen

Das fibroproliverative Stadium ist noch reversibel!!!

4.0
Spät-/ Endstadium






Generalisierte Lungenfibrose
Fibrotischer Verschluss von Alveolaren, Kapillaren und Arteriolen
Verdickung der alveolo-kapillären Membran
Rarefizierung der Kapillaroberfläche

Das Spät-/Endstadium ist irreversibel!!!
Es besteht keine Rekrutierbarkeit der geschädigten Alveolen

5.0 Beatmungsstrategien
beim ARDS

5.1






Ziele der Beatmungsstrategie

Beatmung mit möglichst kleiner Beatmungsamplitude
= Baby Lung Concept
Öffnen und Offenhalten von Atelektasen =
= Open lung Concept
Minimierung beatmungsinduzierter Lungenschäden
= permissive Hyperkapnie
Frühzeitiger Einsatz von augmentierten
Beatmungsverfahren
mit dem Ergebnis eines suffizienten Gasaustausches!!!

5.1.1 Baby Lung Concept

5.1.1



Baby Lung Concept

Beim schweren ARDS ist die Gasaustauschfläche
deutlich reduziert, sogar bis auf 20 -30% bezogen
auf die physiologische Gasaustauschfläche und
hat nur noch die Grösse einer Babylunge
(baby lung).

5.1.1

Baby Lung Concept

Hohe Beatmungsdrücke (Baro-Volutrauma) sowie
Atelektrauma können die proinflammatorische
Aktivität der Lunge aggravieren und eine weitere
SIRS Reaktion auslösen

5.1.1


Baby Lung Concept

Inadäquat hohe
Atemvolumina, als auch
ein inadäquat niedriger
PEEP (ausserhalb der
Inflektionspunkte) führt
zu sehr hohen
Scherkräften (bis 140
mbar!!) und zu einer
schweren biopysikalischen
Schädigung.

5.1.1

Baby Lung Concept

Ziel des baby lung concept ist es, die
Beatmungsdrücke so zu wählen, dass die Lunge
mechanisch so wenig wie möglich beansprucht
wird, um eine weitere SIRS Reaktion und
Schädigung der Lunge entgegenzuwirken.

5.1.1

Baby Lung Concept

Folgende Beatmungsparameter sollten beim Baby Lung
Concept berücksichtigt werden:









a) Augmentierte Beatmungsform
b) Niedriges Atemhubvolumen
c) Niedriger Inspirationsdruck
d) Hoher PEEP
e) Kleine Beatmungsamplitude
(IRV Beatmung)
(permissive Hyperkapnie)

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine kontrollierte Beatmung ohne eigene Atemmuskelaktivität führt:
in Kürze zu Ausbildung von basalen Atelektasen und einer relativen
Ueberblähung nicht abhängiger Lungenareale mit konsekutiver
Verschlechterung des V/Q Verhältnisses

Frühzeitige Spontanatmung
anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform
Eine augmentierte Beatmung führt:
Zu einer aktiven Zwerchfellkontraktion und somit zu einer besseren
Entfaltung der dorsalen Lungenpartien (beugt somit eine
Atelektasebildung vor). Dies bietet somit einen Rekrutierungseffekt.

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen
a) Augmentierte Beatmungsform

Die Spontanatmung erlaubt gleichzeitig eine Reduktion der
Beatmungsdrücke

Frühzeitige Spontanatmung anstreben!!!

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

a) Augmentierte Beatmungsform
Unter Spontanatmung nehmen
Ventilation und Perfusion
schwerkraftabhängig gleichzeitig zu,
was eine homogene V/Q Verteilung
ergibt. Dagegen kommt es unter
kontrollierter Beatmung zu einem
ausgeprägten Mismatching zwischen
Ventilation und Perfusion: sowohl
Totraumventilation als auch Shunt
nehmen deutlich zu.




(Aus Hedenstierma et al.(1984))

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



b) niedrige Atemhubvolumina:
c) niedriger Inspirationsdruck
Es soll eine Überdehnung
(Overdistension) von Alveolen
mit konsekutiver Schädigung
des Lungenparenchyms (weitere
SIRS Reaktion) und
Kapillarkompression
insbesondere in den gut
ventilierbaren Lungenarealen
(West 1 Zone) vermieden
werden.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen



d) hoher PEEP:
durch einen adäquat hohen
PEEP oberhalb des unteren
Inflektionspunktes wird ein in/expiratorisches sich Oeffnen
und wieder Schliessen der
Alveolen verhindert.
(Verminderung von
Scherkräften/Biotrauma)
Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba;
7. Auflage Thieme Verlag

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

e) kleine Beatmungsamplitude
infolge des hohen PEEP und der
niedrigen Inspirationsdrücke bzw.
der niedrigen Tidalvolumina
entsteht eine kleine
Beatmungsamplitude.

5.1.1.1 Baby Lung Concept/ Erläuterungen

-

Im Idealfall wird dadurch einer Parenchymschädigung und
Kapillarkompression (Volu-/Barotrauma) sowie ein
atemzyklisches Kollabieren und Wiedereröffnen (hohe
Scherkräfte) der Alveolen entgegengewirkt.

-

Low Volume - High PEEP Ventilation= BabylungConcept

5.1.2 Open Lung Concept

5.1.2 Open Lung Concept



Definition:

Das Beatmungskonzept der offenen Lunge (open lung
concept) besteht aus den Komponenten:
a)
b)

Wiedereröffnen ( Rekruitmentmanöver) und
Offenhalten (PEEP)

kollabierter Alveolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver

Rekruitmentmanöver sind Massnahmen zur
Wiedereröffnung kollabierter
Alvolarkompartimente

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver



Es gibt verschiedene Rekrutierungsmanöver. Das
bekannteste ist jenes nach Lachmann

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophysiologische Grundlagen:

Grundlagen für Rekruitmentmanöver bildet das
Laplace Gesetz:

P=

2T
---------R

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver
Pathophysiologische Grundlagen:
Es sagt aus, dass der Druck (P) in
einer Gasblase (Alveole) direkt
proportional der Oberflächenspannung
(T) und indirekt
proportional dem Radius (R) der
Gasblase (=Alveole) ist.
Der Druck in einer kleinen Gasblase ist
dementsprechend höher
als in einer Grossen

P=
P=

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Pathophsiologische Grundlagen:

Folgen des Laplace-Gesetzes auf die Beatmungsstrategie:
-

-

-

Je kleiner der Alveolardurchmesser, desto höher muss der
Beatmungsdruck sein, der zum Offenhalten der Alveolen nötig ist.
Kommt es zum Kollaps der Alveolen (z.B. durch PEEP Reduktion),
muss ein höherer Alveolaröffnungsdruck aufgebracht werden
=> dieser kann bis zu 60 mbar betragen

5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Klinische(r) Stellenwert/Effektivitätskriterien von
Rekruitmentmanövern:



Als Rescue Therapie in der Frühphase des ARDS gedacht
Keine Auswirkungen auf die Letalität des ARDS
Steht in Konflikt zur lungenprotektiven Beatmung
In Bauchlage höhere Effektivität
Beim extrapulmonalen ARDS höhere Rekrutierbarkeit (durch
Ueberwiegen mechanischer Atelektasen)






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Voraussetzungen für ein Rekruitmentmanöver:



Tief sediert und relaxiert
Endotracheal abgesaugt
Hämodynamisch stabil
Kontraindikationen ausgeschlossen






5.1.2.1 Rekruitmentmanöver


Kontarindikationen:



Pneumothorax
Hämodynamische Instabilität
Lungenemphysem
Unilateral betonten ARDS
Status nach Lungenresektion/-transplantation
Erhöhter ICP








5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen
beim ARDS
(Methoden zur PEEPOptimierung/ Best PEEPKonzepte)

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Das Offenhalten der Lungenkompartimente
beim akuten Lungenversagen besteht aus
der Regulation des PEEP

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung

Beschreibung des PEEP
Der PEEP (positive endexpiratory Pressure/ positiver
endexpiratorisdcher Druck) ist ein positiver Druck, der in
Bezug auf den atmosphärischen Druck in der Lunge
mittels PEEP Ventil des Respirators während der gesamten
Expirationsdauer aufrechtgehalten wird.


5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung


Wirkungen des PEEP:

Verbesserung der Oxygenisierung (PaO2) infolge:
1.
2.
3.
4.
5.

Vermeidung von endexpiratorischen Alveolarkollaps („Airway closure)
Offenhalten kollapsgefährdeter Lungenkompartimente
Vergrösserung der funktionellen Residualkapazität
Abnahme des intrapulmonalen Rechts-Links-Shunts
Verbesserung des Ventilations-/Perfusionsverhältnisses

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



Die PEEP Optimierung kann nach 2
Kriterien erfolgen:

5.1.2.2 Offenhalten der Alveolen/PEEP Optimierung



1. Gasaustauschkriterien (PaO2, DO2):



2. Atemmechanischen Kriterien (statische
Compliance)

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach
Gasaustauschkriterien

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien



Die Höhe des PEEP-Niveaus richtet sich
nach der O2 Transportkapazität (DO2=
Oxygen delivery).



Diese steigt nach Erhöhung des PEEP
um 2-3 mbar Schritten (infolge Zunahme
des arteriellen Sauerstoffgehalts) und
fällt dann wieder ab bei weiterer
Erhöhung infolge der PEEP abhängigen
Reduktion des Herzminutenvolumens.
Der “best-PEEP“, ist der PEEP bei dem
die DO2 am höchsten ist



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme
Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Die PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien kann in einer aufsteigenden und einer
absteigenden Reihe erfolgen.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der aufsteigenden Reihe wird der PEEP in 2
mbar Schritten (Titration von 5-20 mbar) in
regelmässigen Zeitabschnitten erhöht und dabei
die Compliance des respiratiorischen Systems
berechnet (sog. Best Compliance Manöver).

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien
Auf der Druck-Volumen-Kurve
liegt der „best-PEEP“ oberhalb
d.h. ca. 2-3 mbar über dem
unteren Inflektionspunkt im
steilen Teil des inspiratorischen
Schenkels der Druck-VolumenSchleife, wo auch die
Compliance des
respiratorischen Systems am
höchsten ist






„Best-PEEP“ = PEEP>LIP
(=beste Compliance)

Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7.
Auflage Thieme Verlag

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach
atemmechanischen Kriterien

Der PEEP kann
(exp. Tidalvolumen : Plateaudruck-PEEP)
solange gesteigert werden, bis nach drei
aufeinanderfolgenden PEEP Erhöhungen
keine
Steigerung der Compliance mehr auftritt


5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien



Bei der absteigenden PEEP-Reihe wird der PEEP
in 2mbar Schritten (beginnend ab PEEP Werte
zwischen 25-20 mbar) erniedrigt und die
Oxygenisierung unter kontinuierlichem
Blutgasmonitoring beobachtet.

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Wichtig!!

Unabhängig von der Methode der PEEP
Optimierung ist es das Ziel, bei adäquatem
Gasaustausch und stabiler Hämodynamik
eine maschinelle Beatmung mit einem FiO2
unter 60% zu ermöglichen



5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien


Erforderlicher PEEP beim ARDS:



12-20 mbar in Abhängigkeit von


a) Schweregrad des ARDS
 b) Aetiologie des ARDS

5.1.2.2.2 PEEP Optimierung nach atemmechanischen
Kriterien

Aufgrund der unterschiedlichen
Pathophysiologie des ARDS benötigen
Patienten mit extrapulmonalem ARDS
(mechanische Atelektasen) höhere PEEPWerte als Patienten mit pulmonalem ARDS
(inflammatorische Atelektase)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei jeder PEEP-Steigerung muss der Patient
hämodynamisch stabil sein

5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die PEEP-Steigerung hängt vom
Schweregrad des Lungenversagens ab (je
schwerer, umso kürzer)


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Die Auswirkungen der PEEP-Steigerung
auf die Hämodynamik können unmittelbar
beobachtet werden, während die
pulmonalen Effekte (alveoläres
Rekruitment) erst verzögert eintreten



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Solange bei einer PEEP-Steigerung die
Hämodynamikt stabil bleibt, der
Gasaustausch und die Compliance sich
verbessern, kann der PEEP weiter erhöht
werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien

Wichtig!!!
Hat die PEEP-Steigerung keinen Effekt auf
die Compliance und den Gasaustausch,
sollte vor einer PEEP Reduktion länger als
30 Minuten zugewartet werden, da die
pulmonalen Effekte erst zeitverzögert
eintreten können (=> time depending
effect)




5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei einer Verschlechterung des
Gasaustausch/Compliance infolge PEEP
Steigerung sowie konsekutiver
hämodynamischer Instabilität, muss der
PEEP wieder erniedrigt und der
Volumenstatus überprüft werden


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Bei Verschlechterung des Gasautausches
und der Compliance infolge PEEPSteigerung sowie einer Verminderung des
HZV sollte der PEEP wieder reduziert und
der Volumenstatus überprüft werden



5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien


Wichtig!!!

Der PaO2 sollte nicht als alleiniger
Parameter zu Optimierung des PEEP
benutzt werden, da die Oxygenisierung von
weiteren Faktoren als dem alveolären
Rekruitment abhängig ist wie z.B die
Hämodynamik und die hypoxische
Vasokonstriktion


5.1.2.2.1 PEEP Optimierung nach Gasaustauschkriterien




Wichtig!!!

Ein Anstieg des PaCO2 während der PEEP
Optimierung ist Ausdruck einer
Überdehnung der Alveolen infolge
gleichzeitiger Pinsp-Steigerung

5.1.3 Permissive
Hyperkapnie

5.1.3 Permissive Hyperkapnie (PHC)

Definition:
Unter permissiver Hyperkapnie versteht man eine
Beatmungsstrategie, bei der erhöhte PaCO2 Werte> 45mmHg
bewusst toleriert werden, um


die Invasivität der Beatmung zu reduzieren

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte
Permissive
Hyperkapnie

Lungenprotektion

Oxygenierung

Reduktion von Pinsp

SaO2 gering

Reduktion von
Baro-/volutrauma

FIO2 um etwa 10% höher

Verbesserung des Outcome

5.1.3.1 Pathophysiologie








die Hyperkapnie führt zu einer respiratorischen Azidose,
die jedoch nur von einer gesunden Niere ausreichend
metabolisch kompensiert werden kann
Für die ungünstigen Begleiteffekte der Hyperkapnie ist das
Ausmass der intrazellulären Azidose entscheidend und
nicht er extrazelluläre pH.
Die intrazelluläre Pufferung erfolgt schon innerhalb
weniger Stunden, sodass die gute Toleranz der PHC auf
diesen Effekt zurückgeführt werden kann.
Die Pufferung des extrazellulären pH dauert dagegen
mehrere Tage.

5.1.3.1 Pathophysiologie



Der limitierende Faktor der PHC ist ein pH
von nicht kleiner als 7,2

5.1.3.2 Lungenprotektive Effekte

Unter PHC können zytoprotektive Effekte (verminderte
Zytokinbildung, Hemmung der Xanthinoxidase,
Verminderung von TNF) nachgewiesen werden.

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Hyperkapnie:



systemisch intracerebrale Vasodilatation
Abnahme des SVR
Steigerung des HZV durch verminderte linksventrikuläre Nachlast
Zunahme der Sauerstofftransportkapazität (DO2)
Pulmonale Vasokonstriktion mit Anstieg des PAP und der PVR
Stimulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren Achse mit
Vermehrter Sekretrion von ACTH, ADH, Cortisol und Aldosteron
Erhöhter Sympathikotonus
Abnahme der GFR
Hyperkapniebedingte cerebrale Krampfanfälle












5.1.3.2 Nebenwirkungen


Schematische Uebersicht des
Effekts von CO2: Eine
Hyperkapnie wird von
Chemorezeptoren registriert
und führt zu einer Aktivierung
des Sympathikus. Die NN setzt
Katecholamine frei: dies führt
zu einer art. Vasokonstriktion
mit art. Hypertension,
Steigerung der Herzfrequenz
und Zunahme des ZVD
(Abb.: Intensivbuch Lunge, Bein/Pfeiffer, Med.
wissenschaftliche Verlagsgesellschaft S.84)

5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:



Rechtsverschiebung des Sauerstoffbimdungskurve
Verminderung der Myokardkontraktilität
Herzrhythmusstörungen
Hyperkaliämie






5.1.3.2 Nebenwirkungen


Azidose:
Die hämodynamische Auswirkung erhöhter
Katecholaminspiegel wird durch die respiratorische
Azidose zu einem Teil abgeschwächt:
Katecholaminrezeptoren am Herzen und in den
Blutgefässen besitzen wie alle proteinhaltigen Moleküle ein
pH-Wirkoptimum


6.0 Mögliche
Beatmungsparameter
beim ARDS

6.0 Mögliche Beatmungsparameter beim ARDS



Abb.: Atmen-Atemhilfen; Oczenski,Andel Werba; 7. Auflage Thieme Verlag

Vielen Dank!!!!!!