Die Sprache der Jugendlichen in Madrid

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Die Sprache der Jugendlichen in Madrid

Universität zu Köln Romanisches Seminar Romanische Sprachen aus soziolinguistischer Perspektive PD. Dr. A. Michel Anne Munzert und Inga Peters

Gliederung

1.

2.

a) b) Die Jugendphase Jugendsprache Sprechstile Das Bricolage- Prinzip c) d) Jugendsprachforschung Sprachbewusstsein der Jugendlichen 3.

Kontra kulturelle Bewegung 4. Las fórmulas de tratamiento de los jovenes madrileños

1. Die Jugendphase

• „Es handelt sich um eine Zwischenstellung zwischen Kindheit und Erwachsenenalter mit der Aufgabe, eine stabile Persönlichkeitsstruktur und eine verläßliche Ich-Identität zu gewinnen.“ (Erikson 1974)

Kinder- und Jugendhilfegesetz bestimmt gemäß § 7 die Jugend folgendermaßen: Im Sinne dieses Buches ist : 1. Kind, wer noch nicht 14 Jahre alt ist, soweit nicht die Absätze 2 bis 4 etwas anderes bestimmen, 2. Jugendlicher, wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist, 3. junger Volljähriger, wer 18, aber noch nicht 27 Jahre alt ist, 4. junger Mensch, wer noch nicht 27 Jahre alt ist

Biologische Reife Jugend Erreichen ökonomischer Selbstständigkeit

2. Jugendsprache

die Jugendsprache existiert nicht

Vielzahl von Jugendsprachen

• 

Jugendsprache ist keine homogene Varietät

Jede Jugendgruppe: eine Sprache

• eine Art Oberbegriff unter den jegliche Art jugendlichen Sprachgebrauchs fällt • Verfall der Standardsprache???

•  Kreativität, ein geschickter, spielerische Umgang mit Sprache, produktiver Sprachwandel • Ursprung liegt in der gesprochenen Sprache

Warum existiert Jugendsprache Überhaupt?

• Entwicklungsaufgabe: die eigene Identität finden • durch sprachliche Markierung Solidarität bzw. Distinktion zu bestimmten Gruppen ausdrücken •  Mittel der Herstellung sozialer Identität, in Opposition zu Identitäten anderer Generationen und Jugendgruppen

2. a) Sprechstile

• Sprechweisen, die an einen gewissen Kontext gebunden sind • durch die Wahl von Qualität, Anzahl, Struktur und Gebrauch gewisser Äußerungen wird der eigene Sprechstil bestimmt •  Findung der Gruppenidentität

2. b) Das Bricolage-Prinzip

• Eine nie endende Kreativität •  Bricolage-Prinzip • eine Art Spiel mit der Sprache • Kreativität entsteht in einem strukturfreien Rahmen

2. c) Jugendsprachforschung

• kontextabhängige Sprachsituation ist das Problem der Forschung • Diskursanalyse Sprachanalyse • Interpretation der Sprachvarianten im kontextuellen Gebrauch • künstliche Situation bei einer Untersuchung

2. d) Sprachbewusstsein der Jugendlichen • „Cuando vamos a la calle cambiamos completamente nuestra manera de hablar… y cuando hablo en casa, hablo de otra manera.“ •  ihre Selbsteinschätzung entsteht durch die Einschätzung anderer • Sprechstil, der überwiegend in schulischen und außerschulischen Peer-groups gebraucht wird

3. Kontra kulturelle Bewegung

• • • • • • Jugendlichen der 70er Gegen die sozialen und politischen Autoritäten, gegen die Diktatur

hippies, provos oder peacenicks

sich von der Gesellschaft und der Kultur der Erwachsenen abgrenzen Rockmusik, Drogen, die orientalische Philosophie In Spanien: Weltwirtschaftskrise im Jahr 1973

4. Las Fórmulas de Tratamiento de los Jovenes Madrileños

4.1 Zur Studie allgemein

• • • • • • Die Studie wurde 1988 an der Compustelse de Madrid durchgeführt Untersucht wurde der Gebrauch von und

Usted

Betrachtet aus 2 Perspektiven: 1. Soziolingüstische Perspektive:

- semántica del poder - sémantica de la solidaridad

2. Pragmatische Perspektive

4.2 Alter/Umgang mit älteren Personen

• Umso älter der Adressat ist, desto höher ist die Unsicherheit der Anredeform (90%) • Bei der Wahl der Anredeform wird deshalb auch die Häufigkeit des Kontakts zum Adressaten berücksichtigt (65%) • und wechselseitiges Verhalten /Symmetrie

4.3 Familie

• In familiären Kreisen wird in allen Fällen geduzt • auf der nominalen Ebene herrscht eine asymmetrische Beziehung

4.3.2: Ehe/Liebesbeziehungen

• • • • einzige Ausnahme: Ehepartner/Liebespaare innerhalb der Familie " hier herrscht ein reziprok ausgeglichenes Verhältnis Unverheiratete Paare zeigen mehr lexikalische Varietäten ( amor, bonito, cielo u.a) Auch in der indirekten Anrede ( novio/a, chico/a con quien salgo u.a )

4.4 Freunde und Bekannte

• • Hier ist der selbstverständliche Gebrauch des üblich Im trato directo (direktem Umgang) unter amigos (Freunden) werden einige nominalen und appellativen Anredeformen häufiger gebraucht, als bei conocidos (Bekannten) ▫ Vorname ▫ oyequé pasatronco, chaval/-a, tía u.aAusrufe:¡coño!, ¡no jodas!, ¡que cabron eres, tío!

• Im trato indirecto: (Bezeichnung von Freunden) ▫ amigos/asgente, compañeros, los + procendencia (p. e.

los del instituto)

la vasca, la panda

4.5 Respektpersonen

• Männer: Wenn der Gesprächsparnter gleichaltrig ist, dann wird der Adressat geduzt, auch wenn er sozial übergeordnet ist • Bei älteren Personen wüsste man nicht, wie man den Adressat ansprechen soll • Frauen: Würden nur in 60% der Fällen duzen

4.5.2. Lehrer

• Bei der Entscheidung des Gebrauchs richten sich Jugendliche nach Alter und Art der Beziehung (85%) • • • • Telefongespräch mit Lehrern: 55% würden das Gespräch mit usted beginnen 20 % wären sich unsicher 10% der Männer würden bevorzugen

4.6 Telefongespäch mit Unbekannten

• • In 85% der Fällen würden die Sprecher usted verwenden Da der Adressat häufig unbekannt ist, werden hier häufig Floskeln und Begrüßungsformen verwendet, um die relación del poder zu definieren ▫ ¿ quisiera preguntar...?¿ me podría decir...?¿ bunos días, soy...?

Literaturangaben

• Androutsopoulos, Jannis K.; Scholz, Arno (1998): Jugendsprache – langue des jeunes – youth language, Linguistische und soziolinguistische Perspektiven, Frankfurt am Main • Dürscheid, Christa; Spitzmüller, Jürgen (2006): Perspektiven der Jugendsprachforschung – Trends and Developments in Youth Language Research, Frankfurt am Main • Figueroa, Max (1985): El habla de los jóvenes. In: Revolución y cultura 4. La Habana, S. 20-25 • Henne, Helmut (1986): Jugend und ihre Sprache, Berlin • Januschek, Franz; Schlobinski Peter (1989): Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie - Thema “Jugendsprache”, Oldenburg • Lenzen, Dieter (1989): Pädagogische Grundbegriffe, Reinbek bei Hamburg • Molina, Isabel: "Las Fórmulas de tratamiento de los jóvenes madrileños. Estudio sociolingüístico.", In: Lingüística Española Actual 15 (1993), S. 249-263 • Remmert, Natascha (2002): „Jugendsprache im Havanna der 90er Jahre/ El habla de los jóvenes en la Habana de los años 90.“ In: Neue Romania 25, S. 197-237 • Schlobinski, Peter (1993): Jugendsprache - Fiktion und Wirklichkeit, Opladen • Sozialgesetzbuch (SGB) Achtes Buch (VIII) - Kinder und Jugendhilfe § 7, eingesehen am 10.11.2010 auf: http://www.kindex.de/pro/index~mode~gesetze~value~kjhg.aspx#P7