Textmuster - Textsorten

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Transcript Textmuster - Textsorten

Universität Leipzig
Institut für Anglistik
Hauptseminar: Textlinguistik
Dozent: Prof. Dr.W.Lörscher
Referentinnen: Zhen Li , Miao Wei
Textmuster - Textsorten - Texttypen
Gliederung des Referats

1. Textmuster
1.1
1.2
1.3
1.4

2. Textsorten
2.1
2.2
2.3
2.4

Was sind Textmuster?
„Beweise“ für die Existenz der Textmuster
Textmuster und Stilmuster
Globale Textmuster
Was sind Textsorten?
Unterscheidung von Textmustern und Textsorten
Textsorten in einer Textklassenhierarchie
Drei Schritten zur Merkmalerfassung
3. Texttypen und das Problem der Klassifizierung von Texten
3.1 Grundtypen von Text-Ordnungen
1. Textmuster

1.1 Was sind Textmuster?

-- erfolgen bei den Kommunizierenden mit dem Kognizieren der
kommunikativen Situation

-- prozessuale, auf das Produzieren und Rezeptieren von komplexen
Textganzheiten gerichtete Mustern

-- Rahmenmodelle für den Ablauf spezifischer Kommunikationsereignisse

-- erlauben den Kommunizierenden ein schnelles verbales Agieren und Reagieren in bestimmten häufig wiederkehrenden Situationen

-- werden von den Kommunizierenden durch
„vorgefertigte“ Äußerungenseinheiten und -strukturen aufgefüllt

1.2 „Beweise“ für die Existenz der Textmuster

-- Kommunizierende sind in der Lage, situativ und sozial angemessen zu
handeln
-- Kommunizierende bilden in vergleichbaren Situationen immer wieder Text
von gleicher Struktur, teils mit ähnlichen Formulierungen
-- Kommunizierende können beim Textverstehen einen gegebenen Text
klassifizieren
-- Kommunizierende verwenden bestimmte Organisationsformen von Texten
und spezifische Formulierungen nur in Texten einer je spezifischen Textklasse

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

Fazit: die Kommunizierenden verbinden spezifische Inhalte und
Funktionen mit bestimmten Textklassen, also sie verfügen über so etwas
wie ein Schema-Wissen/ ein Muster-Wissen über solche Textklassen.
Psychologisch sind Textmuster generelle Voraussetzungen für das
kognitive und kommunikative Tun der Individuen.

1.3 Textmuster und Stilmuster

-- Der Musterbegriff findet als kognitive Rahmenvorgabe für die
Strukturiertheit linguistischer Einheiten auf allen Ebenen Verwendung

-- All diese Muster fungieren als Teilmuster des Textmusters

-- Diese Teilmuster tragen zur stilistischen Ausgestaltung des Textes bei,
fassen wir sie als Stilmuster oder Text-Teilmuster. Sie sind eindeutig
abgrenzbar von den komplexen oder globalen Textmuster

1. 4 Globale Textmuster

-- kognitive Rahmeneinheiten und Operationsfolgen der Individuen zur
Lösung von kommunikativen Aufgaben
-- Teilmengen des Interaktionswissens
-- diskursiv/ intertextuell eigebettet
-- prozessual beeinflusst
-- prozedural operierend
-- konventionell geprägt
-- individuell ausgestaltet
-- vage
-- flexibel und variabel
-- historisch veränderlich
-- mehrdimensional
-- prototypisch Wichtung
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
1.4.1 Die grundlegende Dimensionen für Textmuster

Funktionalität: eine spezifische Funktion des Textes

Situativität: die situative, interaktionale und diskursive Einbettung des
Textes

Thematizität: die Text- Thma- Geprägtheit

Formulierungsadäquatheit: das Wissen um speziifsche
Formulierungsmaximen und Formulierungsspezifika

Bemerkung: Die vier Ebenen/Dimensionen wirken bei der Konstitution
von Textmustern zusammen. Dabei kann den einzelnen Ebenen
unterschiedliches Gewicht zukommen.

1.4.2 Prototypische Wichtung

-- Unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Dimensionen nach
Distinktivität und Dominanz lässt den prototypischen Charakter von
Textmustern hervortreten

Z.B. Telegramm/ Privatbrief: situativ dominiert
Heiratsanzeige/ Sportreportage: inhalt-thematisch dominiert

2. Textsorten

2.1 Was sind Textsorten?

-- bestimmte konkrete Textexemplare können bestimmte Merkmale
aufweisen

-- die konkreten Textexemplare sind folglich gleichfalls Repräsentanten
einer bestimmten Klasse (z. B. der Textsorte Kochrezept)


-- als kognitive Phänomen und nicht real existieren

-- als Ergebnis dieser kognitiven Operationen

-- als ein auf einer bestimmten Menge von übereinstimmenden
Merkmalen basierender Operator für Zuordnungsoperationen der
Individuen

2. 2 Unterscheidung von Textmustern und Textsorten

Textmuster: allgemeine kognitive Themen/Verfahrensvorgabe, also kognitive Prozesse zur Generierung
und zum Verstehen/Verarbeiten konkreter Textexemplare

Textsorten: Ergebnisse kognitiver Operationen, bezogen auf
konkreten Textexemplare und deren Merkmale, in Form von
Textklassen dargestellt werden

„Jede Textsorte hat ein konventionalisiertes Textmuster,
aber nicht jedes Textmuster ist automatisch auf eine
Textsorte bezogen“ (Riehl 2001, 96)

2.3 Textsorten in einer Textklassenhierarchie

-- die klassische Textsortenbestimmung von Peter Hartmann: „Mengen
von Texten mit bestimmten gemeinsamen Eigenschaften“(1964,23)

-- Mengen von Texten = Textklasse: Es bezieht sich allgemein und
unspezifisch auf die Gesamtheit von potenziellen Textmengen.
Z.B die Gesamtmenge aller Press-Texte, die Menge aller Schrifttexte, oder die
Menge aller Wetterberichte & aller Reisewetterberichte



Ts → (G) Tk

legende: Eine Textsorte ist einen Textklasse mit einer Menge von Gemeinsamkeiten

-- Textklasse sind hierarchisch abgestuft. Textsorten bilden daher nur
eine Teilmenge von Textklassen.

-- wenn für „G“ nur wenige, generelle Gemeinsamkeiten gesetzt werden,
erhält man mit einem großen Geltungsbereich und einer relative hohen
Abstraktionsstufe. (Schrift Texte, politische Texte, Alltags-Texte...) Diese
Textklasse werden Text-Typen genannt.

-- wenn für „G“ eine große Zahl konkreter Merkmale ist, entstehen
Basisklassen von Texten mit relativ geringem Geltungsbereich, aber mit
niedriger Abstraktionsstufe. Die sind Textsorten. (Arztrezept, Kochrezept,
Todesanzeige, Privatbrief...)

-- Zwischenstufen sind Textsortenklasse.

-- Subklassen der Textsorten sind Textsortenvarianten.
Hierarchische Stufung von Text-Klasse
Text-Typ
informierender Text
Textsortenklasse 2
Schrift-Text
Textsortenklasse 1
Zeitungs-Text
TEXTSORTE
Wetterbericht
Textsortenvariante
Reisewetterbericht
Schrift- Text
Rechts-Text
Text der Rechtsfestlegung
Verordnung
Straßenverkehrs-Ordnung
2.4 Drei Schritten zum Spezifizieren der Merkmale:
· Mehrdimensionalität als Ausgangspunkt
· Subdifferenzierungen einer jeden Dimension
1. Funktionalität:
Hauptfunktionen → a) Sich Ausdrücken b) Kontaktieren
c) Informieren d) Steuern e) Ästhetisch Wirken
2. Situationalität:
Situationsklassen → a) Tätigkeitssituation b) Kanal/Medium
c) Anzahl der Partner d) Umgebungssituation......
3. Thematizität &
→ a) Thematische Geprägtheit
Strukturiertheit
b) Text-Thema-Entfaltungen
c) Textstrukturierung
4. Formulierungsadäquatheit → a) Kommunikationsmaximen
b) Textsortenspezifische Formulierungsmuster
c) Stilistische Besonderheiten
· Merkmalidentifizierung
Beispiel:
1) Funktionsklasse 1d: Steuern
Das „Steuern“ des Partners kann umschrieben werden durch die Aufforderungen
α) P (=Partner) soll H tun = Aufforderung zum praktischen Handeln
P soll H´vorbereiten
β) P soll X sagen
= Aufforderung zu einer Sprachehandlung
2) Situationsklasse 2d: Anzahl der Partner
α) dyadische Kommunikation = nur ein Partner
β) Gruppenkommunikation = kleigruppe als Partner
3) Formulierungsklasse 4b: Textsortenspezifische Formulierungsmuster
α) syntaktische Spezifika
dominierender Satztyp
Komplexitätsgrad
Verhältnis Hauptsätze: Nebensätze
β) lexikalische Spezifika
Indikatoren der Textfunktion
Mehrfachkomposita
Dominanz bestimmter Derivationen
Kollokationen
2.4.1 Beschreibungsaspekte für Die Kennzeichnung von Textsorten
1
Textebenen
2
Differenzierungsaspekte
a
b
Merkmale
α
β
Merkmalbündel
2dα
∧
2cα ∧
3
c
d
χ
3ad
4
δ
δ
...
Integration
Legende : 1 = Funktionalität
2 = Situationalität
3 = Thematizität
4 = Formulierungsadäquatheheit
a, b, c, d ... =Symbole für Differenzierungsaspekte der einzelnen Ebenen, z.B.zu 2: d ,Umgebungssituation‘
α, β, χ,δ ... = Symbole für Merkmalausprägungen , z.B. Zu 2d: α= LOC
3. Texttypen und das Problem der Klassifizierung von Texten

Texttyp: Nomination für die Kennzeichnung der jeweils
höchsten Stufe einer Texthierarchie

Fazit:
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten von Klassenbildungen und Ordnungen.
Für die Sortierung von Texten und Textsorten gibt es kein verbindliches,
allgemeines und in sich geschlossenes System… Letztlich ist das Ziel jeder
Textsortendarstellung nicht irgendeine Typisierung, sondern die
Beschreibung spezieller Routinen. (Adamzik 1995b, 28)
3.1 Grundtypen von Text-Ordnungen:
1) Additive Aufzählungen und Reihungen
z.B. Sage und Märchen; Antrag und Bescheid; Zeitschriften und Bücher;
Bewerbung und Lebenslauf......
2) Textsorten-Reihungen/Diskurse im Sinne fester Ablauffolgen
z.B. Verfahrensprozeduren im Bereich der Verwaltung:
a) Antrag eines Bürgers/einer Institution;
b) Beratung des zuständigen Verwaltungsgremiums;
c) Bescheid der Bewaltungen den Bürger;
d) Widerspruch des Bürgers;
e) Beratung und Beschlussfassung des Verwaltungsgremiums.
3) Lockere Zuordnungen von Textexemplaren zu Text-Großklassen
z.B. Nachrichten, Leitartikel, Todesanzeigen, Kultur-, Wirtschaftberichte...
4) Eindimensionale hierarchische Typisierungen
z.B. Inhaltbezogene Typologie: Erzähl-Texte, politische Texte, Wirtschaftstexte....
5) Mehrdimensionale hierarchische Typisierungen (die eigentlichen
Typisierung)
z.B. Briefe: Ermert 1979; politische Texte: klein 1991
Schematisch: ( Modell nach Adamzik 1995b,34 mit Situationsebene als Basis)
Texte
S1
F1
F2
S2
S3
F3
F1
T1
F2
F3
T2
M1
F4
T3
M2
Legende: S = Situationstyp F = Funktionstyp T = Textthemen-Entfaltungstyp M = Medialer Typ