II. Der Vertrag von Maastricht und das Urteil des

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Programm
28. Januar 2011: Richterlicher Dialog in und
um Europa
4. Februar 2011: Was das Grundgesetz zu
Europa sagt
13.04.2015
Staatsrecht III
Christian Djeffal
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Programm
I. Richterlicher Dialog
II. Der Vertrag von Maastricht und das
Maastricht Urteil
III. Europa und die Grundrechte
IV. Kompetenzen in Europa
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I.
Richterlicher Dialog
•
Verschiedene Formen richterlicher
Hierarchien:
–
–
–
•
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Instanzen
Präzedenzfälle
Große Senate
Der Begriff des Mehrebenensystems
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II. Der Vertrag von Maastricht und das Urteil
des Bundesverfassungsgerichts
1.
Der Vertrag von Maastricht
materiell:
institutionell:
• deklaratorische Gründung
der EU
• Einführung des
Mitentscheidungsverfahrens
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• GASP & ZBJI
• WWU
• Unionsbürgerschaft
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II. Der Vertrag von Maastricht und das Urteil
des Bundesverfassungsgerichts
(Fortsetzung)
2. Maastrichtentscheidung
•
Prozessuale Konstellation:
–
–
–
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Verschiedene Beschwerden
Subjektivierung von Art. 38 I GG
dadurch Überprüfung des
Zustimmungsgesetzes und des
verfassungsändernden
Gesetzes
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2. Maastrichtentscheidung (Fortsetzung)
•
Kooperationsverhältnis
„Allerdings übt das Bundesverfassungsgericht
seine Gerichtsbarkeit über die Anwendbarkeit
von abgeleitetem Gemeinschaftsrecht in
Deutschland in einem
„Kooperationsverhältnis“ zum Europäischen
Gerichtshof aus, in dem der Europäische
Gerichtshof den Grundrechtsschutz in jedem
Einzelfall für das gesamte Gebiet der
Europäischen Gemeinschaften garantiert, das
Bundesverfassungsgericht sich deshalb auf
eine generelle Gewährleistung der
unabdingbaren Grundrechtsstandards
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beschränken
kann.“
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III. Grundrechte
1. Abwesenheit von Grundrechtsschutz auf Europäischer
Ebene
•
Zuerst wissenschaftliche Kritik
•
Dann erste Ansätze in Hauer und Nold abgeleitetem
Gemeinschaftsrecht in Deutschland
•
Konstruktion des EuGH: Gemeinsame Grundsätze
der Mitgliedsstaaten durch die Verfassungen und die
EMRK
•
(Heute Grundrechtecharta auf selben Stufe wie
Primärrecht, Integration
Staatsrechtin
III das Recht der EMRK)
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2. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts
•
Milchpulver (BVerfGE 31, 145): Akzeptanz der Autonomie der
Unionsrechtsordnung
•
Solange I:
–
Solange das Gemeinschaftsrecht keinen von einem Parlament
beschlossenen Grundrechtskatalog enthält, der dem des GG
adäquat ist, schützt das BVerfG die Grundrechte des GG, in dem es
im Verfahren der konkreten Normenkontrolle über die
Anwendbarkeit von Gemeinschaftsrecht entscheidet
–
Im Konfliktfall muss Gemeinschaft in Grundrechtskonformer Weise
Auslegen
–
Art. 24 I GG erlaubt keine Eingriffe in die Identität der Verfassung
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2. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (Fortsetzung)
•
Milchpulver (BVerfGE 31, 145): Akzeptanz der Autonomie der
Unionsrechtsordnung
•
Vielleicht-Beschluss (BVerfGE 73, 339)
•
Solange I (BVerfGE 37, 271 )
–
Solange das Gemeinschaftsrecht keinen von einem Parlament
beschlossenen Grundrechtskatalog enthält, der dem des GG
adäquat ist, schützt das BVerfG die Grundrechte des GG, in dem es
im Verfahren der konkreten Normenkontrolle über die
Anwendbarkeit von Gemeinschaftsrecht entscheidet
–
Im Konfliktfall muss Gemeinschaft in Grundrechtskonformer Weise
Auslegen
–
Art. 24 I GG erlaubt keine Eingriffe in die Identität der Verfassung
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2. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (Fortsetzung)
•
Eurocontrol (BVerfGE 58, 1): Maßnahmen zwischenstaatlicher
Einrichtungen keine öffentliche Gewalt iSd 19 IV
•
Solange II (BVerfGE 73, 339 )
–
EuGH als gesetzlicher Richter i.S.d. Art. 101 I 2 GG, Gerichte
müssen grdsl. vorlegen
–
Solange die Gemeinschaften generell einen wirksamen
Grundrechtsschutz gewährleisten, der dem vom GG als
unabdingbar gebotenen im wesentlichen gleichzuachten ist, wird
das BVerfG seine Gerichtsbarkeit über die Anwendbarkeit von
sekundärem GemR nicht mehr ausüben und sind Vorlagen zur
konkr. Normenkontrolle unzulässig.
–
Autonomie der Unionsrechtsordnung folgt aus dem nationalen
Rechtsanwendungsbefehl
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•
Maastricht-Urteil (BVerfGE 89, 155)
–
Kooperationsverhältnis bei der Grundrechtsprüfung
–
Alle Akte der Union können geprüft werden
•
Bananenmarktordnung (BVerfGE 102, 147)
–
Bestärkung der Solange II Formel
–
Strenge Begründungsanforderungen für Rügung von
Grundrechtsverletzungen: Es kommt nicht auf die einzelne
Verletzung an, vielmehr müsse geltend gemacht werden,
dass das Grundrechtsniveau insgesamt nicht mehr
gewährleistet ist
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•
Entgegenkommen des EuGH
–
Frühe Grundrechtsjudikatur siehe oben
–
Omega-Fall (EuGH C-36/02 v. 14.10.2004)
•
Menschenwürde als zwingendes Erfordernis rechtfertigt
Beschränkung der Dienstleistungsfreiheit
•
Verhinderung eines potentiellen Konflikts mit der
Menschenwürde
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IV. Kompetenzen
1. Maastricht:
–
Das „Kompetenzkrakenargument“
•
Demokratieprinzip
•
Kompetenz-Kompetenz
•
„Entleerung der Staatlichkeit“
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–
Die Antwort des
Bundesverfassungsgerichts
•
Demokratie hindert nicht an
Mitgliedschaft in supranationaler
Organisation
•
zentrale Legitimation durch Parlamente
•
Derzeit verbleiben aber noch ausreichend
Zuständigkeiten beim Bundestag
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2. Lissabon
[Hintergrund: Scheitern des Verfassungsvertrags,
äußerst problematische politische Situation]
–
–
–
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EU entspricht demokratischen Grundsätzen, weil
sie gerade nicht staatsanalog aufgebaut ist
Demokratische Legitimationssubjekt nicht
ausgetauscht
EU bleibt als Staatenverbund Werk souveräner
Staaten, deshalb ist es nicht nötig das europäische
Institutionensystem demokratisch in einer
staatsanalogen Weise auszugestalten
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–
Prüfungsumfang des
Bundesverfassungsgerichts
•
ultra-vires Kontrolle
–
•
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in Maastricht noch ausbrechender Rechtsakt genannt
Verfassungsidentität
–
Arg: Art. 38 I GG  Art. 20 I GG  Art. 79 GG
–
Bereiche: Justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen, und
Zivilsachen, Außenwirtschaftsbeziehungen, Gemeinsamen
Verteidigung, in sozialen Belangen
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3. Mangoldt (EuGH) & Honeywell
-
Altersteilzeitbefristungsgesetz § 14 Abs. 3 TzbfG nicht
anwendbar, da sie gegen die Altersteilzeitrichtlinie in
Vorwirkung sowie den Grundsatz des Verbots der
Altersdiskriminierung verstößt
-
Fraglich ob hier ein ausbrechender Rechtsakt vorliegt
-
Erhebliches Echo in der Literatur
-
EuGH rudert in der Palacios Entscheidung zurück
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„Dem Gerichtshof ist auch die Rechtsfortbildung im
-
Wege methodisch gebundener Rechtsprechung nicht
verwehrt.“ Rn. 62
-
Zurückhaltende Ausübung des ultra-vires Grundsatzes
um „supranationales Integrationsprinzip“ nicht zu
beschädigen Rn. 66
-
Unionseigene Methoden
-
Fehlertoleranz
-
nur bei spezifisicher Verletzung der
Kompetenzgrenzen: hinreichend qualifizierter
Verstoß
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Dies bedeutet, dass das kompetenzwidrige
Handeln der Unionsgewalt offensichtlich ist
und der angegriffene Akt im Kompetenzgefüge
zwischen Mitgliedstaaten und Union im
Hinblick auf das Prinzip der begrenzten
Einzelermächtigung und die rechtsstaatliche
Gesetzesbindung erheblich ins Gewicht fällt
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Synthese:
Fruchtbarer Grundrechtsdialog
Mittlerweile ausgeprägter Grundrechtsschutz
Wie steht es um die Ausübung der Kompetenzen?
Hierzu nächste Stunde
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