Transcript Mäeutik
Mäeutik in der Demenzbetreuung: Intuition und Gefühle als Quelle von Verstehen Dr. Cora van der Kooij, Dernbach, den 6. November 2013 Roter Faden dieses Vortrags: 1. Mäeutik 2. Demenz, Phasen von Erleben und Verhaltensmuster 3. Integrierte erlebensorientierte Pflege 4. Kontakt und Suchend Reagieren 5. Kommunikation und Bewohnerbesprechung 1. Mäeutik: meine Geschichte • Vor dreißig Jahre war ich auf der Suche nach Informationen, Methoden und Didaktik für Pflegende und Betreuer • Angefangen habe ich 1983/84 mit der Implementierung von Realitäts Orientierung, einer Methode von Gedächtnistraining in Kombination mit Sinnesaktivierung Fragen, die wir uns stellten: – Wie erreichen wir Gleichwert? – Was ist Wirklichkeit? – Wie erreichen wir die innere Wirklichkeit der von Demenz betroffenen Menschen? – Wie lernen Pflegende? MÄEUTIK ist + Hebammenkunst: Socrates Dialogisches Lernen: Paulo Freire, 1921/1997 Geburtshilfe für Pflegetalent und Pflegewissen Roter Faden dieses Vortrags: 1. Mäeutik 2. Demenz, Phasen von Erleben und Verhaltensmuster 3. Integrierte erlebensorientierte Pflege 4. Kontakt und Suchend Reagieren 5. Kommunikation und Bewohnerbesoprechung Hintergründe des Verhaltens von an Demenz erkrankten Menschen: • Krankheit: primär und sekundär reagieren • Verarbeiten der Krankheit: Bewältigung (Copingstrategieen) • Persönlichkeit, Lebensgeschichte, Alter • Umfeld • Welche Demenz und welcher Gehirnschaden Wenn die Demenz fortschreitet • • • • Zunahme der Passivität Zunahme der Agitation Zunahme des Egozentrismus Persönlichkeit verändert sich nicht wesentlich, aber Charakterzüge werden stärker und schärfer oder flachen gerade ab • Zielbewusstsein verschwindet • Lebensgeschichte ist wie ein durcheinander geratener Roman mit fehlenden Seiten oder Kapiteln Noch einmal: Fragen, die wir uns stellten: – Wie erreichen wir Gleichwert? – Was ist Wirklichkeit? – Wie erreichen wir die innere Wirklichkeit der von Demenz betroffenen Menschen? Entdeckungen während des Projektes mit ROT (1983-85): Ich (Betreuer) Gegenüber (von Demenz betroffen) Wissen Wissen Können Können Fühlen Fühlen Das bedrohte Ich-Erleben Herangehensweise (Hauptpunkte) • Beachtung und Respekt, Verstärkung der Identität • Struktur, überschaubare Welt schaffen • Sinnvolle Aktivitäten anbieten,die Energie brauchen • Unbemerkt Handlungen übernehmen • Sicherheit und Autorität ausstrahlen • Gefühle benennen, nur wenn Vertrautheit besteht © Cora van der Kooij Das verwirrte Ich-Erleben Herangehensweise (Hauptpunkte) • Gefühlsmäßiges Verständnis • Passive Aktivitäten • Aktive Zusammengehörigkeit • Wärme, Humor • Struktur, Halt © Dr. Cora van der Kooij Das ‘verborgene’ Ich-Erleben Herangehensweise (Hauptpunkte) • Initiative zu Kontakt • Einladende Nähe • Passive Gemeinsamkeit © Dr. Cora van der Kooij Das ‘versunkene’ Ich-Erleben Hauptpunkte der Herangehensweise im “Versunkenen Ich-Erleben” • Sinnesstimulation (basale Stimulation) • Körperliche Nähe, Massage • Warme, liebevolle Umgebung © Cora van der Kooij Roter Faden dieses Vortrags: 1. Mäeutik 2. Demenz, Phasen von Erleben und Verhaltensmuster 3. Integrierte erlebensorientierte Pflege 4. Kontakt und Suchend Reagieren 5. Kommunikation und Bewohnerbesoprechung Realismus und die Revolution in der Demenzbetreuung: • • • • • • • • Realitätsorientierung Validation Sinnenaktivierung Basale Stimulation Snoezeln Reminiszenz Kinästhetik …… erlebensorientierte Herangehensweise Was ist Intuition? INTUITION = Integrierte Erfahrung oder Unbewusste Kompetenz So schnell wahrnehmen,fühlen,denken und reagieren, dass es nicht bewusst registriert wird (Patricia Benner, ‘From Novice to Expert’) Integrierte erlebensorientierte Pflege Sichtweise der Mäeutik • Nur die Situation und die Beziehung lehren uns, was und wie und wann • Alle Herangehensweisen und Methoden sind eine Hilfe, eine Bereicherung unserer Möglichkeiten • Aber: Man fragt sich nachher nicht: ‘Habe ich die Methode richtig angewandt’, sondern: • Habe ich wirklich Kontakt erreicht? Wie habe ich das getan? Roter Faden dieses Vortrags: 1. Mäeutik 2. Demenz, Phasen von Erleben und Verhaltensmuster 3. Integrierte erlebensorientierte Pflege 4. Kontakt und Suchend Reagieren 5. Kommunikation und Bewohnerbesoprechung Was ist Kontakt? Was ist Kontakt? Kontakt • Was es ist • Wie man es erfährt • Was man braucht • Zeitaufwand • Begabung SUCHEND REAGIEREN Mitmachen, Validieren Appell Anreiz (ressourcenorientiert) Prothese (bedürfnisorientiert) Gegensteuern, Überlegenheit zeigen ‘Mitgehen’: • Tun als ob, mitmachen • Explorieren, aktiv zuhören, Gefühle benennen • Herausfinden, welche Lebensthemen sich zeigen und diese validieren Wahrheit und Lüge Der Wahrheit liegen keine faktischen Übereinstimmungen, Abkommen, Vereinbarungen mehr zugrunde, sondern gefühlsmäßige Assoziationen und das Bedürfnis gekannt und geborgen zu sein. Wenn man die Gefühle erreicht und benennt, lügt oder täuscht man nicht. Gegengewicht: • Gegengewicht zeigt man, wenn der Bewohner sich in seinem Verhalten isoliert und man ihn ‘verliert’. • Gegengewicht braucht der Bewohner manchmal, damit er sich sicher fühlt. Einige Beispiele von Suchend Reagieren Mäeutik in der Pflege und Betreuung: 1. Kontakt herstellen 2. Bewusst werden von Kontakt 3. Worte finden, wie man es hergestellt hat 4. Beziehung hegen (Individuell) 5. Kommunizieren und Pflegeprozess Roter Faden dieses Vortrags: 1. Mäeutik 2. Demenz, Phasen von Erleben und Verhaltensmuster 3. Integrierte erlebensorientierte Pflege 4. Kontakt und Suchend Reagieren 5. Kommunikation und Bewohnerbesprechung Bewohnerbesprechung nach dem mäeutischen Modell: • Narrativ (auch die Lebensgeschichte) • Strukturiert (Charakteristik und Pflegekarte) • Gefühls- und Bedürfnisorientiert • Ergebnis: Umgangsempfehlungen und Alltagsgestaltung für den Bewohner Demenzbetreuung ist eine Kunst: • "It is like conducting an emotional orchestra requiring the conductor to be sensitive to the nuance, timing and interplay of the components of the patients inner world" (Sadavoye, 1991). Danke für Ihre Aufmerksamkeit! www.imoz.de www.imoz.at www.akademiefuermaeeutik.eu