Warum die Zwei-Naturen

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Transcript Warum die Zwei-Naturen

Seminarplan
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Film und Diskussion
Biblische Impulse zu Person und Werk
Die Frage nach dem historischen Jesus
Das Persongeheimnis Jesu (Christologie)
Die Frage nach seinem Werk (Soteriologie)
Klausur
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Diskussion zu Graphiken von Jesus
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Drei Infragestellungen
dogmatischer Christologie
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Statt Dogma „direkte“ Annäherung an den „historischen“
Jesus von Nazareth
‚spirituelle’ Kreise: Jesus als Lehrer einer höheren Moral.
Altkirchliche Christologie entmythologisieren (Bultmann)
Unglückliche Frage nach den
„Naturen“ und der „Person“ Jesu
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Vorbemerkungen
Jesus war anders: göttlicher Ursprung
Jesus ist einer von uns: unser Bruder
Wer ist Jesus? Frage nach dem Geheimnis seiner
Person
Wahrer Gott?
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Jesus ist „wahrer Gott“ – aber: ‚Gott in Jesus’ derselbe
wie der ‚Gott’ Israels? Vorentscheidungen aus der
Trinitätslehre
Homoousios stellt sicher, dass es sich in Jesus Christus
wesenhaft um Gott selber handelt, d.h. um seine
Anwesenheit
im Wort und in den Sakramenten;
in Verfolgung, Leiden und Martyrium;
im persönlichen Gebet und der mystischen Versenkung;
in der Gesamtperspektive unseres Lebens.
Wahrer Mensch?
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Jesus ist „Wahrer Mensch“– Wie kann Gott in einem
Menschen anwesend sein? Apollinaris von Laodicea
Apollinaris, Bischof von Laodicea: Jesus muss mehr und
etwas anderes gewesen sein als ein von Gott inspirierter
Prophet.
Der menschliche Verstand/Geist (nous) Jesu wird durch
den Logos ersetzt.
Wahrer Gott und wahrer Mensch?
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Was vom Logos nicht angenommen wurde, kann auch
nicht gerettet werden! (Gregor von Nazianz)
Die ganze Gottheit muss ganz beim Menschen sein. Die
Mensch-Werdung (Inkarnation) ist nur insofern
interessant, als damit die Menschen in ‚all ihren
Bestandteilen’ (Fleisch, Leib und Seele) angenommen
werden.
Wahrer Gott und wahrer Mensch?
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Göttliches und Menschliches „in eins“ – Die
„Alexandriner“
Lehre: Durch die Geburt Jesus aus Maria entsteht eine
‚Mischung’ entstehe, in der das Göttliche das
Menschliche durchdringt. Die unterschiedlichen Naturen
verbinden sich gewissermaßen zur Einheit.
Hauptvertreter: Cyrill von Alexandria († 444)
Leitendes Interesse: Erlösung des Menschen
Wahrer Gott und wahrer Mensch?
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Göttliches und Menschliches muss man
auseinanderhalten – Die Antiochener
Hauptvertreter: Diodor von Tarsus († vor 395), Theodor
von Mopsuestia († 429), später Nestorius († nach 439).
Leitendes Interesse: Exegetisches Verstehensproblem
Wahrer Gott und wahrer Mensch?
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Lehre: Der Mensch Jesus (mit Leib, Seele und Geist)
durchlief in freiem Willen einen Weg zur Einheit mit
Gottes Logos.
Die Bindung beider wird fortschreitend enger und führt
nach Jesu Tod zur vollen Einheit des Wirkens, der
Macht, der Ehre und der Anbetung.
In gleichgerichtetem Wirken verbinden sich beide zu
einer „Rolle“ (griech.: prosopon), also zu einer „Person“.
„Zwei-Naturen-Lehre“
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Der „christologische Streit“ und die sog.
Zweinaturenlehre von Chalcedon
Nestorius von Konstantinopel: Maria schenkt nicht einem
Gott die Geburt, sondern Christus (Christusgebärerin).
Gegenposition: Cyrill von Alexandrien Um unseres
Heils willen müsse Maria Gottesmutter und Gebärerin
Gottes genannt werden
„Zwei-Naturen-Lehre“
Alexandriener
„vermischt“
Antiochener
„getrennt“
Konzil von Chalcedon (451)
„In der Nachfolge der heiligen Väter also lehren wir alle übereinstimmend,
unseren Herrn Jesus Christus als ein und denselben Sohn zu bekennen:
derselbe ist vollkommen in der Gottheit und derselbe ist vollkommen in der
Menschheit; derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch
aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe ist der Gottheit nach dem
Vater wesensgleich („homoousios“) und der Menschheit nach uns
wesensgleich („homoousios“), in allem uns gleich außer der Sünde (vgl.
Hebräer 4,15); derselbe wurde einerseits der Gottheit nach vor den Zeiten
aus dem Vater gezeugt, andererseits geboren der Menschheit nach in den
letzten Tagen unseretwegen und unseres Heiles willen aus Maria, der
Jungfrau (und) der Gottesgebärerin geboren; ein und derselbe ist Christus,
der einziggeborene Sohn und Herr, der in zwei Naturen unvermischt,
unverwandelt, ungetrennt und unzerteilt erkannt wird, wobei nirgends
wegen der Einung der Unterschied der Naturen aufgehoben ist, vielmehr
die Eigentümlichkeit jeder der beiden Naturen gewahrt bleibt und sich zu
einer Person („prosopon“) und zu einer Hypostase („hypostansin“) vereinigt;
der einziggeborene Sohn, Gott, das Wort, der Herr Jesus Christus, ist nicht
in zwei Personen geteilt oder getrennt, sondern ist ein und derselbe, wie es
früher die Propheten über ihn und Jesus Christus selbst es uns gelehrt, und
das Bekenntnis der Väter uns überliefert hat.“
Konzil von Chalcedon (451)
Zusammengefasst:
• ein Christus, der vollkommener Gott und Mensch sei,
muss gedacht werden als einer in zwei Naturen. Diese
beiden Naturen seien in einer Person, bzw. Hypostase,
vereint, und zwar:
• unvermischt und unverwandelt (gegen Eutyches ~
Alexandria);
• ungetrennt und unzerteilt (gegen Nestorius ~ Antiochia).
Versuche, zu verstehen…
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keine inhaltliche Lösung der christologischen Frage
herbeigeführt
Abgewiesen alle jene naheliegenden Vereinfachungen,
Rationalisierungen der Gestalt Jesu
Keine Antwort auf das Wie der Inkarnation
„Das Chalcedonense ist eine sachliche, alle Denkformen
sprengende, lebendige Aussage des Christus. In klarste,
aber paradoxe Lebendigkeiten ist alles hineingezogen.“
Versuche, zu verstehen…
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Jesus Christus ist begrifflich auf keine Weise ableitbar
Der offene, unabgeschlossene Bibelkanon stellt den von
den vier Verneinungen des christologischen Dogmas
umkreisten Freiraum Jesu Christi dar. Und in diesem
Raum ist über das Christusbekenntnis weiter
nachzudenken.
Versuche, zu verstehen…
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über den zentralen Begriff der beiden Naturen (physis)„in
Jesus Christus“ nachdenken…
die Formulierung von der „einen Person“ und den „zwei
Naturen“ ist für die griechische Philosophie
einigermaßen absurd, schon deshalb, weil die Person für
hellenistisches Denken immer nur an einer Natur
partizipieren kann (gegen Harnack)
Versuche, zu verstehen…
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Jesus hat ein menschliches Bewusstsein mit Fragen, der
Möglichkeit von Wachstum und Reifung, aber nur, weil
er mit dem Vater eins ist.
In der Einheit sind Gottheit und Menschheit real
beieinander (ungetrennt), aber nur so, dass beide dabei
in voller Eigenart (unvermischt) hervortreten, weil Gott
dann wahrer Gott ist, wenn er beim Menschen ist, und
der Mensch dann wahrer Mensch, wenn er bei Gott ist.
Versuche, zu verstehen…
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Je eindeutiger Jesus göttlich ist, desto eindeutiger ist er
Mensch. Je klarer ich in Jesus Gott selber erkenne,
desto klarer erkenne ich ihn als wesenhaften Menschen.
Der Proportionalitätsgedanke reflektiert im Kern die
innere Beziehung zwischen Gott und Mensch, die post
lapsum nicht als Einheit, sondern als Trennung erfahren
und gedacht wird: entweder Gott oder Mensch; je mehr
Mensch, desto weniger Gott (und umgekehrt). In Jesus
Christus ist diese Trennung überwunden, diese
Antiproportionalität.
Warum die Zwei-Naturen-Lehre als
‚Regulativ’ bleibend wichtig ist
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sich denkerisch mit der Person Jesu zu befassen muss
nicht per se ein Übel sein
was im Dogma begrifflich geklärt ist, muss immer wieder
neu aus der biblischen Vielfalt heraus erklärt werden
in Zeiten vielfältiger Rede von Jesus Christus ist es gut,
Orientierungsinstru-mente an die Hand zu bekommen.
Warum die Zwei-Naturen-Lehre als
‚Regulativ’ bleibend wichtig ist
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Dogmen sind wie Werkzeuge: Sie regulieren und prüfen,
ersetzen aber nicht das, was sie regulieren, nämlich den
Inhalt der biblischen und nachbiblischen Fülle an
verkündigender, lehrender Sprache und Metaphorik. Und
regulativ bringt das Chalcedonense in unübertroffener
Klarheit das ‚wahre Menschsein’ Jesu zum Ausdruck.
Warum die Zwei-Naturen-Lehre als
‚Regulativ’ bleibend wichtig ist
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Durch bewusst paradoxe Dogmen-Formulierungen wird
deutlich, dass spekulatives Denken vor Gott keine Hilfe
darstellt, sondern eher in die Irre führt. Es bleibt da
immer ein Überschuss, der mit dem Verstand nicht
einholbar ist.