Transcript Powerpoint

Ernährung des Frühgeborenen –
was ist für den Gynäkologen relevant
Doz.Dr. Nadja Haiden
Nekrotisierende Enterokolitis
Nekrotisierende Enterkolitis

akute hämorrhagische, nekrotisierende
Entzündung




Pneumatosis intestinalis
Blutige Stühle
Häufig terminalen Ileum und proximalen Colon
in ausgeprägten Fällen Befall vom Magen bis zum
Rectum

Mehrere Schweregrade- bis hin zur Perforation

Inzidenz: 4-9%

Mortalität unter 1500g : 10-50%

Mortalität unter 1000g: 40-100%
Nekrotisierende Enterokolitis
NEC- Ursachen/Risikofaktoren
Unreife des Darms
• Motilität und Verdauung
• Circulation
• Barrierefunktion
• Lokale Immunabwehr
Hypoxie
Abnorme bakterielle
Kolonialisierung
Ernährung mit
industriell
gefertigter Nahrung
Muttermilch – ein Medikament
Einzige wissenschaftlich nachgewiesene NEC- Prävention

Mulitcenterstudie an 926 Frühgeborenen


6-fach (bis 10fach) niedrigeres Risiko bei MM Fütterung
2-fach niedrigeres Risiko bei teilweiser MM Fütterung

MM gefütterte Kinder weniger Infektion (Kangarooing)
Lucas A; Lancet 1990; 336(8730): p. 1519-23
Muttermilch- ein Medikament
Muttermilch
(n=123)
Formula (n=89)
p- Wert
Infektionen
gesamt
36 (29.3%)
42 (47.2%)
0.01
Sepsis und
/oder
Meningitis
24 (19.5%)
29 (32.6%)
0.04
Hylander MA; Pediatrics1998;102(3):E38




Weniger Septitiden, Menigitiden, Harnwegsinfekts
Höheren IQ
Bessere visuelle Entwicklung und verminderte ROP-Inzidenz
Weniger oxidativen Stress
CPQCC Toolkit Rev. 2008
Vorteile MuttermilchGeschwindigkeit enteraler Nahrungsaufbau
Nahrung
Anzahl der Tage bis rein oral
ernährt
Muttermilch
20
Anfangsnahrung
45
Frühgeborenennahrung
48
Lucas A; Lancet 1990 336(8730): p. 1519-23





Raschere Magenentleerung
Protein besser verdaulich
Wachstumsfaktoren (EGF…)
Rascherer Nahrungsaufbau
Kürzere Verweildauer von i.v. Zugängen
Inhaltsstoffe


Proteine:
 Immunologische Faktoren:
IgA, IgG,IgM,Lactoferin, Lysozym,Nucleotide, Cytokine,
Makrophagen,T-Lymphozyten, Neutrophile
 Hormone und Wachstumsfaktoren
Hypophysenhormone, Leptin, EGF, IGF 1+2, TGF, NGF,
Steroide, Schilddrüsenhormon
Lipide:
LCPUFA, Cholesterin, AA,DHA

Kohlenhydrate:
Oligosacharide, Lactose, Mucine

Bifidusbakterien
Probleme - Muttermilch

Muttermilch ist für reif geborene Säuglinge konzipiert

Muttermilchsupplemente bieten zusätzliche Nährstoffe an

Anlegen/stillen versus anreichern?
AAP Bedarf
enteral
Wachstum/kg
140ml/kg
Muttermilch
140ml/kg
Muttermilch+
FM 85/5%
140ml/kg
Muttermilch+
FMS/4.2%
Energie Kcal
110-130
91- 95.2
119
116.2
Protein in g
3.2-4
1.96-2.1
3.5
3.22
Muttermilchsupplement aus
Frauenmilch
Sullivan-s; J Pediatr Dec 2009
CMV und Muttermilch

CMV Herpesvirus- kann reaktiviert werden

Relevant für Frühgeburten unter der 32.SSW

Spenderstatus: Mutter IgG/IgM pos?

Mutter CMV positiv/Spenderstatus unklar
- Muttermilch /Kolostrum für 12-24h bei - 20°C eingefroren
und danach verfüttert (Viruslast-95-99%)
bis 32+0 Gestationswoche
- oder pasteurisieren

Mutter CMV negativ
Muttermilch/Kolostrum frisch verfüttern
Österreichische ErnährungskommissionMonatsschrift Kinderheilkunde 2009; 157:795-797
Einfluss von Tieffrieren und
Pasteurisieren auf Muttermilch
Frieren-20 Grad
62.5 Grad für 30
Minuten
IGA
Kein Einfluss
- 49%
Lactoferrin
Kein Einfluss
- 78%
Lysozym
Kein Einfluss
Kein Einfluss
C3 Komplement
Kein Einfluss
Kein Einfluss
Bifidus
Kein Einfluss
-100%
CMV
- 90-99%
-100%
Wight N. Human milk in the NICU;2008
Vergleich eigene Muttermilchgepoolte Spendermilch
Eigene
Mutter
Gepoolte
FM
p-Wert
Tage bis Geburtsgewicht
wieder erreicht wird
11.5
17.2
<0.0001
Tage von Geburtsgewicht
bis 1800g
32
44
<0.0001
Wachstum (g/d)
16
12
<0.0001
Wachstum KU
(cm/Woche)
0.77
0.74
0.8
Längenzunahme
(cm/Woche)
0.77
0.76
0.5
Wight N. Human milk in the NICU;2008
Probleme Spendermilch

Geringere Gewichtszunahme

Stärker durch Zugabe von Supplement verändert

geringere antiinfektive Effekte durch
pasteurisieren

Sicherheit (Infektionen, Kontamination..)

Weniger positive Kurzzeiteffekte bezüglich NEC,
ROP, Aufenthaltsdauer
SchanlerRJ;Pediatrics2005;116(2) 400-6
Häufige ArgumenteMuttermilch generell

„ Das Kind ist so klein und unreif- wird ja
sowieso nicht überleben- warum die
Mutter mit abpumpen belasten?
Wenn das Kind dann stirbt hat sie auch
noch Milch…..
Perinatale Mortalität 24.-26. SSW
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Mutterrolle und
„Mutterschaftskonstellation“
Charakteristische Fragen/Aufgaben:

Überleben und Wachstum des Kindes
gewährleisten

Primäre Bezogenheit- Aufbau einer
guten Beziehung zum Kind

Aufbau eines Unterstützungssystems
um ersten beiden zu gewährleisten
Stern, 1998
Mutterrolle und
„Mutterschaftskonstellation“

Kann keine Mutterrolle aufgebaut werden,
kann man das Kind im Falle eines Todes
auch nicht loslassen
Häufige ArgumenteAbpumpen

Die paar Tropferl die die Mutter
zusammenbringt- was soll den das schon
bringen????
Vergleich MM
Kolostrum/Frühgeboren/Reifgeboren

Muttermilch von Müttern Frühgeborener ist noch reicher an
Inhaltsstoffen

Kolostrum ist besonders wichtig

Muttermilch in den ersten 3 LW. nach der Reihe verfüttern
Component
(unit/L)
Preterm
Transitorial
-10 days
Preterm Mature
22-30 days
Term Mature
≥30 days
Total protein
19 ± 0.5
15 ± 1
12 ± 1.5
IgA (mg/g protein)
92 ± 63
64 ± 70
83 ± 25
Fat (g)
34 ± 6
36 ± 7
34 ± 4
Carbohydrate (g)
63 ± 5
67 ± 4
67 ± 5
Energy (kcal)
660 ± 60
690 ± 50
640 ± 80
Ca (mmol)
8.0 ± 1.8
7.2 ± 1.3
6.5 ± 1-5
Häufige ArgumenteAbpumpen

Die Mutter ist nach Sectio- muss sich
ausrasten- kann unmöglich schon jetzt zu
pumpen anfangen …..

Die Mutter ist so belastet und muss in der
Nacht schlafen – sie bekommt jetzt mal
ein Schlafmittel….
Etablierung einer Laktation

Prolaktinrezeptoren müssen in den ersten
12- 24h nach Geburt besetzt werden

Pumpbeginn daher so früh wie möglich
aber unbedingt in den ersten 12 Stunden

Frequenz bis etablierte Lakatation :


Alle 3 Stunden – Nachtpause von max. 6
Stunden
Gesamt 8-12x/Tag
www.bfmed.org
http://www.who.int/reproductive-health/publications/mnp/mnp.pdf
Zusammenfassung

Muttermilch ist für Frühgeborene ein lebenswichtiges
Medikament (speziell Kolostrum)

Inzidenz von NEC und Infektionen ist unter
Muttermilchfütterung deutlich geringer

CMV Status erheben

Unterstützung der Mutter bei der Etablierung der Laktation
 Frühes Pumpen
 Häufiges Pumpen

Kein „prophylaktisches Abstillen“ um Mutter vor
psychischem Trauma zu bewahren
Danke für Ihre Aufmerksamkeit