Studientag 2013- Perlen des Glaubens

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Transcript Studientag 2013- Perlen des Glaubens

Perlen des Glaubens
Was glaubst denn du?
© Dr. Stefan Schlager
Theol. EB Linz
Bernhard von Clairvaux
an Papst Eugen III.
Ja, wer mit sich schlecht umgeht, wem kann
der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich
Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer, ich
sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu es
immer wieder einmal. Sei wie für alle
anderen auch für Dich selbst da, ...
Sich sich selbst gönnen und für sich da zu sein …
Perlen des Glaubens
• ... schaffen ein schönen Rahmen dafür
• Perlen des Glaubens sind wie erfrischende
Ruheplätze zum Aufatmen und Auftanken
• und zugleich Ermutigung zur Spurensuche,
Ermutigung, sich selbst auf die Suche zu
begeben. Das, wovon ich gekostet habe,
möchte weiter verkostet werden …
• So gesehen: Einladung, das, worum es im
Leben wie auch im Glauben geht, neu zu „begreifen“, neu zu „verkosten“.
Perlen des Glaubens
• Voraussetzung dafür: Offenheit und Neugierde 
Tomáš Halík: „Man muss offen bleiben, denn nur zu
Menschen, die offen sind, kann das Reich Gottes
kommen“. (vgl. Bilderverbot)
• Wer sich nicht auf die eigenen Suche macht oder
sich mit „Vorformulierten“, „Vorgekochtem“ oder
„Aufgewärmten“ begnügt, dem wird die Erfahrung
abgehen bzw. abhanden kommen, wie „nahrhaft“
und kräftigend das Christentum bzw. der Weg in den
Spuren Jesu ist.
• Perlen: Ermutigung zum Fragen, Ermutigung neu
hinzuschauen, Ermutigung, neu zu entdecken …
Die meisten lernen es nie, wissen nicht einmal, dass
man überhaupt fragen kann. Antworten umstellen ihr
Leben, aber nicht Antworten auf eigenen Fragen,
sondern Scheinantworten, die den eigenen Fragen
zuvorkommen, damit sie nur ja nicht gefragt werden.
Willst du fragen lernen, schnür die amtlich verpackten
Bündel auf. Stürz den Inhalt der geordneten Kisten um
und erprobe selbst, womit du leben kannst. Wag dich
auch an die schweren Pakete mit den Etiketten „Gott“,
„Erlösung“, „Gebet“ heran. Lass dich nicht irritieren
durch die Warnung, es würde dir wie mit der Uhr
ergehen, die du, auseinandergenommen, nicht wieder
zusammenfügen kannst.
Vertrau auf dich und wage zu fragen. Das führt dich ins
Weite. …
(Hubertus Halbfas)
Vor jeder „Evangelisierung“
Selbstevangelisierung:
„Jede Generation muss sich ihre tiefsten
Überzeugungen neu und ganz persönlich
aneignen. … Jede Generation muss sich neu und
unmittelbar von Gott herleiten und sein Geheimnis
für sich selbst entdecken. Doch wir neigen dazu,
uns mit den Hausaufgaben, die andere gemacht
haben, zufrieden zu geben. … Auf diese Weise
wird Religion … zur bloßen Erinnerung an etwas,
das einmal ein spannendes Abenteuer gewesen
sein muss. (R. Rohr)
„Wäre Gott in banaler Weise gleich
‚zur Hand’, dann würde sich jede
Leidenschaft im Glauben erübrigen“.
T. Halík
Einladung:
Sich auf die Suche machen
„Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann,
der gute Perlen suchte, und als er eine
kostbare Perle fand, ging er hin und
verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
(Mt 13,45-46)
Grundintention der
Perlen
• Die zwölf Tore sind zwölf Perlen; jedes der
Tore besteht aus einer einzigen Perle.
(Offb 21,21)
• Jede Perle eröffnet symbolisch einen
Zugang zum Innersten des Heiligen, zum
„Licht und der Herrlichkeit Gottes“.
Die Perlen des Glaubens
Grundinformationen
Perlen des Glaubens
• kreiert von Bischof Martin Lönnebo (1996)
• Anregung, den christlichen Glauben neu zu
„begreifen“ bzw. zu entdecken und zu verstehen
 Katechismus für die Hände
• 18 Perlen  Sinnbild für den Lebensweg Jesu
sowie für den eigenen Lebensweg
• Jede hat ihre eigene Bedeutung: steht für eine
Lebensfrage, einen Gedanken, ein Gebet
• Anregung für eigene Sprachfähigkeit und für
Spiritualität im Alltag
Das Besondere
• Indem man die Perlen in die Hand nimmt,
kommt man auch den Inhalten näher.
• Mit dem Perlenband wird das eigene Reden
über Gott, über Jesus und den Glauben bzw.
das ChristIn-Sein angeregt (ohne dass es ein
„falsch“ und ein „richtig“ gibt).
• Jede und jeder kann sich in eigenen Worten in
seine Sprache über den Glauben einüben.
Die 18
Perlen
„Wer kann schon einem Fragenden fassbar
in einiger Kürze sagen, was das eigentlich
ist: ‚Christ-sein‘? Wer kann verständlich dem
anderen verdeutlichen, warum er glaubt …?“
(Josef Ratzinger,
Einführung ins Christentum)
… eigene Gedanken …
„… ich weiß oh Gott,
dass ich mir abhanden kommen,
wenn ich dich nicht suche.“
(Bernhard Meuser)
„Gott ist das,
was dir fehlt,
wenn du alles hast.
Und das,
was du hast,
wenn dir alles fehlt.“
(Spruch eines unbekannten Mönches)
Ich-Perle
Gloria Dei homo est
Irenäus von Lyon
Taufperle
„Die Kirche hat Menschen
aufzurichten
und nicht klein zu halten.
Wir brauchen Menschen
mit Rückgrat und Widerstandskraft,
Menschen mit Würde.“
(Margot Käßmann)
Wüstenperle – Sand im Getriebe  Zweifel
• Der Zweifel ist der „Zwillingsbruder“ des
Glaubens (Thomas, genannt Didymus;
Mutter Theresa, Theresa von Lisieux)
• Auf der Suche bleiben, Fragen stellen im
Geist eines/einer Suchenden (vergleichbar
mit Geist der Armut: sich nicht einordnen
unter die Satten, Sicheren und
Selbstsicheren …).
• „Man muss offen bleiben, den nur zu den
Menschen die offen sind, kann das Reich
Gottes kommen.“ (T. Halík).
Geborgenheit im Letzten gibt
Gelassenheit im Vorletzten.
(Romano Guardini)
Vgl. 1. Seligpreisung: „Haben“
Worum es primär geht, ist das Tun:
„Gewiss, alle Glaubensbekenntnisse der
Christenheit – die alten wie die neuen – in
Ehren, wichtiger aber für das Christsein ist
etwas anderes. Nirgendwo hat Jesus
gesagt: ‚Spreche mir nach!’, vielmehr sagte
er: ‚Folge mir nach!’ Das heißt: Keinem
seiner Jünger oder Jüngerinnen hat Jesus
zuerst ein Glaubensbekenntnis abverlangt,
vielmehr hat er sie in die ganz und gar
praktische Nachfolge berufen.“
(Hans Küng)
… das habt ihr mir getan
Die drei wichtigsten Fragen
(3 Geheimnisperlen)
Laut Sterbeforschern sind es drei Fragen, die sich die Menschen an
ihrem Lebensende stellen – Fragen, die zeigen, worum es im Leben
geht, worauf man achten, was man kultivieren soll – jetzt schon:
• Habe ich genug Liebe gegeben und habe ich
genug Liebe erhalten?
• Habe ich authentisch gelebt: Habe ich mein
Leben mit meiner Musik bespielt, mit meiner
Stimme gesprochen?
• Habe ich die Welt ein bisschen besser gemacht?
„Das Kreuz Jesu, dieses blutige Siegel auf
ein entsprechend gelebtes Leben, wird …
ein Aufruf … zu einem … Leben für
andere… Gemeint ist … das tapfere
Leben im Alltag ohne Angst, auch
angesichts tödlicher Risiken.“
(Hans Küng)
zurück
Auferweckung des Leibes
„Auferweckung des Leibes heißt, dass von all dem
Gott nichts verloren gegangen ist, weil er den
Menschen liebt. Alle Tränen hat er gesammelt, und
kein Lächeln ist ihm weggehuscht.
Auferweckung des Leibes heißt, dass der Mensch
bei Gott nicht nur seinen letzten Augenblick wieder
findet, sondern seine Geschichte.“
(Wilhelm Breuning)
•Religion = Unterbrechung (J. B. Metz) –
der Pressung des Alltags,
Unterbrechung von Zwängen und
eingefahrenen Denkmustern …
•Unterbrechung öffnet auf das, was
Leben gelingen lässt, Unterbrechung
erinnert uns an „Lebensnotwendiges“
Seminarüberblick
• Auf den Spuren des Nazareners:
Das Leben Jesu und seine Botschaft vom
Reich Gottes mit den Perlen entdecken
• Ideenbörse
• Die Perlen als „Charakteristika“ christlicher
Identität
• Über den Glauben sprechen heute?
II. Auf den Spuren des
Nazareners
Ich lehre euch den Freund, in
dem die Welt fertig dasteht,
eine Schale des Guten, - den
schaffenden Freund, der
immer eine fertige Welt zu
verschenken hat.
aus: Friedrich Nietzsche,
Also sprach Zarathustra, Von der Nächstenliebe
Für wen halten
mich die Leute?
Jesus von Nazaret
• Wer ist Jesus für mich?
• Welches seiner Worte bzw. Handlungen
spricht mich besonders an, welches nicht?
• In welchen Perlen bzw. in welcher Perle
finde ich die Botschaft, die Bedeutung, die
Person Jesu Christi besonders gut
ausgeprägt?
Reich-Gottes
Zentraler Inhalt – mit Hilfe der Perlen die Reich-Gottes-Vorstellung
Jesu konkretisieren und ins Heute zu übersetzen
„gotten“
im Kleinen/im Verborgenen
Die große Bestätigung
Opferperspektive
(so zu leben, als gelten die Regeln
des Gottesreiches schon …) -
macht groß, zu
„Königen“, lässt das
überwinden, was klein
macht (Zachäus)
Vater unser:
Bitten 1-3
Autobasileia: konkrete
Gestalt des Gottesreiches…
Österliche Erkenntnis:
Jesus ist Christus, der Sohn Gottes
• Karfreitag als große Infragstellung und Krise
• Von Ostern her wird klar: In Jesu ganzem
Leben, in seinem ganzen Verkündigen,
Verhalten und Geschick, hat … Gottes Wort und
Wille Fleisch, eine menschliche Gestalt
angenommen: Jesus hat in seinem ganzen
Reden, Tun und Leiden, hat in seiner ganzen
Person Gottes Wort und Willen verkündet,
manifestiert, geoffenbart“. (H. Küng)
• Röm 1,4: Jesus ist seit seiner Auferstehung von
den Toten „zum Sohn Gottes“ eingesetzt
Der entscheidende Punkt
• Wiederentdecken der erfrischenden Unruhe, die
Jesus aussendet (G. Bachl)
• „Es handelt sich um ein immer wieder
überraschendes Abenteuer, um eine Erfahrung, die
einen nicht in Ruhe lässt.“ (Kardinal Carlo Martini)
• Das Jesus-Geschehen in unsere Zeit, in unser
Leben hinein übersetzen: Wer ist dieser Jesus?
Worin liegt seine Bedeutung? Warum zahlt es sich
aus, auf ihn zu hören, in seinen Spuren unterwegs
zu sein?  Bezug zu uns Menschen, zu unseren
Fragen, unserer Situation, unseren Befindlichkeiten
…
„Jesu Zeichen ist
– noch vor dem
Kreuz – die Sandale.
Er geht zu den
Menschen hin,
geht ihnen nach,
bis in ihre Häuser
hinein. …
Er ist die Spur
der nachgetragenen
Liebe Gottes.“
Heinz Zahrnt
II. Schule des Gebets
Einsatzmöglichkeiten
• Morgenkreis in der Advent bzw. Fastenzeit:
SchülerInnen können ihre Gefühle und
Stimmungen mit Hilfe der Perlen ausdrücken
(Wofür bin ich dankbar? Was leuchtet für mich
zur Zeit, wo ist etwas dunkel?“) dann kleine
Perlenmeditation, z. B. Fastenzeit: Herausforderung Taufe; Weihnachten: Mach‘s wie Gott
und werde Mensch
• Schule des Gebets: Dank und Fürbitte (57-59),
Abendgebet (47-51), wobei bspw. die Perlen der
Stille immer für das Wort „Dank“ stehen
Spirituelle Übung
• Nimm die Perlen des Glaubens in die Hand und
überlege: Was ist gerade mein Thema, welche
Perle passt dazu? Was macht mich unruhig?
Was brauche ich jetzt? Suche dir deine „Perle
des Tages“ aus.
• Aus der Tradition des Ignatius von Loyola
stammt das sogenannte „Gebet der liebenden
Aufmerksamkeit. Mit Hilfe der Perlen des
Glaubens kann ich auf den Tag/die Woche
zurückblicken.
„Sucht euren eigenen
Weg damit“ (Lönnebo)
Bischof Lönnebo entwickelte die Perlen des
Glaubens, weil er die christliche Botschaft so
vermitteln wollte, dass ein moderner Mensch sie
ohne weiteres verstehen und begreifen kann. Es
sollte etwas Greifbares sein, das den Menschen
berührt und nicht nur Auge und Ohr des Menschen
fordert. Das Perlenband ist als Hilfsmittel zum
Beten oder Meditieren gedacht. Es kann helfen
sich zu konzentrieren, aber es muss nicht dafür
verwendet werden. Jede und jeder soll seinen
eigenen Weg damit gehen.
• Ideensammlung
(gemeinsame
Ideenfindung und
Austausch):
• Wie könnte ich Perlen
einsetzen?
• Was kann man mit
Perlenband im
Unterricht machen?
III. Die Perlen als „Charakteristika“ christlicher Identität
Christsein heißt: „… sich –
wenigstens anfanghaft – von jener
‚Intention’ … anstecken …, von jenem
‚Logos’ … ansprechen lassen, der …
Jesus Christus selbst … bewegt“ hat.
(Jürgen Werbick)
vgl. z. B. die 8 Seligpreisungen (Selbstportrait): sie zeigen, wie
Menschen geprägt und verändert werden, wenn Gott bei ihnen
ankommen kann (Einstellung zum Besitz - arm, Zugang zur Welt
– reines Herz, sym-pathisch – mittrauernd …)
• Was gehört nach meiner Einschätzung zu
den unverwechselbaren „Schätzen“ bzw.
Charakteristika des Christentums: was
darf auf dem Weg in den Spuren Jesu
nicht fehlen?
• Was ist mir davon in meinem eigenen
Leben besonders kostbar?
• Mit welcher Perle würde ich das
ausdrücken?
Christliche Lebenskultur
Die Perlen als „Knotenpunkte“
Taufperle
wisst ihr nicht
dass ihr bei eurer taufe
mit hineingezogen seid in den tod christi
bei der taufe seid ihr begraben worden
das heißt der alte mensch ist begraben worden
der alte mensch
der unter dem zwang der bosheit steht
unter dem gesetz des egoismus
des neides
des ehrgeizes
der geltungssucht
der üblen nachrede
Taufe Jesu – frühchristliche Wandzeichnung (2. Jhd)
wisst ihr nicht
dass dies alles begraben sein soll mit der taufe
und dass mit eurer taufe
der neue mensch auferstanden ist in euch
der mensch
der das gute wort auf der zunge hat
der sich freut wenn es dem andern gut gelingt das leben
der nicht neidisch ist
der neue mensch soll in euch auferstehen
denn der alte mensch soll begraben sein
Wilhelm Willms
Wandlung: „Das bin ich“
• Wandlung: offenere Augen und Weitung des
Blicks (Metz: „Mystik der geöffneten Augen“),
hellhörigere Ohren (die den Schrei der Armen
hören und das Unrecht), wacher Verstand (dass
wir nicht nur schauen, wie wir helfen, sonder wie
wir so helfen, dass wir morgen nicht mehr helfen
müssen); ein „Herz aus Fleisch“, das
„Compassion“ kennt.
• Warnung: „Du begibst dich eigentlich in
Gottesgefahr, wenn du hineingehst, weil du
gehst das Risiko ein, dass Gott dir deine Angst
wegheilt und du als Fußwascher herauskommst.
… Ich stelle mir vor in Österreich 800.000 Leute
Sonntag um Sonntag, und wenn nur bei einem
Viertel davon das passiert, ist das Land am
Montag anders.“ (P. M. Zulehner)
Mut
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
was keiner sagt, das sagt heraus
was keiner denkt, das wagt zu denken
was keiner anfängt, das führt aus
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen
wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
wenn alle mittun, steht allein
Wo alle loben, habt Bedenken
wo alle spotten, spottet nicht
wo alle geizen, wagt zu schenken
wo alles dunkel ist, macht Licht.
Lothar Zenetti
Christliche Lebenskultur
Die Perlen als „Knotenpunkte“
Taufperle
Perle der
Gelassenheit
Gal 3,26-27
(Beachte: „Überlänge des Taufkleides“)
Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der Zeit
auf zehn Regeln erweiterte.
Bekannt wurden sie als „Dekalog
der Gelassenheit“.
1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
andere, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
BEZIEHUNGEN
GELD - BESITZ
Christliche Lebenskultur
Die Perlen als „Knotenpunkte“
Taufperle
Perlen der
LIebe
Perle der
Gelassenheit
7 Werke der Barmherzigkeit
heute
•
•
•
•
•
•
•
Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu.
Ich höre dir zu.
Ich rede gut über dich.
Ich gehe ein Stück mit dir.
Ich teile mit dir.
Ich besuche dich.
Ich bete für dich.
Christlich Leben
Die Perlen als „Knotenpunkte“
Perlen der
Unterbrechung
Perlen der Liebe
Taufperle
Perle der
Gelassenheit
Unterbrechung  Rituale unterbrechen kreativ und heilvoll Alltägliches
Das Kreuzzeichen
„Du machst das Zeichen des Kreuzes, machst es richtig.
Kein hastiges, verkrüppeltes, bei dem man nicht weiß, was
es bedeuten soll, sondern ein richtiges Kreuzzeichen,
langsam, groß, von der Stirn zur Brust, von einer Schulter
zur anderen. Fühlst du, wie es dich ganz umfasst? Sammle
dich recht; alle Gedanken und dein ganzes Gemüt sammle
in dieses Zeichen, wie es geht von der Stirn zur Brust, von
Schulter zu Schulter. Dann fühlst du: ganz umspannt es
dich, Leib und Seele; nimmt dich zusammen, weiht dich,
heiligt dich.“
Romano Guardini
+ Du Vater,
präge mein Denken.
+ Du Sohn,
verwandle mein Herz.
+ Du heiliger Geist,
inspiriere mein Tun.
Zusammenfassend:
Menschen
die aus der Hoffnung
leben
sehen weiter
Menschen
die aus der Liebe
leben
sehen tiefer
Menschen
die aus dem Glauben
leben
sehen alles
in einem anderen
Licht
Lothar Zenetti
(aus: Texte der Zuversicht)
IV. Über den Glauben
sprechen heute?
Die wahre Not des westlichen Christentums liegt
darin, dass uns bei allem, was uns das
Christentum anbieten kann, kein Hauch von
Verwunderung mehr berührt. Wie haben das
Staunen verlernt, das stille Erschauern und das
heimliche Erschrecken und die wilde Betroffenheit,
die diejenigen erlebten, denen diese Botschaft neu
war. Wir hören die christliche Botschaft und
denken uns gähnend unseren ironischen Reim:
‚Ja, ja, so muss es wohl klingen, wenn eine
christliche Stimme sich meldet. Fromm,
gottergeben, liebevoll, verständnisvoll – aber
selbstverständlich auch völlig belanglos.’
(Georg Schmid, Plädoyer für ein anderes Christentum)
Heute von Gott,
vom Glauben reden?
• Warum ist es (heute) schwierig, von Gott bzw.
vom Glauben zu reden bzw. welche „Vor-Urteile“
oder Erwartungen bringen Menschen heute mit
Gott bzw. mit Religion/Glaube (Verkündigung,
RU …) zusammen, das sie hindert, damit etwas
für sie Belangvolles zu verbinden oder sich zu
öffnen …?
• Wie kann eine Rede von Gott heute Menschen
wieder erreichen?
Viele Menschen blocken beim Thema
Gott/Glaube ab:
• Sie meinen immer schon zu wissen, worum es bei
diesem Thema geht und erwarten sich nichts mehr
• Sie bringen alles mögliche mit dem Thema „Gott“
zusammen, das sie hindert, mit diesem Thema etwas
für sie Belangvolles zu verbinden („Zugriff“, Fadesse, ‚
Kleinlichkeit, Rechthaberei, Weinerlichkeit, ...)
• Vielleicht denken diese Menschen beim Thema „Gott“
auch zu schnell an uns
nach J. Werbick
Wichtige Fragen:
• Wissen wir, die wir von Gott reden, eigentlich,
was wir mit Gott zusammenbringen, zusammen bringen sollten und zusammenbringen
dürfen?
• Wie wird Gott durch uns in der Welt „greifbar“,
„sichtbar“, erspürbar?
• Kann man uns anmerken, wie unser Gott ist?
Was noch zu bedenken ist …
• Es gibt keinen verkündigungsfreien Raum
• … und kein „gutes“ Produkt ohne Botschaft … 
Beispiel Renault (kleine „Sicherheitspuppe“ …)
• Jede Botschaft braucht eine bestimmte Form/Ästhetik
• … und zielt auf persönliches Erleben bzw. Erfahren …
(Vorgeschmack)
• Die heutigen Menschen sind geprägt von dieser Form
der Verkündigung und von bestimmter Ästhetik …
• Kritische Rückfrage: welche Botschaft verkünden wir
eigentlich – in welcher Form, mit welcher Ästhetik … 
gibt es bei uns auch die Ebene des „Vorgeschmacks“
bzw. der Erfahrung
wichtig …
• Hinsichtlich der Weitergabe des Glaubens müssen wir die
ganze Vorstellungswelt von Macht und Vollmacht ablegen.
• Unsere Verkündigung muss den (Bei-)Geschmack von
Schönheit, Sanftmut, Gewaltfreiheit, Dankbarkeit und
Verletzlichkeit haben. Prophetisches hat ebenso seinen
Platz.
• Sie muss respektvoll sein: „Respekt der religiösen Situation
der Personen; Respekt für ihren Rhythmus, den wir
ungebührlich zu bedrängen wir nicht berechtigt sind;
Respekt für ihre Gewissen und Überzeugungen, die nicht
zu brüskieren sind.“ (Evangelii nuntiandi, 79, Paul VI)
• Wir haben nicht die Macht den Glauben zu vermitteln,
sondern unser Beitrag ist auf die Rahmenbedingungen zu
achten, die ihn möglich, verständlich und erwünschenswert
machen. Wie Jakobus auf dem Konzil von Jerusalem
sagte: „Ich halte es für richtig, keine zusätzlichen Hürden
denen in den Weg zu stellen, die sich Gott zuwenden (Apg
15,19).
André Fossion SJ
Sprache
• Sprache ist Lebensform und spiegelt bestimmten
Zugang zum Glauben wider (intellektuell, lebensfern …)
 bei Sprache Gefahr der Banalisierung und
„Infantilisierung“ (G. Bachl: Buchstabeninspektor)
• Blick in Bibel: Religiöse Rede soll herausfordern,
bewegen, eröffnen  Hohe Priorität des Narrativen.
• Kommunikation Gottes: „Gott kommuniziert nicht nur
informierend, er kommuniziert sich selbst“.
• Glaubensverkündigung/Glaubenskommunikation  Ziel:
Spurenlesen; Verstehen Gottes in und an seinen Spuren
in der Welt.
• Worauf es beim Erzählen ankommt, ist letztlich
Begegnung zu ermöglichen!
• Trendwende hin zum Subjektiven  persönliche
Bedeutsamkeit, „belangvoll“.
„Der Glaube ist gleichsam auf einem neuen
Kontinent der Menschheit zu verkünden. Wenn
der Glaube etwas zu sagen hat, dann muss er
sich in dieser verwandelten Lebenswelt
bewähren.“ (Peter Hünermann)
Ende
5 Säulen
•Welche Säule/welchen Bereich achte ich
besonders? Was kultiviere ich? (und
warum?)
•Welche Lebensdimension vernachlässige
ich? Wo gibt es bei mir schwarze/blinde
Flecken? (und warum?) Worauf möchte ich
besonders achten?
Ein Selbstportrait Jesu –
Die Seligpreisungen
Selig die arm sind im Geist, weil ihrer nämlich das
Himmelreich ist.
Glücklich, wer sich nicht vom „Haben“, vom immer Mehr,
leiten, treiben und bestimmen lässt (wer im Geist Jesu arm
ist), denn der bekommt ein Gespür für das „Sein“.  vgl.
Zachäus oder „Unbekannter Mönch“
Selig die Trauernden, weil sie nämlich getröstet werden.
Glücklich, wer sich von anderen berühren lässt, wer
fremdes Leid an sich heran lässt, wer es mit-trägt, denn der
findet Zugang zum mitleidenden Gott, denn der spiegelt die
Kraft des Tröster-Gottes, des „Ich-bin-da“ wider. (Wer nie
oder schon sehr lange nicht mehr geweint hat, dem fehlen
bestimmte Wahrnehmungen, was Menschsein heißt.)
Selig die Sanftmütigen, weil sie nämlich das Land erben.
Glücklich, wer Mut, Kraft und geduldige Ausdauer zur
Sanftheit hat, wer gewaltfrei mutig sein kann, wer sich nicht
von seinem Zorn, seinem Besserwissen, seinen
Vorstellungen impulsiv mitreißen lässt, denn der erfährt
Gott (den zärtlich Liebenden) „hautnah“. Hos 11.
Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, weil sie
nämlich satt werden.
Glücklich, wer sich in seiner Isolation, in seiner
Selbstzufriedenheit, in seinem Egoismus „aufbrechen“
lässt, wer zum „Mitleid“ und Mitgefühl fähig ist, der dem
Mitmenschen das ermöglicht und gönnt, was dieser
braucht und was diesem gebührt, denn der wird beglückt
werden vom Sinn dieses Tuns und von der Erfahrung, wie
heilsam und wohl-tuend Gottes Wille ist.
Selig die Barmherzigen, weil sie nämlich Barmherzigkeit
finden.
Glücklich, wer arm-herzig ist, wer sich mit dem Leidenden
existentiell solidarisiert, wer in die Haut des anderen zu
schlüpfen vermag, wer den Schritt zur „Zweisamkeit“ in der
Armut wagt (bi-arm-herzig), denn der hat den
Barmherzigen zum Herrn, jenen, der auch mit der eigenen
Not, mit der eigenen Schuld, mit der eigenen Angst, mit
den eigenen Grenzen mitleidet.
Selig, die reinen Herzens sind, weil sie nämlich Gott sehen.
Glücklich, wer neu, wer tiefer und weiter sehen kann, wer
empfänglich und offen ist für neue Einsichten, wer
wahrzunehmen versteht, was vor Augen liegt, wer sich um
„Achtsamkeit bemüht“, wer unbefangen, absichtslos,
entspannt lebt, denn dem wird auch Gott aufgehen.
Selig, die Frieden stiften, weil sie nämlich Söhne Gottes
genannt werden.
Glücklich, wer sich für den Frieden einsetzt, wer nicht mehr
„im Herzen vor Angst flattert“ (Joh 14,27), wer Frieden
gefunden hat, wer ganz ist mit Gott, mit sich selbst und mit
seiner Welt – und daher die Welt nicht mehr mit seinem
Unfrieden anzustecken braucht -, denn hier wird die
Geisteshaltung des Gottessohnes spürbar.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, weil
ihrer nämlich das Himmelreich ist.
Glücklich, wer bereit ist, in die neue Gerechtigkeit ganz
hineinzureifen und deshalb kritisiert und angefeindet wird,
denn ihm geht es wie seinem Meister.
zurück
Leid
• „Wie man lebt, so leidet man.“ (5 Säulen)
• „Wir müssen lernen – und die
verzweifelnden Menschen lehren - ,dass
es eigentlich nie und nimmer darauf
ankommt, was wir vom Leben noch zu
erwarten haben, vielmehr lediglich darauf,
was das Leben von uns erwartet!“ (V.
Frankl)
• Fiktiver Blick zurück (V. Frankl)
wisst ihr nicht
dass ihr bei eurer taufe
mit hineingezogen seid in den tod christi
bei der taufe seid ihr begraben worden
das heißt der alte mensch ist begraben worden
der alte mensch
der unter dem zwang der bosheit steht
unter dem gesetz des egoismus
des neides
des ehrgeizes
der geltungssucht
der üblen nachrede
Taufe Jesu – frühchristliche Wandzeichnung (2. Jhd)
wisst ihr nicht
dass dies alles begraben sein soll mit der taufe
und dass mit eurer taufe
der neue mensch auferstanden ist in euch
der mensch
der das gute wort auf der zunge hat
der sich freut wenn es dem andern gut gelingt das leben
der nicht neidisch ist
der neue mensch soll in euch auferstehen
denn der alte mensch soll begraben sein
Wilhelm Willms
Dekalog der Gelassenheit
Papst Johannes XXIII (18811963), der „Vater des Zweiten
Vatikanischen Konzils“,
formulierte für sich einige
Vorsätze, die er im Laufe der Zeit
auf zehn Regeln erweiterte.
Bekannt wurden sie als „Dekalog
der Gelassenheit“.
1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu
erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal
lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten
legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde
niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben,
die anderen zu korrigieren oder zu verbessern - nur
mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein,
dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die
anderen, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände
anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich
an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer
guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben
des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre
notwendig für das Leben der Seele.
6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich
werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust
habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken
beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es
niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die
Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die
gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als
gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz
besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem
zu freuen, was schön ist - und ich werde an die Güte
glauben.
10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm
aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran,
aber ich werde es aufsetzen - und ich werde mich vor
zwei Übeln hüten: der Hetze und der
Unentschlossenheit.
zurück
Endlich leben
Unsre Tage zu zählen lehre uns, dann gewinnen wir ein
weises Herz.
Ps 90,4  Thomas von Aquin (Stressübung)
Durch das Wissen um diese Grenze bekommt die
Gegenwart eine neue Leuchtkraft und Leidenschaft. Sie ist
kostbar geworden.
Horst Kröger
… dass er mir das Glück gegönnt hat, mir die Gelegenheit
… zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren
Glückseligkeit kennen zu lernen.
W. A. Mozart
Um welchen Gott geht es?
• Wer Gott ist, was mit Gott gemeint ist, zeigt „ER“
in seinem Namen: JHWH = Ich bin für euch da
in meinem Handeln; ich bin der, der wirksam ist
für euch (zuverlässig, unbegrenzt, unverfügbar)
• Dimension Gottes mit einem „Geschehen“,
einem Ereignis verbunden  Gott „geschieht“ in
der Welt, im Leben der Menschen
• Jesus von Nazaret: verkündet ein „Geschehen“
(nicht Lehrsätze oder gar Moralvorschriften) - er
ließ es mitten im Leben, in den Fragen, in den
Leiden und Freuden der Menschen „gotten“.
(Gottes Reich, Gottes Herrschaft)  Aufrichten
der gekrümmten Frau (Neu-Seh-Land).
Das Königreich Gottes und deine
eigene innere Umwandlung sind
ein und dasselbe.
Milan Machovec
• Jesus hat uns … zuerst gelehrt, unser Leben, die
Welt und Gott neu zu sehen. Und aus dieser neuen
Sicht, die er uns selbst vorgelebt hat, erwächst dann
von selbst auch ein neues Verhalten und ein neues
Daseinsgefühl (vgl. A. Grün).
• Neues Ich, neuer Mensch:
- Einüben des Reich-Gottes-Blickes (Augen für
befreiendes Dasein: selbst befreit – andere nicht
unfrei machen; Blick für neue Logik Gottes:
Großherzigkeit ..)
- neue Praxis: einander Aufrichten u. Nahrung sein;
- neues Daseinsgefühl: Leben von der Fülle, nicht
vom Mangel, beschenkt, nicht zu kurz gekommen.
• Worum es Jesus gegangen ist bzw. geht: Heiligung
des Namens Gottes
dein name werde tätigkeitswort
dein name werde geheiligt
dein name möge
kein hauptwort bleiben
dein name werde bewegung
dein name werde
in jeder zeit konjugierbar
dein name werde tätigkeitswort
kurt marti, dein name
Ein Selbstportrait Jesu –
Die Seligpreisungen
Selig die arm sind im Geist, weil ihrer nämlich das
Himmelreich ist.
Glücklich, wer sich nicht vom „Haben“, vom immer Mehr,
leiten, treiben und bestimmen lässt (wer im Geist Jesu arm
ist), denn der bekommt ein Gespür für das „Sein“.  vgl.
Zachäus oder „Unbekannter Mönch“
Selig die Trauernden, weil sie nämlich getröstet werden.
Glücklich, wer sich von anderen berühren lässt, wer
fremdes Leid an sich heran lässt, wer es mit-trägt, denn der
findet Zugang zum mitleidenden Gott, der erahnt die Kraft
des Tröster-Gottes, des „Ich-bin-da“. (Wer nie oder schon
sehr lange nicht mehr geweint hat, dem fehlen bestimmte
Wahrnehmungen, was Menschsein heißt.)
Selig die Sanftmütigen, weil sie nämlich das Land erben.
Glücklich, wer Mut, Kraft und geduldige Ausdauer zur
Sanftheit hat, wer gewaltfrei mutig sein kann, wer sich nicht
von seinem Zorn, seinem Besserwissen, seinen
Vorstellungen impulsiv mitreißen lässt, denn der erfährt
Gott „hautnah“. Hos 11.
Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, weil sie
nämlich satt werden.
Glücklich, wer sich in seiner Isolation, in seiner
Selbstzufriedenheit, in seinem Egoismus „aufbrechen“
lässt, wer zum „Mitleid“ und Mitgefühl fähig ist, der dem
Mitmenschen das ermöglicht und gönnt, was dieser
braucht und was diesem gebührt, denn der wird beglückt
werden vom Sinn dieses Tuns und von der Erfahrung, wie
heilsam und wohl-tuend Gottes Wille ist.
Selig die Barmherzigen, weil sie nämlich Barmherzigkeit
finden.
Glücklich, wer arm-herzig ist, wer sich mit dem Leidenden
existentiell solidarisiert, wer in die Haut des anderen zu
schlüpfen vermag, wer den Schritt zur „Zweisamkeit“ in der
Armut wagt (bi-arm-herzig), denn der hat den
Barmherzigen zum Herrn, jenen, der auch mit der eigenen
Not, mit der eigenen Schuld, mit der eigenen Angst, mit
den eigenen Grenzen mitleidet.
Selig, die reinen Herzens sind, weil sie nämlich Gott sehen.
Glücklich, wer neu, wer tiefer und weiter sehen kann, wer
empfänglich und offen ist für neue Einsichten, wer
wahrzunehmen versteht, was vor Augen liegt, wer sich um
„Achtsamkeit bemüht“, wer unbefangen, absichtslos,
entspannt lebt, denn dem wird auch Gott aufgehen.
Selig, die Frieden stiften, weil sie nämlich Söhne Gottes
genannt werden.
Glücklich, wer sich für den Frieden einsetzt, wer nicht mehr
„im Herzen vor Angst flattert“ (Joh 14,27), wer Frieden
gefunden hat, wer ganz ist mit Gott, mit sich selbst und mit
seiner Welt – und daher die Welt nicht mehr mit seinem
Unfrieden anzustecken braucht -, denn hier wird die
Geisteshaltung des Gottessohnes spürbar.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, weil
ihrer nämlich das Himmelreich ist.
Glücklich, wer bereit ist, in die neue Gerechtigkeit ganz
hineinzureifen und deshalb kritisiert und angefeindet wird,
denn ihm geht es wie seinem Meister.
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Taufe
Vater unser
Meditation von Stefan Schlager
• Vater unser
Du (!) Gott – bedingungslos auf der Seite
von uns Menschen
• Im Himmel
Du bist heilvoll zugegen, überall
– ohne Begrenzung durch Raum und Zeit.
Wo du bist, wo du ankommen kannst, da ist
„Himmel“ möglich: geheiltes, erfülltes Leben.
Vater unser
• Geheiligt werde dein Name
Deinem Namen, deinem „Ich-bin-da“
dürfen wir vertrauen – zutiefst.
• Dein Reich komme
Deine Gegenwart, deine zuvorkommende Liebe,
deine Zuwendung, deine Menschenfreundlichkeit,
deine Weite und Tiefe sollen „Blüten“ treiben –
uns verwandeln, ermutigen, trösten, befreien,
herausfordern – immer mehr.
Vater unser
• Dein Wille geschehe
Nicht Willkür gefällt dir
und das Beherrschen-Können.
Dein Wille ist vielmehr, dass Menschen (wieder)
leben können – aufgerichtet, authentisch, befreit,
offen, weitherzig, eigenständig, mitfühlend ...
• Wie im Himmel so auf Erden
Überall willst du Leben in Fülle - selbst im Tod.
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Vater unser
• Unser tägliches Brot gib uns heute
Du weißt, was wir brauchen, um leben zu können.
Du gibst es - auch durch uns.
• Und vergib uns unsere Schuld
Großzügig bist Du und freudig bereit, zu vergeben –
zu jeder Zeit, ohne Vorbedingung,
immer wieder aufs Neue.
• Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Deine Vergebung ermutigt uns, ebenfalls großzügig im
Vergeben zu sein, Versöhnung und Neubeginn zu wagen
oder zu zulassen.
Vater unser
• Und führe uns nicht in Versuchung
Sei bei uns und hilf uns in schwierigen Situationen, in
denen wir zu scheitern oder unterzugehen drohen, in
denen wir vielleicht auch das Menschliche aus dem Blick
verlieren.
• Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Befreie uns von dem, was uns von dir fernhält
und was uns hindert, mehr (Mit-)Mensch zu sein.
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Vgl. Koordinatenkreuz
der Weltreligionen …
„Idole, nach denen
die Welt sich
ausstreckt, sind
strahlende Sieger
und glanzvolle
Erste auf der Spitze
der ‚Pyramide’ aus
Macht, Reichtum
und Prestige. Ein
blutüberströmter
Gekreuzigter hat in
den Augen der Welt
keine Chance.“
W. Bösen
Wandkritzelei aus dem 3. Jahrhundert im
„Paedagogium“ auf dem Palatin in Rom
• Das Bild des leidenden Menschensohnes hält die
Erinnerung wach an die Leidenden und Armen –
und an die Pflichten der Gesunden, Reichen,
Mächtigen ihnen gegenüber. „Option für die
Kranken, Armen, Verkrätzten, Randständigen …“
(Fürsorge für alle, nicht für Ausgesuchte)  vgl. 5.
Seligpreisung: Selig die Barmherzigen - armherzig - b(i)armherzig (In die Haut des anderen
schlüpfen)
• Im Tod zugleich Botschaft: Niemand stirbt alleine,
selbst in der größten Dunkelheit ist Jesus da –
und dazu noch:
• Mut zur Vergebung: statt Faust ausgebreitete
Hände (Vater vergib ihnen … vgl. Meditation von
K. Rahner).  Der zärtliche Gott: Krippe und
Kreuz
„Das Kreuz Jesu, dieses blutige Siegel auf
ein entsprechend gelebtes Leben, wird so
ein Aufruf … zu einem … Leben für
andere… Gemeint ist … das tapfere
Leben im Alltag ohne Angst, auch
angesichts tödlicher Risiken.“
(Hans Küng)
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… da ist die Gnade übergroß
(Röm 5,20)
Gib uns heute das Brot, das
wir brauchen (Mt 6,11)
… wird niemals mehr Durst
haben (Joh 4,14)
Lebt, seid eins …, in Ewigkeit
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