Was ist die Tuberkulose?

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Transcript Was ist die Tuberkulose?

Welttuberkulosetag
24. März 2010
Tuberkulosebekämpfung
Geschichte
Weltweit eine wichtige Aufgabe
Die Tuberkulose (TB), früher auch Schwindsucht genannt, ist keine Krankheit
der Neuzeit, sondern trat schon zu Zeiten der Ägypter auf. Um 460 v. Chr. war
die Tuberkulose weit verbreitet und verlief meist tödlich. Im Mittelalter wirkten
einige Verhaltensnormen und Anschauungen der Verbreitung der TB
entgegen. So war z.B. der Verzehr tuberkulösen Fleisches verboten. Im 18.
und 19. Jahrhundert gewann die Tuberkulose durch die Industrialisierung
wieder an Bedeutung. Besonders ungünstig wirkten sich in diesem
Zusammenhang die schlechten Wohn- und Hygieneverhältnisse der rasch
wachsenden Großstädte aus.
Am 24. März 1882 veröffentlichte Robert Koch die Entdeckung des
Tuberkulosebakteriums. Dafür erhielt er 1905 den Nobelpreis für Medizin.
Auch heute noch stellt die Tuberkulose weltweit eine der bedeutendsten
Infektionskrankheiten dar und fordert viele Todesopfer.
Robert Koch (Quelle: RKI.de)
Tuberkulose in Kürze
Was ist die Tuberkulose?
Die Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die durch so genannte Mykobakterien hervorgerufen wird.
Wie kann ich mich anstecken?
Die Infektion erfolgt fast immer durch feinste Tröpfchen, die beim Sprechen, Husten und Niesen vom
Erkrankten mit offener Lungentuberkulose freigesetzt werden. Alle anderen Formen der Tuberkulose wie
die geschlossene Lungentuberkulose, die Lymphknoten- Nieren- oder Knochentuberkulose sind bei
gewöhnlichen Kontakten nicht ansteckend.
Wie verläuft die Erkrankung?
Bei der TB ist die Unterscheidung zwischen Infektion und Erkrankung besonders wichtig. Die Infektion
verläuft unbemerkt. Eine TB-Erkrankung entwickelt sich bei nur etwa 5-10% der Infizierten. Von der
Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit können Wochen bis mehrere Jahre vergehen. Erste
Krankheitszeichen sind Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen und Appetitlosigkeit.
Auf eine Lungentuberkulose deuten ferner Husten mit teils blutigem Auswurf, Brustschmerzen und
Atemnot hin. Gelangen die Erreger in die Blutbahn, können andere Organe befallen werden.
Wie wird die Tuberkulose erkannt?
Der Nachweis einer TB-Infektion erfolgt durch einen Hauttest, der nach 2-3 Tagen abgelesen wird.
Ergänzend dazu steht eine Blutuntersuchung zur Verfügung. Die TB-Erkrankung der Lunge wird durch
eine Röntgenaufnahme und verschiedene mikrobiologische Untersuchungen festgestellt.
Der Befall anderer Organe durch Gewebsproben gesichert.
Wie wird die Tuberkulose behandelt?
Die Behandlung der TB erfolgt ausschließlich mit einer Kombination verschiedener Medikamente, wobei
sich die Standardtherapie über 6 Monate erstreckt. Werden die Einnahmevorschriften befolgt, lässt sich
in über 90% der Fälle eine Heilung erzielen.
Amt für Gesundheit I Breite Gasse 28 I 60313 Frankfurt am Main
Telefon +49 69 212-33970 I www.gesundheitsamt.stadt-frankfurt.de
Welttuberkulosetag
24. März 2010
Tuberkulosebekämpfung
Fallbeispiel
Ein 26-Jähriger musste an einer Wehrübung in der Türkei teilnehmen. 5 Monate nach seiner Rückkehr
erkrankte er in Frankfurt an einer offenen Lungentuberkulose.
Das Amt für Gesundheit ermittelte 49 Kontaktpersonen aus drei Großfamilien. Die Ehefrau, die beiden
Kinder und 8 weitere Personen erkrankten in den nächsten 2 Jahre ebenfalls an Tuberkulose. Bei den
betroffenen Säuglingen und Kleinkindern entwickelte sich die Tuberkulose innerhalb weniger Monate,
bei den Jugendlichen und Erwachsenen jedoch erst nach 1-2 Jahren. Bei 84 weiteren
Kontaktpersonen aus dem sozialen Umfeld in Deutschland wurden innerhalb von 2 Jahren keine
Folgeerkrankungen beobachtet.
Symptome
Husten über mehr als 3 Wochen, manchmal mit blutigem Auswurf
Gewichtsabnahme
Appetitlosigkeit
Müdigkeit
Fieber
Nachtschweiß
Schmerzen in der Brust
Diagnose
Untersuchung des Auswurfs (Sputums) auf TB-Bakterien
Hauttest (Tuberkulinhauttest)
Blutuntersuchung (interferon gamma release assay)
Röntgenaufnahme der Lunge
Lungenspiegelung (Bronchoskopie)
Probeentnahme bei Erkrankung anderer Organe
Therapie
Weltweit eine wichtige Aufgabe
Die Tuberkulose ist heute eine gut behandelbare Erkrankung. In der Regel beginnt die Behandlung mit
vier verschiedenen Antibiotika. Nach zwei Monaten erfolgt eine Reduktion auf zwei Antibiotika, die über
weitere 4 Monate eingenommen werden müssen. Bei unvollständiger Behandlung, insbesondere bei
einem Therapieabbruch besteht die Gefahr, dass die Tuberkulose nicht ausheilt. Daraus ergibt sich nicht
nur ein Ansteckungsrisiko für Kontaktpersonen wie Haushaltsmitglieder. Es wird auch die Entstehung
resistenter Tuberkulosestämme begünstigt, gegen die Standardmedikamente nicht mehr vollständig
wirksam sind.
Amt für Gesundheit I Breite Gasse 28 I 60313 Frankfurt am Main
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Röntgenbild der Lunge. Bildung einer
Kaverne durch Lungentuberkulose
Welttuberkulosetag
24. März 2010
Tuberkulosebekämpfung
Tubekuloseinzidenzen in Frankfurt, Hessen und Bund
25
(/100.000)
20
15
Frankfurt
Hessen
Bund
10
5
0
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Bund & Welt
Im vergangen Jahr wurden in Frankfurt 91 Fälle von
Neuerkrankungen an Tuberkulose gemeldet, was einem
Rückgang von ca. 18% gegenüber dem Vorjahr
entspricht. Dennoch erkranken pro 100.000 Einwohner
in Frankfurt doppelt so viele Menschen wie im Landesund zweieinhalb mal so viele wie im Bundesdurchschnitt
daran.
In 75% war die Lunge als Hauptorgan von der
Tuberkulose betroffen. Es erkrankten vor allem Männer
(62%), überwiegend zwischen 40 und 59 Jahren. Bei
den Frauen lag der Erkrankungsgipfel zwischen 20 und
29 Jahren.
In Deutschland sinkt die Anzahl der Tuberkuloseneuerkrankungen kontinuierlich, wie die Graphik zeigt.
Auch die Zahl der tuberkulosebedingten Todesfälle geht zurück. Den Angaben des Robert KochInstitutes zufolge fiel sie von 215 im Jahr 2006 auf 139 im Jahr 2007.
Global betrachtet gehört die Tuberkulose mit der Malaria und HIV/AIDS zu den größten Killern unter den
Infektionskrankheiten. Die WHO geht bezogen auf das Jahr 2008 von 9,4 Millionen Neuerkrankungen
aus. 86% aller gemeldeten Fälle beschränken sich jedoch auf 3 Regionen: Afrika, Südostasien und die
Westpazifische Region. Aufgrund der hohen Bevölkerungszahl tragen allein Indien mit 2 Millionen und
China mit 1,3 Millionen Neuerkrankungen maßgeblich zur Gesamtzahl bei.
Herausforderung
Frankfurt
Weltweit eine wichtige Aufgabe
Neben Armut und Mangelernährungen
spielt mittlerweile auch eine begleitende
HIV-Infektion eine entscheidende Rolle
bei der Verbreitung der Tuberkulose. So
waren 2008 von den 9,4 Millionen
Erkrankten 1,4 Millionen HIV-positiv.
Besonders im südlichen Afrika sind
viele Menschen mit HIV infiziert.
Ein weiteres Problem stellt die
Entwicklung von multiresistenten TBStämmen (MDR-TB) dar. Dabei handelt
es sich um Tuberkulosebakterien, die
gegen
die
beiden
wirksamsten
Standardmedikamente resistent sind.
2008 ging die WHO von 500.000 Fällen
aus, die hauptsächlich in China, Indien
und den Ländern der ehemaligen
Sowjetunion auftraten. Eine noch ausgedehntere Resistenz von TB-Stämmen
gegen weitere Medikamente, auch als
XDR (extensively drug resistance)
bezeichnet, ist bis 2009 bei Patienten in
57 Ländern festgestellt worden.
Länder in denen TB-Stämme mit
ausgedehnter Resistenz auftraten 2009
Argentinien
Armenien
Aserbaidschan
Australien
Bangladesch
Belgien
Botsuana
Brasilien
Burkina Faso
China
Deutschland
Ecuador
Estland
Frankreich
Georgien
Indien
Iran
Irland
Israel
Italien
Japan
Kanada
Katar
Kenia
Kolumbien
Lesotho
Lettland
Litauen
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Mexiko
Mosambik
Myanmar
Namibia
Nepal
Niederlande
Norwegen
Oman
Peru
Philippinen
Polen
Portugal
Republik Korea
Republik Moldau
Rumänien
Russische Föderation
Schweden
Slowenien
Spanien
Südafrika
Swasiland
Thailand
Tschechische Republik
Ukraine
USA
Usbekistan
Vereinigte Arabische Emirate
Vereinigtes Königreich (UK)
Quelle: WHO.org
Vietnam
Welttuberkulosetag
24. März 2010
Tuberkulosebekämpfung
Weltweit eine wichtige Aufgabe
1. TB ist ansteckend und breitet sich durch die Luft aus. Ohne Behandlung infiziert jede Person mit
aktiver TB durchschnittlich 10 bis 15 Personen pro Jahr.
10 Fakten über die Tuberkulose
2. Über 2 Milliarden Menschen, dies entspricht 1/3 der Weltbevölkerung, sind mit TB infiziert. Einer
von 10 TB-Infizierten wird in seinem Leben an einer aktiven TB erkranken.
3. TB ist eine Erkrankung der Armut und betrifft hauptsächlich junge Erwachsene in ihren
produktivsten Jahren. Tödliche Verläufe treten überwiegend in den Entwicklungsländern auf. Mehr
als 50% der Todesfälle betreffen Menschen in Asien.
4. 2008 traten weltweit 9,4 Millionen Neuerkrankungen an Tuberkulose auf (3,6 Millionen Frauen).
Unter den TB-Patienten waren 1,4 Millionen zusätzlich mit HIV infiziert. Für HIV-Infizierte besteht
gegenüber nicht HIV-Infizierten ein 20-40 mal höheres Risiko eine aktive TB zu entwickeln.
5. 1,8 Millionen Menschen starben 2008 an der TB, wovon 500.000 mit HIV infiziert waren – dies
entspricht 4.500 Toten pro Tag. TB ist die führende Todesursache bei HIV-Patienten.
6. Die geschätzte globale Rate an Neuerkrankungen fiel 2008 auf 139 Fälle pro 100.000 Einwohner
nach dem Höchststand aus dem Jahr 2004 mit 143 Fällen pro 100.000 Einwohner. Dennoch steigt
die absolute Anzahl an Erkrankungen und Toten stetig, bedingt durch das Bevölkerungswachstum.
7. 36 Millionen Menschen wurden zwischen 1995-2008 mit dem DOTS-Programm (die Abkürzung
steht für: „directly observed treatment, short-course“ etwa: „direkt überwachte Therapie“) geheilt.
Hierdurch konnten ca. 8 Millionen Todesfälle verhindert werden.
8. Weltweit konnten 87% der Behandelten geheilt werden. Damit wurde erstmalig das 1991 definierte
85%-Ziel übertroffen, 53 Länder erreichten dieses Ziel.
9. 5% aller TB-Fälle werden durch multiresistente TB-Stämme verursacht, bei denen die beiden
wirksamsten Medikamente versagen. Bei TB-Stämmen mit ausgedehnter Reisstenz ist die
Behandlung schwierig. Sie dauert länger, ist nebenwirkungsreicher, sehr teuer und seltener
erfolgreich als die Standardtherapie.
10. 2009 wurde die Bekämpfung von resistenten TB-Stämmen zu einem wichtigen Ziel erklärt.
„THE GLOBAL PLAN TO STOP TB“
wurde 2006 von der WHO mit
folgenden Zielen veröffentlicht:
Tuberkulose Neuerkrankungsraten 2008 weltweit
• Bis 2015 Reduktion der Tuberkulosefälle um 50% verglichen mit
dem Niveau von 1990
• Vollständige
Beseitigung
Tuberkulose bis 2050
der
Hierfür ist weltweites Handeln
erforderlich!
Quelle: STOPTB.org
Amt für Gesundheit I Breite Gasse 28 I 60313 Frankfurt am Main
Telefon +49 69 212-33970 I www.gesundheitsamt.stadt-frankfurt.de
Quelle: WHO.org