Transcript Fice_10.13

FICE-KONGRESS 2013
„Wege zur Inklusion – eine
Herausforderung für uns alle!“
SOS-Kinderdorf Pinkafeld * Mobile Familienarbeit (MOFA) * Hermann-Gmeiner-Str. 6 * A-7423 Pinkafeld * www.sos-kinderdorf.at
„Auflage oder Freiwilligkeit – was hilft?“
ODER
„Kann man Menschen zu ihrem Glück
zwingen?“
SOS-Kinderdorf Pinkafeld * Mobile Familienarbeit (MOFA) * Hermann-Gmeiner-Str. 6 * 7423 Pinkafeld * www.sos-kinderdorf.at
Wer wir sind…
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Die Mobile Familienarbeit ist eine Einrichtung von SOS-Kinderdorf (Standort:
Pinkafeld, Burgenland) und steht der Jugendwohlfahrt als Anbieter in der
Unterstützung der Erziehung (gemäß § 28 des Burgenländischen
Jugendwohlfahrtsgesetzes) zur Verfügung. Wir arbeiten ausschließlich im Auftrag
der Jugendwohlfahrt.
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Die Arbeit der Mobilen Familienarbeit wird von 2 multiprofessionellen Teams (Team
Süd und Team Nord) getragen. Seit März 2010 sind wir insgesamt auf 13
MitarbeiterInnen (ExpertInnen aus Sozialarbeit, Psychologie, Psychotherapie,
Sozialpädagogik, Sonder- und Heilpädagogik, Erlebnispädagogik,…), 1
Sekretariatskraft und einer Leitung angewachsen.
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Die Mobile Familienarbeit gehört zu den Familienstärkungsprogrammen
(Unterscheidung zu „Dauerhaftes Zuhause“) von SOS-Kinderdorf Österreich und
bietet sowohl sozialpädagogische Familienhilfehilfe (SPFH, Einzelfallhilfe) wie auch
aufsuchende Familienarbeit nach systemischen Ansätzen und Konzepten. Wir
arbeiten in einem Triangel in enger Kooperation mit den zuständigen
SozialarbeiterInnen als AuftraggeberInnen und den jeweiligen Familien/Kindern oder
Jugendlichen.
Was wir erreichen wollen…
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Die Mobile Familienarbeit Burgenland begleitet, unterstützt und stärkt Kinder/Jugendliche und
deren Eltern und Bezugspersonen in belastenden Lebenssituationen, um den Verbleib der
Kinder/Jugendlichen bei Möglichkeit zu gewährleisten. Intensive Arbeit mit dem und im
Herkunftssystem.
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Begrifflichkeiten: Arbeit mit sog. „unfreiwillig motivierten KlientInnen“ (vgl. Conen), „armen
Familien“, Jugendamtsfamilien, Familien in Krisen, Randschichtfamilien,
„Multiproblemfamilien“, „Families of the Slums“ (vgl. Minucchin),…
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Vielfalt der Krisen (Faktoren für Exklusion): Gewalt, Verwahrlosung, Grenzüberschreitungen
(sexuelle Gewalt), Vernachlässigung, Paarproblematik, Rollenverschiebungen, Suchterkrankung,
psychiatr. Diagnosen, Pubertätsproblematik (Schulverweigerung, Konflikte im Familiensystem,…),
problematische Erziehungsstrategien („Einsperren“, überzogen unangemessene Regelwerke,
Kindern sich selbst überlassen, Überforderung,…), Loyalitätskonflikte, Ablösungsproblematik,
Patchworksituationen, Hygiene, finanz. Engpaß (Überschuldung, Arbeitslosigkeit,…)…
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Eine zentrale Aufgabe der Mobilen Familienarbeit in den einzelnen Arbeitsphasen ist, die
Problemsicht der Jugendwohlfahrt für die betreffende Familie zu „übersetzen“ und die
Problemeinschätzung der Familie ernst zu nehmen. Wir erarbeiten mit den begleiteten Familien
ihre Fähigkeiten, Stärken, Kompetenzen und konstruktivere Problemlösungsstrategien.
...Fortsetzung
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Zentrale Ziele sind, die Sinnhaftigkeit von Symptomen bei Kindern und Jugendlichen aufgrund
belastender Lebensbedingungen anzuerkennen und Veränderungsprozesse im Familiensystem zu
initiieren.
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„Wir kennen die Absicht irgendeiner Handlung nicht a-priori, sondern wir sind auf die Erklärungen
der KlientInnen angewiesen.“
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Die Funktionsweise des Systems zu verstehen, unterschiedliche Sichtweisen herbeizuführen und
die Eigenverantwortung der Veränderung bei der Familie zu belassen und zu stärken.
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Arbeit im Auftrag der Jugendwohlfahrt (oder gerichtlich angeordnet) kann gleichzeitig Kontrolle,
„Unfreiwilligkeit“, Druck, „Zwang“ u./o. Auflage (als Zugangsmodell) heißen.
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Konzeptionelle Überlegungen: In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der
Arbeitsschwerpunkt auf der Förderung des einzelnen Kindes/Jugendlichen, währenddessen in der
aufsuchenden Familienarbeit (vgl. M.L.Conen) auflagenbezogenen Kontrollkontext) die gesamte
Familie in einen Veränderungsprozess im Sinne der Hilfe als Erziehung eingebunden wird.
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Die Mobile Familienarbeit entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Familie und Jugendwohlfahrt der
Problemsituation angemessene und durchführbare individuelle Betreuungskonzepte (Vorgespräch,
Erstgespräch, Orientierungsphase, Arbeitsphase(n)) und stellt in der Abschlussphase der Begleitung
Überlegungen zur Sicherung des Erreichten an.
Kontrollkontext entwickeln – Orientierungskompass
„Für-Sorge“
„Es gibt vieles, worunter
wir leiden – wir können
daran nichts ändern.“
„Ich sehe das Kindeswohl
gefährdet, es muss sich etwas
ändern.“
1.
2.
Behörde
Opfer der
Probleme
Kontrolle
Akteure der Lösung
„Wir haben Probleme
und wollen sie lösen.“
KlientIn
3.
4.
Service
„Vor-Sorge“
„Ich sehe Probleme
und will sie lösen helfen.“
vgl. Mag. Susanne Glatzl-Pleesz & Mag. Meinrad Winge
„Wie kann ich Ihnen helfen, uns und das JA
wieder los zu werden“ (vgl. Conen)
Trennung zw. Hilfe und Kontrolle (Trianglulierung-Detriangulierung)
AuftraggeberIn (Kontrolle)
KlientIn/
Fam.
MOFA (Hilfe)
Ausgangsituation: Fam. M. – Eine ganz
gewöhnliche Familie
Bruder F., 19a
Schwester I.,
25a
GMm, +2009
KM, 42a
KV, 44a
„Symptomträger“ H., 16,5a
Transparenz und Selbstbestimmung
(vgl. Aufsuchende Fam.Arbeit)
Zwang
„Harte Kern“
d. Probleme
vgl. Mag. Susanne Glatzl-Pleesz & Mag. Meinrad Winge
Auflage
Hilfe
„Allgem. Ziele“
Ziele der Fam.
Abschlusssituation: Fam. M. –
Eine ganz gewöhnliche Familie
GMm, +2009
KM, 43,5a
KV, 45,5a
Bruder F., 21a
Schwester I.,
26a
„Symptomträger“ H., 18a
Herausforderungen:
„Fallen für Exklusion“
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Fokus auf Kindeswohl
Überweisungskontext: Hoffnungslosigkeit, Skepsis u. Resignation gg. Veränderungen
von betreffenden Fam.
Umgang mit fixen Ideen von Außen, was die Gründe dafür sind, dass sich
Betreffenden so verhalten
Arbeit im Triangel (unterschiedliche AuftraggeberInnen (Fam., Kostenträger,
Arbeitgeber, andere HelferInnen,…), Freiwilligkeit, „Zwangskontext“,
„Bewerbungsgespräch“, Eiertanz („es gibt da etwas, aber das kann ich nicht vor der
Fam. sagen“), unerfüllbare Aufträge, „probieren´s halt einmal, aber ich glaube da
geht eh nichts“, Instruktionsauftrag („sie müssen mit einem gelben Auto über die A1
nach Salzburg fahren“, Spionageauftrag („ein Auge auf die Fam. werfen“)…)
„Viele Wege führen nach Rom“
Lineare Beschreibungen: Ursache-Wirkung-Zusammenhang
Rückmeldung bei subjektiver Gefahreneinschätzung (Transparenz gg. Fam.)
Verantwortung und soziale Kontrolle („wieviel übernehme ich davon, um nicht meine
Neugier zu verlieren?“)
„Zu viele Köche verderben den Brei“ (je schwieriger die Familie, desto mehr
HelferInnen werden installiert)
…Herausforderungen:
„Fallen für Exklusion“
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Missverständnisse in der Arbeit mit system. Ansätzen (gem. Sprache entwickeln)
Selbstverständlichkeit die leiblichen Eltern (Herkunftssystem) miteinzubinden und
elternersetzende Tätigkeiten zu hinterfragen (Zutrauen in die Fähigkeiten der leibl.
Eltern…)
Gefahr in Aufsuchenden Tätigkeit, dass Fam. andere Lebenskonzepte aufgedrückt
werden
Defizitorientierung konstruktiv nutzen (hilfreich, um festzustellen, dass sich etwas
zum Wohle d. Kindes ändern soll u. hinderlich, da es häufig den Blick auf
Ressourcen versperrt)
„Wir können nicht versprechen, dass es keine Probleme mehr gibt, sondern wir
achten darauf, dass die Familien einen anderen Umgang damit bekommen.“
„Verführung der Weiterführung“ (Abschluss u. plötzlich zeigt Fam. Schwierigkeiten
wie zu Beginn der Begleitung)
Übertragungen von Fam.dynamiken im Helfersystem bedenken, Sog der Familie
(EinzelberaterIn, Co-BeraterInnen)
Unterschiedl. Verständnis von Hilfe (gem. Sprache entwickeln)
Unterschiedl. Haltungen zw. Fremdunterbringung (elternersetzende Tätigkeit u.
möglichst wenig Kontakt zu leiblichen Eltern, da diese eine Bedrohung f. die Ki./Jug.
darstellen könnten) und aufsuchenden Tätigkeit (Eigenverantwortung stärken)
Ergebnisse:
System. Haltungen entwickeln - Inklusion
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Lösungsorientierung
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Ressourcenorientierung
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Position des „Nicht-Wissens“
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Wechselseitige Suche nach Verstehen und Erforschen des
„Problems“ im Dialog

Es gilt, nicht Ursachen zu finden, sondern Zusammenhänge
zu erfinden und jedwedes Verhalten als Lösungsversuch
anzuerkennen, auch wenn es noch so „verrückt“ erscheint.
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Wertschätzung, Respekt vs. Respektlosigkeit
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Veränderungsbereitschaft fördern
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Verstören des Systems
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Nachgehend
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Autonomieförderung
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Arbeit mit den Loyalitätsbindungen in der Herkunftsfamilie
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Zwangskontext nutzen
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Transparenz
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Neugierde im Verstehen fam.dynam. Prozesse
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HelferInnennetzwerk gewinnen
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Partizipation
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KlientInnen als ExpertInnen
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Individualität
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Selbstbestimmung
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Eigenverantwortlichkeit
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Verschiedenheit
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Vielfalt
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„Hilfe zur Selbsthilfe“
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Systeme unter den Aspekten von sozialer Teilhabe
(Inklusion und Exklusion) beobachten

Einschließen möglichst aller Familienmitglieder in den
Beratungskontext
Zahlen, Fakten, Daten…
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Mit dem Angebot der Mobilen Familienarbeit erreichen wir
derzeit im Burgenland über 80 Kinder und Jugendliche in
gesamt rund 45 begleiteten Familien.
In 33 Familien sind die MitarbeiterInnen in einem CoBeraterInnen-System (2 Mofa-MitarbeiterInnen in einer Fam.)
und in 12 Familien in der Einzelberatung/Einzelfallhilfe tätig sind.
Durchschnittlich haben wir pro Jahr an die 30 Anfragen.
Die durchschnittliche Beratungsdauer liegt bei 1 bis 1,5 Jahren.
In 3 Fällen sind wir in der Einzelfallhilfe seit 3-6 Jahren tätig.
Seit der Gründung der Mofa (02/2009) hat die Mofa über 120
Fam. abgeschlossen u. damit über 240 Ki. u. Jug. erreicht.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt: SOS-Kinderdorf Pinkafeld
Mobile Familienarbeit
Päd. Leitung: Mag. Thomas Kreiner
Hermann-Gmeiner-Str. 6
7423 Pinkafeld
Tel.: 03357/42452
Fax: 03357/42452-30
Mobil: 0676/88 144 611
[email protected]
www.sos-kinderdorf.at