Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

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Transcript Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
Entnommen aus: Schiffler Horst / Winkeler Rolf:
Tausend Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des
Lernens in Bildern. Stuttgart; Zürich 19944, S. 85.
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation
2. Lehrerbildung ab 1920
3. Struktur
4. Lehrpläne
5. Statistik
6. Beispiel Waldkirch
(Mündlich, Abbildungen)
7. Literatur
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation:
1860: Dorfschulkind in der preußischen Sachsen musste einen Kanon von 80 Chorälen mit
sämtlichen Strophen auswendig lernen und jeden Sonntag als Chorsänger den Gottesdienst mit
seinem Lehrer besuchen.
Disziplin: Strenge, der Schulalltag war eine ernste Angelegenheit
Für Schüler: „bittere Zeit mit vielen Schlägen und kindlichen Leiden“
nur begabte Kinder wurden vom Lehrer oder vom Geistlichen ausgewählt und auf das
Seminar geschickt, wo sie studieren konnten.
Seminare: Unterrichtsmethoden oft recht starr, Neigung zum Mechanischen
Lehrer: - wurde zu gerechter Sorgegesinnung aufgefordert,
- nach Lehrbüchern (mit Vorbild des väterlichen Pestalozzi) unterwiesen,
- spielte Orgel und Geige, konnte singen und die Predigt vorlesen
- schlossen sich gegen strenge autoritäre Leitung in Vereinen zusammen
- strebten dort nach besserer wirtschaftlicher Stellung
- bemühten sich um freiere methodische Fortbildung
- bedurften einer gründlicheren wissenschaftlicheren Ausbildung (↔ Lehrerseminar)
- Fortbildung durch Selbststudium
Änderungen: durch 1. Weltkrieg (Übergang von Obrigkeitsstaat zur demokratischen Republik)
- Schulreformen
- Einsatz von Lehrerinnen
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation:
Holzstisch: „Gesangsunterricht“ 19.
Jahrhundert;
Der Gesangsunterricht ist ein
grundlegender Bestandteil des
Lehrens und Lernens des 18. und 19.
Jahrhunderts. Bis ca. 1960 konnte
niemand Volksschullehrer werden,
ohne mindestens ein Instrument
spielen zu können
Entnommen aus: Schiffler Horst / Winkeler Rolf:
Tausend Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des
Lernens in Bildern. Stuttgart; Zürich 19944, S.
108.
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation:
Albert Anker zeigt den Unterricht in
einer „Dorfschule von 1848“.
Das Bild entstand 1896.
Auf dem Bild sind auch Werkzeuge
zu erkennen, mit denen sich der
Lehrer ein zusätzliches Einkommen
als Lehrer verdient.
Entnommen aus: Schiffler Horst / Winkeler Rolf:
Tausend Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des
Lernens in Bildern. Stuttgart; Zürich 19944, S.
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Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation:
Albert Anker: Dorfschule im
Schwarzwald, 1858.
Die meisten Dorfschulen waren
damals einklassig, hatten nur eine
Oberstufen- bzw. Unterstufenklasse.
Entnommen aus: Schiffler Horst / Winkeler Rolf:
Tausend Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des
Lernens in Bildern. Stuttgart; Zürich 19944, S.
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Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation:
J. J. Geoffroy: En classe, le travail
des petits, 1889.
Entnommen aus: Schiffler Horst / Winkeler Rolf:
Tausend Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des
Lernens in Bildern. Stuttgart; Zürich 19944, S.
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Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
1. Schulsituation:
J. Nussbiegel, Antikes Schulwesen, 1825,
kolorierte Radierung.
Die Karikatur enthält „eine Fülle von
Anspielungen auf das Los des Lehrers im 18. und
19. Jh.: Der Lehrer übt nebenbei das
Schusterhandwerk aus, weil das Einkommen nicht
ausreicht; das Familienleben findet neben dem
Unterricht statt, weil die Lehrerwohnung auch als
Schulstube dient; auch die Hühner passen ins Bild,
denn der Lehrer betreibt nebenbei eine kleine
Landwirtschaft. Der wohlbeleibte Pfarrer
schließlich vertritt die Obrigkeit, er hat als
Vorgesetzter des Lehrers die Schule regelmäßig zu
visitieren. Daneben können wir hier auch
mancherlei Anspielungen auf das Los des Schülers
entdecken.“
Entnommen aus: Schiffler Horst / Winkeler Rolf: Tausend
Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des Lernens in
Bildern. Stuttgart; Zürich 19944, S. 108.
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
2. Lehrerbildung ab 1920:
Entstehung eines Lebensideals der Jugendbewegung mit der Erneuerung
moderner Sitte im Sinne volkstümlicher Schlichtheit und Bewertung eines
Volkslebens, das mit der reinen Natur und den edelsten Überlieferungen im
Einklang stehen sollte.
- Umsetzungen methodischer Erfindungen und didaktischer Pläne durch Lehrerschaft
- neuer Stil in einzelnen Schulbehörden, Reformschulen und Einzelklassen
- Neuordnung der Lehrerbildung noch in den 20iger Jahren.
- Auflösung der Seminare in Mittel- und Norddeutschland
- wissenschaftliche Grundbildung des Volksschullehrers wird der höheren Schule
zugewiesen
- Berufsausbildung: entweder an errichteten Pädagogische Sonderhochschulen
(2jährig) oder Universitäten oder technischen Hochschulen
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
3. Struktur
-
Ihre erste feste Gestalt hat sie im Laufe des 19. Jahrhunderts
erhalten.
staatliche Fürsorge im Sinne des Obrigkeitsstaates
Obrigkeitsstaat bildet Lehrer auf seinen Seminaren heran
Einhaltung einer gleichförmig straffen Ordnung durch den
Einsatz von Schulaufsichtbeamten
Leistungen:
in der älteren Phase – Betonung des Religiösen
später - Intellektualisierung
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
4. Lehrpläne:
Schulreform
- durch Humboldt in der Epoche des Neuhumanismus (18081819):
enthält erstes Schulkonzept unter folgenden Aspekten:
Jeder Mensch kann durch Begegnung mit (geistiger) WELT
etwas aus sich machen,
indem er sie in sich verbindet (= Ausgangspunkt)
- Selbstbildung
- Bildung ist umfassend (Gesamtschulkonzept)
- Bildung ist zweckfrei (Mensch erweitert sich im Menschtum)
- Bildung braucht Freiraum
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
zu 4. Lehrpläne:
- Nach 1848: Stiehlsche Regulative (1854)
(↔ Friedrich Adolf Diesterweg (Berliner Seminarleiter, brachte Lehrerbildung für
niedere Schulen enorm voran))
Allgemeinverbindliche Lehrpläne für das Volksschulwesen:
1) Gläubigkeit
2) Liebe zu Herrscherhaus und Vaterland
3) Vermittlung notwendiger Kenntnisse zur Sicherung des (bürgerlichen) Fortkommens
4) Aufteilung des Unterrichts in:
- Religion (6WS)
- Lesen (12 WS)
- Rechnen (Grundrechenarten; 5 WS)
- Gesang (3 WS)
- Johann Friedrich Herbart: Formalstufentheorie (Didaktisches Prinzip der Konzentration)
1. Stufe der Klarheit
2. Stufe der Assoziation
3. Stufe des Systems
4. Stufe der Methode
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
100%
1816-1880
Einschulungsrate in Preußen
60%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
33040
18221882
20440
0
8600 17200 25800 34400
Anzahl
öffentlicher
Volksschulen
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
4,3
1822-1882
1,4
0,0
2,0
Anzahl der Schüler
4,0
6,0
Millionen
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und
frühen 20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
90%
80%
Volksschule
Mittelschule
höhere Schule
40%
3%
7%
0%
Anzahl Schulpflichtiger verteilt auf die
Schultypen Anf. des 20. Jhds. in %
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
6. Beispiel Waldkirch:
Neues Schulhaus,
Erweiterungsbau 1910.
Entwurf:
Stadtbaukontrolleur
Wilhelm Sattler,
Freiburg
Stadtarchiv Waldkirch Abt.
VI/2/3359
Entnommen aus: Rambach,
Hermann: Zur Geschichte der
Volksschule in Waldkirch.
Waldkirch im Breisgau: Waldkircher
Verlagsgesellschaft, 1968, Tafelteil
nach Seite 140.
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
6. Beispiel Waldkirch
Kastelbergschule,
Gesamtansicht
Entnommen aus: Rambach, Hermann: Zur
Geschichte der Volksschule in Waldkirch.
Waldkirch im Breisgau: Waldkircher
Verlagsgesellschaft, 1968, Tafelteil nach
Seite 140.
Beispiele für das Volksschulwesen im 19. und frühen
20. Jahrhundert: Struktur und Lehrpläne
7. Literatur:
Flitner, Wilhelm: Die vier Quellen des Volksschulgedankens. Stuttgart: Klett, 19584.
Hamann, Bruno: Geschichte des Schulwesens: Werden und Wandel der Schule im
ideen- und sozialgeschichtlichen Zusammenhang . Bad Heilbrunn 19932.
Rambach, Hermann: Zur Geschichte der Volksschule in Waldkirch. Waldkirch im
Breisgau: Waldkircher Verlagsgesellschaft, 1968.
Schiffler Horst / Winkeler Rolf: Tausend Jahre Schule: eine Kulturgeschichte des
Lernens in Bildern. Stuttgart; Zürich 19944.
Spranger, Eduard: Zur Geschichte der deutschen Volksschule. Heidelberg: Quelle
und Meyer, 1971.