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Prof. Dr.Verwirklichungschancen
Heiner Keupp
für Heranwachsende
Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Erwartungen an Schule aus Sicht des 13. Kinderund Jugendberichts
Vortrag beim Fachtag „Es geht um‘s Ganze … auf
dem Weg zu einer schülergerechten Ganztagsschule
in Bayern“ am 30.11.2010 in Nürnberg
Professor Heiner Keupp » Berichtskommission für den 13. KJB «
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Der Berichtsauftrag der Bundesregierung
 Die Bundesregierung will die Rahmenbedingungen für das Aufwachsen der nachfolgenden Generationen verbessern;
 dazu gehört zuvorderst auch das soziale, psychische und physische
Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen;
 die bestmögliche Förderung der Gesundheit ist ein zentrales Recht
aller Kinder und Jugendlichen;
 die Heranwachsenden, die behindert oder von Behinderung bedroht sind, sind zu integrieren; und
 die Koordination und Vernetzung der Hilfesysteme (Kinder- und
Jugendhilfe, Gesundheitsversorgung und Eingliederungshilfe) soll
verbessert werden.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Welchen Stellenwert hat das Thema Schule im 13. KJB?

Keinen, denn die Kinder- und Jugendberichte sollen entsprechend der Gesetzeslage die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in den Blick nehmen.

Einen hohen, weil das Wohlbefinden und die Gesundheit von Heranwachsenden
sehr stark durch Schulerfahrungen bestimmt sind.

Das Wissen über Ressourcen für eine gesunde Entwicklung von Heranwachsenden ist für die Entwicklung einer schülergerechten Schule sehr relevant.

Eine schülergerechte Ganztagsschule hat sich am Leitbild einer gesunden Schule
zu orientieren.

Die Perspektive „Inklusion“ der UN-Konvention der Rechte von Menschen mit
Behinderung ist für die Schulentwicklung besonders bedeutsam.

Die Bildung gesundheitsförderlicher kommunaler Netzwerke braucht die Einbeziehung der Schule
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Bildung steht im Widerspruch zu Selektion und bedeutet eine möglichst umfassende Förderung von personalen,
sozialen und kognitiven Ressourcen.
Genau dieser Förderschwerpunkt steht
auch im Mittelpunkt der Gesundheitsförderung.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Basics der Gesundheitsförderung –
auch für eine schülergerechte Schule
 Ausgangspunkte:
 Ottawa-Charta der WHO
 UN-Kinderrechtskonvention
 UN-Konvention zur Rechte behinderter Menschen
 Salutogenetische Perspektive: Kohärenz und
Selbstwirksamkeit
 Befähigungs-Ansatz (Capability-Approach):
Verwirklichungschance
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Bezugspunkt: Ottawa Charta der WHO
"Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen,
arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass
man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man
in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen
und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände
auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der
man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen."
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Gesundheitsförderung
zielt auf die Befähigung zu einer selbstbestimmten Lebensweise und darf nicht auf die Bereiche Ernährung und Bewegung reduziert werden, obgleich diese durchaus wichtige Zielbereiche von Prävention und Gesundheitsförderung sind.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Gesundheit
Gesundheitsressourcen
Gesundheitsrisiken
Gesundheitsförderung
Prävention
Salutogenese
Pathogenese
Aktivitäten zur Verbesserung der Gesundheit
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Aaron Antonovsky 1923 - 1994
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Kohärenz ist das Gefühl, dass es Zusammenhang und Sinn im Leben
gibt, dass das Leben nicht einem unbeeinflussbaren Schicksal
unterworfen ist.
Der Kohärenzsinn beschreibt eine geistige Haltung:
Meine Welt erscheint mir verständlich, stimmig, geordnet; auch Probleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren
Zusammenhang sehen (Verstehbarkeit).
Das Leben stellt mir Aufgaben, die ich lösen kann. Ich verfüge über
Ressourcen, die ich zur Meisterung meines Lebens, meiner aktuellen
Probleme mobilisieren kann (Handhabbarkeit).
Für meine Lebensführung ist jede Anstrengung sinnvoll. Es gibt Ziele
und Projekte, für die es sich zu engagieren lohnt (Bedeutsamkeit).
Kohärenzfördernd sind die Widerstandsressourcen: Individuelle,
soziale, gesellschaftliche und kulturelle Ressourcen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Generalisierte Widerstandsressourcen
Im Individuum: organisch-konstitutionelle Widerstandsressourcen, Intelligenz, Bildung, Bewältigungsstrategien und Ich-Stärke, die nach Antonovsky eine der zentralen emotionalen Widerstandressourcen darstellt, als emotionale Sicherheit, als Selbstvertrauen und positives
Selbstgefühl in Bezug auf die eigene Person.
Im sozialen Nahraum: Zu den Widerstandsressourcen zählen aber auch
wesentlich die sozialen Beziehungen zu anderen Menschen. Diese beinhalten das Gefühl, sich zugehörig und „verortet“ zu fühlen, Vertrauen und Anerkennung durch für einen selbst bedeutsame Andere
zu erfahren und durch die Beteiligung an zivilgesellschaftlichem Engagement sich als selbstwirksam erleben zu können. Hinzu kommt
die Möglichkeit, sich Unterstützung und Hilfe von anderen Menschen
zu holen und sich auf diese zu verlassen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Generalisierte Widerstandsressourcen
Auf gesellschaftlicher Ebene: Widerstandsressourcen entstehen
durch die Erfahrung von Anerkennung über die Teilhabe an
sinnvollen Formen von Tätigkeiten und ein bestimmtes Maß
an Sicherheit, mit diesen seinen Lebensunterhalt bestreiten zu
können (Verfüg-barkeit über Geld, Arbeit, Wohnung….).
Auf der kulturellen Ebene: Widerstandsressourcen vermitteln
auch der Zugang zu kulturellem Kapital im Sinne tragfähiger
Wertorientierungen (bezogen aus philosophischen, politischen, religiösen oder ästhetischen Quellen).
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
BegründerInnen des Capability-Ansatzes: Amartya Sen und Martha C. Nussbaum
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Unter
Verwirklichungschancen
(capabilities)
versteht Amartya Sen die Möglichkeit von
Menschen, „bestimmte Dinge zu tun und
über die Freiheit zu verfügen, ein von ihnen
mit Gründen für erstrebenswert gehaltenes
Lebens zu führen.“
Amartya Sen (2000). Ökonomie für den Menschen
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Verwirklichungschancen
Die basalen Capabilities umfassen die Ausbildung von spezifischen körperlichen Konstitutionen, sensorischen Fähigkeiten,
Denkvermögen und grundlegende Kulturtechniken, die Vermeidung von unnötigem Schmerz, die Gewährleistung von Gesundheit, Ernährung und Schutz, die Möglichkeit und Fähigkeit
zur Geselligkeit bzw. zu Bindungen zu anderen Menschen, anderen Spezies und zur Natur, zu Genuss, zu sexueller Befriedigung, zu Mobilität und schließlich zu praktischer Vernunft und
zur Ausbildung von Autonomie und Subjektivität.
Quelle: Martha C. Nussbaum (1999). Gerechtigkeit oder Das gute Leben
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Das Aufwachsen in der Spätmoderne ist riskant geworden
Kinder und Jugendliche wachsen in eine Gesellschaft hinein, die immer weniger als einbettende Kultur anzusehen ist, die Begleitschutz für das Erwachsenwerden
bietet. Diese Gesellschaft ist hohem Maße in den Grundfragen verunsichert, welche Lernerfahrungen und Kompetenzen notwendig sind, um Lebenssouveränität zu
erlangen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Leitlinie: Förderung positiver Entwicklungsbedingungen
Kinder und Jugendliche wachsen in ihrer großen Mehrheit gesund, selbstbewusst und kompetent auf. Sie dürfen nicht unter einer generalisierten Risikoperspektive gesehen werden; notwendig sind vielmehr
der Blick auf die positiven Entwicklungsbedingungen der nachwachsenden Generationen und Antworten auf die Frage, wie solche
Bedingungen für alle Kinder und Jugendlichen gefördert werden
können bzw. welcher unterstützender Strukturen und gesellschaftlicher Investitionen es dazu bedarf. Im Wissen, dass sich ein gesundes
Leben und Aufwachsen nicht einfach „naturwüchsig“ entwickeln, ist
es ratsam, dass im Sinne von „good governance“ die schon geleisteten gesellschaftlichen Anstrengungen verdeutlicht und bestehende
Errungenschaften gepflegt und ggf. ausgebaut werden.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Quelle: Richard M. Lerner: Die 6 Cs der positiven Jugendentwicklung
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Leitlinie Befähigungsgerechtigkeit
Es gibt gesellschaftliche Segmente, in denen ein gesundes Aufwachsen bedroht ist, weil in ihnen die erforderlichen Entwicklungs- und Widerstandsressour-cen nicht vorhanden sind bzw. nicht an Heranwachsende weitergegeben werden können. Hier ist vor allem die wachsende Armut zu nennen, die in überproportionaler Weise Kinder und
Jugendliche betrifft. Die Orientierung am Ziel der Befähigungsgerechtigkeit verpflichtet zu Fördermaßnahmen, die allen Heranwachsenden die Chance zum Erwerb der Entwicklungsressourcen geben, die
zu einer selbstbestimmten Lebenspraxis erforderlich sind. Dabei gilt
es, aktiv an den vorhandenen Ressourcen gerade sozial benachteiligter Heranwachsender anzuknüpfen, statt diese implizit und explizit
zu entwerten.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Befähigungsgerechtigkeit
Alle Heranwachsende brauchen die Chance, Zugang zu den Ressourcen
gewinnen, die sie zu einer souveränen Handlungsbefähigung benötigen.
Die institutionellen Angebote des Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsystems müssen Heranwachsende in ihrer Handlungsbefähigung systematisch unterstützen.
Es sind professionelle Empowerment-Strategien zu entwickeln, die auf
dieses Ziel ausgerichtet sind.
Heranwachsende müssen über Partizipationsmöglichkeiten in ihren
Selbstwirksamkeitserfahrungen gefördert werden.
Solche Erfahrungen sind vor allem auch dann zu unterstützen, wenn
die eigene Handlungsfähigkeit durch Behinderung eingeschränkt ist.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
„Neue Morbidität“
Veränderung des Krankheitsspektrums:
von akuten zu chronischen Erkrankungen
und
von somatischen zu psychischen Störungen
Untermauert durch die aktuellen Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des
Robert-Koch-Instituts.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Probleme (Ausprägung „auffällig“) der 3- bis 17-Jährigen
(Prävalenzen in %).
Quelle: Robert-Koch-Institut:
KiGGS
Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Heranwachsende aus sozial benachteiligten Familien bzw. mit Migrationshintergrund – auch sonst gesundheitlich benachteiligt:
Sie sind motorisch weniger leistungsfähig
sie ernähren sich ungesünder und bewegen sich weniger
ihr Medienkonsum ist höher
sie haben häufiger mehrere Gesundheitsprobleme und geringeres
Wohlbefinden,
sie verfügen über weniger persönliche, familiäre und soziale
Ressourcen
geschlechtsspezifische Differenzen ergeben sich verschärft
sie zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten (ADHS; v.a. Jungen),
sie haben häufiger psychische Probleme und Essstörungen (v.a.
Mädchen).
(Quelle: KiGGS-Daten; nach Angaben der Eltern und der Jugendlichen)
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Empfehlungen
Zentralperspektive:
Der vorsichtige Titel des 13. Kinder- und
Jugendberichts
„Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen“
lässt sich auf das Prinzip der
„Befähigungsgerechtigkeit“
verdichten.
26.04.2020
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Empfehlungen
Besonderer Förderungsbedarf bei
Aufwachsen in Armutslage
Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen
Kindern von psychisch, sucht- und chronisch erkrankten Eltern
Traumatisierte Kinder und Jugendliche
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Quelle: DIE ZEIT vom 30.07.2009
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Empfehlungen
Gesundheitsförderung im Schulalter
Die steigenden gesundheitlichen Belastungen (Ernährungsprobleme, Übergewicht, chronische Erkrankungen wie Allergien und psychosoziale Probleme wie
ADHS) dürfen nicht medikalisiert werden.
Weil in der Schule alle Kinder erreicht werden können, bedarf es einer verbesserten Kooperation von gesundheitsförderlichen Angeboten der Kinder- und
Jugendhilfe und der Schule durch den Ausbau der Schulsozialarbeit.
Speziell in den Ganztagesangeboten ist die systematische Förderung von altersspezifischen Gesundheitsthemen relevant.
Förderung der Elternselbsthilfe (etwa durch Projekte wie Elterntalk)
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Erwerb von Methylphenidat (z.B. Ritalin) durch Apotheken
Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, BfArM 2008
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Quelle: DER SPIEGEL
34/2010, S. 132
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Empfehlungen
Gesundheitsförderung im Jugendalter
Dringend erforderlich ist eine stärkere fachliche (und politische) Aufmerksamkeit für die gesundheitlichen Herausforderungen und Risiken des Jugendalters
(vor allem psychosoziale Probleme wie Sucht, Essstörungen, Depressionen).
Notwendig ist die Unterstützung bei der Erarbeitung realistischer und erreichbarer Lebensziele und der identitären Grenzziehung. Diese sind Voraussetzung
für Gewinnung von Lebenskohärenz.
Unterstützung ist vor allem bei der Bewältigung von Übergängen (z.B. Schule –
Beruf) relevant.
Jugendliche in ambulanten, teilstationären und stationären Hilfen zu Erziehung
bedürfen einer genügend intensiven, aber an ihre Lebenswelt anschlussfähige,
nicht ausgrenzende und mit dem Gesundheitssystem vernetzte Hilfen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Wie könnte eine
gesunde Schule
aussehen?
Das Beispiel
„MindMatters“
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Das Konzept „MindMatters“: www.mindmatters-schule.de
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Hintergrund von MindMatters
Hintergrund
MindMatters ist ein praxiserprobtes und wissenschaftlich fundiertes Programm.
Es hilft Schulen dabei, durch die Förderung der psychischen Gesundheit von
Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften einen Beitrag zur Verbesserung der
Schulqualität zu leisten. Es basiert auf dem Konzept der guten gesunden Schule.
MindMatters bezieht die ganze Schule ein (Schülerinnen und Schüler, Schulleitung, Lehrkräfte, nicht unterrichtendes Personal, Eltern, schulisches Umfeld).
Die Materialien und Übungen richten sich derzeit an Schülerinnen und Schüler
der 5.-10. Klasse an allen Schulformen.
MindMatters stammt ursprünglich aus Australien und wurde in einer Modellprojekt-Phase an deutsche Schulen angepasst. Die Evaluationsergebnisse belegen positive Effekte durch das Programm, MindMatters gilt als eines der
umfassendsten und wirksamsten Präventionsprogramme zur psychischen Gesundheit an Schulen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Ziele von MindMatters
Ziele
Förderung psychischer Gesundheit und Prävention psychischer Krankheiten
aller Schulmitglieder
Mehr Respekt und Toleranz im Unterricht
Aufbau einer unterstützenden und fürsorglichen Schulkultur
Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften
Verbesserung von Lehren und Lernen sowie Steigerung der Bildungsqualität
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Gute gesunde Schule
Mit psychischer Gesundheit gute Schule machen
Das Konzept der „guten gesunden Schule“ als Basis von MindMatters
Orientierung an Bildungs- und Erziehungsaufträgen
Klare Ausrichtung auf die Dimensionen der
Schulqualität ausgerichtet
Das Konzept der guten
gesunden Schule verknüpft Gesundheitsförderung mit dem Erziehungs- und Bildungsauftrag von
Schule.
Einsatz von Gesundheitsinterventionen zur
Verwirklichung des Bildungs- und Erziehungs- Eine gute Schule ist
eine gesunde Schule
auftrages
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Gute gesunde Schule:
Bildungsförderung durch Gesundheit
„Die gute, gesunde Schule ist eine Schule, die sich in ihrer
Entwicklung klar den Qualitätsdimensionen der guten
Schule verpflichtet hat und die bei der Verwirklichung
ihres sich daraus ergebenden Erziehungs- und Bildungsauftrages gezielt Gesundheitsinterventionen
einsetzt. Ziel ist die nachhaltig wirksame Steigerung
der Erziehungs- und Bildungsqualität der Schule.“
(Paulus 2003)
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Gute gesunde Schule
► Bedeutet …
● von den Bildungs- und Erziehungsaufträgen auszugehen
(„Gute Schule“)
● zu fragen, wo Schulen Probleme haben, ihre eigenen Aufträge zu erfüllen
(„Bildungsberichterstattung“)
● ihnen Angebote für gezielte Gesundheitsinterventionen zu
machen, mit denen ihre Probleme angegangen werden
können („Gesundheitsbeiträge“)
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Qualitätsbereich
Handlungsfeld
Rahmenbedingungen
Bedingungen, Intentionen
Schulkultur
Schulklima,
Pädagogische Grundsätze
Schulführung und
Management
Führungsverantwortung,
Beraterische Kompetenz
Hilfen zum Umgang mit Krisensituationen
Kooperation und
Außenbeziehungen
Elternhaus, Schulen,
Institutionen
Mitarbeit von Eltern im MM-Schulteam
Integration von Experten im Unterricht
Professionalität der
Lehrkräfte
Weiterentwicklung der
Kompetenzen
Vermittlung von Wissen und Kompetenzen im
Bereich der Förderung der psychischen Gesundheit
Lehren und Lernen
Unterrichtsklima,
Unterrichtsgestaltung
Aufstellen und Einhalten von Regeln, Aufbau von
Freundschaften und Zusammengehörigkeitsgefühl
Ergebnisse und Erfolge
Qualitätsmanagement
Beitrag MindMatters
Psychische Gesundheit im Schulprogramm,
Erstellen von Leitfäden und Handlungsplänen
Verschiedenheit als Bereicherung erkennen,
Förderung des ZusammengehörigkeitsgefühlsPrävention von Mobbing
Persönlichkeitsbildung,
Kompetenzen zum Umgang mit Stress, Wissen über
Sozial- und Fachkompetenz psychische Gesundheit, Empathie
Leitbild, Evaluation der
Schule
Situationsanalysen
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Bildung als Gesundheitsbildung
Kulturelle Weltbezüge
Kulturelle Kompetenzen
• Begriff und Verständnis von
Gesundheit
Materiell-dingliche Weltbezüge
Instrumentelle Kompetenzen
• Umgang mit Gesundheit;
Soziale Weltbezüge
Soziale Kompetenzen
• Gesundheit/-sein mit Anderen
Subjektive Weltbezüge
Personale Kompetenzen
• Sich selbst gesund erhalten und
entwickeln
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Verknüpfung
des Materials
zum Lehrplan
Vernetzung von
Schule, Familien und
psycho-sozialen
Diensten
Lehren und
Lernen
Aufbau einer
gesundheitsförderlichen
Organisationskultur
Schulkultur
Partnerschaften
und Dienste
Der ganzheitliche Ansatz von MindMatters
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Das Starterpaket: Materialien
SchoolMatters – Mit
psychischer Gesundheit gute Schule
machen
Freunde finden behalten und dazugehören – Förderung
von Resilienz in der
Schule (5. - 6- Klasse)
Mit Stress umgehen –
im Gleichgewicht
bleiben – Förderung
von Resilienz in der
Schule (7. - 10. Klasse)
Mobbing? Nicht in
unserer Schule – Prävention und Handlungsstrategien
(5. - 8. Klasse)
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
SchoolMatters – Mit psychischer Gesundheit gute Schule
machen
Schulentwicklungsheft zur Implementierung
der Förderung von psychischer Gesundheit
in die Schulentwicklung mit theoretischen
Hintergrundinformationen und Tools
• Anleitung zum Aufbau eines Schulteams
• Situationsanalysen („Wo findet die Förderung
der psychischen Gesundheit an meiner Schule
schon statt und wo noch nicht?“)
• Materialien zur Projektplanung („Wie können
wir mit psychischer Gesundheit gute Schule
machen? Wer macht was bis wann?“)
• Zwischenbilanz/Evaluation
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
CommunityMatters – Die Schule öffnen und vom Umfeld profitieren
CommunityMatters befasst sich mit den wechselseitigen
Beziehungen zwischen der Schule und ihrem Umfeld. Es
geht um
… den Aufbau von Partnerschaften,
… den Abbau von Berührungsängsten aufgrund
sozialer Herkunft, fremder Kultur und Lebensweise.
• Ein wesentliches Ziel dieses Hefts besteht darin, Verschiedenheit als Bereicherung wahrzunehmen.
• Die Schule wird als ein Ort verstanden, an dem sich alle
Schulmitglieder willkommen und sicher fühlen können, egal
wer sie sind oder woher sie kommen
• Die Integration von Menschen ausländischer Herkunft,
homosexueller Orientierung oder Menschen mit
Behinderung steht im Vordergrund.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Freunde finden, behalten und
dazugehören
Insbesondere für die
Klassen 5 und 6
(z.B. nach einem Schulwechsel)
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Wie geht´s? – Psychische Störungen in der Schule verstehen lernen
Dieses Unterrichtsheft thematisiert den Umgang mit psychischen Störungen in der Schule
und leistet einen nachhaltigen Beitrag zur
Schulqualität.
Es geht um
… die Wissensvermittlung zu psychischen Störungen.
… die Entwicklung von Handlungsstrategien zum
Umgang mit psychischen Störungen auf
individueller Ebene sowie der Ebene der Schulorganisation.
… um den Abbau von Stigmatisierungen.
… um die Förderung von Hilfe suchendem Verhalten.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
LifeMatters – Leitfaden zur Prävention von
Selbstverletzungen und Suizid in der Schule
Leitfaden für Vereinbarungen, Prozesse und Handlungsabläufe, die zu einer umfassenden Suizidprävention in der Schule beitragen.
LifeMatters
… zeigt Wege auf, wie Schulen ihr Wohlbefinden
erhalten oder möglichst schnell wieder herstellen
können, falls sie trotz Präventionsmaßnahmen in
eine Krisensituation geraten.
… unterstützt Schulen dabei, sich bestmöglich auf
eine solche Situation vorzubereiten. Ein Handlungsplan für mögliche Krisensituationen bedeutet auch
in krisenfreien Zeiten Stressreduktion.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Rückgrat für die Seele – Umgang mit Verlust und Trauer in der Schule
Das vorliegende Unterrichtsheft thematisiert den Umgang mit Verlust und Trauer in
der Schule durch
… Wissensvermittlung.
… eine sachliche Auseinandersetzung mit
den Themen Verlust und Trauer.
… den Aufbau einer fürsorglichen Schulkultur,
die Förderung von Resilienz und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien der
Schüler/innen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Ziele der Situationsanalyse:
•
•
Bereiche mit dem größten Handlungsbedarf identifizieren.
•
Rückmeldung der Ergebnisse an das Kollegium, die Schülerschaft und Elternschaft: Anstoß zu strukturierten Diskussionen
und Reflexionen.
•
Prioritätenbestimmung und Planung lassen sich aus den Ergebnissen ableiten.
•
Wiederholte Befragung ermöglicht Evaluation und Handlungskontrolle.
Beteiligung des Kollegiums und/oder der Schülerschaft am
Prozess der guten gesunden Schule: Alle können ihre Einschätzung abgeben.
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Projektzyklus
Verwirklichungschancen für Heranwachsende
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Programm
Anschub ist eine Ein weiteres Allianz
für
nachhaltige
Schulgesundheit
und
Bildung in
www.anschub.de
Deutschland
Z. Zt. gibt es Landesprogramme zur guten gesunden Schule in
vier Bundesländern mit ca. 200 Schulen und 60 beteiligten
Institutionen, insgesamt in ca. 2000 Schulen.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Schulprogramm
fortschreiben
Textfassung erstellen
Einstieg
Vorhaben überprüfen
Schule
Steuergruppe bilden
Umsetzung der
Vorhaben planen
Bestandsaufnahme
durchführen
Vorhaben auswählen
Leitbild entwickeln
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ModellVerwirklichungschancen
der Ressourcenabsicherung
für Heranwachsende
von Anschub.de
Anschub.de
Bezirksregierung
Schulamt
Unterstützt durch:
•Schulentwicklungsberater
•Gesundheitsbeauftragte
•Schulsportbeauftragte
•Prozessberater
•Schulpsychologen
•…
z.B. G
R
U
N
lokaler
D
Verbund der
S
guten gesunden C
H
Schulen
U
L
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A
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S
C
H
U
L
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B
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R
U
F
S
K
O
L
L
E
G
Absicherung der Ressourcen
Senatsverwaltung/
Kultusministerium
-> Nationale Allianz, die
Ressourcen absichert,
z.B.: AOK, Barmer,
BST, DHS, GEW …
Lokale
Kooperationspartner
Unfallkassen
KVen
ÖGD
Gesundheitsförderer
Schulentwicklungsberater
Professor Heiner Keupp » Berichtskommission
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Seite 55
Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Gründungsmitglieder des Vereins Anschub.de
aid - Auswertungs- u. Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten
Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft
AOK Bayern - Die Gesundheitskasse
AOK Berlin - Die Gesundheitskasse
AOK Mecklenburg Vorpommern
BARMER Ersatzkasse
Bayerischer Gemeinde- Unfallversicherungsverband
Bertelsmann Stiftung
Berufsverband Deutscher Psychologen
Bundeselternrat BER
Deutsche Sportjugend
Felix Burda Stiftung
Leuphana Universität Lüneburg
Matthias Film gGmbH
Medusana Stiftung
Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung
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Seite 56
Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Leitlinie Interprofessionelle Vernetzung
Die bestehenden Systeme der Kinder- und Jugendhilfe, des
Gesundheitswesens, der Eingliederungshilfe und des
Bildungssystems müssen in einer Vernetzung auf kommunaler Ebene weiterentwickelt werden, sodass – bezogen auf die jeweiligen Personen und Gruppen – bedarfsgerechte, passgenaue Förderkonzepte gemeinsam gestaltet und realisiert werden können.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Empfehlungen
Arbeitsfeldübergreifende Herausforderungen
Verbindliche Netzwerkbildung
Netzwerke für eine verbesserte Kooperation von Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitssystem, Bildungswesen und Eingliederungshilfe sind erforderlich. In diesen vernetzten Strukturen sind zielgenaue Handlungsstrategien bezogen auf den jeweiligen Sozialraum, die speziellen Problemkonstellationen und unter Berücksichtigung der Erfahrungen und Kompetenzen der beteiligten
Systeme zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Diese Netzwerke sind von besonderer
Bedeutung in den Bereichen
Frühe Förderung,
Kindertagesbetreuung,
Schnittstelle Schule – Kinder und Jugendhilfe,
Jugendliche in belastenden Lebenslagen,
Kinder und Jugendliche mit Behinderung.
Die Koordination ist Aufgabe des Kinder- und Jugendhilfesystems und muss finanziert sein
In einem Bundesmodellverbund ist diese Netzwerkförderung anzuschieben und zu evaluieren.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
… Akteure in den lokalen Netzwerken:
Eingliederungshilfe
Beratungsbereich
Teilstionäre
Angebote
Ehe-, Familien- und Lebensberatung
Suchtberatung
Schwangerenberatung
Sozialpädiatrische Zentren
Migrationsberatung
Kindertagesbetreung
Sozialpädaiatrische
Frühförderstellen
Zentren
Heilpädadogische Angebote
Frauenberatungsstellen
Erziehungsberatung
Jugendhilfe
Jugendamt
Gesundheitshilfe
Geburts- und Kinderkliniken
Gesundheitsamt
Schwangerenberatung
Hebammen und
Psychiatrien
Entbindungspfleger
GynäkologInnen
Familienbildung
Kita´s
Hilfen zur Erziehung
Kinderschutzdienste
flankierende
Partner & Bereiche
KinderärztInnen
Frühförderung
Polizei
Schulen
Familiengerichte
Frauenhäuser
Sozialämter
Agenturen für Arbeit
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„Kommunales
Verwirklichungschancen
für Heranwachsende
Biotop“
Selbsthilfegruppen
Patientenorganisationen
Krankenkassen
Akutklinik:Pädiatrie, KJP
Kinder-/Jugendhilfe
Apotheken
MVZ: Ärzte, Filialen
Versorgungsnetzwerk
Hebammen
Kinderkrippe
Gesundheitshäuser
Kindergärten
Fach- und Rehaklinik
Rentenversicherung
Kindertagesstätten
Kuration
Rehabilitation
Prävention
Ambulanzen
Tagesklinik
Beratungsstellen
Sozialhilfe
TherapieFörderzentrum
Agentur für Arbeit
Frühförderung
Schulen
Schulen
Schulsozialarbeit
Ambulante Fachtherapeuten
Haus-/Fachärzte
Public
Health
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Inklusion
Eine zentrale Herausforderung für Schule
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Leitlinie 7
Inklusion
Im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention (§ 24) haben alle Kinder, unabhängig
von ihrem Rechtsstatus, ein Recht „auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von
Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit“. Insofern sind alle
Maßnahmen an einer Inklusionsperspektive auszurichten, die keine Aussonderung akzeptiert. Inklusionsnotwendigkeiten bestehen vor allem für Kinder,
die in Armut aufwachsen, für Heranwachsende mit Migrationshintergrund
und für Mädchen und Jungen mit behinderungsbedingten Handlungseinschränkungen. Sprach-, Status- und Segregationsbarrieren sind abzubauen
und die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung sind in
allen Planungs- und Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen (disability
mainstreaming).
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Wie sieht die Inklusionspraxis aus?

Lediglich im Bereich der Kindertagesstätten kann von einem teilweise
flächendeckenden integrativen Angebot in den Bundesländern gesprochen werden.

Die Praxis der Leistungsträger ist durch scharfe Abgrenzungen zwischen
Sozialhilfe, Jugendhilfe und Krankenkassen geprägt.

Die Angebote in der Behindertenhilfe stehen isoliert, und von dorther
können sie den individuellen Hilfsbedarf nur eingeschränkt aufgreifen.

Bestätigt hat sich erneut, dass an den Schnittstellen von Kinder- und
Jugendhilfe, Sozialhilfe und Gesundheitshilfe sogenannte Verschiebebahnhöfe entstehen und bisweilen „schwarze Löcher“ in den Angeboten
existieren.

Unzureichende Datenlage
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Option Große Lösung Jugendhilfe
PRO
 Unterscheidung nach der Art der Behinderung entfällt
 Unterscheidung zwischen behinderungsspezifischem und erzieherischem Bedarf entfällt bzw. ist jugendhilfeintern zu lösen
 Synergien durch den Wegfall problematischer Schnittstellen
 Erhebliche fachliche Vorteile:
z.B. Erleichterung der integrativen Kindertagesbetreuung und des Zu-gangs von
Eltern körperlich/geistig behinderter Kinder bzw. Jugendlicher zur Erziehungsund Familienberatung
CONTRA
 Zuständigkeitswechsel bei Volljährigkeit
 Hoher „Umsetzungsaufwand“
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Option Große Lösung Jugendhilfe
Bei dieser Lösung stehen
die Lebenslage Kindheit und Jugend und
der spezifische Entwicklungs- und Förderungsbedarf
im Vordergrund.
►
Dieses Konzept trägt der Integration und
Inklusion Rechnung
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Inklusion erfordert eine
noch größere Lösung!
Ziel müsste eine inklusive
schülerfreundliche
Ganztagsschule sein.
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Verwirklichungschancen für Heranwachsende
Vom Kind aus gedacht: Ökologie der kindlichen Entwicklung
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