Transcript Vortrag

Max Preglau
Geschlechterpolitik im Vergleich: USA und
Europa (Österreich, Schweden)
Inhaltsübersicht:
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.1. Gemeinsame Grundlagen
1.2. Ländervergleich: Österreich – USA – Schweden
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und Reaktionsmuster
2.1. Herausforderungen
2.2. Reaktionsmuster: Österreich – USA - Schweden
3. Geschlechterpolitik: Resultate und Zukunftsperspektiven
3.1 Rückblick: Die neuen Geschlechterordnungs-Modelle
3.2. Neue Geschlechterverhältnisse: Aufhebung oder Transformation der
Geschlechterhierarchie?
3.3 Zukunftsperspektiven
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.1. Gemeinsame Grundlagen
Bezüglich ihrer Geschlechterordnung haben die USA und Europa gleichermaßen
ursprünglich das Modell eines “strong male breadwinner/ female caregiver
Modell” (Fraser; Pfau-Effinger) beschritten.
•
Marktökonomie und Haushalts- und Careökonomie, aber auch die Anfänge der
Wohlfahrtsregimes betroffen, die ihrerseits ihre Sozial- und Familienpolitik an
die etablierte Geschlechterordnung anknüpfen und diese auch rückwirkend
verstärken.
•
widerspricht zwar den fundamentalen Prinzipien der Moderne – Freiheit,
Gleichheit, Selbstbestimmung, ist aber insofern ein funktionales Element des
modernen Kapitalismus als es die billiger Reproduktion der Arbeitskraft des
male bredwinner und seine Vollverfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt garantiert
(Beck).
Preglau,Geschlechterpolitik
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: a) Österreich
kulturellen Wurzeln: konservativ-katholische Tradition;
Diese Tradition äußert sich:
– In einem ausgeprägtne “Geschlechter-Differenzansatz“ –
“Geschlechtscharaktere” gelten als polar und komplementär (Hausen);
– In einer Präferenz für Ehe, eheliche Geburt und “vollständige” Familie.
Bis in die späten 1960er-Jahre auch in der – für die Entwicklung des
Wohlfahrtsstaates in Österreich höchst bedeutsamen – Arbeiterbewegung
einflussreich.
Institutionell implementiert im Prozess der “Hausfrauisierung” (Mies/ v.
Werlhof) – komplementär zum Prozess der “Industrialisierung”
Preglau,Geschlechterpolitik
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: a) Österreich
Manifestation in gesetzlichen Regelungen:
- Mann als Familienoberhaupt (bis 1975!);
- kein Frauenwahlrecht (bis 1918);
- kein Zugang von Frauen zur höheren Bildung (bis 1892) und
Universitäten (bis 1901);
- beschränkter Zugang für Frauen zum Arbeitsmarkt (until the 1930s)
Manifestation in der Politik:
Familienpolitik: Familienbesteuereung, Steuerprivilegien für
Alleinverdiener; Mutterurlaub; keine öffentliche Kinderbetreuung.
Sozialpolitik: Prinzip der Mitversicherung eröffnet keinen
unabhängigen Zugang zu versicherungsleistungen; Anrechnung von
Partnereinkommen bei ALG , Pensionen und Sozialhilfe, Ausschluß
von Teilzeitarbeit und freien DV aus der Sozialversicherung.
Preglau,Geschlechterpolitik
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: a) Österreich
Soziale Folgen (ca. 1960):
- Hohe Heirats- und geringe Scheidungsraten: ca. 60 % Verheiatete, nur
ca. 25 % Ledige und 3 % geschiedene (1960);
- Geburtenraten über dem Reproduktionsniveau und über der Sterberate;
- Hohes Involvement von Frauen in Haus- und Carearbeit
- geringe Bildungs- und Arbeitsmarktpartizipation: Über 70,5 % der
weiblichen Bevölkerung besassen nur Pflichtschulabschluß (Männer:
43 %), nur 30 % der Frauen (vs. 54 % der Männer) waren
erwerbstätig.
Preglau,Geschlechterpolitik
1 Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: b) USA
Auch die USA folgten ursprünglich dem klassischen male breadwinner/female
caregiver Modell:
- “coverture” – Rechte der Frau gehen mit Heirat an den Gatten über.
- Kein Wahlrecht bis 1869 (Wisconsin) bzw. 1920 (Bund)
- Ausschluss von höherer Bildung
Dementsprechend auch hier bis in die 1960er-jahre:
- steigende Heiratsraten und geringe Scheidungsraten: bis zu ca. 70 %
verheiratete, nur ca. 20 % nie verheiretet und ca. 2 % geschieden
- Hohe Geburtenraten über der Sterberate
- Haus- und Sorgearbeit als Frauensache;
- geringe Bildungsbeteiligung von Frauen: nur 10 % gg. knapp 20 % bei
den Männern mit tertiärem Bidldungsabschluß
- Geringe Erwerbsbeteiligung von Frauen (30% gg 70 % bei den
Männern)
Preglau,Geschlechterpolitik
1 Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: b) USA
Sozialstaatsmodell in den USA: “liberal”;
- erst mit Verspätung (Rooseveelt’s “New Deal” 1935: ArbeitnehmerInnenschutz,
Arbeitslosen und Gesundheitsversicherung, Sozialhilfe: AFDC) - Johnson’s
“Great Society 1964: Gesundheitsversicherung Medicare für Alte und Medicaid
für Arme, Ausbau der Sozialhilfe: Head Start, Food Stamps) eingeführt;
- Geringes Leistungsniveau, geringer Deckungsgrad;
Geschlechtsspezifische Auswirkungen:
- SV prämiert male breadwinner, schloß ursprünglich “Frauenberufe”
(Dienstleistungen, Landwirtschaft) aus;
- SH hilft vielfach AlleinerzieherInnen - um den Preis der Abhängigkeit vom
“Sozialpaternalismus”;
- Negativsteuer EITC (Nixon 1975) hilft NiedrigverdienerInnen, darunter viele
Frauen;
- Auch private “benefit”-Systeme – Pensionen, Gesundheitspläne, Elternurlaub,
Unterstützung für Kinderbetreuung, bezahlte Urlaube - kommen bevorzugt
“männlichen” Berufsgruppen (Vollbeschäftigte im sekundären Sektor) zu Gute.
Preglau,Geschlechterpolitik
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: B) USA
Gleichstellungspolitik setzt auf gleichen Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt,
vermeidet politische Interventionen in die “Privatsphäre” der Familie.
Antidiskriminierungsgesetze in den 1960er- und 1970er-Jahren
Education Act 1960 (Eisenhower) & Education Amendments 1972 (Nixon)
Equal Pay Act 1963 (Kennedy),
Civil Rights Act 1964 (Johnson);
Pregnancy Discrimination Act 1978 (Carter),
Seit 1961: Executive Orders für „Affirmative Action“:
Kennedy 1961, Johnson 1965, (Nixon 1971,) Carter 1979;
AA von einigen (Elite-)Universitäten übernommen.
Federal Hate Crimes Law 1969 (Nixon);
Family Planning Services and Population Research Act 1970 (Nixon):
“Planned Parenthood” - Programme für Geburtenplanung (inkl. Abtreibung)
und perinatale Gesundheit von Mutter und Kind;
Staatliche Familienpolitik von Steuerabsetzbeträgen für Alleinverdiener und Kinder
abgesehen nicht vorhanden!
Preglau,Geschlechterpolitik
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
1.2 Ländervergleich: c) Schweden
Schweden als auf hohe Sozialleistungen unabhängig vom Erwerbs- und
Familienstatus bedachtes “sozialdemokratisches” Wohlfahrstregime hat
politisch früh auf gleich Frauenerwerbsbeteiligung (statt Gasterbeiterpolitik) auf
Überwindung tradierter Geschlechter- und Familienbeziehungen gesetzt und die
Entwicklung zu einem “dual breadwinner/state carer Modell” (Pfau Effinger)
eingeleitet.
Antidiskriminierung und Gewaltschutz:
• 1921 Frauen erhalten das aktive und passive Wahlrecht.
• 1965 Als erstes Land der Welt erhält Schweden ein Gesetz, das die
Vergewaltigung in der Ehe verbietet.
Sozial- und Familienpolitik
• Gleichberechtigung der EhepartnerInnen, Erleichterung der Scheidung,
Gleichbehandlung nichtehelicher Lebensformen
• 1972 Die Haushaltsbesteuerung wird abgeschafft.
• 1974 Die Elternversicherung wird eingeführt.
• 1975 Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs.
• Seit Mitte der 1960er Ausbau der Kinderbetreuung Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen
und Reaktionsmuster
2.1. Herausforderungen
Veränderte Geschlechterverhältnisse und geschlechtsspezifische Lebenbedingungen
infolge demographischer, pharmazeutischer, und sozioökonomischer “PushFaktoren” und kultureller und politischer “Pull-Factoren”.
Push-Faktoren”:
–
Steigende Lebenserwartungen, die Perspektiven jenseits von “Küche und
Kind” für Frauen eröffnen;
–
Verfügbarkeit neuer Technologie zur Geburtenkontrolle;
–
Ausbau und Öffnung des Bildungssystems - auch und v.a. für Mädchen;
–
Bessere Ausbildung und zunehmende Notwendigkeit des
“Doppelverdienstes” bedingt steigende Erwerbsbeteiligung.
“Pull-Faktoren”:
–
Geschlechtertheoretischer und -politischer Paradigmenwehsel von
Differenz- zum Gleichheitsansatz;
–
Das Engagement der 2. Frauenbewegung für mehr Geschlechtergleichheit.
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen
und Reaktionsmuster
2.1. Herausforderungen
Indikatoren für Wandel
Austria
Sweden
USA
72,8 – 82,9
74 – 83
72,6 – 80,7
37,8 – 53
40 – 59
34 – 58
53 – 68
? - 71,8
36 – 58
20 – 49,5
23 – 54
angestiegen,
hoch
% 1-Eltern-familien 1970 – ca. 2005
17 – 24
?
14 – 25
Fruchtbarkeitsraten 1970 – 2009
2,3 – 1,4
2,0 – 1,9
2,5 – 2
% aussereheliche Geburten 1980 – 2007
17 – 37
40 – 55
18 - 38
Lebenserwartungen 1960 - 2007
Frauenanteil im tertiären
Ausbildungsbereich
1975 – ca. 2005
Frauenerwerbsquote 1960 – ca. 2008
Scheidungsraten 1970 – ca. 2005
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen
und Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – a) Österreich
Angesichts der neuen Lage und durch EU-Richtlinien zu “Gender Mainstreaming”
und “Anti-Diskriminierung” unter Druck musste Österreich reagieren.
Zwei “pfadabhängige” Optionen:
1) Modernisierung des male breadwinner/ female caregiver Modells
•
Teilzeitarbeit für Frauen im Maß der Vereinbarkeit mit der Familie;
•
“cash for care” - für Sorgearbeit und entgangenes Erwerbseinkommen;
•
Weitere Privilegierung und Förderung von traditioneller Ehe und Familie.
-> von ÖVP und FPÖ favorisiert.
2) Übergang zu einem “double bredwinner/ state carer Modell”
•
Förderung von Frauenbildung und - erwerbstätigkeit;
•
Anreize für Männer, Sorgearbeit zu verrichten;
•
Ausbau der institutionellen Betreuung;
•
Gleiche Rechte für neue Partnerschafts- und Familienformen.
-> von SPÖ und Grünen favorisiert.
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – a) Österreich
In der Praxis pendelt Österreich – abhängig von jeweiliger Parlamentsmehrheit
und Regierung – unentschlossen zwischen diesen beiden Positionen:
Geschlechterpolitik in Österreich seit den 1970er- Jahren
Regierungsperiode
Dominante geschlechterpolitische Option
1970 – 1979 Option 2):
Liberalisierung des Familienrechts, Straffreiheit der Abtreibung,
SPÖ allein
Aufhebung des Verbots der Homosexualität;
Einführung eines Staatssekretariat bzw. Ministeriums für Frauen;
Ausbau der und freier Zugang zu den Hochschulen;
Übergang vom Mütter- zum Elternurlaub, Karenzgeld;
Erste Gleichbehandlungsgesetze;
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – a) Österreich
Regierungsperiode
1980 – 1999,
SPÖ/ÖVP
Dominante geschlechterpolitische Option
Option 1) und 2):
1): Förderung der Teilzeitarbeit von Frauen, Anrechnung von
Kindererziehungszeiten für Pension, Einführung der Elternteilzeit,
Einführung des Pflegegelds;
Beginn der Einbeziehung atypisch Beschäftigter in die KV und PV
2): Frauenförderung im öffentlichen Dienst;
Schutz gegen häusliche Gewalt und sexuelle Belästigung;
Ausbau der Familienunterstützung, Zugang für Unverheiratete und
Patchworkfamilien zur SV, zusätzliche Unterstützungen für
Alleinerziehende (vorübergehend).
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – a) Österreich
Regierungsperiode
2000 – 2006,
ÖVP/FPÖ
Dominante geschlechterpolitische Option
Wechsel zu Option 1:
Zwischenzeitige Auflösung des Frauenressorts, Einführung einer
Männerabteilung im Familienministerium;
Ausweitung von “cash for care” (Einführung von Kindergeld und
Hospizkarenz, verbesserte Anrechnung von Erziehungszeiten);
Ausbau der Elternteilzeit;
Erhöhung der Steuervorteile für Alleinverdiener;
Pensionsreform mit besonderen Nachteilen für Frauen;
Gesetzgebung gegen “traditionsbedingte Gewalt” (FGM,
Zwangsheirat – auch xenophob motiviert);
Anti Stalking Gesetzgebung;
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – a) Österreich
Regierungs- Dominante geschlechterpolitische Option
periode
2006 - ?
SPÖ-ÖVP
Zurück zu Option 1 + 2:
2: Reform des Kindergelds - kürzere, aber höhere Varianten,
einkommensabhängige Variante; Papamonats (in Vorbereitung);
Ausbau der Institutionellen Kinderbetreuung;
Einbeziehung von Neuen Selbständigen und freien DN in ALV;
Gender Budgeting, strengere Gleichbehandlungsgesetze:
Einkommenstransparenz, Frauenqoten für Aufsichtsräte, Universitäten,
Verwaltung und Parteien;
Mehr Rechte für unverheiratete Paare und Patchworkfamilien,
“Eingetragene Partnerschaft” für Homosexuelle.
1: Fortsetzung der “cash for care”-Politik – Erhöhung des Pflegegeldes,
Legalisierung und Unterstützung privater 24-Stunden-Altenpflege
(-> prekärer Beschäftigung vorwiegend weiblicher Migrantinnen);
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – b) USA
Begeben sich – ebenfalls pfadabhängig und unabhängig von der Parteizugehörigkeit
des Präsidenten - auf den Weg zu einem “Dual Breadwinner/ Marketized Female
Care-Modells” (Pfau-Effinger).
Sozialpolitik:
“Neoliberaler” Umbau der Sozialhilfe zur “Workfare”:
-> Reagan1988 - Family Support Act, Job Opportunities and Basic Skills (JOBS)
Program: AFDC-bezug wird von Bereitschaft zur Ausbildung und Erwerbsarbeit
abhängig gemacht.
-> Clinton 1996 - Ersatz von AFDC durch das Workfare-Programm Temporary
Assistance for Needy Families (TANF): Beschränkung des Sozialhilfebezugs auf
insgesamt 5 Jahre, Ende der Sozialhilfe für AusländerInnen.
Ausbau der Gesundheitsversicherung:
Obama 2010 - Patient Protection and Affordable Care Act (PPACA):
Gesundheitsreform 10 % der 15 % Nicht-Versicherten profitieren, darunter v.a.
Frauen; allerdings rechtlich und politisch in Gefahr
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2.2 Reaktionsmuster – b) USA
Mehr Rechtsschutz und Antdiskriminierung:
Clinton 1994: Violence against Women Act 1994;
Obama 2009 M. Shepard and J. Byrd, Jr. Hate Crimes Prevention Act: auch
Gewalt wegen Gender und sexueller Orientierung gilt als Hate Crime;
Familienpolitik:
Familienrecht wird liberalisiert (Gleichberechtigung der PartnerInnen, Erleichterung
der Scheidung),
Familie bleibt privilegiert, aber Partnerschaftsesetze für gleichgeschlechtliche Paare
auf Ebene der Einzelstaaten;
Clinton 1993 - Family and Medical Leave Act of 1993 (FMLA) – unbezahlter
Urlaub aus medizinischen oder Familiengründen wie Schwangerschaft oder Pflege
(Betriebe <50 Beschäftigten & Teilzeit ausgenommen -> ca. 38 % der AN nicht
einbezogen; günstigere Regelungen auf Staaten- und Firmenebene !);
Familienpolitik bleibt ansonsten unterentwickelt.
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
2. Reaktionsmuster – c) Schweden
Weiterentwicklung der Gleichstellungspolitik auf dem Pfad eines Sozialdemokratischen
Wohlfahrtsregimes in Richtung “Dual Breadwinner/ State Carer Modell“:
Sozial- und Familienpolitik:
•1980 Gesetz und Ombudsperson für Chancengleichheit (im Erwerbsleben);
•1995 Papamonat.
•2002 Elternurlaub auf 2 x 240 Tage verlängert, 390 Tage mit 80% des
Erwerbseinkommens bezahlt, mi. 60 Tage nicht an PartnerIn übertragbar.
•2004 Aktionsplan zum Gender Mainstreaming
Gewaltschutz und Antidiskriminierung:
•1999 Gesetz über das Verbot des käuflichen Erwerbs sexueller
•1998 Gesetz gegen die Verletzung der Integrität von Frauen
•2002: Gesetz über die Gleichbehandlung von Studierenden;
•2005 Eine neue Gesetzgebung unterstreicht das uneingeschränkte Recht des
Individuums auf sexuelle Integrität und Selbstbestimmung noch deutlicher.
•2009 Ein neues Antidiskriminierungsgesetz ersetzt die sieben älteren
Antidiskriminierungsgesetze.
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik: Resultate und Zukunftsperspektiven
3.1 Rückblick: Die neuen Geschlechterordnungs-Modelle
Alle haben sich vom “(strong) mail breadwinner/female caregiver-Modell” entfernt:
Im “konservativen” Österreich hat sich eine modernisierte Variante des
ursprünglichen breadwinner/ female caregiver Modells, das ”(weak) male
breadwinner/part-time carer Modell”, durchgesetzt,
in den “liberalen” USA das Gender-gerechtere “dual breadwinner/ marketized care
Modell”,
im “sozialdemokratischen” Schweden mit dem “dual breadwinner/ state care
model” das geschlechtergerechteste System etabliert wurde.
Das Ideal eines “Dual Breadwinner/ Dual Carer Modells“ (Fraser), das mit der
Fixierung auf Erwerbsarbeit und staatliche und marktliche Dienstleistungen
bricht und von einer gleichmäßigen Beteiligung beider Genusgruppen an
Erwerbsarbeit und Sorgearbeit ausgeht, ist bisher nirgends realisiert.
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Arbeitsmarktbeteiligung von Paaren in Europ ca. 2005
Erwerbsmodelle in Paarhaushalten in Europa
100%
90%
80%
9
6
1
6
1
5
6
1
6
41
40
31
10
9
0
6
1
7
41
23
40%
50
24
21
29
13
35
10
1
42
9
9
5
5
1
66
6
18
19
21
Doppelern.
6
13
22
Ger. Erwerbsbet.beide AL od 1 TZ
Weibl. Ern.
beide Teilzeit
41
23
20%
14
39
60
50%
10%
9
45
66
30%
7
8
1
25
70%
60%
10
27
10
13
männl.Ern. + weibl
Zuv.
Männl. Ern.
0%
AT
D
DK
Es
Fi
F
GB
NL
Pl
S
Quelle: European Social Survey, zit. nach Familienberich 2009
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
3.2. Neue Geschlechterverhältnisse: Aufhebung oder
Transformation der Geschlechterhierarchie?
Die bedeutendsten Veränderungen der Lebensbedingungen von Frauen wurden bis
Mitte der 1990er-Jahre erreicht. Gleichwohl bestehen alte
Geschlechterungleichheiten fort, und neue sind hinzugekommen:
•
nur marginale Arbeitsmarktintegration: Frauen sind in der Teilzeitarbeit und
atypischen prekären beschäftigungverhältnissen überrrepräsentiert;
•
gläserne Decken und umgekehrte Hierarchien in Bildung und Arbeit;
•
Hartnäckige “gender gaps” bei Einkommen und Vermögen;
•
Armut bleibt überproportional weiblich;
•
“Emanzipation” inländischer Mittelklassenfrauen auf dem Rücken einer
unteren “Ethclass” von MigrantInnen.
Im Vergleich zu Nordischen Staaten wie Schweden und den USA war der Fortschritt
in Österreich kleiner, aber auch dort bestehen alte Ungleichheit fort und sind
die neuen aufgetaucht.
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Preglau,
Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Men
Alone
Women
together
non
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Frauen- und Männer-BIP in Österreich 1992
3500
3000
1508
2500
Mrd. S
2000
1133
1500
1000
929
500
445
1807
Männer-BIP Male contribution
Frauen-BIP Female Contribution
925
0
1
2
BIP
Ohne Hausarb
3
BIP
+HA zum M indestlohn
Excl. …
Rated at 0
BIP
+HA zum ds .
Incl. …
Min. Wage
Männerlohn
Incl. Housework
Average Wage
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Institutionelle Kinderbetreuung in Österreich, USA and
Schweden nach Altersgruppen 2006
Betreuungsquoten in Österreich Schweden
Altersgruppen
USA
1<3
11
46
32
3<5
76
86
58
6 < 11 (out-of-school care)
11
62
17
Source: OECD
Anteil der Väter in Elternurlaub
Land A
Väteranteil in %
4,9
S
USA
22
35 (temporär)
9,7 (f. neue Kinder)
12,8 (f. kranke FM)
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Frauenerwerbsquoten nach Familienpolitischer Strategie
2005/2006
80
70
18.8
60
50
18.6
25.4
16
Quote/Teilzeit
40
Quote/Vollzeit
30
53.4
48.7
20
35
39.4
10
0
Betreuerinnen(NL,D,F)
ErnährerinnenWahlfreiheits(USA, CA, GB)
(F, B)
Quelle: OECD 2008
Gleichheitsstrategie
(S, N)
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Armutsraten von Müttern nach Familienform und familienpolitischer
Strategie Ende der 1990er
50
45
40
Betreuungsstrategie (NL,
Lux, D)
35
Ernährerin-Strategie (USA,
Ca, GB)
30
25
Wahlfreiheitsstrategie (F, B)
20
Gleichstellungsstrategie (S,
N)
15
10
5
0
in Partnerschaft
Alleinerziehend
Ki > 6
Ki < 6
Ki > 6
Ki < 6
Quelle: Demographische Informationen 2008/1
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Fruchtbarkeitsraten nach Familienpolitischer Strategie
2005/2006
1.85
1.8
1.75
1.7
1.65
1.83
1.79
Fruchtbarkeitsrate
1.81
1.6
1.55
1.59
1.5
1.45
Betreuerinnen(NL,D,F)
ErnährerinnenWahlfreiheits(USA, CA, GB)
(F, B)
Quelle: OECD 2008
Gleichheitsstrategie
(S, N)
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
3.3 Zukunftsperspektiven
Trotz fortbestehender und neuer Ungleichheit scheint Geschlechterpolitik zu
stagnieren – in Österreich, in anderen europäischen Ländern und in the USA
(P. England).
Die Gründe:
•
Das Gleichgewicht gegenläufiger Kräfte - z.B. ÖVP und SPÖ;
•
Differenzen unter Frauen: Klasse und Ethnizität;
•
Brüchig-Werden der Allianz zwischen autonomer Frauenbewegung,
institutionalisierter Frauenpolitik und “Femokratie”;
•
“rhetorische Modernisierung” (Wetterer) – strukturelle Ungleichheiten werden
Zurechnung zu subjektiven Entscheidungen und Präferenzen individualisiert;
•
Formierung konservativer und restaurativer Gegenbewegungen;
•
Rahmung neuer Arbeits- und Lebensformen durch traditionelle Gender
Stereotype (Ridgeway)
•
Begrenzte Resourcen und Akzeptanz für expansive öffentliche Politik im
Zeitalter von Finanzkrise und neoliberaler Hegemonie.
Preglau,Geschlechterpolitik
3. Geschlechterpolitik – Resultate und Zukunftsperspektiven
Der Stachel der Ungleichheit besteht freilich fort und keiner der genannten Faktoren
ist unveränder. Die Chance, dass die Bewegung für Geschlechtergerechtigkeit
neuerlich an Schwung gewinnt und das heute noch utopisch anmutende “Dual
Breadwinner/ Dual Carer Modells“ realisiert wird, bleiben daher intakt.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Preglau, Geschlechterpolitik
Geschlechterpolitik im Vergleich: USA und
Europa (Österreich, Schweden)
Anhang: Tabellen und Übersichten
Preglau,Geschlechterpolitik
Geschlechterpolitik im Vergleich: USA und
Europa (Österreich, Schweden)
National differencies and pathdependent developements:
Different „Regime types“ of Welfare State (G. Esping-Andersen):
-„liberal“ type - e.g. GB, USA, Australia;
- „conservative“ type - e.g. France, Germany, Austria;
- „socialdemocratic“ type – e.g. Sweden, Norway, Danmark, Finnland;
- „residual“ southern European countries: e.g. Greece, Italy, Portugal, Spain.
Different Gender order modells (B. Pfau-Effinger):
Family-Economic Model (preindustrial) (Southern Europe; East Asia)
(Strong) Male Breadwinner/ Female Home Carer Model
(Weak) Male Breadwinner/ Female Parttime Carer Model
Dual Breadwinner/ State Carer Model (S, DK, N)
Dual Breadwinner/ Marketized Female Carer Model (USA)
Dual Breadwinner/ Dual Carer Model (?)
Preglau,Geschlechterpolitik
1. Geschlechterpolitik: Ausgangslage
Deckung durch Firmenpensionen in den USA 1979,
1996 and 2005
year
All employees
- White collar
- Blue collar
- service
- Full time
- Part time
- wage/hour > $ 15
- wage/hour < $ 15
1979
51.1 %
1996
47 %
2005*
60 %
-
-
70 %
60 %
32 %
-
-
69 %
27 %
78 %
46 %
* Source: U.S. Bureau of Labor Statistics 2005
Preglau,Geschlechterpolitik
Geschlechterpolitik: Ausgangslage
Zugang zu “Benefits” in der U.S. Privatwirtschaft 2005
Workers Total White col. Blue col.
Benefits
Service Full time
Part time
Family leave
- paid
- Unpaid
7
81
10
86
4
79
5
72
9
85
3
68
Assistance
for child care
14
19
8
9
16
8
Paid
- holiday
- vacation
- milit. leave
77
77
48
85
83
57
81
80
43
49
59
33
89
90
54
37
36
30
* Source: U.S. Bureau of Labor Statistics 2005
Preglau,Geschlechterpolitik
2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
Same Sex Marriage in Europe
… and in the USA (per 06/30/11)
Netherlands 2001 (for same sex or opposite
sex couples);
Belgium 2003 (since 2006 permission to
adopt children);
Spain 2005;
Norway 2008;
Sweden 2009 (couples engaged in civil
partnership may opt for marriage)
Portugal 2010 (no permission to adopt
children),
Iceland 2010;
New Hampshire,
Massachsetts,
Connecticut,
Ihoa,
Vermont,
Washington/ DC
New York
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2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
Civil Partnership in Europe
… and in the USA (per
06/30/11)
Finland 2002:
France 1999;
Iceland;
Czech Republic (2006)
Norway 2009;
Portugal;
Denmark 1989;
Sweden 1995;
Netherlands 2001;
Luxembourg 2004;
Germany 2001;
UK 2005;
Hungary 2009;
Slovenia 2006;
Switzerland 2007 (no permission to adopt children);
Austria 2010 (no permission to adopt children);
Liechtenstein 2011 (no permission to adopt children).
California,
Hawaii,
Maine,
New Jersey,
Washington State,
Nevada,
Oregon,
Illinois
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2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
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2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
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Reaktionsmuster
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2. Geschlechterpolitik: aktuelle Herausforderungen und
Reaktionsmuster
USA: Clinton’s Family
Leave Act 1992
providing three month
unpaid leave on the
federal level,
some regulations and
programs on states
level.
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