Transcript Begabt?

Begabt? Von der gesellschaftlichen Verantwortung, aus allen Möglichkeiten pädagogische Wirklichkeiten zu machen.

Ein paar Ergebnisse von Lehrkräften (n=72)

Pädagogik/pädagogisch Handeln heißt:

„... es geht darum, Wissen zu vermitteln....“ „...wir haben wieder den Auftrag, Kinder zu erziehen...“ „..ich muss auf die Ansprüche der leistungsorientierten Gesellschaft vorbereiten, Kuschelpädagogik geht nicht...“ „…im Unterricht Kompetenzen zu entwickeln....“ “..Kinder in ihrem Bildungsweg zu einem selbstbestimmten Weg in Gemeinschaft zu verhelfen…”

Begabungsförderung heißt:

„...leistungsadäquat zu fördern“ „... auch die Starken zu berücksichtigen...“ „... nicht nur auf schwache Leistungen zu achten...“ „... Eliteförderung brauchen wir nicht...“ “… alle Begabungen zur Entfaltung der Person und der Gesellschaft zu bringen…” Prof. Dr. Christina Schenz

3 Thesen - und ihre Kernfragen

(Hoch)Begabungen sind vielfältig

Was sind Begabungen?

Die Gesellschaft fördert Begabungen – (unterschiedlichen) Interessen,

Was heißt Begabungsförderung?

Die Schule agiert im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen und pädagogischen Interessen

Was heißt pädagogische Förderung?

mit

Prof. Dr. Christina Schenz

Was heißt (Hoch)Begabung?

Anfang 20. Jahrhundert: Untersuchung auf intellektuelle Begabungen (Binet/Simon/Terman und Stern): Hohe Intelligenz und hohe Leistung 1940er Jahre: Fokus auf genetische Veranlagung und Vererbung von Begabungen 1960er Jahre: Fokus auf soziales Umfeld seit 1980er Jahre: Multifaktorielle, dynamische Zugänge Prof. Dr. Christina Schenz

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Was ist (Hoch)Begabung?

Grobe Kategorisierung in vier Klassen von Begabungsmodellen: • • Leistungsorientierte Modelle (z.B. Renzulli, Gagne, Heller/Hany) • Faktoren Einflussmodelle: Hochbegabung + günstige Persönlichkeitsmerkmale + Umweltbedingungen bieten günstigen „Boden“ für überdurchschnittliche Leistung Lernfähigkeitsorientierte (kognitive) Modelle (z.B. Sternberg) • Informationsverarbeitung im Vordergrund (Erfolgsintelligenz) Soziokulturell und systemische und systematisch orientierte Modelle (z.B. Tannenbaum, Ziegler) Fähigkeits- und eigenschaftsorientierte Modelle (z.B. Gardner) Prof. Dr. Christina Schenz

Zusammenfassung

(Hoch)Begabung ist ein dynamischer Prozess, dessen Entfaltung das gelingende Gefüge zwischen der „Ansprechbarkeit der Person“ (Roth, 1952), sozialer und ökosystemischer Rahmenbedingungen (Hany/Nickel 1982) und adaptiver Lernumgebungen (Reich 2006) bedarf.

Prof. Dr. Christina Schenz

1. Fazit

• Modelle beschreiben das Phänomen oder die Entstehung von (Hoch)Begabungen oder (Hoch)Leistungen – (psychologisch Argumentationen) • Modell beschreiben Faktoren, die Hochleistungen evt. beeinflussen/bedingen • Modelle beschreiben die systemisch-gesellschaftlichen Wirk-Hemmfaktoren (soziologische Argumentationen) • Wissenschaftlicher Fokus ist auf Begabung/Leistung und der Entwicklung von dementsprechenden

2. These

In “der” Gesellschaft wird mit (Hoch)Begabungen a) unterschiedlich umgegangen, b) es gibt unterschiedliche Interessen, aber c) Zielsetzungen sind ähnlich Prof. Dr. Christina Schenz

Prof. Dr. Christina Schenz

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Der pädagogische Blick

Prof. Dr. Christina Schenz

Ein Selbstversuch: 1)Was ist der „pädagogische“ Blick ? (Was heißt: pädagogisch handeln”) 2) Was heißt “Begabungen zu fördern”?

Prof. Dr. Christina Schenz

Ein paar Ergebnisse von Lehrkräften

Pädagogik/pädagogisch Handeln heißt: „... es geht darum, Wissen zu vermitteln....“ „...wir haben wieder den Auftrag, Kinder zu erziehen...“ „..ich muss auf die Ansprüche der leistungsorientierten Gesellschaft vorbereiten...“ „...Persönlichkeiten zu entwickeln....“ “..Kinder zu selbstbestimmten Weg in Gemeinschaft zu verhelfen…” Begabungsförderung heißt: „...leistungsadäquat zu fördern“ „... auch die Starken zu berücksichtigen...“ „... nicht nur auf schwache Leistungen zu achten...“ „... Eliteförderung brauchen wir nicht...“ “… alle Begabungen zur Entfaltung zu bringen…” Prof. Dr. Christina Schenz

Prof. Dr. Christina Schenz

Zielsetzungen pädagogischer (Hoch)Begabungsförderung

• Wie kann ein Kind seine Begabungen eigenverantwortlich entwickeln und auch im Zuge seines weiteren Lebens sinnvoll nutzen? (Bildung eines Menschen zu Selbstverantwortung und kritischer Urteilskraft):

Was will ich für mich?

• Wie kann ein Kind mit seinen Begabungen an einer Gesellschaft partizipieren? (Erziehung zur Selbsttätigkeit und Teilhabe an Gesellschaft):

Was kann ich in einer Gesellschaft?

Im Fokus steht die Entwicklung der Eigenständigkeit des Menschen in einer Gesellschaft und für eine Gesellschaft

Prof. Dr. Christina Schenz

„Ins-Verhältnis-Setzen“

Prof. Dr. Christina Schenz

Herr Bach

Ein Beispiel

Frau Schubert Prof. Dr. Christina Schenz

Herr Bach Kriterien der Förderung: Spielerfahrung Technische Fähigkeit Improvisationstalent Lernfähigkeit Ziel: Erkennen von Begabungen zur Ausschöpfung und Verwertung von Ressourcen Prof. Dr. Christina Schenz

Frau Schubert

Max, Moritz und Sandra

Prof. Dr. Christina Schenz

Frau Schubert

Max und die Analysen

Prof. Dr. Christina Schenz

Ist Max begabt?

Prof. Dr. Christina Schenz

Max ist begabt!

Prof. Dr. Christina Schenz

Max ist begabt!

Prof. Dr. Christina Schenz

Max ist begabt!

Prof. Dr. Christina Schenz

Kriterien der Beobachtung:Zuwendung zum Gegenstand(kreative) Wege der ErarbeitungDarstellung und Erkennung des WerksZiel:Erkennen von Begabungen zur Sinnstiftung des eigenenLebens

Max ist begabt!

Prof. Dr. Christina Schenz

Wo liegen die Unterschiede in der Förderung?

Voraussetzung: Vorleistung Ziel: Preise, Wettbewerbe Voraussetzung: Interesse Ziel: Zunächst persönliche Entwicklung Orientierungspunkt: Fach Orientierungspunkt: Mensch Begründung: Expertise Betrifft: Hochbegabte SchülerInnen Begründung: Sinnstiftung für Handeln Betrifft: Alle SchülerInnen Fachliches Training zur Hochleistung Verantwortungsvoller Umgang mit Prof. Dr. Christina Schenz allen Begabungen

Zielsetzungen pädagogischer Begabungsförderung

Begabungsförderung bezieht sich nicht nur auf „Teilleistungs Stärke“, sondern unterstützt den Menschen in seinen Selbstbestimmungsprozessen.

• Begabungsförderung zielt auf sinnvolle Gestaltung des eigenen Lebens (Hoch- und Tiefbegabung), Begabungsentfaltung ist ein Bildungsprozess.

• Begabungsförderung kann nicht nur Schule leisten (Be förderung), sondern ist abhängig von Rahmenbedingungen und Individuen, die sich auf diesen Prozess einlassen.

• Begabungsförderung schließt natürlich auch Hochbegabungen mit ein, bedingt diese aber nicht Prof. Dr. Christina Schenz

Der „kleine“ Unterschied in diesem Blick

„pädagogischer“ Pol

ganzheitlich orientiert prozessorientiert Person hermeneutisch fordern Sinnfindung Begabung Selbstverantwortung Einbringen in die Gesellschaft

„traditionelle“ Pol

fach/leistungsorientiert statusorientiert Personen deskriptiv fördern Leistungsentfaltung IQ/Hochbegabung Entwicklung Nutzen für die Gesellschaft Prof. Dr. Christina Schenz

Kompetenzen der Lehrkräfte in einer Begabungsförderung der Vielfalt

Begabungen • Beratungs- und Begleitungskompetenz: Lehrkraft als BegleiterIn • Methodenkompetenzen: Differenzieren und Individualisieren • Sozialkompetenz: Vielfalt leben können (auch im Team) • Professionalität: Reflexivität und Urteilskraft (Bezugspunkte) • Prof. Dr. Christina Schenz Organisationskompetenzen: Schule anpassen können

Ziele einer „inklusiven“ Begabungsförderung

„Erschließung der Welt“ in einem soziokulturell eingebetteten und konstruktivistischem Sinne (vgl. Reich 2006). Dies bedingt • Bereitstellung passender und adaptiver Lernarrangements • Konstruktivistischer Lernkonzepte und inklusiver Didaktiken • Schule als Ort gemeinschaftlicher Erfahrungen, der eigenen Weg in die Gesellschaft aufzeigen lernt.

Prof. Dr. Christina Schenz

Was pädagogische Begabungsförderung

NICHT

ist:

• pädagogische Begabungsförderung ist NICHT nur auf den Einzelnen gerichtet, sondern immer in Dialog mit der Gesellschaft • pädagogische Begabungsförderung ist NICHT ohne Inhalte, aber sie reflektiert den Umgang damit • pädagogische Begabungsförderung ist NICHT nur auf Hochbegabte gerichtet, sondern auf die Vielfalt menschlicher Begabungen • pädagogische Begabungsförderung beginnt NICHT erst ab IQ 130, sondern ist im Handeln immanent Prof. Dr. Christina Schenz

Voraussetzungen einer begabungsfördernden Schule (demokratisch-inklusiv)

• professionelle Haltung der Lehrkraft zu pädagogischem Handeln • Kompetenzen der Lehrkraft zum individualisierenden Unterricht • Rahmenbedingungen (Strukturell, informell, organisatorisch, deshalb:

Begabungsförderung = Schulentwicklung!

Prof. Dr. Christina Schenz

Zielsetzungen einer demokratisch-inklusiven Schule

• Schule für alle Begabungen (inklusiv) • demokratischen Schule (partizipativer Umgang mit Begabungen) • begabungsfördernde Schule (adaptiv) • selbstständige Schule (initiativ) • professionelle Schule (innovativ) • pädagogische Schule (Bildung und Erziehung im Fokus) Prof. Dr. Christina Schenz

Vielen Dank erstmals für´s aktive Zuhören

Prof. Dr. Christina Schenz

workshop Die demokratisch-inklusive Schule

• Zielsetzungen einer inklusiven Begabungsförderung • Schritte, (mögliche) Ziele und Spannungsfelder einer begabungsfördernden inklusiv-demokratischen Schule • Beispiele der Begabungsförderung in einer demokratisch inklusiven Schule Prof. Dr. Christina Schenz

Was heißt demokratisch-inklusiv Schule?

• Schule für alle (inklusiv): Offen für alle • demokratischen Schule (partizipativ): (Mit)Verantwortung • begabungsfördernde Schule (adaptiv): Umgang mit Heterogenität • selbstständige Schule (initiativ): Nachhaltigkeit • professionelle Schule (innovativ): Reflexivität • pädagogische Schule: Bildung und Erziehung im Fokus Prof. Dr. Christina Schenz

Grundlagen einer demokratisch-Inklusiven Schule

… hat Auswirkungen auf Kompetenzen, Methoden, usw. auf allen Ebenen der Schule Prof. Dr. Christina Schenz

Ebenen einer demokratisch-Inklusiven Schule

• Werte-Ebene (Haltungen und Einstellungen) • Personale Ebene (Wissen und Kompetenzen) • System-Ebene (Gesellschaft und Schule) • Unterrichts-Ebene (Klasse und Lerngruppe) • Professions-Ebene (Team und ExpertInnen) • Organisations-Ebene (Schulleitung und Management) •

Entwicklung ist nur nachhaltig, wenn alle Ebenen einbezogen sind

Prof. Dr. Christina Schenz

Phasen zur demokratisch-inklusiven Schule

demokratisch-inklusive Werte bewusst machen • Vielfalt (an)erkennen • inklusive Vereinbarungen treffen • adaptive Strukturen vorbereiten • partizipative Prozesse umsetzen • innovative Veränderungen institutionalisieren • Ergebnisse pädagogisch reflektieren und evaluieren Prof. Dr. Christina Schenz

Welche Anforderungsbereiche ergeben sich für LehrerInnen?

Schul- und Unterrichts entwicklung

Umgang mit Heterogenität

Wahrnehmung/ Einstellung Didakt.-methodische Unterrichtsgestaltung Kooperation Förderdiagnostik/ Leistungsbeurteilung Prof. Dr. Christina Schenz

Schulentwicklung ist IMMER Teamentwicklung und zwar im Hinblick: auf Ideen auf Wege auf Lösungen auf Nachhaltigkeit der begabungsförderlichen Strukturen Prof. Dr. Christina Schenz

Ein erstes Ziel ist vor Augen...

Eine begabungsfördernde Schule:

• „Niemand braucht sich bei uns langweilen - Wir wollen für alle Begabungen Platz machen Prof. Dr. Christina Schenz

Beispiel

1. Schritt: Die Frage nach dem Wohin und Was? (Zielformulierung) • 2. Schritt: Die Frage nach dem Warum? (pädagogische

Begründung

) • 3. Schritt: Die Frage nach dem Wie? (

Präzisierung

) • 4. Schritt: Die Frage nach dem Wer und mit Wem? (

Kompetenzen

/Expertise) • 5. Schritt: Die Frage nach dem Wie und Wann? (Konkrete Planungsschritte und Umsetzung): Meist beginnt hier „normale“ Schulentwicklung • 6. Schritt: Die Frage nach den W ´s (Evaluierung) Prof. Dr. Christina Schenz

• • Was verstehe ich unter einer solchen Schule, welche Ziele verfolge ich damit, warum ist mir dies wichtig, was braucht „meine“ Schule dafür, usw.

• Tauschen Sie sich nach 5 Min. mit drei Ihrer NachbarInnen aus welches Verständnis und welche Zielsetzungen verbinden diese mit „Ihrer Schule“ – auf was können Sie sich einigen – wo blieben offene Felder?

Werte reflektieren-

pädagogisch agieren-professionell evaluieren Falten Sie ein Blatt zu 4 Feldern und tauschen Sie sich dazu aus (10 Minuten) Prof. Dr. Christina Schenz

Begabungsförderung = Unterricht anpassen an möglichst Viele...

Lernen differenzieren

• • Methoden (Vom Lerngang zum individuellen Lernweg) • Ziele (Vom Lernziel zum Bildungsziel) – Didaktik?

Medien/Materialien (Vom Training zur Unterstützung) • • Inhalte (Vom Einheitsbrei zur Komposition) Zeit (Vom Stundentakt zum pädagogischen Takt) Tiefe und Verweildauer (Vom gleichschrittigen Marschieren zum individuellen Entdecken und Erfahren) • • Partner (Es lebe die Vielfalt!) Begabungen (Von der Leistung zum Interesse)

Lernen personalisieren

Haltungen bewusst werden und Perspektiven wechseln Prof. Dr. Christina Schenz

ad didaktisch-methodische Gestaltung

• Versuchen Sie die Differenzierungsformen mit Leben zu füllen und überlegen Sie: • Welche Beispiele kenne ich dafür? (Begriffe) • Welche kann ich anwenden? • Welche würde ich gerne machen?

Prof. Dr. Christina Schenz

ad Kooperation

• Tauschen Sie sich mit drei Partnern aus und sammeln Sie!

• Machen Sie Ihre Beispiele an einer Unterrichtssequenz fest,in der Sie sich gut auskennen (evt. auch ein Beispiel wie im Vortrag) – evt. auch als Team Prof. Dr. Christina Schenz

Prof. Dr. Christina Schenz

Abschlussphase

Prof. Dr. Christina Schenz