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Häufige Folgen finanzieller Verarmung:
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg: 19% geringer sind die Chancen auf einen
Realschulabschluss, 52% geringer die Chancen zum Besuch eines Gymnasiums, nur noch 13% der Studierenden
stammt aus „armen Familien“(2000)
Gesundheitsrisiko steigt: 15% der deutschen Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, 30% der Mädchen
haben eine Essstörung, jedes 6. Kind leidet unter Allergien.
Soziale Teilhabe wird schwierig: keine Geburtstagsparties, keine Klassenfahrten, weniger Sport in Vereinen
(25,8% zu 51,6%), weniger Kontakte zu Gleichaltrigen
Seine Familie ist häufig geprägt von Stress und Perspektivlosigkeit, Eltern verstärken autoritäres Verhalten, höhere
Gewaltbereitschaft,
Fehlende soziale Kompetenzen
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Soziale Segregation und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen
In jedem Staat gibt es einen Zusammenhang zwischen der schulischen Leistung und der sozialen Herkunft – das
zeigen die internationalen Vergleichstudien.
Dieser Zusammenhang ist in keinem der beteiligten OECD-Länder so eng wie in Deutschland. (Ergebnisse aus IGLU
2006 und PISA 2006)
In hohem Maße ungerecht ist es aber, wenn die soziale oder ethnische Herkunft eines Menschen die entscheidende
Determinante für seinen weiteren Lebensverlauf ist.
Die Herstellung von Chancengleichheit ist einer der wichtigsten Eckpfeiler demokratischer Gesellschaften,
gleichberechtigte Bildungschancen sind wesentlich für ihren Zusammenhalt und inneren Frieden.
Prof. Dr. Renate Valtin - Friedrich Ebert Stiftung
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Soziale Segregation und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen
Zur Erklärung des Zusammenhangs wird üblicherweise auf die dreifache Benachteiligung verwiesen, tatsächlich
handelt es sich jedoch in Deutschland um eine vierfache Benachteiligung.
Primäre Benachteiligung:
Die 1. Benachteiligung für Kinder aus bildungsfernen Milieus besteht darin, dass sie schlechtere Voraussetzungen
mitbringen und weniger Unterstützung im Elternhaus erfahren. Wie in IGLU 2006 festgestellt, weist Deutschland im
internationalen Vergleich ungünstige Bedingungen der Lesesozialisation in der Familie auf.
Prof. Dr. Renate Valtin - Friedrich Ebert Stiftung
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Soziale Segregation und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen
Sekundäre und tertiäre Benachteiligung:
Die 2. und 3. Benachteiligung von Kindern aus bildungsfernen Schichten findet an einer wichtigen Gelenkstelle statt, dem Übergang in
weiterführende Schulen, der in Deutschland recht früh durch die Grundschulempfehlungen erfolgt.
IGLU 2006 zeigt: Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern erhalten von ihren Lehrern und Eltern erst bei deutlich höheren Leistungswerten
eine Gymnasialpräferenz als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern.
Die Gymnasialpräferenz ist bei Eltern aus der oberen Dienstklasse bei gleichen Lesekompetenzen und kognitiven Grundfähigkeiten des
Kindes 9-mal höher und fast 6-mal höher bei Facharbeitereltern als bei un- und angelernten Arbeitern.
Für die Einschätzung der Grundschullehrer gilt: Kinder aus der oberen Dienstklasse haben eine 5-fach höhere Chance auf eine
Gymnasialempfehlung.
Dieser Befund ist 2006 noch deutlicher als 2001 sichtbar.
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Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Soziale Segregation und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen
4. Benachteiligung:
Schülerinnen und Schüler sind in Deutschland aber noch einer 4. Benachteiligung ausgesetzt, die im internationalen Vergleich fast einmalig
ist:
Die frühe Aufteilung in hierarchisch gegliederte Schulformen und die damit einhergehenden schulischen Auslesemechanismen fördern soziale
Segregation der Heranwachsenden. Deshalb stellen die weiterführenden Schulen, wie die PISA-Autoren konstatieren „unterschiedliche
Entwicklungsmilieus“ bereit und sind damit „differenzielle Chancen des Kompetenzerwerbs verbunden“ (Baumert & Schümer 2001, S.354) soll
heißen:
In Schulen mit hohen Anteilen ebenfalls benachteiligter Schülerinnen und Schüler leisten diese weniger, als man aufgrund ihrer individuellen
Lernvoraussetzungen erwarten könnte. In Staaten mit Schulsystemen, in denen die Gliederung zu einem frühen Zeitpunkt beginnt, bestehen
große sozioökonomische Ungleichheiten, ohne erkennbare Vorteile für die Qualität der Leistung (OECD 2007).
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Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Soziale Segregation und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen
Folgerungen:
Das Problem der Ungleichheit der Bildungschancen ist schon vor fast 50 Jahren erkannt und in der Vergangenheit mit der Forderung nach
„kompensatorischer Erziehung“ beantwortet worden. Gefordert wurde damals „die direkte Unterstützung förderungswürdiger Randgruppen
und Personenkreise durch wohnungspolitische, arbeitsmarktpolitische und familienfürsorgerische Maßnahmen.
Bildungspolitische Veränderungen müssen eingebettet sein in sozialpolitische Maßnahmen, die ökonomische und medizinische Hilfen,
Gemeindearbeit und sozialpädagogische Betreuung umfassen.
Auf der bildungspolitischen Ebene geht es um Schaffung organisatorischer Strukturen, die eine frühe und irreversible Auslese lernschwacher
Schüler verhindern.
Prof. Dr. Renate Valtin - Friedrich Ebert Stiftung
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten –
40 Jahre Kampf für Chancengleichheit
Bildungsinstitutionen haben unbestritten große Bedeutung für die Herstellung von Chancengleichheit.
Aufgabe der Schule ist nicht nur die Qualifizierung ihrer Schülerinnen und Schüler, durch die Vergabe von
Bildungszertifikaten hat sie auch statuszuweisende Funktion.
Optimale Bedingungen für alle Lernenden wären:
> weniger Möglichkeiten zur Auslese,
> die Verbesserung der Lerngelegenheiten im Kindergarten,
> die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler
> eine Modernisierung der Lehrerausbildung und des Lehrplans
... so die Empfehlungen des Srukturplans des Deutschen Bildungsrates 1970.
Prof. Dr. Heike Solga - Friedrich Ebert Stiftung
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten –
40 Jahre Kampf für Chancengleichheit
Als primäre Herkunftseffekte gelten die Ursachen, die für die Unterschiede in den gezeigten Schulleistungen von Kindern
unterschiedlicher sozialer Herkunft verantwortlich sind.
Sekundäre Herkunftseffekte benennen im Unterschied dazu Ursachen dafür, warum es bei gleichen gezeigten Leistungen
Unterschiede – und nicht Gleichheit – in den Bildungsentscheidungen für Kinder unterschiedlicher sozialer Herkunft gibt.
Primäre Herkunftseffekte
Mit den Halbtagsschulen in Deutschland werden soziale Unterschiede bei den familialen Ressourcen für den Lernerfolg von
Kindern besonders relevant (PISA III 2006). Lernen und der Kompetenzerwerb hängen vor allem auch von Anstrengung und
Motivation ab. Wichtig für Lernmotivation sind Bildungsaspirationen. Neben der Familie können auch Personen, denen man
im Schulalltag begegnet, eine wichtige motivationale Ressource darstellen.
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Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten –
40 Jahre Kampf für Chancengleichheit
Primäre Herkunftseffekte
Da die institutionelle Aufteilung einer Schülergeneration auf unterschiedliche Sekundarschultypen mit einer sozialen Segregation
einhergeht, stehen den Hauptschüler/innen heute deutlich weniger Schüler mit hohen Bildungsaspirationen und weniger
ambitionierte Rollenmodelle zur Verfügung.
In den Ergebnissen von PISA III zeigt sich der enorme Einfluss dieser ungleichen substanziellen wie motivationalen Lernmilieus u.a.
darin, dass in Deutschland die sozialen Unterschiede bei naturwissenschaftlichen Kompetenzen sehr viel stärker durch Unterschiede
in der sozial ungleichen Zusammensetzung von Schulen als durch die soziale Herkunft der Schüler/innen verursacht werden.
Zum einen kanalisieren wir die Bildungsaspirationen von Kindern und Eltern sowie die Bildungserwartungen von Lehrern in
festgelegte Bildungslaufbahnen, und zum anderen gestalten wir Lehrpläne entsprechend diesen Bildungserwartungen.
Nicht die Herkunft eines Hauptschülers per se erzeugt Kompetenzunterschiede, sondern die mit der sozialen Segregation der
Schultypen verbundenen ungleichen Lernangebote für Schüler unterschiedlicher Herkunft.
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Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten –
40 Jahre Kampf für Chancengleichheit
Sekundäre Herkunftseffekte
IGLU 2006 zeigt große Schichtunterschiede in der Wahrnehmung des Leistungspotenzials von Kindern durch deren Eltern und
Lehrer auf. Dieser Sachverhalt der herkunftsabhängigen Einschätzung des Leistungspotenzials und die damit verbundenen
schichtspezifisch ungleichen Entscheidungen über den weiteren Bildungsweg der Kinder – bei gleichen Kompetenzen – haben in
dreierlei Hinsicht besondere Brisanz:
1.Sie sind mit herkunftsabhängig ungleichen weiteren Lerngelegenheiten verbunden.
2.Während die subjektiven Einschätzungen zwischen Lehrern und Eltern für Kinder aus den unteren Schichten weitgehend gleich
sind (614 zu 606), gibt es für Kinder aus der oberen Dienstklasse einen deutlichen Unterschied zwischen Lehrern und Eltern (537 zu
498).
3.Die Herkunftsunterschiede in den kritischen Werten für eine Gymnasialempfehlung bzw. –präferenz haben sich sowohl auf Seiten
der Lehrer als auch der Eltern gegenüber IGLU 2001 vergrößert. Das heißt, mit dem angestoßenen Bildungsdiskurs hat der soziale
Wettbewerb um die Bildungschancen von Kindern zugenommen.
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Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten –
40 Jahre Kampf für Chancengleichheit
Schlussfolgerung:
I* Je mehr Verzweigungen/Zeitpunkte eines „Entscheidens“ über den weiteren Bildungsgang von Kindern ein Bildungssystem zulässt
bzw. von den Lehrern und Eltern abverlangt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit des Einflusses sekundärer Herkunftseffekte, d.h.
schichtenspezifischer Entscheidungen bei gleichen Leistungen.
* Da bei einem frühen Zeitpunkt Kindern aus unteren Schichten seit dem Beginn der Schule nur wenig Zeit zur Verfügung steht, ihr
„Leistungspotenzial“ in der Schule zu entwickeln sowie über das gemeinsame Lernen in sozial gemischten Klassen eigene und damit
möglicherweise von den Eltern abweichende Bildungsaspirationen zu entwickeln, steigt der Einfluss von primären
Herkunftsunterschieden.
* Je mehr hierarchisch gestufte Verzweigungen es in einem Bildungssystem gibt, desto höher die Gefahr des „Weiterreichens nach
unten“ statt einer Förderung. Diese reguläre Option als legitime Form der „Förderung“ – wie es wohl prägnant in er Umbenennung
der Sonderschulen in „Förderschulen“ deutlich wird – ist zugleich mit der Gefahr einer institutionellen Unterausstattung an
Möglichkeiten der temporären Förderung von Kindern in deren „aktuellen“ Klassenverbänden verbunden.
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Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Für das Verständnis des Zusammenhangs, der zwischen sozialstrukturellen Entwicklungen und der Bildungsentwicklung insbesondere
innerhalb der größeren Städte besteht, muss sich der Blick auf demographische Entwicklungen, auf Prozesse der sozialräumlichen
Segregation und auf die Wirkung des gegliederten Schulsystems richten.
Grundtendenzen der Bevölkerungsentwicklung
Die Zahl der Einwohner Deutschlands wird sich, folgt man der zumeist herangezogenen mittleren Variante der 11.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes (2006), von derzeit 82 Millionen bis zum Jahr 2050
auf dann nur noch etwa 69 Millionen verringern. Dabei ergibt sich folgende Verteilung:
Altersgruppe
2005
2030
2050
Insgesamt
82
77
69
Unter 20
17
13
10
20 bis unter 65
50
42
36
65 und ältere
16
22
23
Prof. Dr. Klaus Klemm - Friedrich Ebert Stiftung
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Innerhalb dieser generellen demographischen Entwicklung sind zwei Merkmale für dieses Thema von besonderer Bedeutung:
Die Geburtenhäufigkeiten variieren sowohl mit dem Bildungs- und Ausbildungsstand der Frauen wie auch mit ihrem
Migrationshintergrund.
Dies bedeutet, dass der Anteil der Kinder aus Familien mit einer Migrationsgeschichte ebenso wie
aus Familien mit einem eher geringen Bildungs- und Ausbildungsabschluss an der Gesamtzahl der
Kinder und Jugendlichen ansteigen wird. Damit wächst auch der Anteil Heranwachsender, dem es
im deutschen Schulsystem schwer fällt bzw. dem es schwer gemacht wird, erfolgreich zu lernen.
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Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Regionale Verteilungsmuster: Zur sozialräumlichen Segregation
Klaus Peter Strohmeier hat dies knapp und unbündig so formuliert: „Die meisten „Ausländer“ in den Städten leben heute in den
Stadtteilen, in denen auch die meisten armen „Inländer“ leben, und dort wohnen heute auch die meisten Familien und Kinder“
(2006, S. 14)
In der Ruhrgebietsmetropole Essen leben in den nördlichen Stadtteilen 20 – 30%, in Einzelfällen sogar mehr als 30% aller unter
6jährigen in Familien, die Empfänger von Sozialtransfers sind. In den südlichen Stadtteilen sind dies durchweg weniger als 7,5%.
So zeigt Strohmeier für die Ruhrgebietsstädte Essen und Gelsenkirchen, dass in einzelnen Stadtteilen hohe Anteile der
ausländischen Bevölkerung mit hohen Anteilen der unter 18jährigen und einem im Durchschnitt niedrigem sozialen
Status der Einwohner dieser Stadtteile einhergehen.
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Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Das gegliederte Schulsystem als Verstärker sozialräumlicher Segregation
Spätestens seit den Untersuchungen, die Preuß Ende der sechziger Jahre durchgeführt hat (Preuß 1970), können wir empirisch
gesichert zeigen:
Dass Kinder am Ende der Grundschulzeit überwiegend in Folge ihrer familialen Sozialisation in Abhängigkeit von
ihrer sozialen Schicht unterschiedlich leistungsfähig sind,
Dass die Lehrer und Lehrerinnen Kindern aus einfacheren sozialen Schichten auch dann, wenn sie leistungsmäßig
für einen Gymnasialbesuch geeignet sind, seltener als leistungsmäßig gleich starken Kindern eine Empfehlung dafür
geben und
Dass sozial schwächere Familien noch hinter dieser Empfehlung zurück bleiben, während sozial stärkere Familien ihr
Kind auch dann auf einem Gynasium anmelden, wenn die Lehrenden dies nicht empfehlen.
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Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Das gegliederte Schulsystem als Verstärker sozialräumlicher Segregation
Diesen Befund der 1970 veröffentlichten Preuß-Studie bestätigen die Ergebnisse der neueren Leistungsstudien auch fast vierzig Jahre
später. Offensichtlich sind die Reformanstrengungen an diesem Muster spurlos vorüber gegangen.
Aus dem Zusammenspiel von unterschiedlicher familialer Sozialisation und der Folge schicht- und
migrationsspezifischer Leistungsfähigkeiten am Ende der Grundschulzeit bei den Grundschulempfehlungen ergibt sich
in den unterschiedlichen Stadtteilen mit ihrer sozialräumlichen Segregation eine schulstrukturell verursachte
Verschärfung der ohnedies schon bestehenden innerstädtischen Segregation.
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Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Veränderungsdruck in Sicht?
Die schon angeführten Untersuchungen Strohmeiers verweisen, wiederum am Beispiel Essens, dass die Wahlbeteiligung in den von
diesem Prozess besonders benachteiligten Stadtteilen besonders gering ist. Er schreibt mit Blick auf Essen:
„Die Stadtteile mit den höchsten Anteilen von Kindern (und Familien) an der Bevölkerung sind zugleich jene mit
besonders hohen Armutsquoten, hoher Arbeitslosigkeit, hohen Anteilen von Alleinerziehenden und besonders vielen
Aussiedlern und Ausländern. Bei der letzten Kommunalwahl gingen dort z.T. mehr als zwei Drittel der
wahlberechtigten Bevölkerung nicht zur Wahl, d.h. wir finden hier die niedrigsten Niveaus lokaler Integration und
Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Stadt und ihrem Stadtteil.“
(2006, S.17)
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Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Bildung und sozialräumliche Segregation in
Deutschlands Großstädten
Veränderungsdruck in Sicht?
Der enge Zusammenhang, der zwischen schulischer Bildung und politischem Interesse besteht und der bei gering Qualifizierten zu
politischer „Enthaltsamkeit“ beiträgt, wurde anhand einer Auswertung von Allbus-Daten belegt. Danach variiert das politische
Interesse in einem hohen Ausmaß mit dem erreichten Bildungsabschluss. Befragte mit „einfachem“ Schulabschluss (also mit und
ohne Hauptschulabschluss) geben in den alten Bundesländern zu 21% an, sich sehr stark oder stark für Politik zu interessieren,
solche mit einem hohen Bildungsabschluss (alle Varianten der Hochschulreife) sagen dies zu 53% von sich.
(vgl. dazu Klemm 2005, S.145).
Diejenigen, so lässt sich feststellen, die in der Gesellschaft am stärksten benachteiligt werden,
zeigen sich an den politischen Prozessen, die zu ihrer Benachteiligung beitragen und die sie
abbauen könnten, am wenigsten interessiert.
Prof. Dr. Klaus Klemm - Friedrich Ebert Stiftung
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Aus- und Bildungschancen sinken
Wegen schlechter Bildungschancen kommen Kinder aus armen Familien
nur schwer aus dem Armutskreislauf heraus.
Sie haben nicht nur größere Schulprobleme [...] und zeigen viele
Entwicklungsdefizite die die Schule oft nicht ausgleicht, sondern noch
vergrößert. Aufwachsen in Armut hat lebenslange Folgen.
Aus einer Studie des Institutes für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und der Arbeiterwohlfahrt
Quelle: Kuhn Helmut 2007:“ Arm, Reich und dazwischen nix?“ S. 108
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Aus- und Bildungschancen sinken
Die Bildungschancen von Kindern in NRW sind abhängig vom sozialen Status ihrer Eltern
Ungerechte Bildungschancen:
55% der Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren die in Armut leben besuchen die Hauptschule, 16% besuchen das
Gymnasium.
(Vgl.Wolfgang Lauterbach/Andreas Lange: Aufwachsen in materieller Armut und sorgenbelastetetem Famlienklima, in Jürgen Mansel/Georg Neubauer (HG): Armut und soziale Ungleichheit bei
Kindern, Opladen, 1998, S.127)
Bildung wird vererbt:
Eltern geben ihre eigene niedrige Qualifikation an die nächste Generation weiter. Die Kinder sollen die Schule
schnell verlassen, um somit frühzeitig mit einem Zuverdienst die Familie zu entlasten.
(Vgl. Sabine Walper: Können wir uns das leisten? Kinder in Armut, in Deutsches Jugendinstiutut (Hg.). Was für Kinder. Aufwachsen in Deutschland, München, S. 267-276)
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Aus- und Bildungschancen sinken
Die Bildungschancen von Kindern in NRW sind abhängig vom sozialen Status ihrer Eltern
Schulabgänger Essen 2006/07
Ohne Haupt schul abschluss 6,8%
Haupt schulabschluss1
8,2%
Fachober schulr eife
37,4%
Fachhochschulr eife
5,2%
Hochschulr eife 32,3%
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg
Aus- und Bildungschancen sinken
Bundesweit 22% aller 25jährigen ohne Berufsabschluss
NRW-Weit 27% aller 25jährigen ohne Berufsabschluss
Agenturbezirk Bochum/Herne weist Spitzenwert von 35% auf, Gelsenkirchen 32%, Essen 29%
Diese Entwicklung war vorherzusehen, denn in den letzten 10 Jahren entwickelte sich der
Ausbildungsmarkt nicht zum Vorteil der jungen Menschen. Jedes Jahr ging die statistische
Schere von Ausbildungsplatzangebot und Nachfrage weiter auseinander.
Die größten Hürden:
Miese Noten, mangelhaftes Deutsch, schlechtes Sozialverhalten. Viele Städte in NRW scheitern
an diesen Problemen.
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Arbeitslosengeld II reicht nicht für gesunde Kinderernährung
Zu diesem Schluss kommt das FKE der Uni Bonn in einer umfangreichen Studie. Zur Sicherung des Lebensunterhaltes steht
Empfängern von ALG II heute 347,- € zur Verfügung.
Für Kinder gibt es pauschal 60% dieses Regelsatzes, für Jugendliche 80%.
Rund ein Drittel dieser Summe veranschlagt der Gesetzgeber für Nahrung, Getränke und Tabakwaren, das sind 2,57 € für
Kinder und 3,42 € für Jugendliche ab 14 Jahren.
Die FKE-Forscher haben im März 2004 in Dortmund die Preise von mehr als 80 Lebensmitteln erhoben, die für eine gesunde
Ernährung benötigt werden. Die Testkäufe erfolgten in Supermärkten der Kette REWE und Edeka, bei den Discountern Aldi
und Lidl sowie in einem Bioladen. Anhand dieser Daten berechneten die Wissenschaftler nach Altersgruppen gestaffelt die
Kosten für die genannte „Optimierte Mischkost“. Dabei handelt es sich um ein vom FKE entwickeltes Konzept, das eine
gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche zu vergleichsweise günstigen Preisen gewährleisten soll.
Forschungsinstitut für Kinderernährung der Universität Bonn (FKE)
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Arbeitslosengeld II reicht nicht für gesunde Kinderernährung
Das Ergebnis: Je älter, desto größer klafft die finanzielle Lücke
Für 4-6jährige Kinder reichen die veranschlagten 2,57 € gerade aus – allerdings auch nur, wenn die Lebensmittel beim Discounter
gekauft werden. Wer in normalen Supermärkten zugreift, kommt mit dem Geld nicht hin, dort müssen für die gleichen
Lebensmittel 3,86 € bezahlt werden.
* Ein 15jähriger, der sich ausgewogen ernähren möchte muss im Schnitt Lebensmittel im Wert von 4,68 € täglich beim Discounter
bzw. 7,44 € im Supermarkt kaufen.
Das FKE empfiehlt daher, die aktuellen Regelsätze für Kinder und Jugendliche zu überdenken. Mit mehr Geld allein sei es
allerdings nicht getan. „Wichtig ist auch, diese Bevölkerungsgruppe von dem Nutzen einer ausgewogenen Ernährung zu
überzeugen“, resümiert Dr. Mathilde Kersting, stellvertretende Leiterin des FKE.
Forschungsinstitut für Kinderernährung der Universität Bonn (FKE)
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Mediziner warnen vor einer Verschiebung von akuten zu chronischen Krankheiten und von
körperlichen zu psychischen Schädigungen.
Der Grund:
Störungen der Gefühlswelt durch Störungen im sozialen Umfeld (Stichwort: Vernachlässigung).
Bei 17,8 % der Jungen und 11,5 % der Mädchen fanden die Forscher Verhaltensdefizite. 10%
leiden unter Ängsten, 5% sind depressiv.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Übergewicht + Adipositas
(Fettleibigkeit, Fettsucht)
Ergebnisse
Kinder und Jugendliche von 3-17 Jahren
Häufigkeit von Übergewicht (BMI > P90): 15%
• ca. 1,9 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche
• auf Basis der Referenzdaten von 1985-1999
Anstieg um 50%
Häufigkeit von Adipositas (BMI > P97): 6,3%
• ca. 800 000 der 1,9 Mill. übergewichtigen Kinder und
Jugendlichen sind adipös
• auf Basis der Referenzdaten von 1985-1999
verdoppelt
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Übergewicht + Adipositas
(Fettleibigkeit, Fettsucht)
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Übergewicht + Adipositas
(Fettleibigkeit, Fettsucht)
Ergebnisse
Insgesamt sind 15 % der Kinder und Jugendlichen von 3 – 17 Jahren übergewichtig, und 6,3 %
leiden unter Adipositas. Klare Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen oder zwischen den
alten und neuen Bundesländern sind nicht zu erkennen.
Ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas besteht bei Kindern aus sozial
benachteiligten Schichten, bei Kindern mit Migrationshintergrund, bei Kindern, die nicht gestillt
wurden, und bei Kindern, deren Eltern ebenfalls übergewichtig sind.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Essstörungen
Zu den Essstörungen zählen Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-/Brechsucht),
Adipositas (Fettsucht) im Zusammenhang mit sonstigen psychischen Störungen, Binge Eating
Disorder (Episoden von Fressanfällen, ohne einer Gewichtszunahme gegenzusteuern) und
sonstige atypische Essstörungen.
Die Betroffenen unterscheiden sich zum Teil beträchtlich hinsichtlich ihres körperlichen
Erscheinungsbildes und der
Psychodynamik ihrer Erkrankung. Einflussfaktoren auf Essstörungen sind Geschlecht, Alter und
soziale Schicht.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Essstörungen
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Essstörungen
Im Altersverlauf nimmt Anteil der Auffälligen (SCOFF) bei den
Mädchen um ca. 50% zu, bei den Jungen hingegen um etwa ein
Drittel ab.
Der Anteil der SCOFF-Auffälligen ist in der niedrigen Sozialschicht und
in der Hauptschule
fast doppelt so hoch wie in der oberen Sozialschicht bzw. im Gymnasium.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Essstörungen
Ergebnisse
Insgesamt 21,9 % der 11 – 17 Jährigen wurden mit dem SCOFF-Fragebogen als auffällig bezüglich ihres
Essverhaltens identifiziert. Dabei sind Mädchen fast doppelt so häufig betroffen (Mädchen: 28,9 %, Jungen 15,2 %).
Der Anteil der Auffälligen mit niedrigem sozioökonomischem Status ist mit 27,6 % fast doppelt so hoch wie der in
der oberen Sozialschicht (15,5 %).
Die als auffällig Klassifizierten weisen höhere Quoten an psychischen Auffälligkeiten und Depressivitätsneigung auf.
Sie sind weniger zufrieden mit ihrem Körperselbstbild, rauchen mehr und berichten häufiger über die Erfahrung
sexueller Belästigung.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Sport + Bewegung
Gesundheitsrelevanz von Sport und Bewegung im Kindes- und Jugendalter
Forschungsstand
Positiver Einfluss auf organische Kapazitäten (Herz-Kreislauf, Atmung, Stoffwechsel etc.)
 Begünstigt Wachstum, körperliche Reife und motorische Entwicklung
 Fördert psychische Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität
Vermindert physiologische und verhaltensbezogene Risikofaktoren (Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen etc.)
Stärkt personale Ressourcen (Selbstwert, Kontrollüberzeugung etc.)
Fördert soziale Integration und Unterstützung
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Sport + Bewegung
Körperlich-sportliche Aktivität im Kindesalter (Elternangaben)
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Sport + Bewegung
Ergebnisse
Ein Großteil der Kinder im Alter von 3–10 Jahren bewegt sich regelmäßig:
77 % spielen fast täglich im Freien, und 52 % machen wenigstens einmal in der Woche Sport. Zwischen Jungen
und Mädchen zeigen sich in dieser Hinsicht keine bedeutsamen Unterschiede.
Kinder aus Migrantenfamilien und mit niedrigem Sozialstatus sind weitaus weniger aktiv. Beispielsweise ist die
Chance der regelmäßigen sportlichen Betätigung in diesen Gruppen um den Faktor 2–3 verringert.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Psychische Gesundheit
Das Auftreten von Hinweisen auf psychische Auffälligkeit wird mit
einem niedrigeren sozioökonomischen Status der Familien (hier
nach Winkler) signifikant häufiger.
Robert Koch Institut
Folgen finanzieller Verarmung –
Gesundheitsrisiko steigt!
Gesundheitsrisiko: Psychische Gesundheit
Schutzfaktoren für psychische Auffälligkeit
Bei der Betrachtung der familiären, sozialen und personalen Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit von
Kindern und Jugendlichen zeigte sich, dass sich insbesondere die familiären Schutzfaktoren stark auswirken.
Ein guter familiärer Zusammenhalt ist dann vorhanden, wenn z.B.
• in der Familie jeder auf die Sorgen und Nöte des anderen eingeht,
• jeder das Gefühl hat, dass ihm zugehört wird und
• die Familie häufig etwas gemeinsam unternimmt.
Ein solches Familienklima wirkt hinsichtlich psychischer Auffälligkeit deutlich protektiv, d.h. es verringert stark
die Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeit.
Robert Koch Institut
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Kinder und Hartz IV:
Eine erste Bilanz der Auswirkungen des SGB II (Grundsicherung für Arbeitsuchende)
* Seit dem 1. Januar 2005 ist das SBG II – Grundsicherung für Arbeitsuchenden – in Kraft
* „Fördern und Fordern“ sollte die neue Philosophie von Hartz IV markieren.
* Auf die meisten Langzeitarbeitslosen kamen drastische Einkommenseinbußen zu. Viele von ihnen verloren ihre Leistungsansprüche, für einen
weiteren größeren Teil wurde die Hilfe auf Sozialhilfeniveau abgesenkt.
* Kompensiert werden sollten diese massiven Leistungskürzungen durch eine wesentlich verbesserte Vermittlungstätigkeit der Bundesagentur für
Arbeit, die im Zusammenspiel mit anderen Elementen der Hartz-Reform für einen relativ zügigen Abbau der Arbeitslosenzahlen sorgen sollte.
* Fördermaßnahmen der Arbeitsverwaltung wie ABM, Weiterbildung oder Trainingsmaßnahmen seither erheblich zurückgefahren.
Resümee:
Nach Inkrafttreten von Hartz IV ist für Millionen Arbeit Suchender und ihre Angehörigen die Kürzung der Leistungen auf
Sozialhilfeniveau handfeste Realität.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband - Gesamtverband
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Bedarfsgemei
n-schaften
Deutschland
3.562.741
Leistungsempfänger
nach
SGB II
6.451.496
Arbeitslosengeld II
4.763.747
Kinder
unter
15 Jahre
Sozialgeld
1.687.749
2007
1.630.180
Kinder
unter
15 J.
Sozial-geld
+ ALG II
0 - 65 J.
Sozial-geld
+
ALG II
13,4 %
9,5 %
7,8 %
1,9 Mio
West-deutschland
2.294.566
4.253.187
3.055.302
1.197.885
1.159.502
11,3 %
7,9 %
6,5 %
Ost-deutschland
1.268.175
2.198.309
1.708.445
489.864
470.678
24,4 %
16,0 %
13,0 %
1.499.172
1.081.707
417.465
405.194
14,3 %
10,1 %
8,3 %
70.925
50.707
20.218
19.671
24,5 %
15,2 %
12 %
NRW
Essen
Der Paritätische Wohlfahrtsverband - Gesamtverband
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
SGB II-Sozialgeldempfänger/Nicht-erwerbsfähige Hilfebedürftige
Bochum
Bottrop
Dortmund
Duisburg
Ennepe-Ruhr
Essen
Gelsenkirchen
Herne
Mülheim
Oberhausen
Recklinghausen
Gesamt
NRW
Bundesweit
Jan./05
Okt./06
Dez./06
März/07
Juli/07
Dez./07
März/08
Veränd.% 01/05-03/08
8.050
2.813
20.109
16.505
5.783
18.345
11.074
5.067
3.319
6.422
16.561
10.745
3.506
23.258
20.230
6.183
22.201
12.658
6.559
4.255
7.665
20.850
10.778
3.470
23.060
20.153
6.261
21.994
12.546
6.541
4.337
7.572
20.895
10.840
3.509
23.432
20.329
6.622
22.513
12.768
6.579
4.371
7.626
21.156
10.848
3.352
23.181
20.178
6.605
22.671
12.618
6.465
4.304
7.685
20.806
10.702
3.359
22.774
19.979
6.623
22.558
12.379
6.249
4.430
7.465
20.395
10.684
3.422
23.055
20.267
6.671
22.978
12.522
6.206
4.423
7.562
20.551
32,72%
21,65%
14,65%
22,79%
15,36%
25,25%
13,08%
22,48%
33,26%
17,75%
24,09%
114.048
138.110
137.607
139.745
138.713
136.913
138.341
21,30%
374.474
473.174
472.001
481.440
476.411
465.735
469.907
1.516.168 1.883.483 1.876.814 1.923.732 1.900.520 1.764.329 1.855.890
25,48%
22,41%
Trotz Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum weitet sich die Armut in der Bundesrepublik
aus
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Verdeckte Armut weiter Problem
Insgesamt gut 10 Millionen Menschen dürften einen gesetzlichen Anspruch auf
Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld haben.Tatsächlich erhalten derzeit 7,4 Millionen
Menschen Hartz-IV-Leistungen.
Doch etwa 1,9 Millionen Geringverdiener nehmen offenbar ihren Anspruch auf
aufstockende Leistungen nicht wahr. Sie leben in verdeckter Armut – und mit ihnen
etwa eine Million Kinder.
Damit liegt die Zahl der bedürftigen Erwerbstätigen etwa dreimal so hoch wie die
900.000 gemeldeten „Aufstocker“. Betroffen sind vor allem gering Qualifizierte,
Teilzeitbeschäftigte, die keine volle Stelle finden, sowie Familien mit drei oder mehr
Kindern. 1,5 Millionen Haushalte schützt auch ein Vollzeiteinkommen nicht vor
Bedürftigkeit.
Projekt „Soziale Gerechtigkeit, gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Wie arm ist Deutschland?
Wie hat sich die Armut in Deutschland entwickelt?
Die Zahl der Armen in Deutschland lag bereits vor 15 Jahren
bei über 11% und ist seither auf 13,2% im Jahr 2005 gestiegen.
Über 33% der Bevölkerung muss mit 75% des
Durchschnittseinkommens leben und gehören somit zur
Armustsrisikogruppe.
Statistisches Bundesamt
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Wie arm ist Deutschland?
Wie ungleich ist das Geld verteilt?
Mehr als 33% des monatlichen Gesamteinkommens in der BRD
geht an 20% der Bevölkerung.
Nach dem Armutsbericht der Bundesregierung von 2004 besitzen
die unteren 50% der Haushalte nur knapp 4% des gesamten
Nettovermögens. 47% dieses gesamten Vermögens gehören
dagegen den reichsten 10% der Haushalte. Der Anteil des
obersten Zehntels ist sogar von 1998 – 2003 noch um gut 2%
gestiegen.
Statistisches Bundesamt
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Wie arm ist Deutschland?
Steigt das Risiko bei Arbeitslosigkeit, arm zu werden?
Seit den 70er Jahren steigt die Arbeitslosenquote kontinuierlich an.
„Für die Betroffenen bedeutet Arbeitslosigkeit akute Gefahr von
Armut und sozialer Ausgrenzung“, ist im Armutsbericht 2004 der
Bundesregierung zu lesen. Das Armutsrisiko von Arbeitslosen lag
2003 laut diesem Bericht bei über 40%. Die Zahlen belegen, dass
die Armutsquote bei Arbeitslosen in den Jahren 1997 bis 2004
signifikant gestiegen ist – von 30,6% auf 42,1%.
Statistisches Bundesamt
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Kinderschutzbund schlägt Alarm:
2,6 Millionen Jungen und Mädchen leben nach seinen Angaben im Jahre 2007 in
Armut.
> Trotz guter Konjunktur stieg die Zahl der Jungen und Mädchen in Armut
binnen eines Jahres bis März 2007 noch einmal um 100.000 Menschen.
> 1,9 Mio. Kinder unter 15 Jahren leben in ALG-II Familien
> 0,7 Mio. Jugendliche zwischen 15 – 18 Jahren leben ebenfalls in ALG-II
Familien und müssen mit 60% der Erwachsenen Eckwerte, also 207,- €
auskommen
> 5 Mio. Kinder und Jugendlichen stünden nicht mehr als 250,- € im Monat
zur Verfügung.
Quelle: Studie der Bundesagentur für Arbeit
Kinderschutzbund 2007
Soziale Teilhabe wird schwierig –
„Zu wenig für zu viele“
Im Februar 2008 veröffentlichte Radio Essen zwei Interviews die über das Falkenzentrum Süd
vermittelt wurden. Nur wenige Menschen sprechen über ihre Lebenssituation in der Öffentlichkeit.
Armut ist peinlich.
Armut in der Familie
Armut einer jungen Mutter
http://deine-stimme-gegen-armut.de
http://www.erwerbslos.de
http://kinder-armut.de
http://schaunichtweg.de
http://unicef.de/kinderarmut.html
http://verein-armut-gesundheit.de
http://www.ausbildung-fuer-alle.de
http://www.nrw-eineschule.de
http://www.falken-essen.de
Mach mit !