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Undine – eine Erzählung Von FRIEDRICH DE LA MOTTEFOUQUÉ „Mein Buch“ – Ringvorlesung Chemnitz DASTietz 14.11.2012 © LUDWIG GRAMLICH Autor 12.2.1777 Brandenburg/Havel Lebensmittelpunkte Berlin – Mark Brandenburg (Gut Nennhausen bei Rathenow) 23.1.1843 Tod Dreimal verheiratet (1798; 1803, mit Caroline v. Rochow, geb. v. Briest [gest. 1831]; 1833) Erfolgsschriftsteller in den Jahren der Napoleonischen Kriege (und danach fast vergessen, weil/obwohl „erster und letzter Verfechter“ der Romantik) Buch-Titel englisch Fouqué/“Pellegrin“ Autor: • http://gutenberg.spiegel.de/autor/175 Undine: • http://gutenberg.spiegel.de/buch/1368/1 Entstehung - Quellen • Nach eigener Angabe Kern („Rache der beleidigten Wasserfrau“) aus Paracelsus, Liber de nymphis … + • Zeitgenössisches Modell zur Undine? (so Arno Schmidt) • Einziger Beitrag in selbst hrsg. Quartalsschrift „für romantische Dichtungen“ (1811) – mit „keinem anderen Zweck als zu unterhalten“ Beginn „Es mögen nun wohl schon viele hundert Jahre her sein, da gab es einmal einen alten guten Fischer, der saß eines schönen Abends vor der Tür und flickte seine Netze. Er wohnte aber in einer überaus anmutigen Gegend. Der grüne Boden, worauf seine Hütte gebaut war, streckte sich weit in einen großen Landsee hinaus …“ Personen • • • • • • • • Ritter Huldbrand von Ringstetten Ein „alter guter“ Fischer (namenlos) Dessen „betagte“ Frau (namenlos) Deren „wunderschöne blonde“ Pflegetochter Undine Bertalda, eine herzogliche Pflegetochter Ein „alter Priester“ (Pater Heilmann) Kühleborn, Undines Oheim Der „alte, ehrsame“ Herzog und Gemahlin (namenlos) Wesentlicher Inhalt 1. Wie der Ritter (Huldbrand von Ringstetten) zu dem Fischer kam Pflegetochter Undine erst „staunend“, letztlich „ungehorsam“ und „unsittig“ gegen den Fremden, „wie ein Pfeil aus der Tür und flüchtigen Laufes in die finstere Nacht hinaus“ Wesentlicher Inhalt 2. Auf welche Weise Undine zu dem Fischer gekommen war vor 15 Jahren eigenes Kind in See geglitten, abends „wunderschönes, reich geputztes Mägdlein“ auf der Türschwelle – aus Barke in See gefallen? Taufe: nicht Dorothea, sondern U. Bach Richtung Wald über Ufer getreten Wesentlicher Inhalt 3. Wie sie (!) Undinen wiederfanden H findet U auf „Blumeninsel“ im Strom alle am nächsten Morgen „von Herzen vergnügt“ U. im Gras (erneut) „zu Füßen des Ritters“ Wesentlicher Inhalt 4. Von dem, was dem Ritter begegnet war Erzählung von Turnier und Bertalda – eifersüchtiger Biss von U – Mutprobe (für B): Information über berüchtigten Forst – „toller Hengst“ von H gestoppt von „langem weißen Mann“ (Kühleborn) – Ausweg nur Fischerhütte, vorerst kein Weg zurück in die Stadt Wesentlicher Inhalt 5. Wie der Ritter auf der Seespitze lebte H „selig“, U zürnt (nur) über Tötung von Geschöpfen als Nahrung, endlich doch „Störung“, aber ausgegangener Wein wird durch Fund eines Fasses am Waldstrom ersetzt – aber ohne Zahlung U.s Kommentar (62) – „verlegnes Schweigen“ der beiden Paare Wesentlicher Inhalt 6. Von einer Trauung „durchnäßter“ Priester He U.s Kommentar (64) Brautpaar (H – U) – 2 „kostbare Ringe“ von draußen (Us. Eltern?) „ansehnlicher, langer Mann im weißen Mantel“ als Zuschauer (durch Fenster) Wesentlicher Inhalt 7. Was sich weiter am Hochzeitabende begab U. zunehmend mit gaukelndem Treiben weil ohne Seele (68 f.) alles ein „Kindermärchen“? H trägt U in „Brautkammer“ Wesentlicher Inhalt 8. Der Tag nach der Hochzeit U „fremd und „doch so wohlbekannt“ Segen durch Priester Versiegen des Waldstroms – keine Insel mehr U.s Geschichte (73, 74) „beseelt“ durch innige Liebe H „glücklicher als Pygmalion“ Wesentlicher Inhalt 9. Wie der Ritter seine junge Frau mit sich führte in Stadt, mit Priester und 4. Begleiter als Schutz, aber bei Angriff von H Verwandlung K.s in Wasserfall Wesentlicher Inhalt 10. Wie sie in der Stadt lebten Freude über H und U (außer bei B) „gegenseitige Neigung von B und U“ Plan gemeinsamer Fahrt nach Burg R. Erscheinen K.s mit höchst willkommener Botschaft (81 – Auflösung: 93) Wesentlicher Inhalt 11. Bertaldas Namensfeier Lied U.s zu Kind und „armen Eltern“ (83 f.) B als echte Tochter des Fischerpaars erkannt Wesentlicher Inhalt 12. Wie sie aus der Reichsstadt abreisten H und U nehmen „Fischermädchen“ B mit auf Burg R „Ehrfurcht“ und „Schauder“ von B gegenüber U Wesentlicher Inhalt 13. Wie sie auf Burg Ringstetten lebten Einschub Autor (90) H wendet sich B zu U läßt Brunnen verschließen und warnt vor Gewässern B reist beleidigt ab Richtung Schwarztal H und dann U versuchen sie einzuholen Wesentlicher Inhalt 14. Wie Bertalda mit dem Ritter heimfuhr (!) H und B fast verloren im Schwarztal, U rettet sie vor K Wesentlicher Inhalt 15. Die Reise nach Wien Zunächst Friede und Freude Im Frühjahr Donaufahrt nach Wien (mit U.s Schutz ungefährlich) Während U erschöpft schläft, wird aus dem Fluss B.s Halsband entwendet U.s Rettungsversuch (Korallenhalsband) macht H wütend U „verströmt“ (105) Wesentlicher Inhalt 16. Von Huldbrands fürderm Ergehen Einschub Autor (105 f.) U immer seltener in H.s Träumen „ausbrechende“ Neigung H – B Priester He. auch für 2. Trauung? He. lehnt wegen Traum zu U ab anderer, williger Priester wird gesucht Wesentlicher Inhalt 17. Des Ritters Traum (109) „Schwanenflug“ über Mittelmeer, Beseelte, traurige U auf Meeresboden Beim Aufwachen Priester He. (110) Aber kein Sinneswandel bei H Wesentlicher Inhalt 18. Wie der Ritter Huldbrand Hochzeit hielt B ermöglicht U durch Öffnen des Brunnens eine „kalte“ zweite Hochzeit, U „weint“ H „tot“ (113 f.) Wesentlicher Inhalt 19. Wie der Ritter Huldbrand begraben ward U und B versöhnen sich am Grab [?], aber U behält letztlich Oberwasser, umfängt den toten Geliebten als Wasserwesen Ende „Bertalda schwieg und kniete, und alles kniete, und die Totengräber auch, als sie fertig geschaufelt hatten. Da man sich wieder erhob, war die weiße Fremde verschwunden; an der Stelle, wo sie gekniet hatte, quoll ein silberhelles Brünnlein aus dem Rasen, das rieselte und rieselte fort, bis es den Grabhügel des Ritters fast ganz umzogen hatte; dann rann es fürder und ergoß sich in einen stillen Weiher, der zur Seite des Gottesackers lag. Noch in späten Zeiten sollen die Bewohner des Dorfes die Quelle gezeigt und fest die Meinung gehegt haben, dies sei die arme, verstoßne Undine, die auf diese Art noch immer mit freundlichen Armen ihren Liebling umfasse“. Sprache „Ein frisches Morgenlicht weckte die jungen Eheleute. Undine verbarg sich schamhaft unter ihre Decken, und Huldbrand lag still sinnend vor sich hin. So oft er in der Nacht eingeschlafen war, hatten ihn verwunderlich grausende Träume verstört von Gespenstern, die sich heimlich grinzend in schöne Frauen zu verkleiden strebten, von schönen Frauen, die mit einem Male Drachengesichter bekamen“ (70) Sprache „Das Schwarztal liegt tief in die Berge hinein. Wie es jetzo heißt, kann man nicht wissen. Damals nannten es die Landleute so wegen der tiefen Dunkelheit, welche von hohen Bäumen, worunter es vorzüglich viele Tannen gab, in die Niederung heruntergestreuet war. Selbst der Bach, der zwischen den Klippen hinstrudelte, sahe davon ganz schwarz aus und gar nicht so fröhlich, wie es Gewässer wohl zu tun pflegen, die den blauen Himmel unmittelbar über sich haben“ (95 f.) Sprache „Die dreie empfanden im innersten Herzen, daß der Pater Heilmann die Wahrheit sprach, aber sie wollten es nun einmal nicht glauben. Selbst der alte Fischer war nun bereits so betört, daß er meinte, anders könne es gar nicht kommen, als sie es in diesen Tagen ja schon oft miteinander besprochen hätten. Daher stritten sie denn alle mit einer wilden, trüben Hast gegen des Geistlichen Warnungen, bis dieser sich endlich kopfschüttelnd und traurig aus der Burg entfernte“ (108) Klingende + Sprechende Namen • • • • • Undine Bertalda Huld-Brand Heil-Mann Kühle-Born Topoi • Verwandlungen/Vertauschungen: Undine ertrunkene Tochter, Bertalda – Undine • Christliche Religion – heidnische Natur(geister) in Menschengestalt • Werden / Vergehen – Leben / Sterben - HochZeit(en) • Wachen / Traum • Christlicher Geistlicher als menschliche Konstante im unendlichen Wandel, aber auch Undine bleibt (als Wasser/wesen) Wirkungen • Oper – E.T.A. Hoffmann, A. Lortzing • Drama – Giraudoux • Ballett – Henze • A. Schmidt, Fouqué und einige seiner Zeitgenossen Undine heute / zeitlos? • Grundidee: Mensch umgeben von Natur-Gewalten Natur (Elementar-Geister) in Menschengestalt • Feste Grenzen zwischen Land und Wasser? Halbinsel/“Seespitze“, Donau, Mittel-Meer, Burg-Brunnen Zwischen-Welt (physisch/psychisch) „Mittelerde“? • Gottes Gericht und Elementar-Gesetze Natur-Recht? • Dreiecksbeziehung? Gestörte Familienverhältnisse? Starke/interessante Frauen!? • Schwarz („Tal“, Trauer – schlecht/böse? Oder nur temporär?) und Weiß (Kleidung, Wesen – rein/gut? Oder nur Schein/im Fluss?) B nur schwarz – U nur weiß? • Wirklichkeit oder Traum? = Realität - Virtualität? UNDINE ONDINE BILDER