Transcript Vorlesung 1

Vorlesung 1
DEUTSCHE LITERATUR IM V.-XIV.
JAHRHUNDERT
Alterität älterer
2 dt. Literatur
Überlieferung
Verfasser
ältere
deutsche
Literatur
Rezeption
Adressaten:
- Auftraggeber
- Rezipienten
Zweck
von Literatur
kulturelle (wirtschaftliche, gesellschaftliche, bildungsgeschichtliche)
Bedingungen
О.А. Радченко, МГПУ
1. Zeitraum (bis 768)
 Tacitus → Germanen = „Barbaren“ (Griechen und





Römer – literarische Werke, Germanen – keine Schrift!)
3. Jhr. – Runenschrift – keine Literatur - magische
Zeichen (Beschwörung von Göttern und Geistern)
4. Jhr. – das älteste Schriftdenkmal der germanischen
Sprache – die Bibelübersetzung vom Bischof Wulfila –
Codex argenteus (um 380)
mit Silber und Gold auf purpurfarbenes Pergament
geschrieben → Silberbibel, Silberkodex
geschrieben mit griechischen und lat. Buchstaben und
Runen, 187 erhaltene Seiten
Universitätsbibliothek in Uppsala
Codex argenteus
Epochen der Sprachgeschichte
5
ca. 750
ca. 1050
althochdeutsch
althochdeutsch
mittelhochdeutsch
mittelhochdeutsch
ca. 1350
frühneuhochdeutsch
ca. 1500
frühneuhochdeutsch
ca. 1650
neuhochdeutsch
ca 1700
О.А. Радченко, МГПУ
Alt-hoch-deutsch
6
alt-
zeitlich
abgegrenzt von ‚mittel‘,
‚neu‘
-hoch-
regional
hochdt. Dialekte
(Fränkisch, Thüringisch,
Alemannisch, Bairisch)
-deutsch
Sprecher von ahd. diutisk < ahd.
О.А. Радченко, МГПУ
diot (‚Volk‘, ‚Leute‘)
Epochen der Literaturgeschichte
7
ca. 750 althochdeutsche
Literatur im frühen
Literatur
Mittelalter
ca. 1050
mittelhochdeutsche
Literatur
Literatur im hohen
Mittelalter
spätmhd. Literatur
Literatur im späten
Mittelalter
Literatur der frühen
Neuzeit
ca. 1300
ca. 1500
frühnhd. Literatur
ca 1700
О.А. Радченко, МГПУ
2. Zeitraum Althochdeutsche Literatur (768 - 1050)
8
Drei Antagonismen sind bestimmend:
1. Träger der Literatur: Klerus vs. Laien
2. Ausdrucksmedium: Latein vs. Volkssprache
3. Kommunikationssituation: Schriftlichkeit vs.
Mündlichkeit
О.А. Радченко, МГПУ
Hauptwerke dieser Zeit: poetische Werke
 1. Das Lied von Hildebrand und Hadubrand
 2. Das Wesobrunner Gebet (8. Jh)
 3. Otfrieds Evangelienharmonie
 4. Ludwigslied
 5. Muspilli (9. jh)
 6. Merigarto (11. Jh.)
Hauptwerke dieser Zeit: prosaische Werke
 1. Die Übersetzung des Traktates de nativitate





domini von Isidor, Bischof von Sevilla, durch einen
Unbekannten (1. Hälfte des 8. Jh)
2. Keros Übersetzung der Benediktinerregel (1.
Hälfte des 8. Jh)
3. Tatians Evangelienharmonie (9. Jh)
4. Notkers Übersetzung und Erklärung der Psalmen
und andere Übersetzungen aus dem Latein
5. Willirams Paraphrase des Hoheliedes
6. Heliand, oder die angelsächsische
Evangelienharmonie.
Ahd. Literatur
11
Literarische Gattungen & Werke:
1. weltliche mündliche Dichtung in germanischer
Tradition: z.B.
-
Lieder (Liebeslieder, Tanzlieder etc.)
Zaubersprüche
Heldenepik
Fürstenpreis
Träger: Adel
О.А. Радченко, МГПУ
Urformen der Germanischen
Dichtung
 Urformen – Zaubersprüche, Sprichwörter, Rätsel,
Lieder
 8. Jhr. – ein Mönch in Fulda – 2 Zaubersprüche
(gefunden 1814) → Merseburger
Zaubersprüche
Die „Merseburger Zaubersprüche“ und der
„Wurmsegen“
Es handelt sich um rituelle Kleintexte, um Relikte
germanischen Brauchtums.
„Merseburger Zaubersprüche“: Überlieferung aus dem
10. Jh. in einer Merseburger Handschrift
„Wurmsegen“: Überlieferung in einer Münchner
Handschrift aus dem 9. Jh.
Das „Hildebrandslied“ und die Zaubersprüche gehören
zu dem Komplex Oralität (Mündlichkeit) und
Skripturalität (Schriftlichkeit), sie sind der Oral Poetry
zuzuordnen, weil sie Signale für ursprüngliche
Mündlichkeit enthalten.
Merseburger Zaubersprüche:
 Magische Zauberformel am Schluss jenes Spruches lautet:
bên zi bêna, bluot zi bluoda,
lid zi geliden,sôse gelîmida sîn
Bein zu Bein, Blut zu Blut,
Gelenk zu Gelenk, als ob sie geleimt wären
 die wichtigsten Wörter einer Zeile beginnen mit
dem gleichen Laut – „Alliteration“ –
wichtigstes Merkmal der Altgermanischen
Verskunst
Hildebrandslied
Übergangszeit zwischen Heidentum und Christentum
 9. Jhr. – Mönche in Fulda – Heldenlied (Ahd.)
 Die Mönche haben dazu die inneren Deckblätter eines Gebetbuches
zweckentfremdet – der Platz reichte nicht ganz → der Text ist unvollständig
Welaga nû, waltant got, wêwurt skihit,
ih wallôta sumaro enti wintro sehstic ur lante,
dâr man mih eo scerita in folc sceotantero,
sô man mir eo scerita in folc sceotantero,
nû scal mih suâsat chind suertû hauwan,
bretôn mit sînû billjû eddo ih imo ti banin werdan
Deutsch von heute:
 Weh nun, waltender Gott, Wehgeschick erfüllt
sich!
 Ich wanderte der Sommer und Winter sechzig
außer Lande,
 Da stets man mich reihte zur Schar der Kämpfer,
 An keiner der Städte kam ich je zu sterben;
 Nun soll mit dem Schwert mich erschlagen mein
Kind,
 Mit der Waffe mich treffen, oder ich zum Mörder
ihm werden.
Hildebrandslied
Ik gihorta dat seggen,
Ich hörte das erzählen,
dat sih urhettun
ænon muotin,
dass sich Krieger einzeln trafen,
Hiltibrant enti Hadubrant
heriun tuem.
untar
HIldebrand und Hadubrand zwischen
zwei Heeren.
sunufatarungo
iro saro rihtun.
Sohn und Vater rückten ihre Rüstung
zurecht
Ahd. Literatur – Gattungen 2
18
Klerikale Gebrauchsliteratur für Schule &
Seelsorge:
-
-
-
-
Übersetzungen & Glossare in lat. Schriften
Übersetzungen liturgischer Texte im Zuge der
karolingischen Bildungsreform: Taufgelöbnis,
Glaubensbekenntnis, Vaterunser
Bibelübersetzung
Wissenschaftsprosa: Übersetzungen philosophischer
Werke durch Notker den Deutschen (z.B. Aristoteles,
Boethius etc.)
Träger: Klerus
О.А. Радченко, МГПУ
Eine Bibel für das Volk
 Karl der Große (742-814) vereinte zum ersten Mal in




der Geschichte alle germanischen Stämme in einem
Reich
Er kümmerte sich um Bildung, Literatur, Kunst und
Wissenschaften
Die Sprache der Geistlichen und Gelehrten war Latein
Karl der Große – Pflege der deutschen Sprache – ließ die
frühen germanischen Verse, Sagen und Heldenlieder
sammeln – obwohl sie heidnisch waren
(Christianisierung – abgeschlossen)
Er ließ die Bibel aus dem Lateinischen in eine Sprache
übersetzen, die im ganzen Reich verstanden werden
konnte
Karl der Große, Notker der Deutsche
Notkers Werke im Überblick
Dialektik / Philosophie
Grammatik
• ahd. Boethius Übersetzung „De
consolatione philosophia“
„Quomodo VII circumstantie
rerum in legendo ordinande
sint“
Trivium
lateinischer grammatischer
Traktat
• ahd. Übersetzung von Boethius‘
Bearbeitung der „Categoria“ des
Aristoteles
• ahd. Übersetzung von Boethicus‘
Bearbeitung der Schrift „De
Interpretatione“
• „De partibus logicae“
Rhetorik
• „De arte rhetorica“
lat. mit teilweise ahd. Begriffen und
Beispielen bzw. Beispielversen
• sog. kleine ahd. Rhetorik
• kleine lat-ahd. Schrift „De syllogismis“
lat. mit ahd. Sprichwörtern als erklärenden
Textbeispielen
• „De definitione“
Bruchstück einer Logik, lat. und teilweise
ahd. übersetzt und erklärt
• „De partibus logicae“
lat. Schriften, mit illustrierenden deutschen
Sprichwörtern und sprichwörtlichen
Redensarten
Notkers Werke im Überblick
Quadrivium
Arithmetik
Astronomie
• ahd. Übersetzung der
„principia arithmeticae“ (von
Boethius?)
• „Novus Computus“
Anleitung zur Zeitberechnung
Musik
• „De musica“
einzige völlig ahd. verfasste Schrift
Notkers
Notkers Werke im Überblick
Poetische Werke der
Schullektüre
Übersetzung der „Disticha Catonis“ von Vergils
„Bucolica“ und der Komödie „Andria“ des
Terenz
Prosaische Verdeutschung mit gelegentlichen
Versanklängen
Notkers Werke im Überblick
Bibel und Theologie
Bibelübersetzun
g
Bibelkommentierung
Theologie
N. übersetzt den
gesamten Psalter
Nach dem Psalter hat Notker
mit dem Hiob begonnen und
nach Ekkehard IV. auch
vollendet.
N. bearbeitet Boethius‘
„Consolatio“ und „De
sancta trinitate“
Nach diesem ist hierunter nicht
das biblische Buch, sondern
der Kommentar Gregors des
Großen („Moralia in Iob“) zu
verstehen.
Ahd. Literatur – Gattungen 3
26
Literatur aus Kontaktzone Adel - Klerus
-
-
Bibeldichtung: Heliand (altsächsisch, um 830/40),
Otfrids von Weißenburg Evangelienharmonie
(863-71)
Heiligenlieder: z.B. Georgslied (um 900)
Träger: Klerus & Adel
О.А. Радченко, МГПУ
Heliand
 830 – begann ein niedersächsischer Dichter mit der
Übersetzung, anonymer Autor, zwischen 830 und 850 in
Altsächsisch im Auftrag Kaiser Ludwigs des Frommen
verfasst
 Stabreim – 6000 Verse
 Stabreim ist der deutsche Begriff für die Alliteration in
germanischen Versmaßen. Die am stärksten betonten
Wörter eines Verses werden durch gleiche Anfangslaute
(Anlaute) hervorgehoben.
Heliand (Heiland)
 Gattung: Evangelienharmonie (urspr. griech.
Diatessaron, Übersetzung ins Althochdeutsche:
Tatian) = Zusammenschrift aus den 4 Evangelien.
Erzählt wird das Erdenleben Christi bis zu seiner
Himmelfahrt
 Leben und Leiden Jesu – nach Niedersachsen
übertragen (in die Vorstellungswelt seiner
Landleute)
 Ehre, Treue, Kampf, Heldentum – stark betont
Evangelienharmonie
 30 Jahre später – Otfried von Weißenburg
(elsässischer Mönch)
 wollte beweisen, dass von
Jesus auch in der Volkssprache
erzählt werden konnte
 Schrieb Evangelienharmonie in rheinfränkischem
Dialekt
Otfried von Weißenburg
Otfrid ist der erste, uns namentlich bekannte deutsche Dichter
zwischen 863 und 871 auf Südrheinfränkisch verfasst
Einteilung in 5 Bücher
Bedeutung des Werkes:
Begründung für den Gebrauch der Volkssprache
Angaben über die Übersetzungsarbeit
Einführung des Endreims in Form der binnengereimten Langzeile
Keine Evangelienharmonie: Zugrunde liegt primär das
Evangelium des Johannes und es gibt Auslegungspassagen
Die erste Dichterin
 935 – 973 – Roswitha von Gandersheim
 Nonne im Kloster Gandersheim
 schrieb Lateinisch
 Ihre Helden und vor allem Heldinnen
widerstehen mit der Kraft ihres christlichen
Glaubens alle Versuchungen, Anfechtungen und
Gefahren
 Hauptthemen: Sünde, Reue, Buße, Erlösung
 8 Legenden, 6 Dialogstücke
3. Zeitraum Mittelhochdeutsche Literatur (10501346)
32
3.1. frühmhd. Literatur (ca. 1050-1150),
z.B. Annolied, Bibeldichtung, Physiologus
3.2. frühhöfische Literatur (ca. 1150-1170)
z.B. Rolandslied
3.3. Literatur d. höfischen ‚Klassik‘ (ca. 1170-1230)
z.B. Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Wolfram
von Eschenbach
3.4. späthöfische Literatur (ca. 1230-1346)
z.B. Rudolf von Ems, Konrad von Würzburg
О.А. Радченко, МГПУ
Mittelhochdeutsch
Nach Paul, Hermann (1989): Mittelhochdeutsche
Grammatik. 23. Aufl. Tübingen. S. 7.
33
Räumliche Gliederung des Mhd.

Hauptdichter dieser Zeit
 Heinrich von Veldeke
 Hartmann von Aue
 Wolfram von Eschenbach
 Gottfried von Strassburg
 Walther von der Vogelweide
 Konrad von Würzburg
 Neidhardt
 Rudolf von Hohenems
 Heinrich von Ofterdingen
 Ulrich von Zetzighofen
 Stricker
 Heinrich von Mohrungen usw.
Hauptwerke
 Der burgundische Sagenkreis:
 1. Der Nibelungen Not.
 2. Die Klagen des Jammers von Etzel, Diedrich, Hildebrand





und der Markgräfin von Berchlarn und Tochter.
3. Der große Rosengarten vor Worms.
4. Gundrun.
5. Hörnen Sigfried.
6. Die Dietrichssagen.
7. Der lombardische Kreis: König Rother, Wolfdietrich,
König Otnits Meerfahrt und Tod.
Hauptwerke
 Sagenkreis Karls des Großen:
 1. Flos und Blankflos (um 1230)
 2. Das Rolandslied (um 1175)
 3. Wilhelm von Oranse (um 1218)
 Sagenkreis des Heiligen Grals:
 1. Titurel
 2. Parzifal
 3. Lohengrin.
Hauptwerke
 Gedichte:
 1. Tristan und Isolde (Gottfried)
 2. Iwein (Hartmann)
 3. Wigalois (Wirnt von Grafenberg)
 4. Erek und Enite (Hartmann)
 5. Lanzelot vom See (Ulrich von Zetzighofen)
 6. Daniel von Blumenthal (Stricker)
Hauptwerke
 Chroniken:
 1. Die Reimchronik (Ottokar von Hornek)
 2. Die Weltchroniken (Rudolf von Hohenems)
 3. Das Annolied
 4. Die Kaiserchronik
 Geistliche Literatur:
 1. Barlaam und Josaphat (Rudolf von Hohenems)
 2. Leben der h. Jungfrau Maria (Pfaffe Wernher)
Hauptwerke
 Kleine poetische Erzählungen:
 1. Der arme Heinrich (Hartmann)
 2. Der Pfaffe Amis (Stricker)
 Didaktische Werke:
 1. Der welsche Gast (Thomasin von Berkläre)
 2. Freidanks Bescheidenheit (1229)
 3. Der Renner (Hugo von Trimberg)
 4. Der Windsbecke. Die Windsbeckin (13. Jh)
 5. Der Edelstein (Ulrich Bonerius)
 6. Tierfabeln, Märchen (Stricker)
Hauptwerke
 Prosa:
 1. Der Sachsenspiegel (Eicke von Rapgow) (1215-
1218)
 2. Der Schwabenspiegel
 Predigten, Gebete und Erbauungsbücher:
 Bruder Bertholds Predigten (1247-1272)
3.1. Frühmittelhochdeutsche Literatur
(ca. 1050-1150)
41
Abgrenzung von hochmhd. Literatur durch:
-
-
Überlieferung (unikal, Sammelhandschriften)
Sprache: geprägt durch Parataxe u. Formelhaftigkeit
überwiegend anonyme Verfasser
Themen u. Inhalte: Heilsgeschichte, Texte für
Frömmigkeitspraxis (Bibeldichtungen, Liturgisches,
Traktate etc.)
Rezipienten: Frauen in Doppelklöstern, adlige Laien im
Umkreis
О.А. Радченко, МГПУ
3.2. Hochmittelalterliche Literatur (1150/701300)
42
adlige Laien als
Auftraggeber &
Rezipienten
klerikal gebildete, an
lateinischer Poetik &
Rhetorik geschulte
Verfasser
weltliche höfische Literatur
nach franz. Vorbild,
transportiert höfische Kultur &
höfisches Wertesystem
О.А. Радченко, МГПУ
Gattungen hochmittelalterlicher Literatur
43
 höfischer Roman:
- Antikenroman
- Artusroman
- Tristan
 Minnesang
 Heldenepik
О.А. Радченко, МГПУ
Gattungsgeschichte
Das Heldenepos:
Das Heldenepos gibt Geschehnisse wieder, die aus der Zeit der
Völkerwanderung stammen und bislang nur mündlich überliefert wurden.
Um 1200 wurden diese Geschehnisse aber schriftlich festgehalten, wobei
ihre Verfasser meist anonym blieben. Das Nibelungenlied gilt als
bedeutendstes Beispiel der Gattung des deutschen Heldenepos.
Das höfische Epos
Das höfische Epos, auch Ritterepos, stellt einen Ritter in den Mittelpunkt,
der sich im Leben bewähren muss, um ein würdiges Mitglied der
Hofgesellschaft zu werden. Die keltischen Sagen von König Artus und
seiner Tafelrunde wurden aufgegriffen und gemäß dem höfischen
Ritterideal der Zeit umgeformt.
Von edlen Rittern
1170 – 1230 – hohes Mittelalter
Ritterzeit
Ritter ursprünglich = schwer gerüstete Reiter
später - eigener Stand mit eigener Lebensweise
und strengen Regeln
 12. Jhr. – Kreuzzüge – Selbstbewusstsein →
Literatur → Vorherrschaft religiöser
Themen wurde durch höfisch – weltliche
Dichtung abgelöst
 kein Latein mehr – sondern
Mittelhochdeutsch (relativ einheitliche
Literatursprache)




Hochmittelalter - Die Kreuzzugsbewegung
46








Anlass
Islamische Herrschaft über
Jerusalem
Pilgerfahrt nach Jerusalem
(behindert)
Missionierung der Nichtchristen
Verlauf
1095: Aufruf des Papstes Urban
II. zur Befreiung des Grabes
Christi
„Volkskreuzzug“: in Anatolien
von Seldschuken besiegt
 Nur 1. Kreuzzug unter
Führung französischer Fürsten
(u. a. : Gottfried v. Bouillon)
„erfolgreich“ (1099: Ankunft in
Jerusalem)
 bis 1291: 6 weitere
(?Kinderkreuzzug?) +/- erfolglos
 Kreuzritterorden („ritterliche
Tugenden“) - Minnesang
FOLGEN
 Austausch zwischen
abendländischen +
morgenländischen (v. a.:
byzantinisch-griechischer)
Kulturen
 Aufschwung des
Fernhandels im
Mittelmeerraum + Asien
Höfische Dichtung
 das reale und idealisierte Leben bei Hofe → Stoff
für die dichtenden Ritter
 die Gönner waren häufig Fürsten – sie brauchten
die höfischen Dichter, um zu leben
 Höfisch – ritterliche Kultur – Mitte des 12. Jhr. in
Frankreich (Chrétien de Troyes – König Artus und
seine Tafelrunde) → deutsche Ritterdichtung stark
beeinflusst
Neue Tugenden der höfischen
Gesellschaft









Ehre (êre) (im Kampf), Ansehen
Treue (triuwe)
staete (Beständigkeit, zuverlässsig )
zuht = (züchtig)
mâze = (Leidenschaften mäßigen)
milte = (milde, heute Mildtätigkeit)
froide = (Lebensfreude)
froher Mut - frohen Mutes sein (hoher muot)
Minne = Verehrung der Frauen
Höfische Kultur
 Das bekannteste und
 Die Unterbringung erfolgte in
bedeutendste Fest im ganzen
Mittelalter war das Mainzer
Hofffest von 1184 mit mehr als
70 Reichsfürsten und ca.
70.000 Rittern.
 weitere Anlässe waren
hauptsächlich Hochzeiten,
Krönungsfeierlichkeiten und
Kirchenfeste.
 je nach Wichtigkeit und Rang
der Gäste wurden diese auch
unterschiedlich empfangen
Zelten, jeder versuchte, die
übrigen Gesellschaften durch
den Reichtum ihrer Ausstattung
zu beeindrucken.
 Die Gäste wurden mit
Gebärden (Niederknien,
Sichverneigen u. a.) und mit
Gruß empfangen
 Die Unterhaltung der Gäste
erfolgte durch fremdartige
Spiele, Musik und Ritterspiele.
 Der Tanz spielte eine große
Rolle und wurde in Paaren oder
in einer Reihe getanzt.
Lyrik des Mittelalters
Modelle des Sprechens über Liebe
50
DIETMAR VON EIST (UM 1160/1190),
HEINRICH VON MORUNGEN (UM
1180/1200),
HARTMANN VON AUE (UM
1180/1200),
WALTHER VON DER VOGELWEIDE
(UM 1200/1220),
NEIDHART (UM 1220/30),
‚CARMINA BURANA‘ (UM 1230)
Dietmar von Eist
51
Her Dietmar von Ast,
Aus: Codex Manesse,
um 1320
Dietmar von Aist
Dietmar von Aist, Minnesänger
im Umkreis der Herren von Aist
(Oberösterreich); ein ab 1139
urkundlich bezeugter Ditmarus
de Agasta († um 1171) ist nicht
identisch mit dem Dichter; D.
ist ein Vertreter des frühen
donauländischen Minnesangs; er
gilt als Verfasser des ersten
deutschen Tageliedes
(Trennung der Liebenden am
Morgen).
Dietmar von Eist
53
 Aus einem Geschlecht in Oberösterreich nahe der
Mündung der Enns in die Donau, 2. H. 12. Jh.
 Überliefert: 16 Lieder mit 42 Strophen. Archaisch
 Romanischer Einfluss
 Mehrere Stadien der literarischen Entwicklung.
 Endgereimte Langzeile, Binnenzäsur
 Problem: Teil der Strophen dem Donauländ.
Minnesang zugehörig, andere einer späteren Stufe der
Gattungsentwicklung.
Dietmar von Aist
 Hei nû kumet uns diu zît
Hei nû kumet uns diu zît, der kleinen vogellîne sanc.
ez gruonet wol diu linde breit, zergangen ist der winter lanc.
nû siht man bluomen wol getân, an der heide üebent si ir schîn.
des wirt vil manic herze frô, des selben troestet sich daz[ ] mîn.
Ich bin dir lange holt gewesen, frouwe biderbe unde guot.
vil wol ich daz bestatet hân! dû hâst getiuret mînen muot.
swaz ich dîn bezzer worden sî, ze heile müez ez mir ergân.
machest dû daz ende guot, sô hâst dû ez allez wol getân.
Man sol die biderben und die guoten ze allen zîten haben liep.
swer sich gerüemet alze vil, der kan der besten mâze niet.
joch sol ez niemer hövescher man gemachen allen wîben guot.
er ist sîn selbes meister niht, swer sîn alze vil getuot.
Dietmar von Aist
Ûf der linden obene dâ sanc ein kleinez vogellîn,
vor dem walde wart ez lût. dô huop sich aber daz herze mîn
an eine stat, dâ ez ê dâ was. ich sach die rôsenbluomen
stân,
die manent mich der gedanke vil, die ich hin ze einer
frouwen hân.
Ez dunkent mich wol tûsent jâr, daz ich an liebes arme lac.
sunder alle mîn schulde frömedet er mich alle tac.
sît ich bluomen niht ensach noch hôrte kleiner vogellîn
sanc,
sît was al mîn fröide kurz und ouch der jâmer alze lanc.
Dietmar von Aist
 1 Hei, nun kommt uns die Zeit (des Sommers),
der Gesang der kleinen Vögelchen./ Es grünt
schon die breite Linde, dahin ist der lange
Winter./ Nun sieht man anmutige Blumen, auf
der Heide erproben sie ihr Strahlen./ Darüber
werden sehr viele Herzen froh, und auch mein
Herz schöpft daraus Zuversicht.
 2 Ich bin dir seit langem zugetan, edle und
vortreffliche Herrin./ Wie gut ich das angelegt
habe! Du hast meinen Sinn veredelt. / Um was
immer ich durch dich besser geworden bin, es
möge mir zum Heil gereichen. / Machst du das
Ende gut, so hast du alles wohl getan.
Dietmar von Aist
 3 Man soll die Edlen und die Vortrefflichen zu allen
Zeiten lieb behalten. / Wer immer sich allzuviel rühmt,
der weiß nichts vom rechten Maß. / Auch soll es ein
höfischer Mann niemals allen Frauen recht machen. /
Der ist nicht Meister seiner selbst, der in dieser Hinsicht
allzuviel tut.
 4 Auf der Linde oben, da sang ein kleines Vögelchen, /
vor dem Wald erhob es seine Stimme. Da schwang sich
mein Herz wieder auf / zu einem Ort, an dem es früher
war. Ich sah die blühenden Rosen stehen, / die rufen in
mir viele Gedanken hervor, die sich auf eine Dame
richten.
Dietmar von Aist
 5 Es kommt mir vor, als sei es schon tausend Jahre
her, daß ich im Arm des Geliebten lag. / Ganz ohne
meine Schuld bleibt er mir jeden Tag fern. / Seit ich
keine Blumen sah noch den Gesang kleiner
Vögelchen hörte, / seitdem war all meine Freude von
kurzer Dauer, der Jammer aber allzulang.
Dietmar von Aist
 Strophen: als Einzelstrophen interpretierbar.
 1: Ein Ich setzt Naturphänomene in Relation zur
Befindlichkeit der Menschen allgemein und seiner
selbst.
 2: Ein Mann versichert eine angeredete Dame
seines Dienstes, beteuert die sittliche Läuterung,
die er dadurch erfahren hat, und gibt seiner
Hoffnung auf Liebeserfüllung Ausdruck.
Dietmar von Aist
 3: Ein Ich spricht sich in einer sangspruchartigen
LehrStrophe für die Liebe zu den biderben und
guoten aus. Er lehnt Prahlerei mit Liebeserfolgen
u. den Versuch, es allen Frauen recht machen zu
wollen, als der mâze widersprechend ab.
 4: Ein Mann erinnert sich anläßlich der
Beobachtung von Naturphänomenen an die
Liebesbegegnung mit einer Dame.
Dietmar von Aist
 5: Eine Frau erinnert sich an eine Liebesbegegnung
und verknüpft das Ausbleiben erfreulicher
Natursignalen mit ihrer gegenwärtigen seelischen
Lage.
Dietmar von Aist
 Problem der möglichen Strophenkombinationen.
Größere Einheiten? Es handelt sich wohl nicht um
ein einheitliches Lied. (?)
Aber: Tongleichheit der Strophen (Kadenzentausch
in den Anversen von 3,1 und 5,2 = für frühen
Minnesang nicht ungewöhnlich).
Frage nach einem Zusammenhang der Strophen.
Dietmar von Aist
 Vorschläge:
 1-2 = Wechsel (Str.l: Frauen-, Str.2
Männerstrophe: O. Sayce)
 1-2-3 (Str. 3 äußerlich angefügt: v. Kraus; enger
zugehörig: Ittenbach, Schweikle)
 4-5 = Wechsel (seit Bartsch und Schönbach fast
allgemein)
Dietmar von Aist
 Responsionen:
1/4: Vogelsang, Blumen, Linde; Reime schîn :
mîn / vogellîn : mîn
1/5: Blumen (sehen), Vogelsang, frô / fröide;
Reim sanc : lanc
2/3: biderbe und guot, machen [. . .] guot;
Reime guot : muot / guot : getuot, getân /
getuot
2/4: Reime ergân : getân / stân : hân
4/5: Vogelsang, Blumen (sehen), gedanke /
dunkent
Dietmars von Eist Tagelied (MF 39,18)
65
Handwerk
 friedel stm. ‚Freund, Geliebter‘ (Wort mit hohem










emotionalem Bedeutungswert)
ziere ‚schön‘; nachgestelltes Attribut
wan alemann. Nebenform von man; schiere ‚bald‘.
wol getan ‚schön‘; zwî ‚Zweig‘
entslâfen ‚einschlafen‘
wâfen Not- oder Weheruf
gebieten: ich gebiute, du gebiutest, wir gebieten
beginnen: ich began, schwaches Präteritum: ich
begunde
du ... lâst mich eine (von lâzen) ‚du lässt mich alleine‘
wellen (anomales Verb): ich wil, du wilt, er wil, wir
wellen; Präteritum: ich wolde, wir wolden.
vüerest sant dir ‚du nimmst mit dir.‘
Gliederung des Textes (MF 39,18)
66
 Str. 1 Frauenstrophe; unvermittelter Redeeinsatz,
der das Verhältnis der Rollen zueinander klärt:
slâfen, du, friedel ziere ...
 Str. 2 Mannesstrophe
 Str. 3: „Erzähler“ wird eingeführt: Außeninstanz
im Lied,
 Abschluss: Rede der Frau/ Klage. Mit
Perspektivierung in die Zukunft: wenn wilt du
wider her zuo mir?
Gattungstradition des Tagelieds
67
 Romanische Gattung der Alba (= Lied beim



Morgengrauen), setzt ein Anf. 12. Jh.
Frühestes Beispiel in der deutschen Lyrik: Dietmar
von Eist.
Gattungskonstituenten des Tagelieds:
Sog. Objektive Lyrik (Erzähler, narrative
Komponente)
Mehrere Rollen: Mann, Frau, Wächter, der die
Liebenden weckt/warnt)
Wörtliche Rede
Als Szenentyp (Tagelied-“Situation“) auch in
erzählenden Formen (Roman; Maere, Novelle) und ab
16. Jh. im Drama (Shakespeare, ‚Romeo und Julia‘:
„Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche.“).
Heinrich von Morungen
68
Traumbild (?): Der Sänger und die Dame
Aus: Codex Manesse, Zürich, um 1320
Heinrich von69 Morungen
 Aus einem niederadligen thüringischen
Geschlecht; dichtete um 1200.
 Überliefert sind: 35 Lieder in 115 Str. (u.a. in
den Liederhandschriften A, B, C).
 Bevorzugte Form: Kanzone
 Themen des Hohen Minnesangs: Liebesklage,
Sänger und Gesellschaft, Singen und
Schweigen.
 Morungen-Nachleben: ab 13. Jh.:
Herausbildung der Moringer-Ballade
Kanzone
Wichtige mittelhochdeutsche Termini:
 wort = Text
 wîse = Melodie
 dôn = Bauform + Melodie einer Strophe
 daz liet = Bezeichnung für Strophe
 diu liet = Strophengruppe
Kanzone (lat. Cantio = Gesang)
 Aufgesang: bestehend aus zwei Stollen, die metrisch
identisch sind,
 Abgesang
Gliederung
71
 1-2. Trauer über die Zurückweisung der geliebten
Dame, die dem Sänger seinen Sang verboten hat.
 3. Anrede an das Publikum: Bitte an die höfischen
Damen um Rat;
 4. Wendung an die Geliebte (wîplîch wîp);
Abgesang: Wendung an das Publikum: nur sie
kann Freude schenken.
 5. Selbstreflexion des Sängers: Trotz Ablehnung
durch die Dame erneuert er vor dem Publikum
sein Gelöbnis fortdauernden Dienstes.
Kanzone: ein Formmuster aus der
72
Romania
 Zweiteilige Liedform
A Aufgesang: Stollen I/Stollen II (= A/A´)
- Die Stollen sind identisch:
- in der Reimstellung,
- der Zahl der Verse und der Hebungen innerhalb des
Verses
- und hinsichtlich der Melodie
B Abgesang (= B);
- gegenüber dem Aufgesang mit abweichender
Melodie;
- nicht im Umfang/Reimstellung definiert.
Kanzonenform mit angereimtem Abgesang
73
Reimschema:
Aufgesang (Stollen I und II):
a bb c / a dd c
Abgesang (angereimt an den c-Reim des Aufgesangs:
c ee c
Das Konzept der „Hohen Minne“
74
 Konzept der frz. und dt. Liebeslyrik um 1170, gültig




bis in die Neuzeit.
Verehrung einer (ungenannten) vrouwe (‚Herrin, edle
Dame‘).
Ihr dient, um sie wirbt der liebende Sänger/Ritter in
der Hoffnung auf Erhörung, aber ohne Aussicht auf
Erfüllung: dienest als Ziel.
Wirkung der Hohen Minne: -> êre, werdekeit, hôher
muot.
„Hohe Minne“ als ethisches Konzept und sittlicher
Anspruch.
Konfliktfelder der höfischen Liebe:
Frauenminne - Gottesminne
75
 Kreuzzugslyrik als Gegenkonzeption zur
(weltlichen) „Hohen Minne“.
 Gottesminne: Liebe zu Gott auf Gegenseitigkeit –
mit Aussicht auf Erhörung/Lohn (Zielprojektion:
das ewige Leben)
 Frauenminne: Dienst ohne Aussicht auf Lohn.
 Ir minnesenger, iu muoz ofte misselingen,
daz iu den schaden tuot, daz ist der wân.
(Hartmann von Aue, MF 218,21f.)
Hartmann von Aue
* um 1160 + nach 1210
Sein Leben:
Über den schwäbisch alemannischen Ritter ist wenig
bekannt. Aus einem Ministerialengeschlecht im dt.
Südwesten (Reichenau? Freiburg?), 12. Jh.
Wappen (Seeadler) nicht aussagekräftig zur Bestimmung der
Herkunft.
•
um 1160 im alemannischen Raum (Eglisau) geboren
•
wahrscheinlich Erziehung in der Klosterschule von
Reichenau
•
sein Herr von Aue erhob ihn zum Ritter
•
Teilnahme an einem Kreuzzug (Barbarossa oder
Heinrich VI.)
•
Tod um 1220
Er war der erste große Dichter der hochhöfischen Zeit.
Seine Werke führten zum Höhepunkt höfischer Klassik, weil
sie die ritterlich höfische Moral in das allgemein Menschliche
erhoben haben.
Hartmann von Aue
77
 Werk (um 1180- um 1200):
- Zwei Artusromane: „Erec“ (um 1185)‚ Iwein‘;
- zwei höfische Erzählungen („Der arme Heinrich“
(um1195) ‚Gregorius‘);
- 18 Minnelieder; z. T. in Mehrfachfassungen (Typen:
Minneklage, Minneabsage, Kreuzlieder
- ein Streitgedicht zw. herze und lîp (‚Klage‘).
Selbstzeugnis Hartmanns von Aue:
Der Prolog des ,Armen Heinrich‘
78
5
Ein ritter sô gelêret was,
daz er an den buochen las,
swaz er daran geschriben vant;
der was Hartman genant,
dienstman was er ze Ouwe.
(Prolog, v. 1–5)
Bildungsgeschichtliche Situierung Hartmanns
von Aue in der79 2. H. 12. Jh.
Kenntnis der poetologischen Prinzipien von Literatur:
Gestaltungsmuster, Formprinzipien, Wirkungsstrategien;
 Kenntnis Wirkungsweise von Literatur in der illitteraen
Adelsgesellschaft seiner Zeit;
 Kenntnis lateinischer und französischer Literatur;
 Integration des Autors Hartmann in die Gesellschaft;
 bildungsgeschichtlicher Transfer zwischen der illitteraten
Welt des Laienadels und den litterati (ausgebildet in der
lateinischen Bildungstradition der intellektuellen Eliten).

Die Artusromane Hartmanns von Aue
Vom mündlichen Erzählen zur literarischen Gestaltung
80
 Keltische Erzählungen vom sagenhaften König Artus.
 König Artus als Mittelpunkt der Table ronde („Tafelrunde“) als
Primus inter pares: zugehörig u.a. Erec, Sohn des Königs Lac;
Iwein; Perceval; Gawan und sein Sohn Wigalois, Keie (die
Negativfigur des Artushofs); außerdem: Lancelot, der sich in
die Königin Guinevra verliebt (ein großes „Verzeichnis “ der
Artusritter gibt Hartmann im ‚Erec‘, v. 1902ff.; Ziel ist, das deutsche
Publikum über die bis dahin unbekannte Welt des arthurischen Hofs zu
unterrichten).
 Zu all diesen Figuren gibt es eigene Romane/Erzählungen.
 Das große Festereignis: Pfingsten am Artushof.
 Handlungsform der Artusromane: die Aventiure (frz., aus
spätlat.: adventura ‚das, was auf einen zukommt‘), vgl. die
Aventiure-“Definition“ in Hartmanns ‚Iwein‘, v. 524ff.
Hartmann von Aue, ‚Erec‘
81

[Prolog und Einsatz der Erzählung fehlt wg. Textverlust]
Handlungszyklus (v. 1–1497)
- Bewährungsaventiure: Sperberkampf; Erec gewinnt Enite.
- Zwischeneinkehr am Artushof
- Königsherrschaft Erecs und Enites.
2.
Handlungszyklus (v. 3093–9857)
- Bewährungsaventiuren mit Mittelachse,
- „spiegelnde“ Aventiure am Schluss: Mabonagrin und seine Freundin
- Schlusseinkehr am Artushof
Erzähl-/Strukturprinzip: Kunstvolle Doppelung
I. Handlungszyklus
82
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Artushof: Jagd auf den weißen Hirsch (Côtume ‚Brauch‘);
zeitgleich: Ausritt Der Königin in Begleitung Erecs.
Geißelhieb des Zwergs (Handlungsauslösung)
Erecs Ausritt vom Artushof - Nachricht vom Sperberkampf
, Arme Herberge‘ des veramten Adligen Coralus; seine Tochter
wird die Minnedame Erecs: Enite
Sperberkampf – Sieg Erecs über Iders
Rückkehr in die , Arme Herberge‘
Rückkehr Erecs (jetzt mit Enite) zum Artushof
Côtume (,Brauch‘) der Hirschjagd: Kuss der Schönsten durch
König Artus; Aufnahme Erecs und Enites in die arthurische
Hofgesellschaft.
83
I. Handlungszyklus
(Forts.)
9. Heimkehr Erecs mit Enite in sein Reich in Karnant
10. Auslösung des 2. Handlungszyklus:
mit Krise des verligen
11. Folge: Bewährungsfahrt Erecs zusammen mit Enite.
(= II. Handlungszyklus)
II. Handlungszyklus
Bewährungsfahrt Erecs zusammen mit Enite
84
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Räuberkämpfe (gegen rohe Gewalt)
Der treulose Burggraf (b. Chr.: Galoain; Frauenverführer)
Erster Kampf mit dem Zwerg Guivreiz (ritterl. Kampf)
Zwischeneinkehr am Artushof
Riesenkämpfe (gegen rohe Gewalt); E. scheintot-Totenklage
Graf Oringles von Limors (Frauenverführer)
Zweiter Kampf mit Guivreiz (ritterl. Kampf – unerkannt,
gegen den Freund)
Schlussaventiure: Joie de la court (gegen Mabonagrin)
Rückkehr zum Artushof -> Heimkehr nach Karnant.
‚Erec‘ als „Thesenroman“ (W.Foerster)
85
 Minne ist ein hohes Gut, wird jedoch depraviert im
verligen Erecs. (-> 2. Handlungsauslösung)
 Ritterliche Bewährung in der Aventiure ist ein hohes
Gut.
 Beide Güter müssen in ein ausgewogenes Verhältnis
gebracht und im Leben und innerhalb der
Adelsgesellschaft praktiziert werden.
 Der ‚Erec‘-Roman bietet die Darstellung einer
exemplarische Existenz des adligen Ritters zwischen
Verfehlung und Bewährung.
‚Iwein‘
86
 Der zweite Artusroman Hartmanns von Aue, nimmt
mit dem Thema des verligen Bezug auf den ‚Erec‘(->
Intertextualität).
 Aus der reichen französischen Romantradition um
1190 von Hartmann offenbar bewusst neben dem
‚Erec‘ auch Chrétiens Roman vom Löwenriter Yvain
(‚Yvain ou le chevalier au lion‘) zur Bearbeitung für
das deutsche Publikum ausgewählt.
‚Iwein‘: I. Handlungszyklus
87
 Pfingstfest am Artushof. Handlungsauslösung:
Kalogrenants Erzählung seiner Brunnen-Aventiure.
 Ausritt Iweins – Sieg über den Brunnenherrn Ascalon.
- Dessen Verfolgung und Tötung.
 Ankunft der Artusritter.
 Hochzeit Iweins mit der Witwe Laudine, vermittelt
durch die Kammerfrau Lunete.
 Gaweins Warnung vor dem verligen.(-> Verweis auf
den Fehler, den Erec gemacht hatte).
 Iwein erbittet von Laudine Urlaub auf ein Jahr und
zieht mir den Artusrittern.
Elfenbeinkästchen, Paris um 1330: Iwein, Brunnenaventiure und Wilder Mann
88
Gelenkstelle zum II. Handlungszyklus
89
Krise und Handlungsauslösung:
Iwein versäumt die Frist (triuwelôser man) - Laudine sagt
sich von ihm los –
Verlust von Ehre und Menschenwürde: Iweins Wahnsinn –
Heilung: Die Dame von Narison.
Aventiuretaten zugunsten anderer (helfe):
- Sieg über den Grafen Aliers
- Rettung eines Löwen vor einem Drachen.
II. Handlungszyklus
90
Löwenritter-Aventiuren
- Lunete im Gefängnis – Hilfeversprechen
- - Kampf mit dem Riesen Harpin (Zeitnot)
- Lunetes Befreiung
Zwischeneinkehr bei Laudine (die im Löwenritter nicht
ihren Mann Iwein erkennt)
- Rechtsstreit der Grafentöchter vom Schwarzen Dorn
- - Kampf mit zwei Riesen (Zeitnot)
- Gerichtskampf (unerkannt) mit dem Freund Gawein
Schluss des ‚Iwein‘
91
 Wiederaufnahme in den Kreis der Artusritter.
 Aussöhnung des von Laudine nicht erkannten
Löwenritters mit seiner Gattin Laudine.
 Wiederum listiges Arrangement der Lunete.
 Gegenseitige Bitte Iweins und Laudines (mit Kniefall!)
um Verzeihung.
‚Iwein‘: Zusammenfassung
92
Brunnen-Aventiure: zur Mehrung des eigenen Ruhms.
Fristversäumnis: Versagen vor der Minne- und
Herrschaftsverpflichtung.
Krise: Totalverlust der Menschwürde: Iwein wird wie
ein wildes Tier. - Chance zum Rückweg in die
menschliche Gemeinschaft.
helfe-Aventiuren: Bewährung im Dienst für andere.
Die Löwenritter-Aventiuren zeigen den Weg des
exemplarischen Ritters im Dienst für Bedrängte.
Hartmanns von Aue Artusromane:
Zusammenfassung
93
 Die Geschichten um König Artus bilden eine eigene,
vielgestaltige Erzählwelt mit enormer Faszinationskraft
aus.
 Erec und Iwein sind als exemplarisch gestaltete
Figuren beziehbar auf das adlige Rittertum ihrer Zeit.
 An ihnen werden mögliche Formen menschlichen
Fehlverhaltens wie auch der Verhaltenskorrektur im
Medium der Narration entwickelt und diskutiert.
 Zentrales Problemfeld, das in beiden Romanen
diskutiert wird, ist das Verhältnis von Individuum und
Gesellschaft.
Hartmann von Aue, der arme
Heinrich
Inhalt
• Heinrich war auf der Spitze seines Lebens
• Befall vom Aussatz
• Heilungsmethode: Tod einer Jungfrau
• Rückzug zu einem untertänigen Bauern
• Aufbau einer guten Beziehung zur Meierstochter
• 3 Jahre später: Heinrichs Ende scheint gekommen
• Entschluss der Meierstochter: sie will sich opfern
• Reise nach Salerno
•Vorbereitungen zum Opfern
•Aus Gewissensgründen beendet Heinrich den Vorgang
•Heilung
•Hochzeit
Personencharakteristiken
• 2 Hauptcharaktere: die Meierstochter, der arme Heinrich
• Die Meierstochter:
• Jungfrau, kann armen Heinrich vom Aussatz befreien
• Tochter des Bauern (des Meiers)
• ist ihrem Herrn sehr nahe
• von Gott aufgerufen
• Beweggründe: Verbundenheit, Wohl der Familie, Seelenheil
• stark von ihrer Entscheidung überzeugt
• keine Heilige
• Der arme Heinrich
• typisch höfischer Ritter (Herkunft, Besitz, schön, innere
Qualitäten,...)
• führt edles Leben
• versteht anfangs den eigentlichen Grund seiner Krankheit nicht
• seine Aufgabe wird ihm erst im Schlussteil klar
Interpretationsversuch
• kürzestes Werk Hartmanns: 1500 Verse
• Heraushebung der großen Verbundenheit zu seinem Herrn
• Gottes Gnade durch den Willen guten Handelns zu erlangen
• lange, leicht verständliche Sätze
• Wortwahl: einfach und verständlich
Ahi, wie der diu maere beid
uzen unde innen mit worten
und mit sinnen durchverwet
und durchziert! wie er mit
rede figieret der aventiure
meine! wie luter und wie
reine siniu cristallien
wortelin beidiu sint und
iemer müezen sin! si koment
den man mit siten an, si tuont
sich nahen zuo dem man Und
liebent rehtem muote.
Stil
Ja, wie der seine Geschichten
sowohl formal wie inhaltlich mit
Worten und Gedanken völlig
ausschmückt und verziert! Wie
er mit seiner Sprache den Sinn
der Erzählung ausformt! Wie
klar und wie durchsichtig rein
seine kristallenen Worte sind
und immer sein werden! Mit
edlem Anstand nahen sie dem
Leser und gefallen allen, die
rechten Geistes sind.
Sprache
• Geschmeidigkeit seiner Sprache
• rhetorische Schmuckfiguren
• Klarheit der Darstellung
•Versdichtung; ähnlich wie im höfischen Roman vierhebig
Bsp.: Dáz er án den búchen lás
• klare, ausgewogene, einfache, objektive Sprache
Gattung
• „Armer Heinrich“ heute oft als Legende eingestuft
• Schluss: Märchenhaft
• Kennzeichen der Novelle treffen am besten zu:
• geringe Zahl an Handlungspersonen
• Charaktere der Personen ändern sich nicht wesentlich
• Falke: das Mädchen wird nicht geopfert
Wirkung
• Auf den Leser:
• Leitfaden: Heinrichs Krankheit
• Phasen:
• Entstehung der Krankheit
• Gewissenskampf der Tochter
• Heilung der Krankheit
• Handeln der Meierstochter: beeindruckend, vorhersehbar
• in der heutigen Welt unrealistisch
• Auf die Nachwelt:
• Nachwelt liebt Hartmanns Werk
• hohe Zahl an Überlieferungen und Bearbeitungen (Balladen,
Dramen,...)
Epochencharakterisierung
• Einfluss der Kirche: Aussatzmotiv „Heinrich widmete sein Leben nicht
Gott und der Kirche“
• ungewöhnlich wenig Beschreibungen
Querverbindung
• Konrad Würzburg: „Engelhardt“
•Aussatzmotiv: nicht auf Gott ausgerichtetes Leben
• Unterschied: Heinrich lehnt Opfer aus Gewissensgründen ab  Rettung
Kreuzlied (MF 218,5) Gliederung
107
 1. Abschied von der höf. Gesellschaft. Grund: mich
vienc diu minne (Liebesklage??)
 2. Von Minne reden (rüemen) und tun , was sie
verlangt, ist zweierlei. Die Minne zieht den Sänger
übers Meer hin. [Sachinfo: Saladin: ägypt. Sultan,
der das Hl. Land beherrscht und 1171 die Christen
vernichtend geschlagen hat, gest. 1193].
 Anklage gegen die Minnesänger: Gottesminne und
Frauenminne.
Walther von der
Vogelweide
* um 1170
108
+ um 1230
Sein Leben:
Er ist in Niederösterreich oder Südtirol
geboren und führte lange Zeit das Leben eines
fahrenden Sängers. Das Dichten lernte er in
Wien von Reinmar von Hagenau.
Seine Werke:
Es sind über 100 Texte von ihm überliefert. Er
war nicht nur ein Minnesänger, er verfasste
auch politische Spruchdichtung, in der er zu
aktuellen politischen Begebenheiten Stellung
bezog.
Her Walther von der Vogelweide.
Aus: Codex Manesse,
Zürich, um 1320
Walther von der Vogelweide
(1170-1230)
 eine Zeit verbrachte er auf der Wartburg, wo sich damals die
bedeutendsten Dichter trafen
•
Kritisiert Menschen in seinen Liedern, was ihn nicht beliebt macht
•
Investiturstreit: Walther setzt sich für deutsche Unabhängigkeit und
Einheit ein
•
verbrachte viel Zeit bei König Philippe von Schwaben und König Otto
von Braunschweig
• 1230 in Würzburg wahrscheinlich gestorben
 zunächst folgte er der konventionellen Minneauffasung (Vorbild –





Reinmar von Hagenau)
später wandte er sich ab (Heinrich von Morungen)
eine Frau = Freundin
unerfüllte Liebe – fremd
seine Lieder gehören jetzt auch dem einfachen Mädchen aus dem Volke
→ er brach die Regeln des hohen Minnesangs durch! → Niedere
Minne
Walther von der Vogelweide (um 11701228/30)
110
 Nachweisbar an verschiedenen weltlichen u. geistl.
Fürstenhöfen (Wien; Thüringen; Meißen, Passau
etc.); immer wieder auch als unbehauster Fahrender.
 Ein Geschenk zum Martinstag 1203:
apud Zeizemurum Walthero cantori quinque solidos
longos pro pellicio. (Reiserechnungen Bischof
Wolfgers von Passau).
 Werk: Melodien und Texte zu einem Leich (auf Maria
und die Trinität); zu Sangsprüchen und Minneliedern.
 Breite Wirkung in der folgenden Minne- und
Sangspruchlyrik und im Meistergesang des 15.-16.
Jhs.)
Wartburg – Eisenach (Thüringen)
„Nement, frowe, disen kranz“
„Nement, frowe, disen kranz“,
alsô sprach ich zeiner wol getânen maget,
“sô zieret ir den tanz
mit den schœnen bluomen, als irs ûffe traget.
Het ich vil edele gesteine,
daz mües ûf iuwer houbet,
obe ir mirs geloubet.
sênt mîne triuwe, daz ich ez meine.
II [ ] Ir sît sô wol getân,
daz ich iu mîn schappel gerne geben wil,
daz [ ] beste, daz ich hân:
wîzer unde rôter bluomen weiz ich vil.
Die stênt sô verre in jener heide.
dâ si schône entspringent
und die [ ] vogele singent,
dâ suln wir si brechen beide.“
III Si nam, daz ich ir bôt,
einem kinde vil gelîch, daz êre hat.
ir wangen wurden rôt
same diu rôse, dâ si bî der liljen stât,
Des erschamten sich ir liehten ougen:
doch neic si vil schône.
daz wart mir ze lône.
wirt mirs iht mêre, daz trage ich tougen.
VI Mich dûhte, daz mir nie
lieber wurde, danne mir ze muote was.
die bluomen vielen ie
von den boumen bî uns nider an daz gras.
Seht, dô muost ich von fröiden lachen.
dô ich sô wunneclîche
was in troume rîche,
dô taget ez und muos ich wachen.
V Mir ist von ir geschehen,
daz ich disen sumer allen meiden muoz
vaste under diu ougen sehen.
lîhte wirt mir eine, sô ist mir sorgen buoz.
Waz obe si gêt an disem tanze?
frowe, dur iuwer güete
rucket ûf die hüete:
owe, gsæhe ichs under cranze!
Der Begriff Minne leitet sich ab von
- lat. memoria = Gedächtnis
- ahdt. minna = freundliches
Gedenken
Herkunft: u.a.
- antike Liebeslyrik (Ovids Ars amatoria)
- französische Troubadourlyrik
- Marienlyrik
- arabische Frauenpreislyrik
Es gibt unterschiedliche Phasen des
Minnesangs. In der Hochphase des
Minnesangs ist die Hohe Minne
anzusiedeln. Die Niedere Minne ist als
Reaktion darauf zu verstehen
Minnesang:
Wörtlich übersetzt heißt „minne“ „Liebe“. Minnedichtung bedeutet
aber nicht Liebesdichtung in unserem Sinne. Der Dichter besingt
zwar eine Frau, doch die Liebe, die er für sie empfindet, ist keine
persönliche Liebe.
Die „hohe Minne“
Der ritterliche Minnesänger hatte die Aufgabe, als Gefolgsmann seiner
Herrin, die immer verheiratet und tatsächlich höhergestellt war, alle Liebe
und Verehrung in kunstvoll gebauten Liedern darzubringen, ihre
Schönheit und Tugend zu preisen oder ihre Härte und Unnachgiebigkeit
zu beklagen. Dieses Liebeswerben um eine sozial höherstehende Dame
nennt man die „hohe Minne“.
Hohe Minne
 Das Geschlechterverhältnis ist dem Dienstverhältnis
von Lehnsherrn und Lehnsmann nachgebildet - Der
Mann befindet sich im Dienstverhältnis zur Frau.
 Das Geschlechterverhältnis ist von der Distanz
zwischen Mann und Frau geprägt. Die Frau ist für den
Mann unerreichbar. Die Frau wird als frouwe, als
Herrin angesprochen. Sie ist vermutlich von höherem
Stand oder verheiratet und deswegen für den Mann
unerreichbar.
 Die Liebe wird vom lyrischen Ich als ambivalent, als
„süße Qual“ empfunden.
 Die Frau wird vom lyrischen Ich erhöht.
Neue Minnekonzeptionen um 1200
116
 Neben das Konzept der „Hohen Minne“ treten
andere Konzepte:
 - ebene minne (Hartmann, Walther von der
Vogelweide): die Liebenden begegnen sich als
gleichberechtigte Partner; ständische
Differenz wird nebensächlich.
 - nidere minne (Neidhart); Liebe, die sich
bewusst an eine standesniedere Frau richtet
(Ritter – Bauernmädchen); ethisch z.T.
negativ konnotiert.
 - neue Konzepte in der (lateinischen)
Vagantendichtung: Carmina Burana.
Das neue Konzept der „ebenen Minne“
(Hartmann; Walther)
117
 Liebe muss auf Gegenseitigkeit zielen.
 Rollen von Mann und Frau zielen nicht mehr auf die
Vorstellung einer einseitig erbrachten Dienst-Minne.
 Ziel: Liebe hebt die gesellschaftlichen Schranken
zwischen dem Minneritter und der geliebten
Dame/Frau auf.
 Erweiterte Begrifflichkeit für die geliebte Frau:
- vrouwe (‚edle Dame),
- wîp (‚Frau‘),
- vrouwelîn (mit emotionaler Komponente des
Diminutivs),
- maget ‚Mädchen‘ (unterhalb des Standesgrenze des
Adels).
Niedere Minne
 Die Frau ist für das lyrische Ich erreichbar. Es kann zur
Liebesbegegnung kommen, Ziel ist die sinnliche Liebe.
 Die Frau ist von niedrigerem Stand: keine frouwe, sondern maget >
hohe Minne ist dem Hof zugeordnet, niedere Minne der Straße.
 Eine Untergattung der niederen Minne bilden Walthers von der
Vogelweide Mädchenlieder.
 Unbekannter Minnesänger






Dû bist mîn, ich bin dîn:
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen:
verlorn ist daz slüzzelîn:
dû muost immer drinne sîn.
Walther von der Vogelweide, Herzeliebez vrouwelîn
(L 49,25)
119
 1. Herzeliebe (innige, auf Gegenseitigkeit
gegründete Liebe als Konzept der liebenden
Verbundenheit beider Partner.
 vrouwelîn: Wert der adligen Dame (vrouwe)
verknüpft mit der emotionalen Verstärkung
des Diminutivs.
 2. Tadel der Gesellschaft – liebe im Verhältnis
zu Reichtum und Schönheit.
 3. Verhältnis von Schönheit und Liebe: der
liebe gêt diu schoene nâch.
120
 4. Tadel der Gesellschaft hingenommen: swaz
si sagen, ich bin dir holt. – Der (billige)
gläserne Ring des Mädchens ist wertvoller als
der Goldring einer Königin.
 5. Das ethische Konzept der „ebenen Minne“:
triuwe (‚auf Gegenseitigkeit beruhendes
Vertrauen‘) und staetekeit (‚Beständigkeit‘)
Walther von der Vogelweide,
Under der linden (L 39,11)
121
 Ein männlicher Sänger (Walther) schreibt ein
Frauen- oder Mädchenlied.
 Projektion einer ersehnten Erfüllung.
 Narrative Lyrikkonzeption: Erzählen von einer
vergangenen Liebesbegegnung in der Natur.
 Erzählperspektive: aus der Sicht des Mädchens.
 Situation der Pastourelle: Begegnung eines
Ritters/Scholaren mit einem Mädchen geringeren
Standes in der Natur, -> liebende Vereinigung.
Under der linden (L 39, 11): Gliederung
122
 1. Das Liebeslager unter einer Linde; gebrochen
bluomen unde gras. (Hohelied-Referenzen)
 2. Der Geliebte kommt; Küsse (HoheliedReferenzen)
 3. Das gemeinsame Liebeslager.
 4. Aber davon darf niemand wissen: wan ein
kleines vogelin; daz mac wol getriuwe sîn (‚aber
das kann verschwiegen sein.‘).
 Dialektik von Intimität und Öffentlichkeit.
Neidhart
123
Her Nithart, aus:
Codex Manesse, um 1320
Eine ganz neue Konzeption der Liebeslyrik: Neidhart
124
 Neidhart: um 1225/45 als niederadliger (?)
Berufsdichter und Sänger in Bayern und
Österreich.
 Anbindung an den österreichischen Hof der
Babenberger unter Hz. Friedrich II. (1230-1246)
 Gegenstand der Lyrik: Liebe im Milieu der
Bauern. der von Riuwental konkurriert mit den
Dorfburschen um die Zuneigung der Mädchen.
 Publikum von Neidharts Lyrik: der bayerische
und österreichische Adel des Zeit.
Eigenheiten von Neidharts Lyrik
125
 Zwei Liedtypen, unterschieden nach dem jeweiligen





Natureingang: Sommerlieder – Winterlieder.
Parodistische Verwendung von Elementen der
„Hohen Minne“.
Publikum: nach wie vor der Adel! Keine Lyrik des
Landvolks!
Durchschlagender Erfolg – reiche handschriftliche
Überlieferung – zahlreiche Nachdichter in Neidharts
Manier („Neidhartianer“, s.VL).
Neidhart-Schwänke, seit Mitte 13. Jh.: u.a.
Veilchenschwank (Anfang der Feindschaft zwischen
N. und den Bauern); Kuttenschwank; Faßschwank.
15. Jh.: ‚Neidhart Fuchs‘: Fiktive N.-“Biographie“;
Schwank-Kette mit eingelagerten Liedern.
Überlieferung in mehreren Drucken; Holzschnitte.
Der Schwank
 (von mittelhochdeutsch swanc „lustiger Einfall“) ist eine volksnahe
Erzählung oder ein Theaterstück. Meist handeln zwei Personen, die
sich über zum Teil triviale, teils lustige Dinge – auch Themen, die sonst
in der Erzählkunst nicht oder selten angesprochen werden, wie Schule
oder andere Dinge – austauschen. Ein Schwank hat einen Wendepunkt.
Als Themen dienen Situationen oder Begebenheiten aus dem Alltag,
wobei sehr oft Dialoge zwischen konträren Parteien (z. B. Herr und
Knecht, Betrüger und Betrogener, Dummer und Schlauer) dargestellt
werden. Eine grobe Wortwahl ist nicht selten. Der Erzählstil ist sehr
geradlinig, aus diesem Grunde ist der Schwank für die kurzweilige
Unterhaltung gut geeignet.
Neidhart, Ein altiu, diu begunde springen
127
 1. Narrativer Einsatz/Erzählerrolle: Widerspruch
ein altiu – kitz . – Dialogische Konzeption: Mutter
– Tochter. - Minne: der von Riuwental (Rolle des
Sängers).
 2. Streitgespräch: Warnung der Tochter.
Parodistisch verwendete Formel des Hohen Sangs:
staete minne; Liebestod: nach sîner minne bin ich
tôt.
 3. Eine weitere Alte: nâch bluomen gân – erotische
Metapher.
‚Carmina Burana‘
(‚Lieder aus Benediktbeuern‘)
128
 Bedeutendste Sammlung der weltlichen
lateinischen Lyrik des europäischen Mittelalters.
 Geschrieben um 1225/30 wohl in Südtirol.
 Lieder in einem breiten Formenrepertoire; z.T. mit
französischen oder deutschen Elementen;
zahlreiche deutsche Strophen als Melodiemuster
eingelagert.
 Zahlreiche Texte mit Musiknotation: Sangbarkeit
vorgesehen.
‚Carmina Burana‘
129
Die ‚Carmina Burana‘
enthalten vier Abteilungen:
- Moralisch-satirische
Dichtungen,
- Frühlings- und
Liebeslieder,
- Trink- und Spielerlieder,
- Geistliche Spiele
(Auswahlausgabe: reclam)
Carmen Buranum 90: Exiit diluculo
130
 1. Narrative Entfaltung durch den Erzähler:
Pastourellensituation: Bauernmädchen mit seiner Herde.
 2. Die Herde: je paarig, männlich und weiblich: vitula cum
vitulo, caper et capella. (Zeugungskraft des Bocks im MA
sprichwörtlich).
 3. Scolaris ‚(fahrender) Schüler/Student‘; Ziel: veni mecum
ludere.
 Überlieferung: Cod. Buranus sowie eine Hs. des 14. Jhs.
(Clm 5539) mit zweistimmiger Melodieaufzeichnung.
Nibelungenlied
Die eventuellen Autoren
Der Autor des Nibelungenlieds ist unbekannt, daher
kommen mehrere Autoren in Frage:
 Der Kürenberger
 Walther von der Vogelweide
 Bligger von Steinach
 Konrad von Fußesbrunnen
Geschichte des Nibelungenliedes
 Das Nibelungenlied ist das größte Heldenepos
des deutschen Altertums und gilt als einzige
epische Dichtung der Welt, die den homerischen
Epen vergleichbar ist.
 Es entstand in der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts
Hauptpersonen
 Siegfried von Xanten
 Kriemhild
 Hagen von Tronje
 König Gunther
 Brünhild
 Giselher
 Rüdiger von Bechelaren
Personenbeschreibungen
 Siegfried von Xanten: Er ist wegen der Hornhaut durch das
Drachenblut auch gehörnter Siegfried genannt, ist tapfer, unbesiegbar
und ohne Argwohn.
 Kriemhild: Sie ist die Frau mit der gewaltigsten Wesensart in der
mittelalterlichen Dichtung.
 Hagen von Tronje: Er ist der gewaltigste Kämpfer der Burgunder
und das Urbild des treuen Gefolgsmannes.
 Gunther: In der lateinischen Heldensage gilt Gunther als Held, der
als Gefangener Attilas in der Schlangengrube endet.
 Brünhild: Sie ist in der nordischen und in der deutschen Sage eine
Frau mit zauberischen, riesenhaften Kräften, die nur durch
übermenschliche Taten bezwungen werden kann.
•
•
•
Inhalt
Das Lied der Nibelungen ist das deutsche Heldenepos und ist in zwei
Teile getrennt. Im ersten Teil des Nibelungenlieds geht es um:
Siegfried, den König von Xanten, wie er den Hort der Nibelungen
findet, den Drachen Fafnir tötet und dabei unverwundbar wird,
sowie die Rettung von Brunhild der Königin von Island. Es geht auch
um Gunther, den König von Burgund und seine Schwester Kriemhild
und ihre Brüder. Siegfried verliebte sich in Kriemhild, als er nach
Burgund kam. Er bat Gunther um Kriemhilds Hand, dieser stellte
eine Bedingung. Er sollte dem König helfen Brunhild zu seiner Frau
zu machen. Nachdem Siegfried dem König geholfen hatte, heiratete
er Kriemhild. Hagen tötete Siegfried auf der Jagd, er bat Kriemhild,
Siegfrieds verwundbare Stelle mit einem Kreuz zu markieren, unter
dem Vorwand, ihn so besser beschützen zu können.
Im zweiten Teil des Nibelungenlieds geht es um:
Die Rache Kriemhilds, sie heiratete Etzel den König der Hunnen um
ihre Rachepläne umzusetzen. Sie lud ihre Verwandten ein sie zu
besuchen, doch Hagen warnte alle davor, doch sie gingen trotzdem.
Giselher der Bruder von Kriemhild verlobte sich mit Gotelint, der
Tochter von Rüdiger von Bechelaren. Kriemhild brachte Etzel dazu
die Burgunder anzugreifen und alle zu töten außer Gunther und
Hagen. Sie wollte erst wissen wo sich der Hort befand, den Hagen ihr
gestohlen hatte und in den Rhein warf. Als Hagen sich weigerte es zu
verraten, köpfte sie Gunther, als Hagen dann immer noch nicht
reden wollte, köpfte sie ihn auch. Darauf wurde sie von Dietrich von
Berns Männern getötet, weil sie einen Recken tötete, was Frauen
nicht erlaubt war.
Geschichtlicher Hintergrund
 Die ostgermanischen Burgunder siedelten im 3. Jhd. östlich
des Limes und dringen ab 364 über den Rhein vor. Nach
dem Ostgermaneneinbruch am 31.12.406 ziehen auch
Burgunder über den Rhein und lassen sich in der Provinz
Belgica nieder. Der burgundische König Gundacharius
macht zweimal von sich Reden. Die linksrheinischen
Burgunder werden von Römern oder Hunnen vernichtend
geschlagen. Der König stirbt dabei. Der Rest des Volkes
wird 443 in Savoyen angesiedelt und gründet das
Königreich Burgund.
Bilder
1) Etzel
3)
Nibelungenhort
2) Hagen
von
Tronje
4)
Kriemhild
6)
Richard
Wagner
5) Der Tod Siegfrieds
7) Das Buch
8) Worms
Wolfram von Eschenbach
* um 1170
+ um 1220
Sein Leben:
man weiß nur wenig, nur was er selbst
in seinen Werken über sich sagt. Er
war ritterlichen Standes, aber nicht
adlig.
Seine Werke:
Höhepunkt seiner ritterlichen
Laiendichtung sind die drei höfischen
Epen: an erster Stelle steht der
„Parzival“
Wo lebte er?
 Geboren und begraben im damaligen
Obereschenbach bei Ansbach (NW Bayern)
heute Wolframs -Eschenbach
 Tat an zahlreichen Höfen Dienst:




Beim Graf von Wertheim
Beim Landgraf Hermann I. von Thüringen
Bei Adelsgeschlechtern in der Steiermark
Etc.
Was kennzeichnet ihn?




Er soll Illiterat gewesen sein.
In seinen Werken erkennt man theologische
Reflexionen, Wissen in den Bereichen
Kosmologie, Naturkunde und Geographie
und Kenntnisse der französischen Sprache.
Er wurde bereits zu Lebzeiten als großer
Dichter gefeiert.
Kein anderer Dichter hat so stark auf die
Literatur der nächsten Jahrhunderte
gewirkt wie er.
Was kennzeichnet seine
Ausdrucksweise?
 Er benutzte Wortschatz der
Heldendichtung.(z.B. recke, ecke, ellen, ...)
 Seine Sätze sind lockerer gebaut.
 Er verwendete viele französische Wörter in
seinen Texten.
 Wolfram liebte die Mehrdeutigkeit.
Welche Werke schuf er?
 3 epische Werke
 Parzival
 Titurel
 Willehalm
 9 Lieder überliefert
 5 Tagelieder
 4 Minnelieder
Heidelberger UB cpg 848 (um 1320)
Heidelberger UB cpg 339 (um 1445)
Parzival
 umfangreichstes und einziges vollständig
erhaltenes episches Werk Wolframs
 ein Artus-Gral-Roman
 Vorlage war Chrétien de Troyes französisches
Werk Conte du Graal.
 Besteht aus 24810 Versen in 16 Büchern.
 Ungefähr um 1200-1210 entstanden.
 Handlung ist geteilt in die Abenteuer von
Parzival und Gawan.
Kurzer Handlungsüberblick:
 Gahmuret zieht in den Orient; hilft Belakone,
zeugt Feirefiz, verlässt Belakone, gewinnt bei
Turnier Hand von Herzeloyde, zeugt Parzival,
zieht wieder in den Orient und stirbt.
 Parzival, der von Herzeloyde wie ein Narr
erzogen wurde, geht in die Welt hinaus.
Aufgrund seiner Erziehung belästigt er
Jeschute sexuell und tötet den roten Ritter
Ither unehrenhaft. Am Hofe Gurnemanz‘
erhält er eine ritterliche Erziehung.
Kurzer Handlungsüberblick:
 Parzival besiegt Angreifer in Belrapeire und
bekommt Condwiramur zur Frau, die er
schwängert und sie zeitweilig verlässt.
 Parzival kommt in Munsalvaesche der
Gralsburg an und stellt Anfortas dem
leidgeplagten Gralskönig die Frage nach
seinem Befinden, die ihn erlösen würde,
nicht, da es ihm die Erziehung Gurnemanz‘
verbietet. Parzival zieht am nächsten Tag los
und findet den Weg zur Burg nicht mehr.
Kurze Handlungsübersicht:
 Parzival trifft Gawan, der ihn zum Artushof
führt, wo er ein Ritter der Tafelrunde wird.
Die Gralsbotin Kundrie verflucht Parzival
wegen seinem Fehlverhalten auf der
Gralsburg und beschuldigt Gawan an dem
heimtückischen Mord am König von Ascalun,
woraufhin Parzival sich von Gott lossagt und
auf Gralsuche geht, und Gawan sich auf den
Weg zum Gerichtskampf nach Schampfanzun
macht.
Kurzer Handlungsüberblick:
 Gawan kämpft auf dem Weg nach
Schampanzun in einer Schlacht in Bearosche.
 Gawan wird in Schampfanzun als
Wiedergutmachung seiner „Schuld“ zur
Gralsuche verpflichtet.
 Parzival findet durch den Einsiedler
Trevrizent zurück zu Gott.
 Gawan versorgt einen anderen Ritter
medizinisch und beginnt mit der Minne um
Orgeluse.
Kurzer Handlungsüberblick:
 Gawan besteht die Abenteuer in Schastel
marveile, erlöst es dadurch und wird Herr
über das Land .
 Gawan besteht die Aufgaben, die ihm
Orgeluse gestellt hat, gewinnt sie für sich und
nimmt sie mit nach Schastel marveile.
 Gawan lädt Artus und sein Gefolge zu seinem
Zweikampf mit Gramoflanz nach Joflanze ein.
Gawan verlässt unbemerkt das Lager und trifft
auf einen fremden Ritter, den er für
Gramoflanz hält. Es ist aber Parzival.
Kurzer Handlungsüberblick:
 Der Irrtum wird bemerkt, der Kampf beendet,
Gawan versöhnt sich mit Gramoflanz und
heiratet Orgeluse.
 Parzival trifft auf Feirefiz und die beiden
kämpfen bis sie sich zu erkennen geben.
Parzival wird von Kundrie nach
Munsalvaesche eingeladen.
 Parzival stellt in Munsalvaesche die
Erlösungsfrage, wird Gralskönig und trifft
seine Frau Condwiramur mit seinen beiden
Söhnen.
Titurel
 Höfisches Epos in Strophen
 164 Strophen überliefert
 Seitengeschichte zu Parzival
 2 Fragmente erhalten
 ca. um 1215-1219 entstanden
 Analogie zu Gottfrieds Tristan
Kurzer Handlungsüberblick:
 1. Fragment
Sigune wächst elternlos mit Schionatulander bei
Parzivlas Mutter Herzeloyde auf.
 Sigune und Schionatulander verlieben sich, doch er
muss sich ihre Minne erst verdienen und zieht
deswegen mit Parzivlas Vater Gahmuret in den
Orient.
 In parallel geschalteten Dialogen .geben die beiden
Herzeloyde und Gahmuret Ausdruck ihres
Sehnsuchtsschmerz.

Kurzer Handlungsüberblick:
 2. Fragment
 Das Paar ist vereint im idyllischen Wald.
 Beim zweiten Treffen, das weiß man aus dem Parzival,
erschlägt Orilus Schionatulander und Sigune trauert ein
Leben lang um ihren Geliebten.
Willehalm
 unvollendetes Epos in Versform
13988 Verse
 9 Bücher

 Vorlage ist französisches Heldenepos Aliscans
aus dem Sagenkreis um Guillaume d‘Orange.
 Thema ist der Krieg zwischen Christen und
Heiden.
 Wolfram schrieb es zwischen 1215 und 1218.
Kurzer Handlungsüberblick:
 Verehrung des Auftraggebers Graf Hermann
von Thüringen im Vorwort.
 Willehalm entflieht aus der Gefangenschaft
des Heidenkönigs Tybald mit dessen Frau
Arabele, die sich auf den Namen Gyburg tauft
und Willehalm heiratet.
 Tybald und Willehalm tragen in
Südfrankreich zwei Schlachten aus. Bei der
ersten siegt Tybald. Bei der zweiten vertreibt
ihn Willehalm mit der Armee König Ludwigs
von Laon.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
Bild 1: Beginn
des Romans mit
Initiale A[ne]
und Bild der
Haupthelden
Willehalm und
Giburg
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
Das Rolandslied
des Pfaffen
Konrad.
Cpg 112 der
Universitätsbibliot
hek Heidelberg,
Folio 63r:
Reiterkampf
zwischen Christen
und Heiden
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
Fol. 80r: Die erste
Schlacht auf
Alischanz.
Willehalm (mit
Stern) im
Getümmel,
Vivianz und
Naupatris
durchbohren sich
gegenseitig.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
Bild 4: fol. 99v:
Willehalm, von
den Königen
Tenebruns und
Arofel
angegriffen,
ersticht
Tenebruns und
verwundet
Arofel am Bein.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
Bild 5: fol. 100v:
Arofel bittet um
Schonung.
Willehalm
enthauptet ihn
und legt Arofels
Waffen an.
Was schrieb er noch?
 9 Lieder sind überliefert.
 5 Tageliederbesingen Trennungsschmerz der
Liebenden bei Tagesanbruch


Wolfram von Eschenbach veränderte das Tagelied zu einem
Wächtertagelied.
4 Minneliederdrücken das Werben um eine Frau aus

Sie sind für Wolfram von Eschenbach sehr unüblich.
Gottfried von Straßburg
* um 1170
+ um 1230
Sein Leben:
Auch von ihm ist nur wenig bekannt, seine
Lebensumstände liegen im Dunkeln. Sein
profundes Wissen lässt auf eine Ausbildung
an einer Klosterschule oder Universität
schließen.
Seine Werke:
„Tristan und Isolde“, diese Werke blieben
unvollendet und deuten bereits das
Auseinanderfallen des ritterlichen
Wertesystems an.
Der ‚Tristan‘ Gottfrieds von Straßburg (um 1210)
165 den Zeitgenossen sehr
 Der Tristan-Roman wird von






geschätzt, Gottfried als Person ist jedoch nicht fassbar.
Sein Hauptwerk, der Tristan-Roman, ist ohne
Namensnennung erschienen.
Zeugnisse zu Gottfried ab etwa 1230:
- Ulrich von Türheim, Literaturexkurs im ‚Alexander‘: der
wîse Gotfrît von Strazburg. In der Tristan-Fortsetzung:
meister Gotfrît ist tôt.
- Konrad von Würzburg, ‚Herzmaere‘: Gottfried ist
Garant für die Wirkung von Liebesgeschichte auf
Liebende.
Weitere Zeugnisse zu Gottfried siehe: Dichter über
Dichter in der Lit., hg. von Günther Schweikle, Tübingen
1970.
Breite kanonische Wirkung als literarisches Vorbild im
13. und 14. Jahrhundert; ab Ende 15. Jh. ist Gottfrieds
Roman vergessen.
3.4. spätes Mittelalter





Niedergang des staufischen Kaisertums, Ende der Ritterzeit
Verbürgerlichung der Literatur
religiöse Besinnung durch Pest (1350)
Nachahmung und Verarbeitung der Standesdichtung der Ritter
Formen:


Schwank
didaktische Dichtung
 Vertreter:



Mechthild von Magdeburg Das fließende Licht der Gottheit
Neidhart von Reuental Tanzlieder
Wernher der Gartenaere didaktische Mahnung Meier Helmbrecht
 DANKE FÜR IHRE AUFMERRSAMKEIT!