Neomarxistische Raumtheorie (Henri Lefebvre: „Die Produktion des Raums“, 1974) Seminar: Raummodellierung in Literatur und Film (Patrick Baum, StR) Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und.

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Transcript Neomarxistische Raumtheorie (Henri Lefebvre: „Die Produktion des Raums“, 1974) Seminar: Raummodellierung in Literatur und Film (Patrick Baum, StR) Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und.

Neomarxistische Raumtheorie
(Henri Lefebvre:
„Die Produktion des Raums“, 1974)
Seminar: Raummodellierung in Literatur und Film (Patrick Baum, StR)
Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften
Rheinische-Friedrich-Wilhelms Universität Bonn
Referenten: Rebecca Rech, Miriam Kretzschmar
Datum: 16.12.2009
Grundbehauptung:
Der (soziale) Raum ist ein (soziales) Produkt
-> 3 Implikationen:
1. Der Naturraum tritt zurück
• bleibt aber als Bildhintergrund -> Details
werden aufgewertet
• Natur ist bloß noch ein Rohstoff (matière
première), auf den die Produktivkräfte der
jeweiligen Gesellschaft einwirken, um ihren
eigenen Raum zu produzieren
• Filmbeispiel: „Pom Poko“ von Isao Takahata
(1994)
2. Jede Gesellschaft produziert ihren eigenen
Raum
• Untersuchungsgegenstände für den Raum:
 Genese
 Form
 seine spezifische Zeit bzw. Zeiten
Lefebvre: Frage nach der
Allgemeingültigkeit der Implikationen
• Antwort:
Gilt für jede Gesellschaft/Produktionsweise,
da jede Produktionsweise (mode de
production) bestimmte
Produktionsverhältnisse (rapports de
production) beinhaltet.
• Der soziale Raum stellt sich komplex dar, da
soziale Reproduktionsverhältnisse
(alltägliches, zwischenmenschliches
Zusammenleben) und Produktionsverhältnisse
(Organisation der Arbeit, hierarchisierte
soziale Funktionen) räumlich verortet sind und
zueinander in Wechselwirkung stehen.
Neokapitalismus: 3 ineinandergreifende Ebenen
(Überkreuzungen an bestimmten Orten und
Plätzen im Raum)
Soziale
Produktionsverhältnisse
(zunehmende
Gesellschaftsplanung)
Reproduktion der
Arbeitskraft
(Arbeiterklasse)
Biologische
Reproduktion (Familie)
• Filmbeispiel:
„Metropolis“ von Fritz Lang (1927)
• Aus dieser Konstellation ergibt sich eine
Dreiheit, aus:
 räumlicher Praxis (pratique spatiale)
 Raumrepräsentationen (représentations de
l‘espace)
 Repräsentationsräumen (espaces de
représentation)
3. „Wenn der Raum ein Produkt ist, dann muss die Erkenntnis
diese Produktion reproduzieren und darstellen.“ (Lefebvre)
• Durch Diskurs, also das Reden über den Raum, und die
damit verbundenen Bezeichnungsprozesse (processus
signifiants) kann man den Raum analysieren und bringt ihn
dadurch auch erst hervor (durch theoretische Erkenntnis).
• Der Raum muss in seiner Globalität/Totalität betrachtet
werden, d.h. man betrachtet den Raum von innen und
außen und muss dabei beachten, dass die Vergangenheit
ihre Spuren im aktuellen Raum hinterlassen hat.
-> Produktion und Produkt untrennbar
Einwand:
• Bei der Raumplanung kann man nicht die
gesamte Vergangenheit des Raumes kennen.
-> Ökologe geht anders vor als Historiker
• Lefebvre verweist in diesem Zusammenhang
wieder auf die Dreiheit.
 Räumliche Praxis –
wahrgenommener Raum
• Dialektische Interaktion: Verknüpfung von
Alltagswirklichkeit und städtischer Wirklichkeit
• Die räumliche Praxis muss einen
gesellschaftlichen Zusammenhalt besitzen und
zwar indem Mitglieder der Gesellschaft eine
gewisse Kompetenz und Performanz besitzen,
d.h. jeder weiß über seine persönliche aktuelle
Stellung in der Gesellschaft bescheid und verhält
sich dieser entsprechend.
• Filmbeispiel: „Metropolis“
 Raumrepräsentation –
konzipierter Raum
• In der Gesellschaft dominierender Raum
• Raumplanung, die die Ordnung festlegt
• Das Gelebte und das Wahrgenommene
werden mit dem Konzipierten identifiziert
Beispiel: Blick auf New York
• Beispiel: „Metropolis“
 Repräsentationsräume –
gelebter Raum
• Werden durch die Bilder und Symbole im
Raum, durch die Bewohner, Benutzer, auch
durch Schriftsteller vermittelt und zwar über
die Einbildungskraft, die den Raum gestaltet.
• Filmbeispiel: „Betty und ihre Schwestern“ von
Gillian Armstrong (1994), basierend auf dem
Roman „Little Women“ von Louisa May Alcott
• Erklärung der Dreiheit bezogen auf das
Subjekt im
 Körperlichen (das Wahrgenommene)
 Wissenschaftlichen (das Konzipierte)
 Kulturellen (das Gelebte)
Sinn.
Fazit
• Bei der Betrachtung des Raumes muss man
alle drei Aspekte berücksichtigen. Lefebvre
bemängelt, dass dies oft unterlassen wird,
hebt aber gleichzeitig die Raumrepräsentation
als besonders bedeutend hervor.
Quellen:
1. Literatur:
• Lefebvre, Henri: Die Produktion des Raumes, In: Dünne, Jörg/Günzel, Stephan
(Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften,
Frankfurt am Main (2006), S. 330 – 340.
• Soja, Edward: Postmodern Geographies. The Reassertion of Space in Critical Social
Theory, London/New York (2003), S. 45 – 75.
• http://european-spaces.eu/archives/39-Lefebvre,-Henri-1974;-Die-Produktiondes-Raums.html.
2. Filme:
• „Pom Poko“ von Isao Takahata (1994).
• „Metropolis“ von Fritz Lang (1927).
• „Betty und ihre Schwestern“ von Gillian Armstrong (1994).
3. Bild:
•
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