Gängige Lehrmeinungen: 1. Großhechte sind unproduktive Alttiere 2. Großhechte haben schlechte Eiqualität 3.

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Transcript Gängige Lehrmeinungen: 1. Großhechte sind unproduktive Alttiere 2. Großhechte haben schlechte Eiqualität 3.

Gängige Lehrmeinungen:
1. Großhechte sind unproduktive Alttiere
2. Großhechte haben schlechte Eiqualität
3. Großhechte sind Fischereischädlinge
„Unproduktiver Altfisch“:
• „Halbstarke“ haben pro Kilo Körpermasse eine
wesentlich höhere Stoffwechselrate als die viel
selteneren Alttiere.
• Anstelle von Muskelgewebezuwachs steigt beim Alttier
die Fruchtbarkeit und Eiproduktion.
• Positive Einflussnahme der Weibchengröße auf Larven
sowie auch Junghechte ist nachgewiesen.
„Schlechtere Eiqualität“:
• Die Dotterqualität ist bei größeren Weibchen besser
(höherer Lipid- und Proteingehalt pro Ei).
• Die Schlupfrate ist gegenüber Erstlaichern deutlich
höher.
• Ältere Hechte laichen früher, daher besserer Schutz
der Population gegen Umwelteinflüsse (z.B.
Kälteeinbruch) bei Population mit natürlicher
Größen- und Altersstruktur.
Bei starker Befischung gewinnt jedes
einzelne kapitale, besonders fruchtbare
Muttertier an Bedeutung für den nächsten
Nachwuchs.
„Fischereischädling Großhecht“
• Aufgrund unterschiedlicher Lebensräume in großen
Gewässern steigt der Fraßdruck auf kleinere Artgenossen
nicht automatisch.
• Die Stoffwechselrate per kg Körpergewicht ist beim
Großhecht vergleichsweise deutlich geringer .
• Im Unterschied zur Berufsfischerei haben Großhechte für
Angler hohe soziale und wirtschaftliche Bedeutung.
Hechtertragssituation bei
angelfischereilicher Nutzung:
1. Küchenfenster (z.B. 50-75 cm)
2. Gesetzliches Mindestmaß (z.B. 50 cm)
3. Erhöhtes Mindestmaß (z.B. 65 cm)
Küchenfenster
+
Feldstudien von Olin (Universität Helsinki),
Computersimulation von Arlinghaus (HumboldtUniversität Berlin):
Trotz Entnahme von 50 % aller Fische einer
Population im Küchenfenster pro Jahr steigen die
Hechterträge im Gewässer an!
Gesetzliches Mindestmaß
 Bei vergleichsweise gleichem
Befischungsdruck sinken die
Hechterträge.
Verstärkte Bestandsverjüngung!
Küchenfenster vs. Mindestmaß
Will man zusätzlich große Fische im Bestand
erhalten, die Tendenz zur Verjüngung etwas
abmildern und gleichzeitig Hechterträge auf
hohem Niveau halten, sind vernünftig
gewählte Küchenfenster den Mindestmaßen
überlegen. (Arlinghaus)
Erhöhtes Mindestmaß:
 Schont die Hechtbestände besser als die
gesetzliche Mindestmaßregelung, senkt aber den
anglerischen Hechtertrag.
 Fördert die Kleinwüchsigkeit im Hechtbestand.
 Beim Küchenfenster steigen die
Überlebenschancen der schnellwüchsigen
Hechte.
Bestandsstützungsmöglichkeiten:
• Eigenproduktion stärken
• Besatz mit Sommersetzlingen aus
Teichwirtschaft
• Besatz mit 1-sömmrigen Hechten im Frühjahr
• Traditioneller gemischter Hechtbesatz
Limitierende Faktoren:
• Mangelhaftes Futterfischangebot
• Zu wenige Habitate
Überlebenswahrscheinlichkeit beim
Zurücksetzen von Hechten:
• Alle vorliegenden Studien über die unterschiedlichsten
Techniken zusammengefasst: 7,1 % der Hechte sterben nach
dem Zurücksetzen!
• Mehr als 80 % der blutenden Hechte überlebten trotzdem.
• Tierversuche in Deutschland und Kanada an 415 Hechten
zwischen 25 und 102 cm Länge; mit unterschiedlichsten
Methoden gefangen, ergaben eine Sterblichkeit von 2,4 %.
• Kleine Kunstköder und tote Köderfische haken tiefer
im Schlund.
• Je höher die Wassertemperatur, desto höher die
Sterblichkeit.
• Ab einer Minute Luftaufenthalt (zB beim Hakenlösen
oder Fotografieren) steigen die
Verhaltensauffälligkeiten nach dem Zurücksetzen an.
• Seitenschneider zum Abzwicken tief sitzender Haken
verwenden.
• Selbst größere Kunstköder können Hechte meist
binnen weniger Tage von selbst loswerden.
Untersuchungsansatz:
Wenn in einem erfolgreich reproduzierenden
Bestand alle Habitate besetzt sind und ein Besatz
mit Sommersetzlingen keinen Sinn macht – wie
sieht die Überlebensrate dann mit größeren
Besatzhechten aus?
• Lehrbeispiel Wasserpark Alte Donau/Wien
• Untersuchungsgebiet
Alte Donau/Hebergraben/Mühlwasser
• VÖAFV und ÖFG
Kooperationsforschungsprojekt
Hohe Hechtbestände halten die Friedfische in Schach
und die dadurch erhöhten Wasserflohpopulationen
letztlich auch die Algen. Es macht daher sowohl
fischereilich als auch ökologisch Sinn, die
Raubfischbestände möglichst hoch zu halten.
Fachgerechtes Zurücksetzen kann durch die damit
verbundene reduzierte Sterblichkeit also nicht nur für
Fischbestand und Angelqualität wichtig sein, sondern
auch das gesunde Ökosystem positiv steuern.
(Arlinghaus 2013)