Journal “BOSCH Geschichte” Teil 1

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Transcript Journal “BOSCH Geschichte” Teil 1

Robert Bosch
Leben und Werk
Magazin zur Bosch-Geschichte
Sonderheft 1
2 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Vorwort
Titelfoto:
Robert Bosch verlässt
nach der Feier zum
50-jährigen Firmenjubiläum am 23. September 1936 die
Stuttgarter Stadthalle.
Der Tag war zugleich
sein 75. Geburtstag.
Dieses Heft ist dem Leben und Werk von Robert Bosch gewidmet. Es liegt
nun in einer von der Robert Bosch GmbH und der Robert Bosch Stiftung
vollständig neu bearbeiteten Ausgabe vor. Es geht nicht um eine umfassende
Unternehmensgeschichte, sondern darum, den Menschen Robert Bosch
und sein Wirken erkennbar zu machen.
Robert Bosch hatte einen Wahlspruch, der ihn seit seiner Jugend begleitete:
„Sei Mensch und ehre Menschenwürde!“ Auch wenn er begeisterter Techniker und leidenschaftlicher Unternehmer war, so war sein größtes Interesse
auf Menschen gerichtet und Menschenführung war seine überragende
Kompetenz. Wie er gelebt und gedacht hat, welche Erfahrungen ihn prägten,
mit welchen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen er umzugehen hatte, aber auch wie sein privates Leben verlief – all diese Facetten
verdeutlichen und vertiefen das Bild eines Mannes, der ebenso ein liberaler
Weltbürger war wie ein die Heimat liebender Schwabe, ebenso ein Techniker
wie ein Naturfreund, ebenso ein sozialpolitischer Feuerkopf wie ein umsichtiger Patriarch.
Es ist für mich immer wieder erstaunlich zu erleben, wie sehr Robert Bosch
noch heute, fast 70 Jahre nach seinem Tod, Unternehmen und Stiftung
prägt. Dabei hinterließ er kein starres Korsett an Regeln, das die Gestaltungsmöglichkeiten der heute Tätigen beschränken würde. Er übt immer
noch seinen Einfluss über die Anziehungskraft seiner Persönlichkeit aus.
Er wirkt als Vorbild, gerade auch weil er keine Idealgestalt war, sondern ein
kantiger, unbequemer Mann, der viel geliebt wurde, aber auch oft Ärger
erregte. Vor allem aber wurde er respektiert, denn man wusste, dass er
weiter dachte und klarer sah als die meisten seiner Zeitgenossen und dass
er für das stand, was er sagte.
Ich wünsche diesem Heft weite Verbreitung, denn es erlaubt dem Leser,
dem Menschen Robert Bosch zu begegnen und zugleich die Ursprünge
unseres Unternehmens kennenzulernen und den bis heute bestehenden
Respekt für den Firmengründer wie auch die Faszination für das Unternehmen zu verstehen.
Dr. Christof Bosch
Robert Bosch | 3
Inhalt
4
Der Mensch
6
„Es fehlte mir auch am Sitzfleisch und Ehrgeiz“
Kindheit und Ausbildung von Robert Bosch
12
„Liebe Anna ...“
Robert Boschs Ehe mit Anna Kayser
16
Mitarbeiterin, Beraterin und Vermittlerin
Robert Boschs Ehe mit Margarete Wörz
20
Jägerlatein und Vogelparadies
Robert Bosch als Jäger und Landwirt
26
Der Unternehmer
28
„Am liebsten wäre mir´s schon allein“
Die Werkstätte für Feinmechanik & Elektrotechnik
32
Ab 1890 besuchte Robert Bosch
seine Kunden mit seinem extra
aus England importierten Fahrrad.
Damit war er schnell und sicher
unterwegs, denn zu dieser Zeit
waren Hochräder noch gang und
gäbe. Mit dem „safety bike“ sorgte
der junge Unternehmer auf den
Straßen Stuttgarts für Aufsehen.
Die zündende Idee
Robert Bosch und der Magnetzünder
38
Jahre des Umbruchs
Rationalisierung, Diversifizierung und Kooperation
42
„Mit-Arbeiter“ statt Lohnempfänger
Der Arbeitgeber Robert Bosch
46
Der Visionär
48
Bildung und Gesundheit
Das gemeinnützige Engagement von Robert Bosch
52
Die heilende Kraft der Natur
Homöopath und Lebensreformer
56
Liberaler Demokrat mit sozialer Verantwortung
Robert Bosch und die Politik
60
Sein letzter Wille
Das Testament von Robert Bosch
64
Robert Bosch – Was bleibt?
70
Zeittafel
4 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Der Mensch
Robert Bosch mit seiner
Frau Margarete und ihrem
Sohn Robert d. J., 1931
Robert Bosch | 5
6 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Robert Bosch | 7
„Es fehlte mir auch am
Sitzfleisch und Ehrgeiz“
Kindheit und Ausbildung
von Dr. Kathrin Fastnacht
Der Mann, der als Gründer eines erfolgreichen und weltweit agierenden
Technologie- und Dienstleistungsunternehmens in die Geschichte eingehen
sollte, war kein begeisterter Schüler und wäre eigentlich lieber etwas ganz
anderes geworden: „Mein Sinn stand allerdings mehr nach Zoologie und
Botanik, aber ich hatte keinen Gefallen an der Schule […].“ Robert Boschs
Abneigung galt den Lehrern, später den Ausbildern, nicht den Inhalten.
Er war schon als Schüler wissbegierig und vielfältig interessiert.
Robert Bosch wurde am 23. September
Umzug nach Ulm
1861 in Albeck bei Ulm geboren. Er war
Die erste große Veränderung im Leben
das elfte von zwölf Kindern des wohlhaben-
von Robert Bosch war der Umzug nach
den Kronenwirts, Bauern und Bierbrauers
Ulm. Servatius Bosch verkaufte 1869 sein
Servatius Bosch und seiner Frau Maria
Gasthaus und setzte sich mit 53 Jahren
Margaretha. Beide Eltern hatten große
zur Ruhe. Angesichts der Pläne zum Bau
Anwesen geerbt. Sein Vater war Freimaurer
der neuen Eisenbahnlinie Ulm-Heidenheim
und überzeugter Demokrat, sehr belesen
fürchtete er, seine Hauptkunden – die
und gebildet. Robert Bosch beschreibt
vorbeiziehenden Fuhrleute – zu verlieren.
seine Mutter im Rückblick als außerordent-
Außerdem wollte keines seiner erwachse-
lich tüchtige und verständnisvolle Frau,
nen Kinder das Gasthaus und die dazu-
die jederzeit nachts aufstand, um für spät
gehörende Landwirtschaft übernehmen.
ankommende Fuhrleute Mahlzeiten oder
Robert Bosch besuchte in Ulm die Real-
für den kranken Sohn Malzbonbons zu-
schule, die ihm jedoch nicht in bester
zubereiten.
Erinnerung blieb: „Durch die Schule […]
habe ich mich so schlecht und recht durch-
Robert Boschs Mutter
Maria Margaretha
(1818 –1898), Fotografie
nach einem Ölgemälde,
um 1838
Robert Boschs Vater
Servatius (1816–1880),
Fotografie nach einem
Ölgemälde, um 1838
Bild links:
Robert Bosch mit seiner
Schwester Maria, 1871
8 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bild oben links:
Das Geburtshaus von
Robert Bosch in Albeck
bei Ulm: der Gasthof
„Zur Krone“
Bild oben rechts:
Von 1869 bis 1876
besuchte Robert Bosch
die Ulmer Realschule
in der Olgastraße.
gefunden. Wir hatten eine ganze Anzahl
schloss Bosch seine Lehre ab. Sein größter
alter und veralteter Lehrer.“ So war Bosch
Wunsch war es nun, die Welt zu entdecken
von seinen Leistungen her zwar in der
und Neues zu lernen.
oberen Hälfte der Klasse, aber nie an der
Spitze. Allerdings gab er zu: „Es fehlte mir
Wanderjahre
auch am Sitzfleisch und Ehrgeiz.“ Obwohl
Nachdem er sich in Heidelberg, Pforzheim
er gerne etwas in Verbindung mit Zoologie
und Karlsruhe vergeblich um eine Stelle
oder Botanik studiert hätte, ging er des-
bemüht hatte, ging Robert Bosch im Herbst
halb nicht aufs Gymnasium, sondern ent-
1879 zu seinem 18 Jahre älteren Bruder
schied sich auf Anraten seines Vaters für
Karl nach Köln. In dessen Geschäft für Gas-
eine Lehre als Feinmechaniker. Mit seinem
und Wasserleitungen arbeitete er mehrere
Lehrherrn Wilhelm Maier, „Mechanicus &
Monate als Gürtler (Metallbildner). Aber
Opticus“ in Ulm, hatte Robert Bosch aller-
schon im Winter desselben Jahres zog er
dings wenig Glück. Dieser kümmerte sich
weiter zu C. & E. Fein nach Stuttgart, einem
kaum um die Ausbildung der Lehrlinge, war
Pionier der Elektrotechnik. Dort blieb er
oft gar nicht in der Werkstatt und konnte
ebenfalls einige Monate, bevor er seine
den Auszubildenden wenig vermitteln.
Wanderschaft fortsetzte und vom Frühjahr
Nach drei Jahren, im Alter von 18 Jahren,
1880 bis zum Frühjahr 1881 in einer Ketten-
Tagebuch von
Robert Bosch,
geschrieben auf
seiner Fahrt nach
Amerika im Mai
1884
Robert Bosch | 9
Robert Bosch während seiner
Militärzeit, 1881/82
fabrik in Hanau arbeitete. In diese Zeit fiel
Doch: „Lange litt es mich auch bei
der Tod seines Vaters. Der Sohn war über-
Schuckert nicht und schon im Sommer
zeugt, dass dafür das untätige Leben ver-
war ich in Göppingen bei einem Mann
antwortlich war: „Für ihn wäre es besser
namens Schäffer, der […] Bogenlampen
gewesen, er hätte sich nicht so früh zur
baute.“
Bild unten links:
Von Herbst 1882 bis
Sommer 1883 arbeitete
Robert Bosch in der
Fabrik von Sigmund
Schuckert in Nürnberg.
Aber auch der Bau von Bogenlampen
Bild unten rechts:
Robert Bosch, 1884
Ruhe gesetzt.“
Robert Bosch kehrte im Frühjahr 1881
stellte Bosch nicht lange zufrieden. Im
für ein weiteres halbes Jahr zu seinem
Wintersemester 1883/84 schrieb er sich,
Bruder nach Köln zurück, um seine kauf-
trotz fehlender Vorkenntnisse, als Gast-
männischen Kenntnisse zu erweitern,
hörer an der Technischen Hochschule in
bevor er seinen einjährigen Militärdienst
Stuttgart ein. Obwohl er später zugab, dass
im Herbst desselben Jahres in Ulm antrat.
der wissenschaftliche Gewinn des halben
Nach der Militärzeit setzte Robert Bosch
Jahres Studium relativ gering war, so verlor
seine Lehr- und Wanderjahre fort. In der
er dort doch nach eigenen Angaben „die
Fabrik von Sigmund Schuckert in Nürnberg
Furcht vor technischen Ausdrücken […].
war er hauptsächlich mit der Herstellung
Ich wusste nachher, was Spannung und
von elektrischen Messgeräten beschäftigt.
Stromstärke, was eine Pferdekraft war.“
10 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
In Übersee
In Übersee angekommen, fand Robert
Nach dem Intermezzo an der Hochschule
Bosch eine Stelle in einer Fabrik der Edison-
zog es Robert Bosch in die Ferne, um
Gesellschaft, in der elektrische Apparate
nun jenseits deutscher Grenzen berufliche
aller Art gebaut wurden: Bogenlampen,
Erfahrungen zu sammeln. In Amerika und
Beleuchtungskörper, Fernthermometer
England saßen viele Wegbereiter für den
und Grammophone. Doch entgegen allen
Zweig Elektrotechnik. Bosch hatte durch
Erwartungen hatte der junge Mann nicht
die Vermittlung seines Lehrers an der
das Gefühl, etwas entscheidend Neues zu
Technischen Hochschule ein Empfehlungs-
lernen. Beruflich lief nicht alles nach Plan:
schreiben für die Edison-Werke in New York
Zwischenzeitlich war er arbeitslos, fand
erhalten. Am 24. Mai 1884 startete er
dann aber wieder eine Stelle bei den Edison
mit einem holländischen Dampfer von
Machine Works. Nachdem Bosch sich per
Rotterdam aus nach New York. Auf seiner
Brief mit Anna Kayser, der Schwester seines
zweiwöchigen Schiffsreise schrieb der
Freundes Eugen Kayser, verlobt hatte, zog
damals 22-Jährige ein Reisetagebuch.
es ihn nach einjährigem Aufenthalt zurück
Darin hielt er nicht nur humorvolle Beob-
in die Heimat. Eine Station auf der Rück-
achtungen zu seinen Reisegenossen fest,
reise war England, wo er von Mai bis
sondern auch Überlegungen zu seinen
Dezember 1885 bei den Siemens Brothers
Karrierewünschen. Neben der freudigen
in Woolwich bei London arbeitete.
Nervosität angesichts des Ungewissen,
das ihn erwarten würde, verraten seine
Zu Weihnachten 1885 kehrte Robert Bosch
Aufzeichnungen auch hohe Leistungsbereit-
nach Deutschland zurück und verlobte sich
schaft und großes Selbstvertrauen: „Ich
nun offiziell. Ausschlaggebend für seine
will aber auch jetzt alles einsetzen, um
Heimkehr war offensichtlich ein Brief seiner
vorwärtszukommen, und es müsste sonder-
Braut, der ihn zur schnellen Rückkehr er-
bar sein, wenn ich nicht durchhaue in
munterte, denn er schrieb: „Wenn Du mir
einem Lande, wo schon mancher etwas
nicht so verlockend geschrieben hättest, so
geworden ist […].“
hätte ich in meinem eselhaften Halten an
Robert Bosch | 11
Bild links:
Die Brooklyn-Bridge
begeisterte Robert
Bosch bei seiner
Ankunft in New York
im Frühjahr 1884.
Bild unten rechts:
Robert Bosch (rechts)
mit einem seiner
Brüder, 1884
meinem Vorsatz mich noch ein Vierteljahr
ohne weiteren Nutzen als ein wenig besseres Englisch hier herumgeärgert und gelangweilt.“ Vorerst war jedoch noch nicht an
eine Heirat zu denken. Bosch ging ein letztes Mal in fremde Dienste – zur Firma Buss,
Sombart & Co. in Magdeburg. Nach einigen
Monaten kehrte er ins Schwabenland zurück, um im November 1886 das Geschäft
in der Rotebühlstraße in Stuttgart zu eröffnen: die „Werkstätte für Feinmechanik &
Elektrotechnik“. Nach all den Erfahrungen,
die er bei seinen verschiedenen Stationen
gesammelt hatte, wurde Robert Bosch
Unternehmer aus Überzeugung. In seinem
eigenen Betrieb und als sein eigener Herr
konnte er die Dinge endlich so gestalten,
wie er es für richtig hielt. Seinen Kunden
gegenüber waren ihm zeitlebens höchste
Qualität und absolute Zuverlässigkeit wichtig. Seinen Mitarbeitern brachte er Respekt
und Vertrauen entgegen, ermöglichte ihnen
eine gute Aus- und Weiterbildung und bot
vorbildliche Arbeitsbedingungen.
12 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
„Liebe Anna…“
Robert Boschs Ehe mit Anna Kayser
von Dr. Kathrin Fastnacht
„Es mag kommen, wie es will, Du musst mein werden. Sollten wir Unglück
haben, Deine Liebe wird mir bleiben, denn ich werde meine Pflicht tun.“
Als Robert Bosch im November 1885 diese Sätze an seine Verlobte Anna Kayser
schrieb, lag das Unglück, das die Liebe und die Ehe zerrütten sollte, noch
in weiter Ferne. Die ersten Jahre der Ehe waren geprägt vom Auf und Ab der
kleinen Werkstätte, die erst nach über einem Jahrzehnt auf festen Beinen
stand.
Bild oben links:
Anna Bosch geb. Kayser
(1864 – 1949), 1886
Aus Amerika und England schrieb Robert
Die Verlobten waren nicht immer gleicher
Bosch lange Briefe an Anna Kayser, in
Meinung. In der Frage der Emanzipation der
denen er seiner zukünftigen Frau seine
Frauen war Robert Bosch sogar fortschrittli-
Bild oben rechts:
Robert und Anna Bosch,
um 1890
Lebensansichten darlegte. Seine Ausfüh-
cher als seine Verlobte. Sie war der Ansicht,
rungen geben uns heute einen Einblick in
es liege in der Natur der Frauen begründet,
seinen Charakter, der von Zuverlässigkeit
„uns an den stärkeren Mann anzulehnen
und Zielstrebigkeit, aber auch von einem
[…].“ Er hingegen hatte sehr genau beob-
aufbrausenden Temperament geprägt war.
achtet, was Ursache und was Wirkung war:
Dessen war Bosch sich durchaus bewusst.
„Es ist eben kein Wunder, dass die Frauen
So gestand er seiner Liebsten: „Einer mei-
nicht so tief zu denken vermögen, […] wenn
ner Hauptfehler sonst noch ist, dass ich
man ihnen seit Jahrhunderten das Recht zu
leicht heftig werde, es aber nachher gleich
denken abgesprochen hat […].“ Sieht man
wieder bereue, und habe ich es nun so weit
sich seine Briefe allerdings genauer an,
gebracht, dass ich wenigstens um Entschul-
so entsprachen seine Vorstellungen sonst
digung bitte, wenn ich Unrecht getan habe.“
durchaus der klassischen Rollenverteilung
Robert Bosch | 13
Die Kinder Paula, Margarete und Robert junior,
um 1900
14 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Anna Bosch mit ihrem
Sohn Robert jun., 1913
der damaligen Zeit. Beispielsweise er-
fand. Dieser Erfolg spiegelte sich auch darin
mahnte er Anna, sich gründlich mit dem
wider, wie die Familie wohnte: 1902 baute
Kochen zu befassen. Sie heirateten am
Bosch eine kleine Villa in der Hölderlin-
10. Oktober 1887 in der evangelischen
straße 7, 1910 begann der Bau der großen
Kirche in Obertürkheim.
Villa in der Heidehofstraße 31.
Die Familie wächst
Naturliebhaber
Ihre erste Wohnung bezogen Robert und
Die ganze Familie fuhr jedes Jahr in den
Anna Bosch in der Stuttgarter Schwab-
Schulferien ins Gebirge. In diesen Urlauben
straße 56. Dort kamen 1888 und 1889
und bei Wochenendausflügen auf die
die Töchter Margarete und Paula zur Welt.
Schwäbische Alb vermittelte Robert Bosch
Mit der Geburt des dritten Kindes Robert
den Kindern seine eigene große Naturver-
eineinhalb Jahre später zog die Familie
bundenheit und Naturliebe. In allem blieb
in eine größere Wohnung in der Rotebühl-
er aber auch ein strenger Vater. Seine Toch-
straße 145 um. Anlässlich der Geburt der
ter Margarete erinnerte sich: „Er hat uns
dritten Tochter, Erna Elisabeth, im Jahr
Kindern viel erklärt und wir haben von ihm
1893 stand erneut ein Wohnungswechsel
gerade in unserer Kinderzeit beneidenswert
an, diesmal in die Moltkestraße 20. Ein
viele geistige Anregungen empfangen. Aber
Jahr später musste die Familie den plötz-
aufpassen musste man, denn etwas noch
lichen Tod der kleinen Elisabeth durch
einmal erklären, das gab’s nicht.“
„akute Zuckerkrankheit“ hinnehmen.
Der anvisierte Nachfolger
Trotz privater Schicksalsschläge konnte
Seinen Sohn führte Robert Bosch früh ans
sich Robert Bosch bald über den erfolgrei-
Geschäft heran, indem er ihn schon im Alter
chen Aufstieg seines Unternehmens von der
von elf Jahren bei der Inventur helfen ließ.
kleinen Werkstatt zum Weltkonzern freuen,
Er sah ihn als seinen Nachfolger. Zunächst
der etwa zwischen 1900 und 1910 statt-
fing der junge Robert 1909 in der Firma
Robert Bosch | 15
seines Vaters als Lehrling an. Bereits im
schen musste, hat mich doch die Tatsache,
darauffolgenden Jahr war jedoch seine
dass er nun verschieden ist, aufs Tiefste
Laufbahn zu Ende: „Nun musste ich aber
bewegt. […] Wie oft fragte ich mich, warum
bald zu meinem großen Leidwesen aus
muss ich das Leben weiter haben und er,
der Firma austreten, wegen meiner Augen.“
der junge, muss dahinsiechen?“ Die Eltern
Dieser lapidare Satz schildert den Beginn
versuchten jeder auf seine Weise, mit
des Unglücks, das auch das Ehepaar Bosch
dem Tod des Sohnes fertig zu werden. So
entzweien sollte: die Erkrankung des
schrieb Robert Bosch zwei Monate später
Sohnes an Multipler Sklerose. Die folgen-
an seine Frau: „Über Robert spreche ich in
den Jahre waren von Arztbesuchen und
der Tat nicht gerne. Solche Sachen mache
Kuren geprägt. Anna Bosch zerrieb sich in
ich wohl am besten mit mir selber ab. […]
der Sorge und in der Pflege ihres Sohnes,
Ich kann das nicht ändern und für mich ist
der am 6. April 1921 nach langer Krankheit
das Unabänderliche etwas, in das ich mich
starb.
finde.“ Während sich Bosch in Arbeit flüchtete und weiterhin aktiv am öffentlichen
Das Auseinanderbrechen der Ehe
Leben teilnahm, zog sich seine Frau immer
Robert Bosch erhielt die Nachricht vom Tod
mehr zurück. Das Leid und die unterschied-
seines Sohnes auf einer Geschäftsreise in
liche Art, den Tod des Sohnes zu verarbei-
Südamerika: „So sehr man auch einen
ten, entzweite das Paar immer mehr, bis
friedlichen Ausgang seines Daseins erwün-
die Ehe 1927 schließlich geschieden wurde.
Bild links:
Margarete Bosch
(1888 – 1971), gemalt von
Georg Friedrich Zundel,
1907
Bild rechts:
Paula Bosch
(1889 – 1974), gemalt von
Georg Friedrich Zundel,
1907
16 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Mitarbeiterin, Beraterin und Vermittlerin
Robert Boschs Ehe mit Margarete Wörz
von Dr. Kathrin Fastnacht
Als die 39-jährige Margarete Wörz den 66-jährigen Robert Bosch im November
1927 heiratete, war dieser bereits ein erfolgreicher Unternehmer. Sie wusste
um die gesellschaftlichen Erwartungen, die an eine Frau Bosch gestellt wurden,
und wurde ihnen mit großem Geschick gerecht. Darüber hinaus füllte sich das
große Haus in der Heidehofstraße erneut mit Leben: Zwei weitere Kinder wurden geboren und lenkten den Vater von manchem Unmut über die Verhältnisse
der nationalsozialistischen Zeit ab.
Margarete Wörz
(1888 – 1979), um 1924
Robert Bosch | 17
Kurz nach der Scheidung von Anna 1927
die Kinder sind selig hier. Robl scheint
heiratete Robert Bosch erneut. Margarete
sehr gut Ski zu fahren. […] Ich selbst
Wörz, geboren am 12. Juli 1888, war die
konnte schließlich in der letzten Woche
Tochter des Oberförsters Eberhard Wörz
meines Hierseins wieder Curling spielen,
und seiner Frau Maria. Nach der Hochzeit
was mir eine Befriedigung war.“
zog sie in die Villa in der Heidehofstraße ein
und schon 1928 durften sich Margarete und
Robert Bosch war allerdings weit davon
Robert Bosch über die Geburt ihres Sohnes
entfernt, nur noch Privatmann zu sein. Er
Robert freuen. Ein weiteres Kind kam im
nutzte seine Zeit auch weiterhin, um sein
Herbst 1930 viel zu früh zur Welt und starb.
vielfältiges gemeinnütziges Engagement
fortzuführen. Neben der Völkerverständi-
Im Jahr darauf wurde die Tochter Eva ge-
gung lagen ihm besonders die Unterstüt-
boren. Da sich Robert Bosch zur Zeit seiner
zung Not leidender Menschen und die
zweiten Ehe schon aus dem operativen
Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten
Geschäft des Unternehmens zurückgezogen
am Herzen.
hatte, konnte er viel Zeit mit seiner Frau
und den Kindern verbringen. Wie bereits
Rückzug aus dem öffentlichen Leben
mit seiner ersten Familie war er auch mit
Mit der Machtübernahme der National-
Margarete sowie den Kindern Robert und
sozialisten 1933 zog sich Robert Bosch
Eva oft in den Bergen und auf dem Bosch-
noch stärker als zuvor ins Privatleben
hof in Bayern oder in seiner Jagdhütte bei
zurück. Er war verzweifelt angesichts der
Urach auf der Schwäbischen Alb. So berich-
sehr früh erkennbaren Absichten Hitlers,
tet er aus dem Engadin: „Meine Frau und
einen neuen Krieg zu führen. Sein Privat-
Bild oben links:
1910/11 ließ Robert
Bosch in der Stuttgarter
Heidehofstraße die in
einem Park gelegene
Villa errichten.
Bild oben rechts:
Der renommierte
deutsche Architekt
Bruno Paul gestaltete
in den 1920er Jahren
das Speisezimmer
der Villa.
18 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
sekretär Felix Olpp berichtet aus der Zeit
der Kinder wegen und dann auch, weil vor
um 1935: „Herr Bosch litt ja unter der
allem meine Leute in der Firma mich nicht
Ungerechtigkeit der Nazis ungeheuer und
in Gefahr wissen wollen.“
wenn wir oft nicht wussten, wie wir ihn
beruhigen könnten, rief ich Herrn Mauk
Über die zweite Ehe gibt es kaum schrift-
[Direktor des Boschhofs] an, der dann auch
liche Zeugnisse. Theodor Bäuerle, ein enger
stets wichtige Boschhof-Fragen wusste,
Vertrauter von Robert Bosch, schreibt in
die er mit Herrn Bosch besprechen wollte.
seinen Erinnerungen: „An den Kindern
Wir konnten in solchen Tagen und Wochen,
hatte er eine großväterliche Freude, auf
in denen Herr Bosch besonders nieder-
den heranwachsenden Sohn setzte er große
geschlagen war, ihm vorschlagen, auf den
Hoffnungen. […] Frau Margarete Bosch
Boschhof zu fahren, wo es Herrn Mauk
verstand es mit außerordentlicher Klugheit,
meistens gelang, ihn umzustimmen.“
der Eigenart ihres Mannes gerecht zu
werden. […] sie brachte Gäste ins Haus,
Nach Kriegsbeginn im September 1939
sodass es eigentlich nie an Unterhaltung
siedelte die Familie auf den Boschhof
und Geselligkeit fehlte, und sie wusste die
um, die Kinder gingen dort in die Schule.
Gäste so auszuwählen, dass seine mannig-
Das Angebot von Paula, seiner Tochter
fachen Interessen dadurch befriedigt
aus erster Ehe, in Sillenbuch bei Stuttgart
wurden.“ Darüber hinaus war die Gattin
zu wohnen, lehnte Robert Bosch ab:
in vielem Mitarbeiterin, Beraterin und
„Wir haben aber nicht die Absicht, nach
auch Vermittlerin zur nächsten Generation.
Stuttgart zurückzukehren, solange man
Damit wurde sie Robert Bosch eine große
an Beschießung denken muss. Einerseits
Stütze im Alter.
Robert Bosch | 19
Die letzten Lebensjahre
Verband um den Kopf in Höhe der Ohren
Nach der Umwandlung der Firma in eine
und stöhnte vor Schmerzen.“ Robert Bosch
GmbH 1937 regelte Robert Bosch seinen
starb am 12. März 1942 an den Folgen einer
Nachlass und verfasste 1938 sein Testa-
Mittelohrentzündung.
ment. Darin hielt er seine Vorstellungen
über die Zukunft seiner Firma und über
Selbst im Tod konnte er den nationalsozia-
sein Erbe fest. Drei Jahre später feierte er
listischen Machthabern nicht entkommen.
seinen 80. Geburtstag im Kurhotel Brenner
Telefonisch wurde aus Berlin mitgeteilt,
in Baden-Baden. Er hatte diesen Ort ge-
dass es am 18. März 1942 ein Staatsbe-
wählt, um der Ehrung zum „Pionier der
gräbnis geben solle. An dessen Vorabend
Arbeit“ durch die Nationalsozialistische
fand eine schlichte Trauerfeier in der
Partei in Stuttgart zu entkommen. Dieser
Stuttgarter Werkanlage zusammen mit der
Plan misslang, denn der nationalsozialis-
Familie statt. Das Staatsbegräbnis wurde
tische Leiter der „Arbeitsfront“ Robert Ley
in der König-Karl-Halle des Stuttgarter
machte ihn in Baden-Baden ausfindig und
Landesgewerbemuseums ausgerichtet.
überreichte ihm dort letztlich doch den
Orden.
In vielen Nachrufen wurden die unternehmerischen und persönlichen Leistungen
Im darauffolgenden Winter war Robert
und besonders das soziale Engagement
Bosch von schwerer Krankheit gezeichnet.
des Firmengründers Robert Bosch geehrt.
Nichtsdestotrotz erschien er regelmäßig in
Dieses Andenken wird bis heute in allen
seinem Privatsekretariat, wie Olpp schreibt:
Bereichen des Unternehmens und der
„Noch zwei oder drei Tage vor seinem Tod
Robert Bosch Stiftung sowie bei seinen
war er im Büro und arbeitete. Er trug einen
Nachfahren in Ehren gehalten.
Bilder von links nach rechts:
Robert d. J. und Eva Bosch auf
der Reitbahn bei der Stuttgarter
Reithalle, 1937
Robert Bosch (3. v. l.) an Deck
eines Schiffs nach Amerika, 1924
Gruppenaufnahme im Kurpark
Baden-Baden, darunter
Robert und Margarete Bosch
(2. und 3. v. l.), 1935
20 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Jägerlatein und Vogelparadies
Robert Bosch als Jäger und Landwirt
von Dr. Kathrin Fastnacht
Robert Bosch | 21
Bereits während seiner Lehrzeit übte Robert Bosch das Schießen mit einer
vom eigenen Taschengeld bezahlten Flobertbüchse – jedoch machte er damit
vorerst nur Jagd auf Spatzen. Es vergingen noch über 20 Jahre, bis er zum
„richtigen“ Jäger wurde. Er war jedoch nicht nur Jäger, sondern auch Heger
und Pfleger des Wildbestandes. Neben dieser Leidenschaft widmete er sich
der Landwirtschaft auf seinem Boschhof in Mooseurach. Dort schoss er nun
nicht mehr auf Spatzen, sondern siedelte eine große Vielfalt von Vögeln an,
die im Sumpfland die Insekten vertilgen sollten.
„Zwar jagte ich bis 1904 nur in der Som-
Jagdfreunde
merfrische im Gebirge. Dann pachtete ich
Robert Bosch hatte nicht sehr viele enge
die Gemeindejagd Magstadt [bei Stuttgart],
Freunde, da er auch bei vertrauten Men-
und das war für mich eine ausgezeichnete
schen nie ganz eine gewisse Spröde im
Quelle der Erholung. Ich hatte mir einen
Umgang verlor, aber die wenigen Vertrauten
kleinen Kraftwagen gekauft und brachte
konnten sich vollkommen auf ihn verlassen.
fast jeden Samstagnachmittag und Sonntag
Er behielt es sich jedoch vor, das Maß an
im Jagdhause zu, bei schönem Wetter mit
Vertraulichkeit zu bestimmen. Intensive und
Familie, sonst mit einem Jagdfreund oder
freundschaftliche Kontakte pflegte er vor
meinem Sohn.“ Bei seinen Jagdausflügen
allem zu den Männern, die seine Leiden-
spielte neben dem eigentlichen Hobby auch
schaft für die Jagd teilten. Zu ihnen zählten
die Verbundenheit mit der Natur eine wich-
der Schwabe Paul Reusch (1868 – 1956),
tige Rolle. Zu Beginn der Brunftzeit siedelte
Vorstandsvorsitzender der Gutehoffnungs-
Bosch ab 1918 jährlich für etwa acht Tage
hütte in Oberhausen, Georg Escherich
nach Pfronten über, um mit seinem Ober-
(1870 – 1941), Berufsjäger, und als liebster
jäger Franz Schöll oder anderen in seinem
Jagdgefährte Otto Mezger (1875 – 1934),
neuen Jagdgebiet auf die Pirsch zu gehen.
Direktor des chemischen Untersuchungsamtes der Stadt Stuttgart.
Bild links:
Interessante Einsichten: Robert
Bosch (rechts) mit Güterdirektor
Mauk auf dem Boschhof, 1935
Bild rechts:
Robert Bosch und sein Revierjäger
Seraphin Schöll, 1941
22 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bild oben links:
Robert Bosch (1. v. r.)
mit drei weiteren Jägern
und Trophäen, um 1938
Robert Boschs Privatsekretär Felix Olpp er-
Einladungen zur Jagd
innerte sich: „Zu den Gästen, die er gerne
Wer zur Jagd eingeladen wurde, stand in
einlud, zählten sein Güterdirektor Walther
hohem Ansehen bei Bosch. Entsprechend
Mauk vom Boschhof, verschiedene Ärzte,
hoch waren aber auch die Erwartungen an
Bild oben rechts:
Robert Bosch (1. v. r.)
mit Reisebegleitern vor
einer Hütte in Schweden,
1917
unser Dr. Alfred Knoerzer, die Herren
die Jagdgäste, wie sich Felix Olpp später
August und Felix Schuler, Direktor Ritter
erinnerte: „Herr Bosch sagte oft, der Auf-
von Daimler-Benz und vor allem sein Freund
enthalt in Pfronten ermögliche Kontakte,
Schirg (Oberforstrat Dr. Georg Escherich).“
die eben im Büro nie zu erreichen seien.
Robert Bosch | 23
Man lerne sich auf der Jagd ganz anders
nicht Organisationen wie das Unternehmen
kennen als in der betrieblichen Atmosphäre.
Bosch als Jagdpächter fungieren konnten,
Gespräche in Jagdhütten oder in der Krone
legte Boschs Ehefrau Margarete nach dem
in Pfronten waren ihm stets geschäftlich
Tod ihres Mannes die Jägerprüfung in
sehr von Nutzen.“ Enttäuschte der Besucher
Pfronten ab, damit die Jagdgebiete weiter
den Gastgeber, war es schwierig für ihn,
für die Familie und die Firma erhalten
mit Bosch ins Geschäft zu kommen.
werden konnten.
Die Bosch-Jagden in Urach auf der
Die Jagd und alles, was damit zusammen-
Schwäbischen Alb, im Tiroler Karwendel-
hing, gaben Robert Bosch ein besonderes
gebirge und im Allgäu bei Pfronten waren
Lebensgefühl. Die Stille während der
bald sehr berühmt. Unter Jägern wurde
Pirsch entsprach seinem wortkargen
der ausgezeichnete Wildbestand geschätzt,
Wesen. Nach erfolgreicher Jagd jedoch
den Bosch gewissenhaft pflegte. Bis ins
konnte er richtig auftauen und mit großer
hohe Alter ging Robert Bosch noch auf die
Freude Jagdlieder singen – ohne dass er
Jagd, auch wenn ihm später der Anstieg
unbedingt ein großer Sänger gewesen wäre.
zu Fuß zu anstrengend geworden war und
er deshalb auf dem Pferd zum Ausgangs-
Der Erwerb des Boschhofs
punkt der Jagd ritt. Wie in seinen Produk-
Auch in einem weiteren Bereich, der
tionshallen achtete der Unternehmer auch
Landwirtschaft, zeigte sich die tiefe Ver-
bei der Jagd auf Präzision und wurde
bundenheit von Robert Bosch zur Natur:
wegen seiner exzellenten Treffsicherheit
„Die Landwirtschaft als solche ist einer
gerühmt. Da nur lebende Personen und
der interessantesten Erwerbszweige, die
Bild links:
Robert Bosch mit einer
Robbe in Schweden, 1917
Bild rechts:
Robert Bosch mit Güterdirektor Mauk bei der Besichtigung des Boschhofs,
1932
24 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bild oben links:
Moderne Siloanlagen
auf dem Boschhof, 1930
es gibt. Er ist so mannigfaltig wie kaum
in Beuerberg in Bayern erworben, die mit
ein anderer; denn er ist verhängt mit Zoo-
der elektrolytischen Torfhydrierung nach
logie, Botanik, Geologie, Chemie, Meteo-
Ekenberg Torf für die Brennstoffherstellung
Bild oben rechts:
Werbung für die Produkte
des Boschhofs, 1931
rologie in den verschiedensten Auswirkun-
gewinnen wollte. Es stellte sich jedoch
gen.“ Boschs Neigung zur Landwirtschaft
heraus, dass das Verfahren unrentabel war.
trat früh zutage. Bereits um 1900 hatte
er damit geliebäugelt, die Domäne „Klein-
Vom Sumpf zu Milch und Honig
Hohenheim“ bei Stuttgart zu kaufen und
Nach diesem Rückschlag war der Ehrgeiz
sich in der Landwirtschaft zu betätigen.
des Unternehmers geweckt. Er wollte die
Seine Frau Anna wollte allerdings nichts
schlechten Böden in Oberbayern in ein
davon wissen. Sicherlich fürchtete sie,
landwirtschaftliches Mustergut verwandeln.
dass sich ihr bereits viel beschäftigter
Aus sieben ehemals selbstständigen Bau-
Mann damit zu viel zumuten würde.
ernhöfen entstand der Boschhof. „Damals
schien es mir eine Großtat, aus einem
Nach dem Ersten Weltkrieg stieg Robert
Sumpfe ein Land zu machen, auf dem
Bosch dennoch in die Landwirtschaft ein.
Milch und Honig flösse.“
Dies geschah allerdings weniger aus reinem
Interesse, sondern war vielmehr die Folge
Die Prinzipien seiner industriellen Tätigkeit
einer Fehleinschätzung. Er hatte um 1912
sollten auch in der Landwirtschaft umge-
Anteile einer Moorverwertungsgesellschaft
setzt werden. Boschs Plan war es, mit dem
Einsatz modernster Techniken qualitativ
Robert Bosch | 25
hochwertige Produkte zu erzeugen und
Nach dem Tod von Robert Bosch 1942
regional zu vermarkten. Spezielle Maschi-
wurde Mooseurach der Zufluchtsort für
nen wurden eingesetzt, die neu entwickelte
seine zweite Familie. Margarete Bosch
Silofütterung wurde eingeführt. Gleichzeitig
führte den Boschhof mit verschiedenen
bediente man sich schon ökologischer
Verwaltern weiter. Obwohl das Gut wieder-
Verfahren: Bosch schuf ein wahres Vogel-
holt verkleinert wurde, schrieb es keine
paradies – eine natürliche Methode zur
schwarzen Zahlen, sodass der Betrieb
Schädlingsbekämpfung. Auf dem Hof
1976 eingestellt wurde. Seit 1986 werden
Mooseurach baute Robert Bosch ein Haus
nun die ehemals dem Moor abgerunge-
für die Familie und errichtete Wohnhäuser
nen Flächen wieder renaturiert. Darüber
für seine bald über 300 Beschäftigten.
hinaus betreibt die Familie Bosch heute
dort wieder eine ökologische Landwirt-
Doch trotz aller Bemühungen blieb das
Projekt Boschhof ein Zuschussgeschäft.
Wie er selbst später sagen sollte, war er
zum Boschhof „wie der Blinde zur Ohrfeige“
gekommen. Fortan war sein Credo, dass
sich nur Leute mit der Landwirtschaft
beschäftigen sollten, die auch wirklich
etwas davon verstünden.
schaft.
Stand des Boschhofs auf
der Landwirtschaftlichen
Ausstellung in München,
1936
26 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Der Unternehmer
Robert Bosch an seinem
Schreibtisch in der
Stuttgarter Fabrik, 1906
Robert Bosch | 27
28 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
„Am liebsten wäre mir’s schon allein“
Die Werkstätte für
Feinmechanik & Elektrotechnik
von Dieter Schmitt
Bereits in den Briefen an seine spätere erste Frau Anna Kayser wird Robert
Boschs Wunsch deutlich, sich selbstständig zu machen und eine eigene Firma
zu gründen. Allerdings wusste er im Frühjahr 1886 noch nicht, wo er sich niederlassen sollte. Lange lag Köln in seinen Überlegungen vorne, doch schließlich
gaben die wirtschaftlichen Aussichten und wahrscheinlich auch der Wohnort
der Verlobten im nahen Obertürkheim den Ausschlag: Stuttgart sollte es sein.
In einem Hinterhaus in der Rotebühlstraße 75 B in Stuttgart mietete Robert
Bosch Erdgeschossräume, um sich dort
selbstständig zu machen. Die Werkstätte
hatte – nach seiner Beschreibung – „eine
Schreibstube, eine größere und kleinere
Werkstatt sowie einen Raum ohne eigenes
Licht, in dem auch die Feldschmiede
stand“. Am 11. November 1886 richtete
er gemeinsam mit seinen ersten Mitarbeitern, einem Mechaniker und einem
Laufburschen, die „Werkstätte für Feinmechanik & Elektrotechnik“ ein. Robert
Bosch konnte allerdings nicht sofort anfangen: Die amtliche Genehmigung fehlte
Das erste Firmenschild der neu eröffneten „Werkstätte
für Feinmechanik & Elektrotechnik“, 1886
noch. Sie traf schließlich vier Tage später
ein, am 15. November 1886. Dieser Tag
gilt seitdem als Gründungstag des Unternehmens. Das Startkapital von 10 000 Mark
stammte aus Boschs Anteil am Erbe des
Vaters, der sechs Jahre zuvor verstorben
war. Aber das Geld sollte nicht lange reichen.
Robert Bosch | 29
Startschwierigkeiten
beim Aufhören des Drucks, Gasanzünder,
Robert Bosch konnte bei der Annahme
elektrisch anzeigende Schießscheiben
seiner Aufträge nicht wählerisch sein. Er
und wohl noch manches andere, an das
erledigte alle feinmechanischen oder elek-
ich mich nicht mehr erinnere.“
trotechnischen Arbeiten, die seine Kunden
bei ihm in Auftrag gaben. Gottlob Honold,
Trotz dieses breiten Angebots hatte Bosch
zwischen 1891 und 1894 Lehrling bei
in den ersten Jahren manchmal nicht genü-
Bosch und später Entwicklungsleiter und
gend Aufträge, um seine Belegschaft ausrei-
Vorstand, erinnerte sich an eine Vielzahl
chend zu beschäftigen und am Zahltag die
von Produkten und Dienstleistungen: „Ein
Löhne auszubezahlen. Seinen Mitarbeitern
elektrischer Klavierstenograf, verschiedene
wollte er aber nichts schuldig bleiben. Und
große fotografische Kameras mit etwa
so lieh er sich Geld bei seiner Mutter oder
zehn Metern Brennweite (Objektivabstand),
nahm mit Bürgschaften der Familie einen
Schreibmaschinen, Geschwindigkeits-
Kredit auf. Gelegentlich half auch ein be-
messer, Füllfederhalter, Gravierzirkel, foto-
nachbarter Früchtehändler mit kleineren
grafische Verschlüsse, Telefonschnüre,
Krediten aus. Richard Schyle, der zwischen
Telefonstationen, Linienwähler, elektrische
1891 und 1930 bei Bosch arbeitete, erzählt
Klingeln, elektrische Wasserstandsfern-
in seinen Erinnerungen, dass Robert Boschs
melder, elektrische Elemente, elektrische
„Arbeiter in jener Zeit vielleicht mehr Geld
Türkontakte und Druckknöpfe, Widerstands-
gehabt hätten als er“. Robert Bosch hielt
messbrücken, Zigarrenspitzen, Wasser-
das im Rückblick allerdings für übertrieben,
leitungshahnen mit selbsttätiger Entleerung
auch wenn er die ersten Jahre der Selbst-
Bild oben links:
Robert Bosch im Alter
von 25 Jahren, 1886
Bild oben rechts:
Der Hinterhof des Hauses
Rotebühlstraße 75 B. Im
Erdgeschoss rechts war
die Werkstätte von 1886
bis 1890 untergebracht.
30 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Anlässlich der
Fertigstellung des
tausendsten Magnetzünders 1896 machte
Robert Bosch (obere
Reihe, 3. v. l.) ge­meinsam mit seinen
Mitarbeitern einen
Betriebsausflug.
ständigkeit selbst als „böses Gewürge“
anzubieten. 1921 formulierte er dies für
bezeichnete, gekennzeichnet durch Höhen
die Mitarbeiterzeitung „Bosch-Zünder“
und Tiefen. Besonders schwer war das
so: „Immer habe ich nach dem Grundsatz
Jahr 1892, als er gezwungen war, von
gehandelt: Lieber Geld verlieren als
24 Mitarbeitern alle bis auf zwei zu ent-
Vertrauen. Die Unantastbarkeit meiner
lassen. Aber Bosch meisterte auch diese
Versprechungen, der Glaube an den Wert
schwierige Zeit.
meiner Ware und an mein Wort standen
mir stets höher als ein vorübergehender
Grundsätze
Gewinn.“
In der Werkstätte herrschte ein strenger
Ton. Robert Bosch achtete sehr auf Spar-
Wenn er bei seinen Beschäftigten bemerkte,
samkeit, Qualität, Pünktlichkeit und Diszi-
dass diese schlampig arbeiteten oder mit
plin. Er legte größten Wert darauf, seinen
den Betriebsmitteln verschwenderisch um-
Kunden eine absolut einwandfreie Leistung
gingen, sprach Robert Bosch dies sofort an.
Robert Bosch | 31
Die langjährigen Mitarbeiter wie Gottlob
blatt für Elektrotechnik“ hielt sich Robert
Honold wussten, wie sie damit umgehen
Bosch auf dem Laufenden und schaltete
mussten. So sei ab und zu „ein reinigen-
Anzeigen in Zeitschriften, um seine Werk-
des Ungewitter durch die ganze Bude“
statt bekannter zu machen.
gegangen, „aber schnell hellte sich immer
der Himmel wieder auf und bei dem guten
Werkstattatmosphäre
persönlichen Verhältnis zwischen dem
Richard Schyle gibt in seinen Erinnerungen
Arbeitgeber und seinen Arbeitnehmern
auch Einblicke in die Arbeitsatmosphäre
war sehr rasch wieder der Friede herge-
bei Bosch und berichtet von heiteren Stun-
stellt.“
den in der Werkstatt. So sperrte Robert
Bosch beispielsweise an einem Tag, an
Robert Bosch forderte Leistung von
dem die Sommerhitze in den Räumen un-
seinen Mitarbeitern, sorgte aber auch
erträglich wurde, kurzerhand die Werkstatt
dafür, dass sie diese erreichen konnten.
zu und gab der Belegschaft einen Tag frei.
Er wusste, dass ein Mitarbeiter an einer
Auch sangen die Arbeiter gerne bei der
veralteten Werkbank mit schlechten Werk-
Arbeit, was Bosch so sehr gefallen haben
zeugen nicht die qualitativ hochwertigen
soll, dass er dann zumeist in seinem Büro
Produkte herstellen konnte, wie er sie
blieb, um sie nicht durch sein Erscheinen
von ihm forderte.
zu unterbrechen. Den Bau des tausendsten
Magnetzünders feierte Robert Bosch 1896
Deshalb investierte er den geringen
gemeinsam mit seinen Beschäftigten bei
Gewinn in neueste Maschinen und Werk-
einem Betriebsausflug in einem Gasthaus
zeuge. Für seine Serviceaufträge kaufte
nahe Stuttgart. Der Magnetzünder war
er sich 1890 ein Fahrrad. Und um für
bereits zum wichtigsten Umsatzträger des
seine Kunden schnell und leicht erreich-
Unternehmens geworden. Dass dieses
bar zu sein, leistete er sich einen Telefon-
Produkt den Namen Bosch bald um die
anschluss, der damals mit 150 Mark
ganze Welt tragen würde, ahnte zu diesem
Jahresmiete noch sehr teuer war. Durch
Zeitpunkt aber noch niemand.
ein Abonnement der Zeitschrift „Central-
Bilder unten von links
nach rechts:
Die erste Werbeanzeige
von Robert Bosch in der
Stuttgarter Tageszeitung
„Der Beobachter“, 1887
Stationärer Benzinmotor
aus den 1890er Jahren
mit einer Bosch-Niederspannungs-Magnetzündung
Funktionszeichnung
der ersten Bosch-Niederspannungs-Magnetzündung mit Abreißgestänge
von 1887
32 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Die zündende Idee
Robert Bosch und der Magnetzünder
von Dieter Schmitt
Voller Stolz schrieb Robert Bosch am 16. März 1900 an seinen Schwager
Eugen Kayser, er plane, ein Haus in Stuttgart zu kaufen und seine erste eigene
Fabrik zu bauen. Dieser Neubau markierte die Wende von der kleinen Stuttgarter
Hinterhofwerkstatt zu einem Industrieunternehmen mit Vertretungen und
Standorten auf der ganzen Welt. Die Basis für den wirtschaftlichen Durchbruch
bildete der Magnetzünder, den Bosch und seine Mitarbeiter so weiterentwickelt
hatten, dass er zum damals besten Zündsystem für Kraftfahrzeuge wurde.
Robert Bosch | 33
Robert Bosch war eher zufällig auf den
Das erste Exemplar eines Bosch-Zünders
Magnetzünder aufmerksam geworden. Ein
lieferte er an den Maschinenbauer
Maschinenbauer hatte ihn gefragt, ob er
Schmehl & Hespelt ins württembergische
ihm nicht einen Magnetzünder nachbauen
Städtchen Möckmühl. Aber Bosch hatte
könne, wie er ihn in Schorndorf gesehen
den Magnetzünder nicht einfach unver-
habe. Robert Bosch nahm die Anregung auf,
ändert nachgebaut, sondern verbessert.
fuhr ins etwa 30 Kilometer von Stuttgart
Statt der anfälligen schweren Stabmagnete
entfernte Schorndorf und studierte den
verwendete er kleinere und stabilere
Apparat dort genau. Die Magnetzündung
U-förmige Magnete. Sie sorgten für eine
diente damals zur Erzeugung eines elek-
stärkere Magnetwirkung und verbesserten
trischen Funkens, mit dem das Gasgemisch
dadurch die Funktionsweise noch zusätz-
in einem stationären Verbrennungsmotor
lich.
zur Explosion gebracht wurde.
In den folgenden Jahren stellte Bosch die
Umsatzträger
Magnetzünder in steigender, aber immer
Der Apparat, den sich Robert Bosch an-
noch relativ kleiner Stückzahl her. 1888
gesehen hatte, war an einem Motor der
lieferte er insgesamt neun Magnetzünder
Gasmotorenfabrik Deutz in Köln angebaut.
aus, ein Jahr später schon 23 Apparate.
Bosch konnte ihn nachbauen, nachdem er
1891 wurden bereits mehr als 100 Magnet-
sich vergewissert hatte, dass der Magnet-
zünder bei Bosch gefertigt. Damit steuerte
zünder patentrechtlich nicht geschützt war.
der Magnetzünder erstmalig über 50 Pro-
Bilder oben von links
nach rechts:
Blick auf das erste
eigene Fabrikgebäude
von Bosch in der
Stuttgarter Hoppenlaustraße, 1936
Robert Bosch brachte
bei der Planung des
Gebäudes seine Ideen
und Vorstellungen in
die Entwürfe des
Architektenbüros
Beisbarth & Früh ein,
1900.
Stolz berichtete Bosch
seinem Schwager
Eugen Kayser vom Kauf
des Wohnhauses in der
Militärstraße 2 B und von
den Überlegungen für
den Fabrikneubau, 1900.
34 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bild links:
Erster Bosch-HochspannungsMagnetzünder, Typ HdH, 1902
Bild rechts:
Für Fahrzeuge wie dieses Dreirad
von Heinle & Wegelin mit Rücksitz
und Anhänger entwickelte Bosch
ein Magnetzündsystem, 1897.
zent zum Umsatz der Werkstätte bei und
Einbau ins Automobil
bildete von nun an die wirtschaftliche Basis
Frederick Richard Simms – ein englischer
für Bosch.
Automobilpionier – schickte 1897 ein
Motordreirad der französischen Firma
Die ersten Magnetzünder von Bosch hatten
De Dion-Bouton nach Stuttgart, um einen
aber einen großen Nachteil, der einen
Magnetzünder einbauen zu lassen. Robert
weiteren Ausbau dieses Geschäftsfeldes
Bosch und sein Meister Arnold Zähringer
zunächst verhinderte: Sie waren aufgrund
hatten den Angaben von Simms, dass der
ihrer Konstruktionsweise nur für langsam
Motor etwa 600 Umdrehungen pro Minute
drehende Stationärmotoren geeignet.
schaffen würde, nicht geglaubt. Sie wollten
Diese waren beispielsweise in Fabriken
sich deshalb selbst Gewissheit verschaffen.
oder Mühlen fest installiert, um dort die
Allerdings wagte nur der damalige Lehrling
Maschinen anzutreiben. Hier spielten die
und spätere Vorstand Max Rall eine erste
Größe und das Gewicht der Motoren kaum
Probefahrt auf dem ungewöhnlich schnellen
eine Rolle. Sie konnten wegen ihrer Größe
Gefährt, die auch prompt in den aufgesta-
auch bei niedriger Drehzahl – in dieser Zeit
pelten leeren Weinfässern der benachbar-
etwa 120 Umdrehungen pro Minute – genü-
ten Weinhandlung Hirsch endete. Eine
gend Kraft entwickeln, um ihren Zweck zu
weitere Testfahrt auf einer Landstraße
erfüllen. In den folgenden Jahren konnte
brachte schließlich die Erkenntnis, dass
die Drehzahl zwar noch auf etwa 200 bis
der Motor etwa 1 800 Umdrehungen pro
300 Umdrehungen in der Minute gesteigert
Minute erreichte.
werden, aber damit waren die technischen
Möglichkeiten dieser Bauart ausgereizt.
Eines war damit klar: Ein Magnetzünder,
Für die kleineren, schnell laufenden Mo-
wie man ihn bisher gebaut hatte, konnte
toren, wie sie in den neuen und modernen
diese Drehzahlen nie erreichen. Doch so
Kraftfahrzeugen – zumeist motorisierte
schnell gaben Bosch und Zähringer nicht
Kutschen, Fahrräder oder Dreiräder –
auf und schließlich hatte Zähringer die
gebraucht wurden, waren diese Magnet-
zündende Idee: Statt des schweren Ankers
zünder nicht geeignet. Denn diese neuen
ließ er eine kleinere Hülse im Magnetzünder
Motoren erreichten Drehzahlen von über
pendeln. Damit hatte er eine verblüffend
1 000 Umdrehungen pro Minute.
einfache Lösung für dieses Problem gefunden.
Robert Bosch | 35
Viele Autofahrer wollten nun statt der
herigen Werkstatt, in der Militärstraße
unsicheren Zündsysteme, die an ihren
(heute Breitscheidstraße). In Briefen an
Autos noch angebaut waren, das neue
seine Freunde schrieb er stolz, dass er
Zündsystem von Bosch haben. Um auch
nun „Hausbesitzer“ sei, und er rechnete
die Kunden außerhalb Deutschlands
ihnen vor, dass sich die Investition wirt-
schnell beliefern zu können, gründete
schaftlich innerhalb weniger Jahre lohnen
Bosch gemeinsam mit Simms 1898 seine
werde. Denn an das Haus schloss sich noch
erste Vertriebsgesellschaft in London für
ein großer Garten an, den er für den Bau
den englischen Markt. Ein Jahr später
eines neuen Werkstattgebäudes nutzen
folgten Vertretungen in Frankreich und
wollte.
Österreich.
Beim Bau der Fabrik setzte Robert Bosch
„Hausbesitzer bin ich“
konsequent seine Ideen um. Er ließ das
Das rasche europaweite Wachstum machte
Gebäude ganz in moderner Eisenbeton-
nun auch größere Investitionen in Stuttgart
Bauweise errichten – das erste seiner Art
möglich und nötig. 1900 kaufte Robert
in Stuttgart. Außerdem achtete Bosch auf
Bosch ein Mietshaus unweit seiner bis-
eine gute Gestaltung der Arbeitsräume.
Bild oben:
Werbung des österreichischen Vertreters
Dénes und Friedmann für
den Bosch-Magnetzünder,
um 1905
Bild unten links:
Französische Werbung
für das Bosch-Licht, ein
System mit Scheinwerfern, Generator, Regelung
und Batterie, 1914
Bild unten rechts:
Probefahrt mit dem
ersten Bosch-Firmenwagen mit Gustav Klein,
Gottlob Honold, Ernst
Ulmer, Arnold Zähringer
(v. l. n. r.), 1907
36 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bilder oben von links
nach rechts:
Robert Bosch bei der
Einweihung der Fabrik
in Paris mit Mitarbeitern
und Geschäftspartnern,
beispielsweise Frederick
Simms (5. v. r.), 1905
Die großen Fenster der Werkstatträume
kehren. Robert Bosch richtete ihm im Hin-
beispielsweise ließen ausreichend Licht
terhof der neuen Fabrik ein Labor ein und
herein, ein ausgeklügeltes Lüftungssystem
beauftragte ihn damit, das anfällige Abreiß-
sorgte für gute Atemluft. Am 1. April 1901
gestänge des Magnetzünders überflüssig zu
zog Bosch mit 45 Mitarbeitern in die neue
machen. Das Gestänge gab häufig Anlass zu
„Elektrotechnische Fabrik Robert Bosch“
Ärger und war zudem sehr aufwendig in der
ein, wie es in großen Buchstaben vertikal
Herstellung, da es an jeden Motor einzeln
Eingangsbereich der
Fabrik in Paris, um 1906
am Treppenhaus des Gebäudes stand.
angepasst werden musste.
Mit Hochspannung
Honold suchte trotz vieler gescheiterter
Am selben Tag kam auch Gottlob Honold
Versuche konsequent nach einer besseren
wieder zurück. Nach seiner Lehrzeit hatte
Lösung. Schließlich entwickelte er einen
er Bosch verlassen, um als Mechaniker bei
Hochspannungs-Magnetzünder, der das
anderen Firmen zu arbeiten. Nach seinem
unzuverlässige Abreißgestänge durch Zünd-
Studium in Stuttgart und dem Militärdienst
kerzen ersetzte. Als er im Dezember 1901
hatte er zufällig seinen ehemaligen Lehr-
den ersten Prototypen präsentierte, war
herrn getroffen, der ihn davon überzeugte,
Robert Bosch beeindruckt: „Damit haben
als Entwickler zur Firma Bosch zurückzu-
Sie den Vogel abgeschossen!“
Gruppenaufnahme
wichtiger Bosch-Mitarbeiter der Anfangsjahre:
Gustav Klein, Gottlob
Honold, Ernst Ulmer und
Hugo Borst (v. l. n. r.),
1906
Robert Bosch | 37
Wachstum weltweit
dierte das Geschäft mit den USA nahezu.
Die Firma wuchs nun rasant. Beide
Um die hohen Einfuhrzölle zu sparen und
Systeme – sowohl der ältere Niederspan-
den Lieferweg zu verkürzen, entschied sich
nungs- als auch der neue Hochspannungs-
Robert Bosch, eine eigene Fertigung in
Magnetzünder – fanden weltweit reißenden
Springfield/Massachusetts aufzubauen.
Absatz. Schon bald platzte das eben erst
Die USA waren innerhalb weniger Jahre
gebaute Fabrikgebäude aus allen Nähten
zum mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt
und Bosch erweiterte das Gelände im
für Bosch geworden.
Stuttgarter Westen stetig. 1905 konnte er
gemeinsam mit seinen wichtigsten Mitar-
Robert Bosch AG
beitern und Geschäftspartnern den zweiten
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im
Fertigungsstandort einweihen: eine Fabrik
Sommer 1914 war für Bosch eine Katastro-
in Paris. Dabei handelte es sich noch um
phe. Die wichtigen Auslandsmärkte fielen
ein Gemeinschaftsprojekt mit Frederick
mit einem Schlag größtenteils weg und
Simms. Doch schon bald wurden die Span-
die meisten Kriegsgegner Deutschlands
nungen zwischen den Partnern größer.
beschlagnahmten das Bosch-Vermögen –
Bosch war zunehmend unzufrieden mit den
neben den materiellen Werten auch die
Geschäftspraktiken des Engländers und
Schutzrechte sowie die Patente und
wollte sich deshalb möglichst schnell von
Marken.
ihm trennen. Er dachte sogar daran, seine
gesamte Firma einschließlich der englischen
Auch persönlich ging der Krieg Robert
und französischen Gemeinschaftsunter-
Bosch sehr nahe. Schon 1912 – die Balkan-
nehmen an Simms zu verkaufen.
krise bedrohte den Frieden in Europa –
hatte er einem Freund geschrieben: „Ich
Für die Verhandlungen stellte Bosch Gustav
bezahle lieber zehn Millionen Mark, wenn
Klein, einen Studienfreund von Honold,
ich dadurch einen Krieg vermeiden kann.“
ein. 1906 trennte sich Bosch endgültig von
Neben die geschäftlichen und politischen
Simms und übernahm den Vertrieb in den
Probleme traten nun zunehmend auch
damals wichtigsten Märkten – England und
private: Die schwere Krankheit des Sohnes
Frankreich – selbst. Jetzt konnte er auch
belastete ihn und seine Ehefrau sehr.
den Sprung über den Atlantik wagen.
Robert Bosch erkrankte selbst und wollte
Mit einer Liste der wichtigsten amerika-
deshalb seine Nachfolge in der Firma
nischen Autofirmen in der Tasche machte
regeln, wozu ihn auch seine wichtigsten
sich Gustav Klein 1906 auf den Weg nach
Mitarbeiter drängten. So entschied er sich,
Amerika. Die Reise Kleins und seiner Beglei-
die Firma in eine Aktiengesellschaft um-
ter glich einem wahren „Triumphzug“, wie
zuwandeln. Robert Bosch übernahm den
Robert Bosch es später beschrieb. Inner-
Vorsitz des Aufsichtrats der Robert Bosch
halb weniger Wochen konnte Klein Aufträge
AG und überließ das operative Geschäft
im Wert von über einer Million Dollar an
zunehmend seinen Vorständen.
Land ziehen. In den folgenden Jahren explo-
Bild unten links:
Camille Jenatzy auf
Mercedes beim GordonBennett-Rennen in Irland,
1903. Der belgische
Rennfahrer stand Pate
für die legendäre BoschWerbefigur „Der rote
Teufel“.
Bild unten rechts:
Plakat für Zündkerzen
mit dem „roten Teufel“,
1913
38 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Jahre des Umbruchs
Rationalisierung, Diversifizierung
und Kooperation
von Christine Siegel
Der Unternehmensgründer Robert Bosch
im Alter von 67 Jahren
Robert Bosch | 39
Die beiden Jahrzehnte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges veränderten
das Unternehmen Bosch stark. Wirtschaftliche Turbulenzen und neue
Rahmenbedingungen weltweit trugen dazu bei, dass sich Bosch unter der
Beibehaltung alter Qualitätsprinzipien mit neuen Erfolgsstrategien auf den
Weg in die Zukunft machte. Fließbandarbeit, Ausweitung der Produktpalette
und internationale Gemeinschaftsunternehmen verhalfen dem Unternehmen
zu einer erfolgreichen Neuausrichtung in einem veränderten Umfeld.
Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren
gerade einen wahren Aufschwung erfuhr,
für Robert Bosch und sein Unternehmen
unternahm Robert Bosch 1921 selbst eine
geprägt von großen Herausforderungen
Reise dorthin. In Buenos Aires legte er den
und persönlichen Schicksalsschlägen. Dazu
Grundstein für ein Verkaufshaus, das über
zählte der Tod des ersten Sohnes Robert
Argentinien hinaus den Verkauf von Bosch-
1921 und der mehrerer enger Mitarbeiter,
Produkten in Südamerika koordinieren
die seit Jahren die erfolgreiche Entwicklung
sollte.
des Unternehmens aktiv mitgestaltet hatten.
Ausweitung der Produktpalette
Bis Mitte der 1920er Jahre beschränkte
Auch die politisch instabile Lage und die
sich die Produktpalette auf Automobilzu-
wirtschaftlichen Turbulenzen belasteten
behör. Dabei hatte Bosch seine Forschung
die Unternehmenslage schwer. Hinzu kam,
und Produktion neben Zündung und Licht
dass sich nach Kriegsende das Fehlen der
auch noch auf andere Bereiche ausgedehnt.
Aufträge aus dem Ausland sehr stark be-
Horn, Batterien, Servobremsen, Scheiben-
merkbar machte – immerhin hatte Bosch
wischer und Winker erweiterten die Familie
den größten Anteil des Umsatzes vor 1914
der Bosch-Produkte. Daneben stieß der
jenseits deutscher Grenzen erwirtschaftet.
Dieselmotor in der Automobilindustrie auf
Die ehemaligen deutschen Kriegsgegner
immer größeres Interesse. Der Dieselkraft-
hatten bis 1918 in ihren Ländern Automobil-
stoff war schwer entzündbar und damit
zulieferindustrien aufgebaut, die auf dem
weniger feuergefährlich als Benzin. Darüber
weltweiten Markt zu ernsten Konkurrenten
hinaus war der Verbrauch niedriger als beim
für Bosch herangewachsen waren.
Benzinmotor. Bosch erkannte diese Chance,
die ersten Prototypen der Einspritzpumpen
Neue Strategien
für Dieselmotoren wurden 1923 und 1924
Auf diese Herausforderungen reagierten
getestet. Ende November 1927 lief das aus-
Robert Bosch und die Führungsriege des
gereifte Produkt serienmäßig vom Band.
Unternehmens mit verschiedenen Ansätzen.
Erster Kunde war M.A.N.
Zur Rückgewinnung der Auslandsmärkte
knüpfte Bosch, wo es möglich war, an
Rationalisierung und Krise
Kontakte zu Geschäftspartnern aus der
Mit der Ausweitung der Produktpalette re-
Vorkriegszeit wieder an. Die Gründung der
agierte Bosch auf den großen Konkurrenz-
Bosch-Dienst-Organisation 1921, mit der
druck durch die im Ausland entstandenen
die Einrichtung weltweiter Servicestationen
Industrien. Um auf dem Markt zu bestehen,
für Kraftfahrzeuge verbunden war, trug
musste jedoch auch die Produktion rationa-
zur Bekanntmachung von Bosch-Produkten
lisiert und damit billiger gemacht werden.
rund um den Erdball bei. Um die Möglich-
So begann ab 1925 auch in Stuttgart die
keiten des südamerikanischen Marktes
Umstellung auf Fließbandarbeit.
zu erkunden, wo die Automobilindustrie
40 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bevor die Maßnahmen aber richtig zum
Kooperation und Lizenzen
Tragen kamen, wurde die Automobilindus-
Rationalisierungsmaßnahmen waren nur
trie von einer schweren Krise erschüttert.
ein Mittel, mit dem Robert Bosch und die
Der Umsatz ging von 1925 bis 1926 mit
Führung des Unternehmens den konjunktu-
35 Prozent dramatisch zurück. Viele Mit-
rellen Schwankungen und dem Wettbe-
arbeiter mussten entlassen werden und
werbsdruck entgegentreten wollten. Eine
in den Werken wurde nur noch an drei
weitere Möglichkeit lag in der Diversifizie-
Tagen in der Woche gearbeitet. Die Ratio-
rung des Produktspektrums in Bereiche
nalisierungsmaßnahmen betrafen auch die
außerhalb des Kraftfahrzeugmarktes. Bosch
höchste Führungsebene. Die Zahl der Vor-
selbst schrieb 1927: „Wir selber suchen
standsmitglieder der AG wurde von elf auf
möglichst von den Automobilsachen weg-
drei Vorstände und drei Stellvertreter redu-
zukommen oder, genauer gesagt, noch
ziert. Mit der Umgestaltung des Vorstands
andere Eisen ins Feuer zu kriegen.“
legte Robert Bosch die Leitung des Unter-
Arbeiterinnen bei der
Fließbandproduktion
von Zündkerzen, 1925
nehmens in die Hände eines Führungs-
Mit mehreren Firmenübernahmen und
gremiums mit Hans Walz (kaufmännische
der Einrichtung neuer Produktionszweige
Angelegenheiten), Hermann Fellmeth (tech-
veränderte die damalige Robert Bosch AG
nische Angelegenheiten) und Karl Martell
ihre Struktur innerhalb weniger Jahre vom
Wild (Verkauf und Personal). Sie sollten
Automobilzulieferer zum Elektrokonzern.
die damalige Robert Bosch AG als Unter-
Den Anfang markierte die Haarschneide-
nehmer in seinem Sinne weiterführen.
maschine Forfex, ein Elektrowerkzeug mit
Bosch selbst fühlte sich aufgrund gesund-
Motor im Handgriff, das zum Vorläufer von
heitlicher Probleme dazu nicht mehr in der
Bohrmaschinen und Bohrhämmern wurde.
Lage, wollte dem Führungsgremium aber
1933 kam der erste Bosch-Kühlschrank
mit Rat und Tat zur Seite stehen.
auf den Markt und mit der Übernahme
Robert Bosch | 41
der Gasgerätefabrikation von Junkers stieg
Mitte der 1930er Jahre war das Unterneh-
Bosch 1932 in den Thermotechnikbereich
men wirtschaftlich auf Erfolgskurs, doch
ein. Weitere Zukäufe tätigte das Unterneh-
der Druck der nationalsozialistischen Dikta-
men in den Bereichen Radio, Fernsehen
tur lastete schwer auf Robert Bosch. Die
sowie Film- und Kameratechnik.
Diskriminierung jüdischer Mitbürger und
die Furcht vor einem neuen Krieg mit dem
Um im internationalen Wettbewerb zu be-
damit verbundenen erneuten Verlust der
stehen, setzte die Unternehmensführung
Auslandsmärkte alarmierten nicht nur den
bei Bosch neben Rationalisierung und
Unternehmensgründer selbst, sondern
Diversifizierung auch auf die Zusammen-
auch die Unternehmensführung. Mit Hans
arbeit mit den Wettbewerbern innerhalb
Walz hatte Robert Bosch einen würdigen
und außerhalb Deutschlands. 1924 fusio-
Nachfolger gefunden, der das Unternehmen
nierte Bosch mit der Stuttgarter Firma
in seinem Sinne weiterführte. Walz war
Eisemann, die annähernd die gleichen
nach 1926 mehr und mehr in die Rolle des
Produkte herstellte. Vier Jahre später,
eigentlichen Unternehmensführers und
1928, begann das Gemeinschaftsunter-
Nachfolgers hineingewachsen. Robert
nehmen Lavalette-Bosch in der Nähe von
Bosch schrieb 1940 in einem Brief an ihn:
Paris mit der Produktion. 1931 liefen in
„Was wäre aus der Firma, was wäre aus
London die ersten C.A.V.-Bosch-Produkte
mir geworden, wenn Sie in den letzten
vom Band. C.A.V. war eine Tochtergesell-
zwanzig Jahren nicht gewesen wären!“
schaft des britischen Bosch-Wettbewerbers
Joseph Lucas Ltd. Die MABO, eine deutsch-
Nach Ausbruch des Krieges zog sich
italienische Zusammenarbeit, komplettierte
Robert Bosch noch mehr aus dem Unter-
1935 die Gründungswelle der europäischen
nehmen zurück. Die immer weiter zuneh-
Bosch-Gemeinschaftsunternehmen, die
mende Rüstungsproduktion, den massiven
neben dem Wettbewerbsdruck auch hohe
Einsatz von Zwangsarbeitern und die
Importzölle zu umgehen halfen. Ebenfalls
Zerstörung seiner Werke durch alliierte
wegen der hohen Zölle vergab Bosch in
Bomben nach seinem Tod 1942 musste
Japan, Australien und Argentinien Ferti-
er sich nicht mehr mitansehen. „Das war
gungslizenzen an einheimische Firmen
Gnade“, schreibt sein Biograf Theodor
für den Nachbau von Bosch-Produkten.
Heuss.
Durch die Aufnahme
neuer Produktbereiche
wandelte sich das Unternehmen Bosch zu Beginn
der 1930er Jahre vom
Automobilzulieferer zum
Elektrokonzern.
42 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
„Mit-Arbeiter“ statt Lohnempfänger
Der Arbeitgeber Robert Bosch
von Christine Siegel
Robert Bosch legte großen Wert darauf, seine Mitarbeiter ihren Fähigkeiten
entsprechend einzusetzen und Potenziale zu fördern. Als sozial denkender
Unternehmer sorgte er nicht nur für eine optimale berufliche Förderung,
sondern auch für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen
seiner Beschäftigten. Dies brachte ihm den Namen „Vater Bosch“ ein.
Robert Bosch | 43
Als Robert Bosch 1886 mit zunächst nur
der schon im darauffolgenden Jahr Meister
zwei Mitarbeitern in seine erste kleine
in der Versuchswerkstätte wurde und als
Werkstatt in der Rotebühlstraße in Stuttgart
enger Mitarbeiter von Gottlob Honold an
einzog, geschah dies unter den neugierigen
der Verbesserung der Zündkerze und ihrem
Augen eines vierjährigen Jungen, der mit
Einsatz in Rennwagen und Flugzeugen
seinen Eltern im selben Haus wohnte. Dem
arbeitete.
kleinen Otto Fischer entging nichts: Voller
Staunen sah er, wie der junge Mann mit
Verantwortung zahlt sich aus
Vollbart auf einem neumodischen Fahrrad
Robert Bosch legte immer Wert auf den
zu seinen Kunden fuhr, und aufmerksam
direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitern.
schaute er den Mechanikern bei ihrer Arbeit
Sie sollten nicht nur Lohnempfänger sein,
zu. Dies beeindruckte ihn offensichtlich
sondern sich als Teil des Ganzen betrachten
so nachhaltig, dass er sich später für eine
und in die Unternehmensabläufe eingebun-
Mechanikerlehre entschied.
den sein: „Es war ferner bei mir ständiger
Grundsatz, mir willige Mitarbeiter heranzu-
Die Lehr- und Gesellenjahre absolvierte
ziehen, und zwar dadurch, dass ich jeden
Otto Fischer mit Bravour und nahm schließ-
möglichst weit selbstständig arbeiten ließ,
lich 1905 in der Firma Robert Bosch eine
ihm dabei aber auch die entsprechende Ver-
Stelle an. Da er an der Einstellung nicht
antwortung auferlegte.“ Die Bereitschaft,
persönlich beteiligt war, wusste Robert
Verantwortung zu übernehmen, zahlte sich
Bosch nichts von seinem neuen Mitarbeiter.
letztlich auch finanziell aus. Die Beschäftig-
Als er bei einem zufälligen Zusammentref-
ten von Bosch erhielten vergleichsweise
fen mit Otto Fischer von dessen Einstellung
hohe Löhne. Dieses Wechselspiel brachte
erfuhr, besuchte er diesen gleich am nächs-
Robert Bosch 1931 in einem Aufsatz auf
ten Tag an seinem Arbeitsplatz in der Ver-
den Punkt: „Ich zahle nicht gute Löhne,
suchswerkstätte. Wohlwollend begleitete
weil ich viel Geld habe, sondern ich habe
er nun den jungen talentierten Mechaniker,
viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“
Bild links:
Mitarbeiter der
EinspritzpumpenVersuchsabteilung
auf der Ladefläche
eines Benz-Lkw im
Stuttgarter Werk mit
Robert Bosch (vorn),
1926
Bilder unten:
Der Leiter des Zündkerzenwerkes in Feuerbach,
Paul Grundler (links),
führt Robert Bosch durch
die Produktion, 1941.
44 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bilder oben von links
nach rechts:
Zufälliges Zusammentreffen: Mitarbeiter des
Bosch-Lichtwerkes trafen
bei ihrem Betriebsausflug
nach Ulm auf den Unternehmensgründer Robert
Bosch, 1936.
Dieser Verantwortung mussten die Mitar-
Motivation und Identifikation
beiter aber auch in allen Bereichen gerecht
Vorbildliche Arbeitsbedingungen sowie
werden. Robert Bosch konnte als ökono-
ein gutes Arbeitsklima kennzeichneten das
misch wirtschaftender Unternehmer emp-
Unternehmen seit seinen Anfängen. Robert
findlich auf Unordnung am Arbeitsplatz
Bosch wusste genau, dass die Motivation
oder mangelnde Qualität der Erzeugnisse
seiner Mitarbeiter von diesen Faktoren
reagieren. In den ersten Jahren im neuen
abhängig war, die somit letztendlich auch
Fabrikgebäude machte das folgende geflü-
Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des
Motivation für die Mitarbeiter: innerbetriebliche
Werbung mit Zitaten von
Robert Bosch, 1943
gelte Wort die Runde: „Hast du den Vater
Unternehmens hatten. Als einer der ersten
heute schon gesehen?“ – „Nein, aber ge-
Unternehmer führte er bereits 1906 den
hört.“ Doch in der Titulierung „Vater“ wird
Achtstundentag ein. Aber nicht nur aus
auch eine andere Facette des Unternehmers
sozialer Fürsorge heraus, sondern auch aus
deutlich, nämlich die Fürsorgepflicht des
wirtschaftlichen Gründen: Die Mitarbeiter
Arbeitgebers, die Robert Bosch besonders
arbeiteten effektiver und motivierter und
ernst nahm. In seinem unternehmerischen
bewältigten dasselbe Arbeitspensum in
Handeln war ihm stets bewusst, dass immer
kürzerer Zeit. Darüber hinaus konnte auch
mehr Mitarbeiter vom Schicksal seines
das Zweischichtsystem eingeführt werden.
Unternehmens abhängig waren. Dies wurde
vor allem in Krisenzeiten für den Menschen
Auch die 13 Jahre später erstmals erschei-
Robert Bosch zu einer Belastung. Als sich
nende Mitarbeiterzeitung „Bosch-Zünder“
das Werk immer weiter zum industriellen
sollte die Motivation für die Arbeit und
Großbetrieb entwickelte und der persönli-
die Identifikation mit dem Unternehmen
che Kontakt zum einzelnen Beschäftigten
bei den Mitarbeitern fördern. In der ersten
nicht mehr möglich war, traten an die Stelle
Ausgabe vom 15. März 1919 hieß es:
der persönlichen Fürsorge des Unterneh-
„Entsprungen ist er [der „Bosch-Zünder“]
mensgründers umfassende innerbetriebli-
dem Wunsch, die Angehörigen unseres
che soziale Leistungen.
Hauses mehr als früher teilnehmen zu
lassen an dem Leben und Schicksal, den
Sorgen und Hoffnungen des Unternehmens,
dem sie sich anvertraut haben, dem sie
Robert Bosch | 45
Zum 50-jährigen
Jubiläum des Unternehmens fand 1936
ein Festzug statt,
an dem sich alle Mitarbeiter beteiligten.
ihre Arbeitskraft, ihr Wissen und Können
führte dazu, dass mehr Spezialisten und
widmen und dessen Zukunft auch die ihrige
weniger „Allrounder“ die immer gleiche
ist.“ Dies ist auch heute noch die primäre
Aufgabe erledigten. Damit Lehrlinge aber
Aufgabe der Mitarbeiterzeitung, die inzwi-
nach wie vor in allen Bereichen ausgebildet
schen in neun Sprachen erscheint.
wurden, zog Bosch die jungen Leute in der
neu geschaffenen Lehrlingsabteilung zusam-
Doch die sozialen Leistungen schlossen
men. Auf die Stellenausschreibung für den
nicht nur aktive Mitarbeiter ein. Rückwir-
neuen Leiter der Lehrlingswerkstatt mel-
kend zum 1. Januar 1927 führte das Unter-
dete sich unter anderem ein alter Bekannter
nehmen 1929 mit der Bosch-Hilfe eine
von Robert Bosch, den er während seiner
Alters- und Hinterbliebenenversicherung
Wanderjahre kennen- und schätzen gelernt
ein, die die Arbeitnehmer und ihre Ange-
hatte: August Utzinger. Er erwies sich als
hörigen absichern sollte. Die Gründung
Glücksgriff für die neue Abteilung.
der Bosch-Hilfe e. V. markierte den Beginn
der betrieblich gewährleisteten Altersver-
Nicht nur bei Utzinger, auch bei vielen
sorgung im Unternehmen.
anderen engen Mitarbeitern hatte Robert
Bosch eine „glückliche Hand“ bewiesen.
Glückliche Wahl
Gemeinsam mit Menschen wie Gottlob
Die Fürsorge für seine Mitarbeiter veran-
Honold, der als Kopf der Entwicklungs-
lasste Robert Bosch 1913 auch dazu, eine
abteilung hinter zahlreichen technischen
eigenständige Lehrlingsabteilung einzurich-
Innovationen steckte, oder Gustav Klein,
ten. Bosch selbst war mit seiner eigenen
der die Internationalisierung erfolgreich
Ausbildung und dem Engagement seines
vorantrieb, formte Robert Bosch ein erfolg-
Lehrherrn sehr unzufrieden gewesen und
reiches Industrieunternehmen mit Mitarbei-
wollte es in seinem eigenen Betrieb besser
tern, die sich in der Tradition des Gründers
machen. Im kleinen Handwerksbetrieb der
auch heute noch als „Mit-Arbeiter“ und
Anfangsjahre beschäftigte er immer nur
nicht nur als Lohnempfänger und Ange-
zwei Lehrlinge gleichzeitig und legte Wert
stellte verstehen.
auf eine umfassende Ausbildung. Die zunehmende Rationalisierung der Arbeitsprozesse
46 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Der Visionär
Wegweisend: Robert Bosch
(3. v. l.) bei der Einweihung
des Robert-Bosch-Krankenhauses, 1940
Robert Bosch | 47
48 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bildung und Gesundheit
Das gemeinnützige Engagement
von Robert Bosch
von Dr. Sabine Lutz
Unabhängigkeit, Familientradition und die frühe Beschäftigung mit sozialen
Fragen seiner Zeit waren die Wurzeln des gemeinnützigen Engagements von
Robert Bosch. Er wusste aber auch, dass nur ein profitables Unternehmen
die Basis dafür sein konnte, seine Auffassung von gesellschaftlicher Verantwortung in die Tat umzusetzen. Er verstand sich nicht als Mäzen, sondern
als „sozial denkender Geschäftsmann“.
Robert Bosch | 49
In den Richtlinien für seine Testamentsvoll-
Bosch kümmerte sich nicht nur um die
strecker formulierte Robert Bosch 1935 die
Unterbringung Verwundeter, sondern auch
Zielsetzung seiner gemeinnützigen Aktivitä-
um die Wohnsituation von Arbeiterfamilien.
ten: „Meine Absicht geht dahin, neben der
Diese lebten meist in qualvoller Enge und
Linderung von allerhand Not, vor allem auf
unter unwürdigen Bedingungen, weil der
die Hebung der sittlichen, gesundheitlichen
allgemeine Mangel an Wohnungen Miet-
und geistigen Kräfte des Volkes hinzuwir-
preise mit sich brachte, die eine Arbeiter-
ken.“
familie kaum bezahlen konnte. Das Ziel
des gemeinnützigen Schwäbischen Sied-
„Linderung von allerhand Not“
lungsvereins war es, den Bau bezahlbarer
Die Bereitschaft von Robert Bosch, mit
Wohnungen zu fördern. Zu dessen Grün-
großzügigen Spenden in Notlagen zu helfen,
dungsvermögen von 1,5 Millionen Mark
wird insbesondere im Zusammenhang mit
hatte Robert Bosch 1915 eine Million bei-
dem Ersten Weltkrieg deutlich. Gleich im
getragen.
ersten Kriegsjahr spendete er der Stadt
Stuttgart über 400 000 Mark, die vor allem
Angesichts der Not und des Leids infolge
Kriegswaisen zugutekamen. Als dringend
des Krieges wollte Bosch von den Einnah-
nach einem Platz für ein Lazarett gesucht
men aus den Rüstungsaufträgen nicht
wurde, stellte er Hallen im neu erbauten
profitieren. So kam es zur Gründung seiner
Lichtwerk in Feuerbach bei Stuttgart zur
größten Stiftung: „Als nun der Krieg und
Verfügung. Erst zwei Jahre nach der Fertig-
mit ihm die Kriegslieferungen kamen, […]
stellung des Baus wurden dort schließlich
drückte mich der Verdienst, den ich machte,
Lichtmaschinen montiert.
Bild ganz links:
Blick in ein Patientenzimmer des RobertBosch-Krankenhauses.
Auf dem Balkon steht
Robert Bosch (rechts),
1940.
Bild oben links:
Robert Bosch bei seiner
Rede anlässlich der
Einweihung des RobertBosch-Krankenhauses,
1940
Bild oben rechts:
Bau des Neckarkanals
bei Heilbronn, 1932
Foto: ullsteinbild
50 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
während andere ihr Leben einbüßten.
förderte er hauptsächlich die heutige
Ich fasste Ende 1916 den Entschluss,
Universität Stuttgart. Er hatte persönlich
meinen Kriegsgewinn zu einer Stiftung für
wie auch als Unternehmer erfahren, wie
die Erbauung des Neckarkanals zu verwen-
wichtig es war, technisch versierten Nach-
den.“ Die Kanalisierung des Neckars, die
wuchs auszubilden. 1910 errichtete er
den Schiffsverkehr verbessern sollte, war
seine erste große Stiftung; mit einem Ver-
ein lang gehegter Plan der Stadt Stuttgart,
mögen von zehn Millionen Mark wurden
der wegen fehlender Finanzmittel bislang
Forschung und Lehre an der damaligen
nicht umgesetzt worden war. Robert Bosch
Technischen Hochschule großzügig geför-
brachte 20 Millionen Mark in diese Stiftung
dert. An der Entstehung der „Vereinigung
ein. Für den Neckarkanal, mit dessen Bau
der Freunde der Technischen Hochschule“
nach Kriegsende begonnen werden sollte,
1923 war Bosch maßgeblich beteiligt. Er
waren 13 Millionen Mark vorgesehen; die
stellte den Grundstock zur Verfügung und
Zinserträge aus dem gesamten Stiftungs-
übernahm den Vorsitz.
vermögen erhielt die Stadtverwaltung für
soziale Notfälle.
Nicht nur die Rahmenbedingungen an
den Hochschulen waren ihm wichtig, son-
„Hebung der geistigen Kräfte“
dern auch begabten Schülern ein Studium
Bildung war für Robert Bosch zeitlebens
zu ermöglichen. Dafür gründete er 1916
ein zentrales Anliegen, das deshalb einen
den Verein „Förderung der Begabten“,
Schwerpunkt seiner Stiftertätigkeit aus-
den er mit zwei Millionen Mark ausstattete.
machte. Sein Interesse galt sowohl der
Ab 1932 trug er die Kosten für die Markel-
Schul- und Hochschulbildung als auch
Stiftung, die Stipendien für Begabte vergab
der Berufsausbildung und Erwachsenen-
und mit dem Tod ihres Gründers ihre finan-
bildung. Im Bereich der Hochschule
zielle Basis eingebüßt hatte.
Bild links:
Verwundete und Pflegepersonal des im BoschLichtwerk in Feuerbach
eingerichteten Lazaretts,
1915
Robert Bosch | 51
Neben Hochschul- und Begabtenförderung
„Hebung der gesundheitlichen Kräfte“
legte Bosch besonderes Augenmerk auf
Im Gesundheitswesen widmete sich Robert
den Ausbau der Erwachsenenbildung.
Bosch der Förderung der Homöopathie. Die
Er unterstützte deshalb den Stuttgarter
Errichtung eines homöopathischen Kranken-
„Verein zur Förderung der Volksbildung“,
hauses war ein lang gehegter Wunsch. Be-
mit dessen Geschäftsführer Theodor
reits 1915 und 1916 stellte er insgesamt
Bäuerle er befreundet war. Der Verein war
fast drei Millionen Mark für diesen Zweck
ein Vorreiter auf diesem Gebiet und unter
zur Verfügung. Sein 75. Geburtstag und
anderem Träger der neuen Stuttgarter
das 50-jährige Firmenjubiläum waren 1936
Volkshochschule. Für Robert Bosch bedeu-
doppelter Anlass für eine weitere Stiftung
tete Bildung nicht das pure Anhäufen von
von 5,5 Millionen Mark für die Errichtung
Wissen, sondern auch die Fähigkeit, „poli-
des Krankenhauses. Mit der Eröffnung des
tisch richtig zu handeln und Irrlehren als
Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses
solche zu erkennen“. Gerade in der poli-
1940, zwei Jahre vor seinem Tod, erreich-
tisch instabilen Zeit der Weimarer Republik
ten die gemeinnützigen Aktivitäten von
war es ihm wichtig, einen Beitrag dazu zu
Robert Bosch zu seinen Lebzeiten ihren
leisten, dass die Menschen ein demokrati-
Höhepunkt.
sches Grundverständnis entwickelten unter
der „Anerkennung des Rechtes und des
Aber er sorgte auch dafür, dass sie fort-
Wertes anderer“. Diese Einstellung war
gesetzt wurden. Ausdruck seines letzten
auch der Grund für die Unterstützung
Willens ist die 1964 gegründete Robert
der Hochschule für Politik, die Friedrich
Bosch Stiftung GmbH, die seine gemein-
Naumann leitete, und die von Matthias
nützigen Bestrebungen in den Bereichen
Erzberger gegründeten Deutschen Liga
Wissenschaft, Gesundheit, Völkerverständi-
für den Völkerbund.
gung und Bildung in zeitgemäßer Form
weiterführt.
Bild links:
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Marianne
Weber, 1967. Frau Weber
war eine enge Mitarbeiterin
von Theodor Bäuerle,
dessen „Verein zur Förderung der Volksbildung“ von
Robert Bosch stark unterstützt wurde.
Bild rechts:
Ernennungsurkunde zum
Ehrendoktor, Ehrensenator
und Ehrenbürger der
Technischen Hochschule
Stuttgart für Robert Bosch,
1941
52 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Die heilende Kraft der Natur
Homöopath und Lebensreformer
von Prof. Dr. Robert Jütte
Robert Boschs Förderung alternativer Heilverfahren hatte ein lebensreformerisches Element, das auch in seiner Bevorzugung von Wollkleidung
zum Ausdruck kam. In Fragen von Gesundheit und Krankheit war Bosch nicht
dogmatisch. Er war zwar ein großer Befürworter der Homöopathie, akzeptierte
aber auch andere Heilverfahren, selbst schulmedizinische Therapien. Von
diesem Engagement zeugen heute noch das Robert-Bosch-Krankenhaus und
das Institut für Geschichte der Medizin.
Am 22. September 1941 beschloss der
Prof. Dr. Gustav Jäger
(1832 – 1917) in Wollkleidung
Stuttgarter Gemeinderat, dem Ehrenbürger
Robert Bosch zum 80. Geburtstag für
„bleibende Verdienste […] um die homöopathische Wissenschaft, das biologische
Heilwesen und damit um die Förderung und
Hebung der Volksgesundheit“ ein Anwesen
zu schenken. Auf dem Grundstück sollte
ein Museum entstehen, „in dem das Werk
des Paracelsus und der großen Männer
der biologischen Heilkunde zu lebendiger
Darstellung kommt“. Aus demselben Anlass verlieh ihm die Medizinische Fakultät
der Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde.
Gegensätzlicher hätten diese Ehrungen
kaum ausfallen können, denn einerseits
wurde Robert Bosch für seine Verdienste
um die „alternative Medizin“ geehrt, andererseits zollte ihm auch die Schulmedizin
Anerkennung. Wie passt das zusammen?
Robert Bosch | 53
Entwurfszeichnung
des homöopathischen
Krankenhauses in
Stuttgart, 1914
Die Antwort darauf könnte ein Wort des
Mit seiner kritischen Haltung gegenüber
Historikers Golo Mann liefern, der einmal
der schulmedizinischen Arzneimittelthera-
gesagt hat, dass die „Werkstatt des einzel-
pie stand Robert Bosch damals nicht allein
nen, lebendigen Geistes“ kein Schulbuch
da. Noch im zweiten Drittel des 19. Jahr-
sei und daher manches zusammenhausen
hunderts gab es nur wenige Therapien, die
müsse, „was sich zu schlagen scheint“.
wir auch heute noch als wirksam einschät-
Doch darüber hinaus stellt sich die grund-
zen würden, wie beispielsweise Chinin bei
sätzliche Frage, was einen Industriellen
fieberhaften Erkrankungen. So überrascht
wie Robert Bosch dazu brachte, sich auf
es nicht, dass die medizinkritischen Bewe-
einem Gebiet zu betätigen, das damals
gungen damals Hunderttausende Anhänger
keinen Bezug zu seiner Firma hatte. Wie
hatten.
so häufig ist der entscheidende Grund in
der familiären Sozialisation zu suchen.
Als Robert Bosch 1883/84 Vorlesungen
an der Technischen Hochschule in
Im Einklang mit der Natur
Stuttgart besuchte, beeindruckte ihn
In seinen „Lebenserinnerungen“ schreibt
nicht ein Elektrotechniker, sondern ein
Robert Bosch: „Schon mein Vater war
Mediziner am meisten: Prof. Dr. Gustav
Anhänger der Homöopathie. Ich bin vom
Jäger (1832 – 1917). Aufgrund langjähriger
Knabenalter an nie anders als homöopa-
Forschungen war Jäger zu der Ansicht
thisch behandelt worden. Ich bin gegen
gelangt, dass Wolle für die menschliche
irgendwelche Arzneimittel sehr empfindlich
Haut verträglicher sei als pflanzliche Fasern.
und habe die Erfahrung gemacht, dass mich
Die von ihm propagierte „Normalkleidung
homöopathische Arzneimittel auch in 1 000-
für Herren“ bestand aus luftdurchlässiger
facher Verdünnung stark beeinflussen.“
Tierwolle. Durch Jäger wurde Bosch auch
54 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bild oben links:
Patientin im Stanger-Bad,
um 1940
mit den Ansichten der Lebensreformbe-
Ein homöopathisches Krankenhaus
wegung bekannt. Deren Leitspruch lautete:
In Fragen von Gesundheit und Krankheit
„Zurück zur Natur!“ Ihre Vertreter warben
war Robert Bosch, wenngleich ihm das
Bild oben rechts:
Mitarbeiterin im Labor
des Robert-BoschKrankenhauses, um 1940
nicht nur für Naturheilverfahren, sondern
gelegentlich nachgesagt wurde, kein Dog-
auch für eine naturnahe Lebensweise, für
matiker. Er hielt zwar viel von der Homöopa-
eine Verbindung einer modernen mit einer
thie, ließ aber auch andere Heilverfahren,
„natürlichen“ Landwirtschaft sowie für
selbst schulmedizinische Therapien, gelten.
eine fleischlose Ernährung, um auf diese
In seinen „Lebenserinnerungen“ findet sich
Weise die aus ihrer Sicht negativen Folgen
dazu der Satz: „Wenn ich nun noch sage,
der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
dass ich auch der Homöopathie viel zu
Veränderungen im 19. Jahrhundert zu be-
verdanken habe, so will ich damit nicht
seitigen. Robert Bosch wurde, wie sein
sagen, dass ich der Ansicht sei, man soll
späterer Hausarzt Hermann Göhrum
nur mit Homöopathie heilen.“
(1861 – 1945), dem der Firmengründer
erstmals 1890 auf einem Gustav-Jäger-
Aber die Dankbarkeit gegenüber der
Abend begegnete, schon früh ein „Wolle-
Homöopathie bestimmte Boschs Mäzena-
ner“. Er trug mit Vorliebe Reformkleidung.
tentum. Für ein homöopathisches Kranken-
Robert Boschs Naturbegeisterung hatte
haus, das unweit von seinem Domizil, dem
also durchaus ein lebensreformerisches
späteren Robert-Bosch-Haus, entstehen
Element. So lag ihm auch viel daran, in
sollte, spendete er 1915 insgesamt drei
seinen Fabrikgebäuden für ausreichende
Millionen Mark. Doch der Kriegsverlauf
Belüftung und gute Lichtverhältnisse zu
verhinderte den Bau. Als man 1920 ein
sorgen.
homöopathisches „Aushilfskrankenhaus“
Robert Bosch | 55
in der Marienstraße einrichtete, weil an
nicht nur für die praktische Anwendung der
einen Neubau angesichts der wirtschaftli-
Homöopathie in Verbindung mit anderen
chen Krise nicht zu denken war, sprang
komplementärmedizinischen Therapierich-
Robert Bosch – wie schon zuvor bei der
tungen (zum Beispiel Bircher-Diät, Hydro-
Einrichtung eines homöopathischen Kriegs-
therapie), sondern auch für die Geschichte
lazaretts – wiederum mit einer Spende als
der Naturheilkunde im Allgemeinen und der
Helfer in der Not ein. Erst im April 1940
Homöopathie im Besonderen. 1926 erwarb
konnte er seinen lang gehegten Plan ver-
Bosch die wertvolle homöopathiegeschicht-
wirklichen, ein eigenes homöopathisches
liche Sammlung des Stuttgarter Arztes
Krankenhaus zu eröffnen: das nach ihm
Richard Haehl (1873 – 1932). Zusammen
benannte Robert-Bosch-Krankenhaus in
mit der Paracelsus-Bibliothek, an deren
Stuttgart.
Finanzierung Robert Bosch maßgeblich
beteiligt war, sollte diese Sammlung den
Bereits 1925 hatte Robert Bosch einen
Grundstein für ein Museum zur Geschichte
medizinischen Verlag gegründet, den
der biologischen Heilkunst bilden. Doch
Hippokrates-Verlag, der „keiner medizini-
diesen Plan vereitelte der Zweite Weltkrieg.
schen Schule allein zur Verfügung stehen
Heute befinden sich beide Sammlungen
sollte“. Ziel war es, den Dialog zwischen
im Institut für Geschichte der Medizin
Schulmedizin und Alternativmedizin zu
der Robert Bosch Stiftung und sind somit
fördern. Bosch interessierte sich jedoch
der Stuttgarter Öffentlichkeit zugänglich.
Blick in Richard Haehls privates
Hahnemannmuseum, 1922
Robert Bosch in der Apotheke des
Robert-Bosch-Krankenhauses, 1940
56 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Liberaler Demokrat
mit sozialer Verantwortung
Robert Bosch und die Politik
von Prof. Dr. Joachim Rogall
Sein liberales Elternhaus sowie die Lehr- und Wanderjahre, unter anderem
in den USA, ließen Robert Bosch zum sozialen Unternehmer werden. Nach dem
Ersten Weltkrieg engagierte er sich als Pazifist und Europäer vor allem in der
Aussöhnung mit Frankreich. Als Gegner des Nationalsozialismus überschattete
die Einbeziehung des Bosch-Konzerns in die Aufrüstungs- und Kriegspolitik
des Dritten Reiches seine letzten Lebensjahre. Bosch und seine leitenden Mitarbeiter förderten den Widerstand gegen das Regime und beteiligten sich an
der Rettung jüdischer Mitarbeiter und anderer Verfolgter.
Robert Boschs politische Haltung wurde
In dieser Zeit reifte in Bosch, der die wirt-
bereits durch sein liberales Elternhaus
schaftlichen Thesen von Marx und Engels
geprägt. Sein Vater Servatius war ein
allerdings nicht überzeugend fand, seine
überzeugter Demokrat. Gefestigt wurde
Vision eines sozialen Unternehmers.
diese familiäre Einstellung durch Boschs
„Wanderjahre“, insbesondere durch den
Robert Bosch trat zunächst nicht dem 1907
Aufenthalt in den USA 1884 bis 1885.
gegründeten Verband Württembergischer
Aber selbst im „Mutterland der Demokratie“
Metallindustrieller bei, einer Interessenge-
fehlte ihm „der Eckstein der Gerechtigkeit:
meinschaft regionaler Unternehmer. Diese
die Gleichheit vor dem Gesetz“.
selbst gewählte Distanz, seine bekannten
sozialistischen Sympathien, die überdurch-
Nach seiner Rückkehr und der Gründung
schnittlich hohen Löhne, die er zahlte,
des eigenen Betriebs pflegte Bosch einige
sowie die innerbetrieblichen Sozialleistun-
Zeit enge nachbarschaftliche Kontakte
gen brachten ihm bei anderen Unterneh-
zu dem Sozialdemokraten Karl Kautsky.
mern rasch den Beinamen „der rote Bosch“
ein.
Robert Bosch | 57
Mit dem rasanten Wachstum seiner Firma
Motor der deutsch-französischen
wurde es aber immer schwieriger, den
Verständigung
Spagat zwischen der wirtschaftlichen
Mehr noch als zuvor setzte Robert Bosch
Verantwortung als Großunternehmer und
sich nun mit seiner Rolle als Unternehmer
seinen sozialen Visionen zu meistern.
und Mensch in der Verantwortung für das
Ausgerechnet beim „roten Bosch“ kam es
Allgemeinwohl auseinander und begann,
1913 zu einem Streik. Der Unternehmens-
sich stärker als bisher sozial, aber auch
gründer schreibt in seinen Erinnerungen:
politisch in der Gesellschaft zu engagieren.
„Der Unternehmer mit sozialem Verständnis
Er war aus tiefstem Herzen Pazifist. Der
störte ja nur. Man hetzte zwar von links
Verlust enger Freunde und Mitarbeiter,
nach rechts, man hetzte auch von rechts
die im Krieg gefallen waren, und der tiefe
nach links, man hetzte aber von beiden
Graben, den der Krieg insbesondere zwi-
Seiten gegen die Mitte, und das war ich.“
schen Deutschen und Franzosen aufgerissen hatte, ließen Bosch zum überzeugten
Motor der Völkerverständigung werden.
Robert Bosch
im Gespräch mit
Leo Hausleiter,
Redakteur der
Münchner Illustrierten
Zeitung, 1932
58 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Robert Bosch bei einem
Treffen mit französischen
und deutschen Veteranen
aus dem Ersten Weltkrieg
in Stuttgart, 1935
Er trat der Deutschen Sektion des Komitees
Grafen Richard Coudenhove-Kalergi von
für deutsch-französische Verständigung bei
einem paneuropäischen Staatenbund.
und lud 1935 deutsche und französische
Coudenhove-Kalergi seinerseits bezeich-
Kriegsveteranen unter dem Motto „Pioniere
nete Bosch als „Paneuropäer nicht aus
des Friedens – Pionniers de la Paix“ nach
wirtschaftlichen, sondern aus moralischen
Stuttgart ein.
Gründen, [...] nicht um besser exportieren
zu können, sondern um Europa vor neuen
Nach dem Ende der deutschen Monarchie
Kriegen zu sichern“.
sah Robert Bosch seine Aufgabe darin,
die junge Weimarer Republik gegen ihre
Außerdem unterstützte Robert Bosch die
zahlreichen innenpolitischen Gegner zu
Reformideen des Nationalliberalen Friedrich
unterstützen. Den Schlüssel dazu sah er in
Naumann, insbesondere dessen Deutsche
der Förderung von Volkswohlfahrt, Erwach-
Hochschule für Politik, die frei von staatli-
senenbildung und Völkerverständigung.
chem Einfluss im Zusammenwirken von
So unterstützte er auch die Visionen des
Wissenschaftlern und Praktikern politische
Bildung vermitteln sollte.
Robert Bosch | 59
Unternehmer im Nationalsozialismus
kam Hans Walz 1969 in Yad Vashem in
Nach der Machtübernahme der National-
Israel stellvertretend für das Unternehmen
sozialisten im Januar 1933 erhielt Robert
Bosch den Titel „Gerechter unter den
Bosch im September desselben Jahres eine
Völkern“ verliehen.
Einladung des Reichskanzlers Adolf Hitler
zu einem Gespräch. Seine Hoffnung, mit
1937 hatte Bosch den ehemaligen Leipziger
seinen politischen Vorstellungen Gehör zu
Oberbürgermeister Carl Goerdeler, den
finden, blieb aber Illusion. Hitler monologi-
späteren „zivilen Kopf“ des Widerstands
sierte nur und Bosch, von den Ideen des
gegen Hitler, als Berater angestellt und so
Diktators abgestoßen, kehrte enttäuscht
einen liberalkonservativen Widerstandskreis
nach Stuttgart zurück: „Das will ein Staats-
gegen das Regime mit Goerdeler, Betriebs-
mann sein und weiß nicht, was die Gerech-
leiter Hans Walz, Boschs Privatsekretär
tigkeit ist!“
Willy Schloßstein und weiteren Vorstandsmitgliedern des Konzerns initiiert.
Um den stärker werdenden Druck der
neuen Machthaber auf das Unternehmen
Gesundheitlich ging es Robert Bosch seit
zu schwächen, traten Direktor Hans Walz
1937 zunehmend schlechter. Den Kriegs-
und zwei weitere Mitglieder des Vorstands
ausbruch 1939 empfand er sowohl als
formal der NSDAP bei. Tatsächlich aber
persönliche wie auch als nationale Katastro-
ließ Bosch im Reichswirtschaftsministerium
phe. Der 80. Geburtstag von Robert Bosch
gegen die Judenpolitik protestieren und
am 23. September 1941 wurde von den
nahm jüdische Jugendliche als Lehrlinge
Nationalsozialisten ebenso wie sein Tod
und andere Verfolgte des NS-Regimes als
im März 1942 zum Leidwesen der Familie
Mitarbeiter auf. Ferner wurden jüdische
als Propaganda-Inszenierung des Regimes
Wohlfahrtseinrichtungen finanziell unter-
missbraucht. Um seine wirklichen Einstel-
stützt und Gelder für die Ausreise inhaftier-
lungen noch einmal nachdrücklich zu doku-
ter Juden bereitgestellt. Schließlich konn-
mentieren, hatte Bosch selbst noch kurz vor
ten auch sogenannte „Halbjuden“ vor der
seinem Tod den Liberalen Theodor Heuss
Deportation gerettet werden, indem man
gebeten, seine Biografie zu schreiben, weil
sie in kriegswichtigen Kraftfahrzeug-Repara-
dieser „aus einem Milieu kommt, das ihn
turbetrieben als für die Rüstungsproduktion
befähigt, mich in meinem Wesen zu verste-
unabkömmlich einstufen ließ. Für diese
hen“.
Rettung von Juden und „Halbjuden“ be-
Bild links:
Friedrich Naumann
(1860 – 1919), Begründer
der von Robert Bosch
geförderten Deutschen
Hochschule für Politik
in Berlin
Foto: ullsteinbild
Bild rechts:
Richard Coudenhove-Kalergi
(links) und Robert Bosch
beim Paneuropa-Kongress
in Berlin, 1930
60 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Robert Bosch legte in seinem Testament fest, dass das Unternehmen auch
nach seinem Tod in seinem Sinne weitergeführt werden sollte. Er ebnete
damit den Weg zur heutigen Unternehmensverfassung, die auf den Wünschen
des Gründers beruht: der dauerhaften Sicherung der unternehmerischen
Selbstständigkeit, der Verbindung der Familie zum Unternehmen und der
Verwendung der Dividende für das Gemeinwohl.
Robert Bosch | 61
Sein letzter Wille
Das Testament von Robert Bosch
von Dieter Schmitt
Robert Bosch wünschte sich von ganzem
Sein Testament
Herzen, dass das Unternehmen auch nach
Ein Jahr später, 1938, verfasste Robert
seinem Tod eine „kraftvolle und reiche
Bosch sein Testament und legte darin
Entwicklung“ nehme. Es sollte nicht nur
die Richtlinien für die Nachfolger fest.
erhalten bleiben und in seinem erreichten
„Es ist mir ein Herzensbedürfnis, dass
Zustand verwaltet werden, sondern weiter
die Robert Bosch GmbH […] für eine
wachsen und aktiv die Zukunft gestalten.
möglichst lange Reihe von Geschlechtern
Weil er Streitigkeiten um seine Nachfolge
in ihrem Bestand gesichert bleibt und ihre
verhindern wollte, dachte er schon früh
finanzielle Unabhängigkeit, ihre Selbst-
daran, wie er den langfristigen Unterneh-
ständigkeit und Aktionsfähigkeit jederzeit
menserfolg absichern könnte. Der erste
wahren kann.“ Oberste Prinzipien waren
Anlauf – die Gründung der Robert Bosch AG
neben der langfristigen Sicherung des
1917 – erwies sich als nicht dauerhaft trag-
Unternehmens und seiner Entwicklungs-
fähig. Deshalb revidierte Bosch die Ent-
möglichkeiten auch die dauerhafte Ver-
scheidung. Er erwarb die an die Direktoren
bindung von Boschs Nachkommen zur
verkauften Aktien zurück und wählte
Firma und die Verwendung von Teilen der
1937 die Rechtsform der Gesellschaft
erwirtschafteten Erträge für das Gemein-
mit beschränkter Haftung (GmbH) für
wohl.
das Unternehmen mit inzwischen über
18 000 Mitarbeitern.
Bild ganz links:
Das frühere Wohnhaus
von Robert Bosch, in
dem heute die Robert
Bosch Stiftung ihren
Sitz hat, und das BoschHaus Heidehof, das
neue Management- und
Konferenzzentrum der
Bosch-Gruppe, 2005
Bild unten links:
Sitzung der Testamentsvollstrecker, 1954.
Am Tisch sitzen
Robert Bosch d. J. und
Hans Walz (4. und 5. v. l.).
Bild unten rechts:
Robert Bosch,
2. März 1942
62 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Männer seines Vertrauens
und es nach den schweren Zerstörungen
Deshalb legte Robert Bosch die Entschei-
des Zweiten Weltkrieges wieder aufzu-
dung in die Hände seiner engsten Vertrau-
bauen.
ten. Sie sollten – wenn die Zeit dafür reif
sei – eine dauerhafte Lösung in seinem
In seinem Sinne
Sinne finden. Bosch benannte sieben
Die Testamentsvollstrecker legten den
Männer zu seinen Testamentsvollstreckern,
Grundstein für die heutige Unternehmens-
darunter Hans Walz, den diese später zu
verfassung und fanden eine Möglichkeit,
ihrem Vorsitzenden wählten. Er hatte 1912
den letzten Willen von Robert Bosch in
bei Robert Bosch als dessen Privatsekretär
einzigartiger und zukunftsweisender Form
angefangen und war 1924 in den Vorstand
umzusetzen. Bosch hatte 1921 eine Gesell-
berufen worden. Später hatte er die Leitung
schaft zur Verwaltung seines Anteilsbesit-
des Unternehmens übernommen und war
zes gegründet, um dort auf lange Sicht
im Laufe der Zeit zu Robert Boschs engstem
seine gemeinnützigen Aktivitäten zu bün-
Berater in geschäftlichen und sozialen An-
deln: die Vermögensverwaltung Bosch
gelegenheiten geworden. Alle vorgeschlage-
GmbH. Diese erwarb 1964 von den Erben
nen Testamentsvollstrecker kannten Boschs
die Kapitalmehrheit an der Robert Bosch
Vorstellungen und Wünsche aus der persön-
GmbH und übertrug die Stimmrechte an
lichen Erfahrung mit ihm. Robert Bosch gab
die neu gegründete Robert Bosch Industrie-
ihnen zusätzlich ausführliche Richtlinien an
beteiligung GmbH – die Vorläufergesell-
die Hand, an denen sie ihre Entscheidungen
schaft der heutigen Robert Bosch Industrie-
ausrichten sollten.
treuhand KG, die damit die unternehmerische Gesellschafterfunktion ausübt.
Nachdem Robert Bosch in den frühen
Morgenstunden des 12. März 1942 in
Um ihren gemeinnützigen Charakter zu
Stuttgart verstorben war, übernahmen
unterstreichen, änderte die Vermögens-
die Testamentsvollstrecker die Verwaltung
verwaltung 1969 ihren Namen in Robert
seines Erbes. Es gelang ihnen weitest-
Bosch Stiftung GmbH. Die Stiftung setzt
gehend, das Unternehmen vor Eingriffen
die gemeinnützigen Ziele von Robert Bosch
durch die Nationalsozialisten zu schützen
in zeitgemäßer Form um und nutzt die ihr
„Grundsätzlich haben die Testamentsvollstrecker darüber zu wachen,
dass die Unternehmungen der Robert Bosch GmbH in meinem Sinn
(d. h. in meinem Geist und Willen) weitergeführt werden, d. h. diesen
Unternehmungen für lange Zeit nicht bloß das Leben zu erhalten,
sondern auch diesem Leben über die unausbleiblichen Schwierigkeiten und Krisen der Zukunft hinüberhelfende, kraftvolle und reiche
Entwicklung zu sichern. Um dies zu erreichen, sollte kein Opfer
gescheut werden.“
Robert Bosch | 63
zufließende Dividende in seinem Sinne.
in die Zukunft zu investieren. Der Robert
Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung,
Bosch Stiftung erlaubt die Unternehmens-
Gesundheit, Völkerverständigung, Gesell-
verfassung durch die ihr zufließende Divi-
schaft, Kultur und Wissenschaft und ist
dende ein nachhaltiges gemeinnütziges
beispielsweise Träger des Robert-Bosch-
Engagement.
Krankenhauses in Stuttgart.
Sein Vermächtnis
Die Stiftung hält heute 92 Prozent der
Ganz wie Robert Bosch es sich erhofft
Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH.
hatte, hat sich das Unternehmen nach
Die übrigen Anteile liegen vor allem bei der
seinem Tod trotz mancher äußerer Krisen
Familie Bosch und zu einem geringen Teil
bis auf den heutigen Tag „kraftvoll und
bei der Robert Bosch GmbH. Die Familie
reich“ entwickelt. Dieses Erbe auch für
ist so weiterhin mit dem Unternehmen eng
zukünftige Generationen zu erhalten, ist
verbunden. Christof Bosch – Enkel von
der Auftrag von Robert Bosch, an dessen
Robert Bosch – ist als Sprecher der Familie
Umsetzung – wie er es sich von Herzen
Mitglied des Aufsichtsrats der Robert Bosch
gewünscht hatte – sich alle Mitarbeiter
GmbH und Gesellschafter der Robert Bosch
aktiv beteiligen sollen.
Industrietreuhand KG und gehört dem
Kuratorium der Robert Bosch Stiftung an.
Am 27. Oktober 1941 hatte Bosch sich bei
den Beschäftigten für die Glückwünsche
Diese Unternehmensverfassung, die den
zu seinem 80. Geburtstag bedankt. Wenige
letzten Willen von Robert Bosch umsetzt,
Monate vor seinem Tod war dies sogleich
sichert die unternehmerische Selbststän-
sein Abschiedswort an sie: „Pflegen Sie
digkeit und finanzielle Unabhängigkeit
diesen Geist der Hingabe an die gemein-
sowie die Aktionsfähigkeit der Bosch-
same große Aufgabe während meiner Leb-
Gruppe. Die erwirtschafteten Erträge ver-
zeiten und über mich hinaus immerdar zum
bleiben größtenteils im Unternehmen und
Wohle aller Betriebsangehörigen und zum
werden zur Zukunftssicherung eingesetzt.
Wohle des Unternehmens selbst, das mir
Dies ermöglicht dem Unternehmen, lang-
als Werk meines Lebens teuer ist!“
fristig zu planen und aus eigener Kraft
Fritz von Graevenitz arbeitet
an der Bosch-Büste, 1940.
Foto: Stiftung Fritz von Graevenitz
64 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Robert Bosch – Was bleibt?
von Andreas Kempf
„Das steckt in den Bosch-Genen.“ Mit dieser Formulierung bringt Franz Fehrenbach,
Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, gerne die Frage nach der Quelle der
besonderen Innovationskraft von Bosch auf den Punkt. „Wir haben nie aufgehört,
nach noch besseren Lösungen zu suchen“, fügt er dann regelmäßig hinzu. Dieser
„Bosch-Geist“ wird häufig mit dem Begriff „Unternehmenskultur“ etikettiert. Und bei
genauerem Hinschauen wird erkennbar, dass vieles auf eine Person zurückgeht:
den Unternehmensgründer Robert Bosch.
Selbst viele Jahrzehnte nach seinem
in zwölf Jahren lediglich rund 50 000 Stück
Tod im Jahr 1942 durchdringen die von
abgesetzt werden konnten. Doch Bosch
Robert Bosch vorgelebten Werte und
widersprach: Das wäre doch ein Einge-
Denkweisen ein Unternehmen, das auf
ständnis gewesen, dass man trotz der mehr
allen Kontinenten präsent ist und heute
als ein Jahrzehnt anhaltenden Bemühungen
mehr als 270 000 Frauen und Männer
es nicht geschafft hätte, aus diesem An-
beschäftigt. Weder revolutionäre Technik
satz einen Erfolg zu machen. Vielleicht hat
noch politische Umbrüche oder gar die
Bosch auch geahnt, dass diese Technik die
Globalisierung haben diese Wurzeln ent-
Basis für andere Anwendungen sein würde.
scheidend kappen können. Doch was
Der Erfolg hat ihm jedenfalls recht gegeben.
hält Bosch – das Unternehmen und den
Bereits 1922 wurde eine Jahresleistung
Gründer – so eng zusammen? Die „Bosch-
von 20 000 Ölern erreicht. Die dadurch
Gene“ sind im Alltag des Unternehmens
gewonnene Erfahrung, mittels einer Pumpe
an viel mehr Stellen präsent, als dies
mit hohem Druck Öl zu verteilen, stand bei
gemeinhin erwartet wird.
der Entwicklung der Dieseltechnik Pate – bis heute eine tragende Säule für Bosch.
Mit Beharrlichkeit zum Erfolg
Besonders deutlich wird dies bei der
Ein solches Beispiel, wie mit viel Hart-
Kraft, die das Unternehmen seit seiner
näckigkeit und Durchhaltevermögen neue
Gründung 1886 antreibt: der Technik.
Technologien auf den Weg gebracht wer-
Robert Bosch hat vorgelebt, dass zwischen
den, prägt auch die weitere Unternehmens-
der ersten Idee und einem erfolgreichen
geschichte. Mitte der 1950er Jahre standen
Produkt ein langer, steiniger Weg liegen
die Entwickler der Bosch-Gruppe vor der
kann. Im Jahr 1920 sollte die Entwicklung
Frage, wie elektronische Komponenten im
des Ölers, eines zentralen Schmierapparats
Kraftfahrzeug eingesetzt werden könnten.
für Maschinen, eingestellt werden, weil
Technisch gesehen lag es auf der Hand,
Robert Bosch | 65
Hauptsitz der Robert Bosch GmbH
auf der Gerlinger Schillerhöhe bei Stuttgart
66 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
dass mit der Elektronik beispielsweise
von Belegschaft zum Unternehmen und zu
die Zündung wartungsfrei und wesentlich
dessen Führung eine besonders wichtige
präziser gesteuert werden konnte. Das
Rolle. In der jüngsten internen Umfrage
erste elektronisch gesteuerte System,
haben vier von fünf Mitarbeitern erklärt,
die Benzineinspritzung Jetronic, kam zwar
sie seien stolz darauf, bei Bosch zu arbei-
schon 1967 auf den Markt. Doch es dauerte
ten.
bis in die späten 1970er Jahre, bis sich
dieses System und seine Nachfolger, die
Allerdings wurde bei Bosch stets auch
L-Jetronic und die Motronic, letztlich
mit spitzer Feder gerechnet. So führte die
durchsetzten, denn die Kunden aus der
Erkenntnis, dass bei kürzerer Arbeitszeit
Autoindustrie setzten zunächst mehrheitlich
gleichzeitig die Produktivität erhöht werden
auf die mechanisch gesteuerte K-Jetronic.
kann, zur Einführung des Achtstundentages
In diesem Fall ist viel der Beharrlichkeit von
1906. Mehr Ausbringung bei geringeren
Fehrenbachs Vorgänger Hermann Scholl
Lohnkosten also. Aus Sicht der Beschäftig-
zu verdanken. Er gilt heute nicht nur als
ten war dies hingegen der Beginn einer
der Vater der elektronischen Benzineinsprit-
Leistungsverdichtung.
zung, sondern der Automobilelektronik bei
Bosch insgesamt. Ohne sie wären Bosch-
Das Verhältnis zwischen Führung und
Geschäftsfelder wie Motor- und Getriebe-
Belegschaft war keineswegs immer nur
steuerungen oder Fahrerassistenzsysteme
von Harmonie geprägt. So wurde bereits
wie beispielsweise das Antiblockiersystem
Firmengründer Robert Bosch, von anderen
ABS oder das Elektronische Stabilitätspro-
Unternehmern auch „der rote Bosch“
gramm ESP nicht denkbar.
genannt, mit Streiks konfrontiert, obwohl
er gute Löhne bei kürzeren Arbeitszeiten
Miteinander statt gegeneinander
bot. Große Konflikte in der Arbeitswelt,
Unternehmerische Entscheidungen können
wie Rationalisierungen oder der Streit um
nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn
die 35-Stunden-Woche, haben in späteren
die Mitarbeiter den eingeschlagenen Kurs
Jahrzehnten auch bei Bosch für unruhige
mitgehen. Bei Bosch spielt das Verhältnis
Zeiten und lange, heftige Debatten gesorgt.
Bild links:
Materialforscher an
einer Röntgeneinrichtung
bei Bosch, 1936
Bild rechts:
Fertigung von elektronischen Steuergeräten
für Bosch-Jetronic in
Japan, 1986
Robert Bosch | 67
Bei aller Intensität waren die jeweiligen
Auseinandersetzungen bis heute jedoch
von der gemeinsamen Suche nach dem
Kompromiss und von gegenseitigem Respekt geprägt.
Ein Leben lang
In seinem Testament hat Robert Bosch
die besondere Gesellschaftsstruktur vorgezeichnet, die das Unternehmen bis zum
heutigen Tag bestimmt. Die Rolle der Hauptgesellschafterin trägt die Industrietreuhand,
in der unter anderem frühere, aber auch
aktuelle Bosch-Geschäftsführer, Christof
Bosch als Sprecher der Nachkommen von
Robert Bosch sowie unternehmerisch erfahrene externe Persönlichkeiten vertreten
sind. „Wir halten uns an die Vorgabe von
Robert Bosch, das Unternehmen kraftvoll
weiterzuentwickeln“, beschreibt Franz
Fehrenbach den Auftrag und Anspruch an
die Unternehmensspitze. Denn wer in die
höchste Führungsebene bei Bosch aufgenommen wird, hat nicht nur einen Job
inne – hier wird eine Lebensaufgabe übernommen. So ist auch zu erklären, dass seit
der Gründung im Jahr 1886 das Unternehmen nur von sechs verschiedenen Chefs
einschließlich des Firmengründers geführt
wurde.
Bild oben:
Werbeplakat von
Lucian Bernard, 1914
68 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Bilder oben von links
nach rechts:
Die stabile Gesellschafterstruktur sichert
der Kultur lebt im Unternehmen fort. Bosch
die Bosch-Gruppe auch vor Übernahme-
investiert im Ausland, aber das Ausland ist
Robert Bosch
versuchen und garantiert eine unabhängige,
nicht ausschließlich ein wirtschaftliches
langfristig angelegte Geschäftspolitik. Doch
Betätigungsfeld. Wir versuchen gleichzeitig,
Hans Walz
nicht nur die Geschäftsführung bleibt oft
die Kultur dieser Länder zu erfühlen, zu
jahrzehntelang mit dem Unternehmen ver-
verstehen.“
Hans L. Merkle
Marcus Bierich
Hermann Scholl
Franz Fehrenbach
bunden, sondern auch die Beschäftigten
sind häufig ihr ganzes Berufsleben lang
Heute müssen Führungskräfte eine gewisse
bei Bosch.
Zeit im Ausland aktiv gewesen sein, wenn
sie auf der Karriereleiter weit nach oben
Völkerverständigung und kulturelle
kommen wollen. Die Unternehmensführung
Vielfalt
will so sicherstellen, dass unter den Füh-
Und auch noch ein weiteres Erbe hat
rungskräften neben der Steigerung der
Robert Bosch seinen Nachfolgern hinter-
Marktkenntnisse auch der offene Umgang
lassen: Er hatte sein Handeln als Mensch
mit anderen Denkweisen und Kulturen
und Unternehmer immer im Kontext der
verankert ist. So ist bei Bosch traditionell
gesellschaftlichen Verantwortung gesehen.
von Regional- und nicht von Auslandsgesell-
So setzte er sich sein Leben lang beispiels-
schaften die Rede. Dieses Verständnis einer
weise für die Verständigung zwischen den
pluralistischen Gesellschaft stieß nicht
Völkern ein. Das prägte das Unternehmen:
immer auf ungeteilte Zustimmung, sondern
Marcus Bierich, der zwischen 1984 und
sorgte für Anfeindungen beispielsweise in
1993 das Unternehmen geführt hat, brachte
der Zeit des Nationalsozialismus. Trotz der
es einmal so auf den Punkt: „Die Verpflich-
Risiken hielt man an diesen Werten fest.
tung gegenüber dem Gemeinwesen und
Robert Bosch | 69
Das lebendige Erbe
und nicht zuletzt in der Unternehmensvision
Das Erbe von Robert Bosch lebt, nicht nur
der Anspruch, mit innovativen und nutz-
indem die Werte, Einsichten und Prinzipien
bringenden Lösungen die Lebensqualität zu
des Firmengründers auch heute noch allge-
verbessern, aber auch mit diesen Produkten
genwärtig sind, sondern auch dadurch,
führende Marktpositionen einzunehmen.
dass sie für die heutige Zeit passend weiterentwickelt und damit lebendig gehalten
Da sind die Gene wieder: die Suche nach
werden. Ende der 1990er Jahre hat die
der noch besseren technischen Lösung
Bosch-Geschäftsführung die ungeschriebe-
zum Wohle des Unternehmens und der
nen Wertvorstellungen auf den Prüfstand
Gesellschaft. Technik fürs Leben – ganz im
gestellt. Was gilt noch von dem, was Robert
Sinne von Robert Bosch, der 1932 schrieb:
Bosch hinterlassen hat? Das war kein unum-
„… dass die Fortschritte in der Entwicklung
strittener Prozess, denn an einem schrift-
der Technik im vollen Umfange des Wortes
lich festgehaltenen Kodex kann man auch
dazu dienen, der Menschheit die größten
gemessen werden.
Dienste zu leisten. Der Technik, die dazu
bestimmt und in der Lage ist, der gesamten
Heute dienen die im internen Orientierungs-
Menschheit ein Höchstmaß an Lebensquali-
rahmen „House of Orientation“ zusammen-
tät und Lebensglück zu verschaffen.“
gefassten Werte als gemeinsame Klammer
für die Mitarbeiter weltweit. Darin werden
Grundsätze festgeschrieben wie Legalität,
Zuverlässigkeit, Verpflichtung zur Qualität,
der Respekt vor unterschiedlichen Kulturen
70 | Sonderheft | Magazin zur Bosch-Geschichte
Zeittafel
1861
Robert Bosch wird am 23. September in Albeck bei Ulm geboren
1876–79
Ausbildung zum Feinmechaniker in Ulm
1883 / 84
Robert Bosch besucht als Gasthörer die Technische Hochschule in Stuttgart
1884
Einjähriger Arbeitsaufenthalt in den USA, unter anderem bei Edison Machine Works
1885
Robert Bosch arbeitet einige Monate bei Siemens Brothers in Großbritannien
1886
Am 15. November eröffnet Robert Bosch seine
„Werkstätte für Feinmechanik & Elektrotechnik“ in Stuttgart
1887
Heirat mit Anna Kayser (1864 –1949)
1888
Geburt der Tochter Margarete (gestorben 1971)
1889
Geburt der Tochter Paula (gestorben 1974)
1891
Geburt des ersten Sohnes Robert (gestorben 1921)
1893
Geburt der Tochter Erna Elisabeth (gestorben 1894)
1897
Robert Bosch baut erstmals eine Magnetzündung in ein Automobil ein
1901
Robert Bosch bezieht mit 45 Mitarbeitern die erste eigene Fabrik in Stuttgart
1910
Bau des Robert-Bosch-Hauses in der Heidehofstraße
1917
Robert Bosch wandelt sein Unternehmen in eine AG um
1927
Heirat mit Margarete Wörz (1888 –1979)
1928
Geburt des zweiten Sohnes Robert (gestorben 2004)
1931
Geburt der Tochter Eva
1937
Umwandlung der Robert Bosch AG in eine GmbH
1940
Einweihung des Robert-Bosch-Krankenhauses
1942
Robert Bosch stirbt am 12. März
Robert Bosch | 71
Robert Bosch in Pfronten,
1940/41
Robert Bosch GmbH
Historische Kommunikation (C/CCH)
Postfach 30 02 20
70442 Stuttgart
Telefon 0711 811-44156
Telefax 0711 811-44504
Leitung:
Dr. Kathrin Fastnacht
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