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Sektion „Hygiene in der ambulanten
und stationären Kranken- und Altenpflege / Rehabilitation“
Schutzkittel bei
medizinischen und
pflegerischen Tätigkeiten
sowie bei Barrieremaßnahmen
und Isolierungen
Schutzkittel können als Mehrweg- oder Einmalprodukte eingesetzt werden.
Nach jeder Nutzung sind die Schutzkittel in den Abwurf (Wiederaufbereitbar
> Wäsche oder Einwegprodukt > Abfall) zu
geben.
Es gibt bei der Qualität und den Kosten
von Einweg- wie auch wieder aufbereitbaren Schutzkitteln z. T. erhebliche Unterschiede. Bei den wieder aufbereitbaren
kommen unterschiedlich hohe Kosten für
die Aufbereitung hinzu. Zusätzlich ist auch
die Qualität der Aufbereitung z. T. sehr unterschiedlich.
Folgende Anhaltspunkte können für die
Auswahl herangezogen werden:
– Schutzkittel, die als Persönliche Schutzausrüstung (PSA) gegen biologische Gefahren (Blut, Bakterien, Viren, Parasiten
usw.) dienen, müssen den Anforderungen
der DIN EN 14126 entsprechen. Sie sol-
len die Körpervorderseite des Trägers bedecken und müssen flüssigkeitsdicht und
strapazierfähig sein.
– Schutzkittel, die als PSA bei Isolierungen
dienen, müssen ausreichend lang, gut und
einfach im Rücken zu verschließen, strapazierfähig und langärmlig mit Bündchen
sein (Abbildung 1). Die Bündchen sollen
fest schließen. Bei Bedarf sind zusätzlich
flüssigkeitsdichte Schutzschürze oder
flüssigkeitsdichte Kittel zu verwenden.
– Produktmerkmale, wie Passform, Materialgewicht, Hautgefühl, Atmungsaktivität, Trageeigenschaften, Verschlussarten,
antistatische Ausrüstung u.ä. sind neben
den Anschaffungskosten (und Entsorgungs- bzw. Aufbereitungskosten) wichtige Auswahlkriterien.
– Das Größensortiment soll mitarbeiterbezogen sein z. B. S/M, L/XL, XXL.
– Die Farbe der Kittel lässt keine Rückschlüsse auf ihre Eigenschaften zu, son-
B
Abbildung 1: Geeigneter Kittel (A) mit gut
schließenden Bündchen (B). Standard z. B.
für Pflege in Isolierzimmern. Foto: Prof. W.
Popp, Krankenhaushygiene, Klinikum Essen.
A
Deutsche Gesellschaft für
Krankenhaushygiene /
German Society of Hospital Hygiene
Joachimstaler Straße 10
10719 Berlin, Germany
Tel: +49 30 8855 1615
Fax: +49 30 88551616
E-Mail: [email protected]
Internet:
www.krankenhaushygiene.de
Sektion „Hygiene in der ambulanten und stationären Kranken- und
Altenpflege/Rehabilitation“:
Barbara Nußbaum (Sektionsvorsitzende),
Zuzenhausen; Alexander Jurreit, Frankfurt/Main; Dr. Martin Thieves, Darmstadt;
Barbara Loczenski (Koordinatorin HFKs/
Hygienebeauftragte), Berlin; Sonja
Bauer, Radolfzell; Dr. Karin Bitterwolf,
Gelnhausen; Andrea Birk-Hansen, Ludwigsburg; Ingrid Bobrich, Gernsbach;
Dr. Oswinde Bock-Hensley, Heidelberg;
Sebiha Dogru-Wiegand, Konstanz;
Dr. Hans Gerber, München; Elisabeth
Greef (Stv. Sektionsvorsitzende), Murnau; Ursula Häupler, Weinsberg; Dörte
Jonas, Berlin; Joachim Knoche, Minden; Florian Kühner-Feldes, Rottweil;
Dr. Rosmarie Poldrack, Greifswald; Vittoria La Rocca, Nottwil (CH); Roland
Schmidt (Schriftführer), Offenbach; Prof.
Dr. W. Steuer, Stuttgart; Ursula Wilhelm,
München.
Kooperatives Mitglied:
Solange Vogel, Sarreguemines (F)
Hyg Med 2015; 40 – 1/2
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| DGKH
Tabelle 1: Welche Schutzkleidung schützt vor biologischen Arbeitsstoffen?
Anforderung
Norm
Penetrationswiderstand gegen Durchdringung von
Blut und Körperflüssigkeiten unter Verwendung von
synthetischem Blut
ISO 16603, ASTM F 1670
Widerstand gegen Durchdringung von
blutgebundenen Pathogenen unter Anwendung
einer Bakteriophage (Simulation der
Virusdurchdringung)
ISO 16604, ASTM 1671
Widerstand gegen Durchdringung von
biologisch kontaminierten Flüssigkeiten
(Keimdurchtritt im feuchten Zustand)
„WET Penetration“,
EN 14126, EN ISO 22610
Widerstand gegen Durchdringung von
biologisch kontaminierten flüssigen Aerosolen
ISO 22611
Widerstand gegen Durchdringung von
biologisch kontaminierten festen Partikeln
(Keimdurchtritt im trockenen Zustand)
„DRY Penetration“,
EN ISO 22612
dern ist variabel und kann für Zwecke der
Bereichszuordnung genutzt werden.
– Sogenannte Besucherkittel erfüllen die
obigen Anforderungen für medizinisches/
pflegerisches Personal nicht (Abbildung
2). Als Besucherkittel sind daher in der
Regel die PSA-Kittel einzusetzen (Ausnahme nur bei ausgeschlossenem direkten Kontakt möglich, in der Praxis jedoch
wegen des erforderlichen Logistikaufwandes kaum umsetzbar).
– Bei Auftreten schwerer Infektionskrankheiten (z. B. Cholera, Polio, hämorrhagisches Fieber, respiratorische Tropenerkrankungen) sind an die PSA z. T. höhere Anforderungen zu stellen (z. B. Over-
alls oder Schutzanzüge an Stelle von
Schutzkitteln), auf die im Rahmen dieser
Empfehlung nicht eingegangen werden
kann. Die Anforderungen sind aus den
jeweiligen Risiken der Infektionskrankheiten im Kontext mit dem Umfeld und
dem zu erwartenden Transmissionsrisiko abzuleiten.
Unberücksichtigt bleiben in dieser Empfehlung sterile Kittel für aseptische Tätigkeiten und Schutzkittel für den Umgang mit
CMR-Arzneimitteln (krebserzeugende, erbgutverändernde, fortpflanzungsgefährdende oder sensibilisierende Arzneimittel), wie
z. B. Zytostatika.
Literatur
1. Zur Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention. Anforderungen der Krankenhaushygiene und des Arbeitsschutzes an
die Hygienebekleidung und persönliche Schutzausrüstung. Epid. Bull. 2007;1:3–4.
2. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe. Biologische Arbeitsstoffe im
Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege
(TRBA 250). http://www.baua.de/de/Themenvon-A-Z/Biologische-Arbeitsstoffe/TRBA/
TRBA-250.html
3. DIN EN 14126:2004-01. Schutzkleidung - Leistungsanforderungen und Prüfverfahren für
Schutzkleidung gegen Infektionserreger. Deutsche Fassung EN 14126:2003. Beuth Verlag
GmbH, Berlin.
Abbildung 2: Kittel, Material unzureichend,
wenig schließendes Bündchen. Als Besucherkittel akzeptabel. Foto: Prof. W. Popp,
Krankenhaushygiene, Klinikum Essen.
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Hyg Med 2015; 40 – 1/2
4. Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Sektion „Hygiene in der ambulanten und
stationären Kranken- und Altenpflege / Rehabilitation“. Kleidung und Schutzausrüstung für
Pflegeberufe aus hygienischer Sicht. Hyg Med
2009;34:102–107.