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Bild und Metapher
Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Kristóf Nyíri
Ungarische Akademie der Wissenschaften
Technische und Wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Die These, die ich in diesem Vortrag vertreten werde:
Das Umgehen mit wirksamen Metaphern setzt ein
aktives Mitspielen von mentalen Bildern voraus. Dies
ist eine These, die jedem gewöhnlichen Menschen
einleuchten würde; sie widerspricht aber der
Mainstream-Auffassung in der Metapherntheorie.
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung
● Woher mein Interesse am Thema?
● Wodurch mein Entschluß zum Titel?
● Wieso das Bild einer Sonnenfinsternis?
● Wovon werde ich sprechen?
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Woher mein Interesse am Thema?
● Das Thema Zeit und Bild – ich versuche für die Wirklichkeit
der Zeit zu argumentieren auf der Grundlage einer nichtkonventionalistischen Auffassung der bildlichen Bedeutung...
Metaphern des Vergehens der Zeit, Druck der
Zeit, Bilder, die diesen Druck vermitteln...
Mein Vortrag “Die Verräumlichung der Zeit” (2009), Tarkowski-Zitat: “Der
Rhythmus [des Films] konstituiert sich ... aus dem Zeitdruck innerhalb der
Einstellungen. ... die Zeit [muß] in der Einstellung unabhängig und mit
eigener Würde ablaufen... – ... die verschiedenen möglichen Formen zeitlichen Spannungsdrucks [sind] metaphorisch gesprochen [:] ... Bach, Fluß,
Strom, Wasserfall und Ozean.”  Sind denn das nicht Bilder?
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Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Woher mein Interesse am Thema?
● Das Bildliche in der figürlichen Sprache der
Theologie
Mein Vortrag “Images in Natural Theology” (2010):
Bilder, die etwas Höheres ausdrücken...
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Woher mein Interesse am Thema?
● Das Bildliche in der figürlichen Sprache der
Theologie
“Images in Natural Theology” (2010):
Bilder, die etwas Höheres ausdrücken...
Weisen sprachliche Bilder auf visuelle Bilder hin?
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Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Woher mein Interesse am Thema?
● Wittgenstein und die Metapher
Anläßlich des diesjährigen Wittgenstein-Symposiums in Kirchberg/Wechsel mein Vortrag “Image
and Metaphor in the Philosophy of Wittgenstein”.
Hier eine Hypothese von mir: Wittgenstein war
unfähig, seine Spätphilosophie zu Ende zu führen,
weil er keine geeignete Theorie der Metapher besaß;
seine Philosophie der Sprache und seine Philosophie des Bildes schlossen sich zu keiner Philosophie
des Sprachbildes zusammen...
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Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Wodurch mein Entschluß zum Titel?
John Krois machte mich vor einem Jahr auf einen Aufsatz
Lakoffs, veröffentlicht 2006, aufmerksam, in welchem letzterer sich auf den vergessenen Einfluß von Arnheims Visual
Thinking auf seine konzeptuelle Metapherntheorie wiederbesinnte. Also: Arnheims Bildbejahung als vergessener Anstoß
für Lakoff... Bilder hinter den Metaphern...
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Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Wieso das Bild einer Sonnenfinsternis?
Allan Paivio berichtet, 1993, über seine
Metaphernforschungen: “for the student of
language and thought, metaphor is a solar
eclipse”.
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Wovon werde ich sprechen?
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
● Die Anfänge der Lakoff–
Johnsonschen Metapherntheorie, 1980 (keine Ahnen; keine
Bilder) ● Arnheims Wirkung
auf Johnsons The Body in the
Mind, 1987 (Krois, “Tastbilder”: “Johnson wollte keine
Bildtheorie entwickeln, sondern eine Begriffstheorie”);
Johnson über image schemata
und Kinästhese ● Arnheims
Wirkung auf Lakoff...  1980
waren noch weder Lakoff,
noch Johnson von der ikonischen Wende berührt...
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Wovon werde ich sprechen?
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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● Neue Regungen in der
konzeptuellen Metapherntheorie ● Kennedy über bildliche
Metaphern, Krois über Kennedy ● Gombrich über Karikatur, Metapher und Muskelspannung
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Wovon werde ich sprechen?
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
● I. A. Richards und Max
Black als Vorläufer der konzeptuellen Metapherntheorie,
Richards über Muskelgefühl
und Bilder ( Jerome Bruner)
● Ricoeur über Metaphern und
Bilder
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
● Die Wirkung von Richards
auf Wittgenstein hat sich auf
Einleitung – Wovon werde ich sprechen?
die Metapherntheorie nicht
erstreckt (anders bei dem
Wittgenstein-Experten Black)
● Wittgensteins zwiespältige
Stellung zur Metapher: “Wir
1. Von Arnheim zu Lakoff
führen die Wörter ... auf ihre
2. Bilder als Metaphern
alltägliche Verwendung zu3. Von Richards zu Ricoeur
rück”  Das Bild vom Fluß
4. Wittgensteins Blackout
der Zeit ist laut Wittgenstein
5. Paivios Sonnenaufgang
irreleitend ● Die WittgensteinForschung ist von der ikonischen Wende noch nicht berührt ● Sogar die Bildphilosophie ist von der ikonischen
Wende teilweise unberührt
(Goodman; Scholz)
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Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Einleitung – Wovon werde ich sprechen?
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
● Allan Paivios “dual coding
approach”, 1971 ● Paivios
Metapherntheorie 1979/1993:
das Verständnis von lebendigen Metaphern setzt eine aktive Mitwirkung mentaler Bilder
voraus ● Das Verständnis jeglicher Sprache setzt eine Mitwirkung von mentalen Bildern
voraus, allerdings können Bildunterschriften eine verhältnismäßig verselbständigte Rolle
spielen ● Sonnenaufgang freilich immer eine Wiederkehr:
Metaphern wurden von jeher
als perzeptuelle Bilder voraussetzend aufgefaßt...
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
George Lakoff – Mark Johnson, Metaphors We
Live By, 1980 (deutsch: Leben in Metaphern:
Von Arnheim zu Lakoff
Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern)
■ Die Hauptthese: Metaphern sind nur nebenbei „Mittel der poetischen Einbildung
und rhetorische Schnörkel“, ihre wesentliche Funktion ist das „Verstehen und Erfahren
von einer Art von Dingen im Bezugssystem einer anderen Art von Dingen“. 
■ Angeführt werden u. a.: Wittgenstein (Familienähnlichkeit) und “Aristoteles” (bei
diesem allerdings nicht die zentralen Aussagen; und im Nachwort 2003 wird die Idee
ARGUMENT
WAR
der Ähnlichkeit zurückgewiesen,
bzw. auchIS
dort
der “aristotelische” Begriff des Bildes
nicht erwähnt...) Nicht angeführt werden z. B. Richards bzw. Black. Das Wort “image”
bezieht sich nur ganz im Hintergrund auf Visuelles; “image-schemas ... that structure
rich images” werden erst im Nachwort 2003 erwähnt.
■ Keine Vorfahren – das ändert sich sehr bald. Und keine Bilder – das ändert sich in
Lakoffs Women, Fire, and Dangerous Things, 1987.
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Kristóf Nyíri
Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Ulric Neisser, Cognition
and Reality, 1976
Von Arnheim zu Lakoff
Mark Johnson, The Body in the Mind: The Bodily
Basis of Meaning, Imagination, and Reason, 1987
■ „Our bodily experience of force”, „‘image-schematic’ structures of meaning”, „embodied schema as tied to perception and motor programs”, „a temptation to draw diagrams of … schemata as a way of suggesting intuitively how they operate preconceptually. … … however … all diagrams of schemata are misleading; in particular, they
tend to make us identify embodied schemata with particular rich images or mental pictures”. – „’image schemata’ have a certain kinesthetic character – they are not tied to
any single perceptual modality, though our visual schemata
seem to predominate” – “forceful bodily experiences give rise
to image-schematic structures of meaning that can be transformed, extended, and elaborated into domains of meaning that are not strictly tied to the body“.
■ Arnheim, Kunst und Sehen, 1954/74: „... Anziehung und Abstoßung. – Das Seherlebnis ist dynamisch.“  Johnson weist auf diese Gedanken hin, und führt Arnheimsche
Illustrationen an...
 „In these cases, 'force' and
'weight' are obviously interpreted metaphorically”
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CONTAINMENT
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Von Arnheim zu Lakoff
George Lakoff, „The Neuroscience of Form in Art”,
2006
Und die anschließende
Stelle bei Arnheim, die
Lakoff dann gleich zitiert:
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0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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Kristóf Nyíri
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Bilder als Metaphern
● Zeichen, daß innerhalb der Lakoff–Johnson-Schule sich
die Idee verstärkt: das Verstehen von verbalen Metaphern
ist mit visuellen Prozessen verbunden. 
Gibbs–Matlock, "Metaphor, Imagination, and Simulation": "People understand metaphors by creating an imaginative simulation of their bodies in action that mimics the
events alluded to by the metaphor" – ''pervasive bodily
experience, or image-schema" – "the ongoing role that
imaginative processes play in verbal metaphor understanding"
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2008
Kristóf Nyíri
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Bilder als Metaphern
● Ein anderer sich der Lakoff–Johnson-Schule anschliessende Versuch: es gibt auch die Bedeutungsübertragung
auf rein bildlicher Ebene. 
Charles Forceville, “Metaphor in Pictures and Multimodal
Representations”: Das Lakoff–Johnson Paradigma sollte
mit einer Erforschung nicht-verbalen Metaphern ergänzt
werden...
2008
[Bemerkung: Untersuchungen zu Metaphern auf rein
bildlicher Ebene haben eine lange Vorgeschichte – ich
weise nur auf Gombrichs Ausführungen zur Karikatur als
Metapher hin... Vorerst aber ein Blick auf noch ein
Kapitel aus der Gibbs-Sammlung...]
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Bilder als Metaphern
● Außerhalb der Lakoff–Johnson-Schule: Der GibsonSchüler und Arnheim-Freund John M. Kennedy. Aus dem
Vorwort von Drawing and the Blind (1993): “[Arnheim’s]
example has given me courage to speak up for ‘figures of
depiction’ on a par with ‘figures of speech’ ”. (Drawing
and the Blind enthält auch ein Kapitel über Metaphern
und piktorielle Metaphern.) 
John M. Kennedy, “Metaphor and Art”: Unterscheidung zwischen eigentlichen (“literal”) und “metaphorischen” Bildern... “Literal pictures are realistic. ... metaphoric pictures play on picturing itself, in effect alluding
to another way of using a pictorial device, to make a point
about the topic.” [ Kennedy verwendet die Terminologie “topic”/ ”vehicle”, ähnlich wie etwa Paivio...] Krois
über Kennedy  Kennedy über Gombrich 
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2008
Kristóf Nyíri
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Bilder als Metaphern
● Krois (“Tastbilder”) sich Kennedys Drawing and
the Blind anschließend:
“in Tastbildern ›metaphorisch‹ wiedergegeben …
wie ein blindgeborener Mensch die flüchtigen Bewegungen von Wasser und Wind wiedergibt – mit
denselben Mitteln der wellenartigen Linie, wie sie
Sehende (bei Rauch) verwenden. Dies ist nicht
verwunderlich, da Rauch, Wind und Wellen auch an
der Haut als flüchtige Bewegungen wahrgenommen werden. ... Sehende sind durch Comics mit …
bildlichen Metaphern vertraut … … metaphorische
Darstellungen von Körpererfahrungen.”
(Krois, S. 222)
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Kristóf Nyíri
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Bilder als Metaphern
● Kennedy, in Drawing and
the Blind, im Kapitel “Metapher”,
auf Gombrichs Art and Illusion
hinweisend: “Philipon in 1834 ...
drew a series of pictures demonstrating just how easy it was to transform
the king's head into a pear”.
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Bilder als Metaphern
Gombrich, „The Mask and the Face“ (1970): „our
reaction to our fellow creatures is closely linked
with our own body image. ... I am here led back to
the old theory of empathy which played such a part
at the turn of the century... This doctrine relies on
the traces of muscular response in our reaction to
forms... our understanding of other people's facial
movement comes to us partly from the experience
of our own. ... We do not have to learn smiling in
front of a mirror… we interpret and code the perception of our fellow creatures not so much in visual but in muscular terms. … the experience of
likeness in portrait and caricature across the variations and distortions… is felt to exist between [the
successive] stages in muscular rather than in purely visual terms...”
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0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
0. Einleitung
1. Von Arnheim zu Lakoff
2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
1924: "Some light upon obscure processes, such as
Jerome
Bruner
et al., Studies
Cognitive
and upon
the intervention
of in
muscular
imagery
Von Richards zu Ricoeur empathy,Growth,
and tendencies to 1966.
action into the apprehension of
shapes..."
I. A. Richards, Principles of Literary Criticism, 1924  Kinästhese, Bilder...  
I. A. Richards, The Philosophy of Rhetoric, 1936  "The traditional theory ... made
metaphor seem to be a verbal matter, a shifting and displacement of words, whereas
fundamentally it is a borrowing between and intercourse of thoughts, a transaction
between contexts. Thought is metaphoric, and proceeds by comparison, and the metaphors of language derive therefrom... ... most sentences in free or fluid discourse turn
out to be metaphoric. Literal language is rare outside the central parts of the sciences."
Aber 1936 ein Abwesen der Idee des Bildes...
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Von Richards zu Ricoeur
• Max Black, "Metaphor" (1955), Proc. of the Aristotelian Society, N. S. 55 (1954–55).
• Max Black, "More about Metaphor" (1977), in Ortony, Hrsg.
• Max Black, "How Metaphors Work: A Reply to Donald Davidson", in: Sheldon Sacks
(Hrsg.), On Metaphor, 1979.
Blacks "Interaktionstheorie" ist eine Fortführung von der Metapherntheorie des I. A. Richards, und nimmt alle wesentlichen Erkenntnisse des
Lakoff–Johnsonschen Paradigmas vorweg...
"there is a similarity, analogy or, more generally, an identity of structure between the
secondary implication-complex of a metaphor and the set of assertions – the primary
implication-complex – that it maps" ––– "the commonsense of the production and
understanding of metaphorical remarks"
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Von Richards zu Ricoeur
Paul Ricoeur, La métaphore vive, 1975, deutsche Übers. 1986.
• Zusammenfassung der Geschichte der Metapherntheorie...
• Begriff der Gewohnheitsmetapher  nicht "lebendig", aber dennoch wirklich...
• Andeutung des ikonischen in der Metapher.  Verwertung von Marcus B. Hester, The
Meaning of Poetic Metaphor: An Analysis in the Light of Wittgenstein's Claim that Meaning Is Use, 1967.
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2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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0. Einleitung
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2. Bilder als Metaphern
3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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Bild und Metapher: Zum visuellen Inhalt figürlicher Sprache
Wittgensteins Blackout
Marcus B. Hester, The Meaning of Poetic Metaphor: An Analysis in the Light of
Wittgenstein's Claim that Meaning Is Use, 1967.
Warren A. Shibles, Wittgenstein, Language and Philosophy, 1969. 
Jerry H. Gill, Wittgenstein and Metaphor (1981). Neue, überarbeitetete Ausgabe
1996.
Ulrich Arnswald – Jens Kertscher – Matthias Kroß (Hrsg.), Wittgenstein und die
Metapher, Berlin: Parerga, 2004.
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Wittgensteins Blackout
Ulrich Arnswald – Jens Kertscher – Matthias Kroß (Hrsg.), Wittgenstein und die
Metapher, Berlin: Parerga, 2004.
 Kapitel von Anja Weiberg: " 'Ein Bild hielt uns gefangen': Die Kraft der Metapher": "Ludwig Wittgenstein hat sich über die Metapher nicht explizit geäußert. Seine Aussagen über den Bildbegriff können aber … auch als Aussagen
über die Metapher gelesen werden. Der Bildbegriff ist in Wittgensteins früher
wie später Philosophie von zentraler Bedeutung."
"ein Satz als Bild [kann] nicht nur ein 'Porträt' sein, sondern ebenso ein 'Genrebild'... ... Bilder sind ... alles andere als rhetorischer Schmuck: Mithilfe von Bildern bzw. Metaphern betrachten wir die Welt, erfahren wir die Welt, kategorisieren und beurteilen wir die Welt."
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5. Paivios Sonnenaufgang
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1. Von Arnheim zu Lakoff
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3. Von Richards zu Ricoeur
4. Wittgensteins Blackout
5. Paivios Sonnenaufgang
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Paivios Sonnenaufgang
Der Dualkodierungsansatz
Eine Tradition von Platon über Hume bis Titchener, Bartlett, Arnheim, H. H. Price
und Allan Paivio. Paivios sog. Dualkodierungsansatz wurde zuerst in seinem 1971
veröffentlichten Buch Imagery and Verbal Processes dargelegt. Paivio betont, daß
während "die von Piaget, Bruner und Werner inspirierten Entwicklungsstudien
alle die Voraussetzung enthielten, daß sich mentale Bilder spezifisch zur
Darstellung von konkreten Gegenständen eignen, während die Funktion der
inneren Sprache auf abstrakte Probleme, Begriffe und Verhältnisse gerichtet ist",
diese funktionelle Unterscheidung nicht streng aufrechterhalten werden kann, wie
das "die offensichtliche Entwicklung von verhältnismäßig abstrakten
(schematischen) Bildern und die Konkretisierung von abstrakten Ideen in der
Form von spezifischen Bildern" zeigen. Paivio hebt hervor, daß gewöhnlich
"weder Bilder noch Wörter selbständige Prozesse bilden"; vielmehr stehen sie in
einer ständigen Wechselwirkung.
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Paivios Sonnenaufgang
Der Dualkodierungsansatz
Paivio berichtet über frühere Untersuchungen, die darauf deuteten, daß in
reife bildliche Vorstellungen "die impliziten motorischen Komponenten von
imitativen Akten" eingehen, und zeigt seinerseits, daß "eine (implizite oder
explizite) motorische Komponente für mentale Bewegungsbilder und für
Transformationen allgemein kennzeichnend zu sein scheint, die in der Entstehung von integrierten figuralen Bildern eine Rolle spielen, bzw. für die
Lösung von komplexeren Problemen, die visuelles Denken voraussetzen.
Die motorische Komponente erleichtert irgendwie den Übergang von einem
substantiellen Gedankenfluß zum anderen."
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Kristóf Nyíri
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Paivios Sonnenaufgang
Die Metapherntheorie
Allan Paivio – Mary Walsh, "Psychological Processes in
Metaphor Comprehension and Memory"  “for the student of
language and thought, metaphor is a solar eclipse”
Andrew Ortony (Hrsg.),
Metaphor and Thought
(1979). Zweite, überarbeitete Ausgabe: Cambridge Univ. Press, 1993
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Paivios Sonnenaufgang
Die Metapherntheorie
Allan Paivio – Mary Walsh, "Psychological Processes in
Metaphor Comprehension and Memory"  “for the student of
language and thought, metaphor is a solar eclipse”
"words can evoke imagery, and concrete events can evoke verbal
descriptions" – the "imagery system" and the "verbal system"
"can contribute independently, yet cooperatively to such tasks as
metaphor comprehension" – "the vehicle ... is usually prepotent at
the figurative processing stage, when its properties are to be 'conveyed' to the topic. Moreover, the concreteness of the vehicle
should be crucial, because a concrete term provides rapid access
to information-rich images"
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Paivios Sonnenaufgang
Die Metapherntheorie
Allan Paivio – Mary Walsh, "Psychological Processes in Metaphor Comprehension and Memory"  “for the student of language and thought,
metaphor is a solar eclipse”
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Paivios Sonnenaufgang
Die Metapherntheorie
Allan Paivio – Mary Walsh, "Psychological Processes in Metaphor Comprehension and Memory"  “for the student of language and thought,
metaphor is a solar eclipse”
Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung, 26. Oktober 2010
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Zum Abschluß nochmals: Die These, die ich in diesem
Vortrag vertreten habe ist, daß das Umgehen mit
wirksamen Metaphern ein aktives Mitspielen von
mentalen Bildern voraussetzt. Dies ist eine These, die
jedem gewöhnlichen Menschen einleuchten würde; sie
widerspricht aber der Mainstream-Auffassung in der
Metapherntheorie.
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Kristóf Nyíri
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www.hunfi.hu/nyiri
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