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Abraham Abulafia (1240-1291)
• Moshe Idel, Abraham Abulafia und die
mystische Erfahrung, Frankfurt a. M. 1994.
• Elliot Wolfson, Abraham Abulafia, Los Angeles
2000.
• Zahlreiche Schriften seit 1999, zweisprachig,
unkritische Ausgaben von Amnon Gros
• Er lehnte das System der Sefirot ab, sah darin
durch die „Zehnfaltigkeitslehre“ eine noch
größere Gefahr als durch die christliche
„Dreifaltigkeitslehre“.
• Er versuchte, sich vor allem auf das Sefer
Jezira und Moses Maimonides stützend, einen
Weg zur wirklichen Prophetie zu finden…
• Abulafia erzählt selbst relativ viel über sein
eigenes Leben und seine ausgedehnten
Reisen, die ihn von Katalonien nach Akko im
Heiligen Land führten, von dort nach
Griechenland, wo er heiratete, zurück nach
Barcelona, von da nach Rom und schließlich
nach Sizilien, wo sich seine Spuren verlieren…
• Abulafia schildert die Stufen seiner Erziehung, wie er
im Alter von achtzehn Jahren Waise wird, seinen
messianischen Aufbruch ins Heilige Land auf der
Suche nach den zehn verlorenen Stämmen Israels
sowie sein Studium der maimonidischen Texte.
Ferner bezeugt er seine erste prophetische Erfahrung
im Jahre 1270, die sein messianisches
Selbstbewusstsein bestärkt und ihn zehn Jahre später
zu einer Audienz mit Papst Nikolaus III. drängt, was
ihn, wäre der Papst nicht unversehens gestorben,
fast das Leben kostete.
• Kontroversen – R. Schlomo ben Adret (1235-1310), Raschba.
• Es gibt viele Betrüger, die ich gehört und gesehen habe. Einer ist das
ekelhafte Geschöpf „Möge der Name des Vernichten verrotten",
dessen Name Abraham [Abulafia] ist. Er proklamierte sich in Sizilien
als Prophet und Messias und lockte viele Leute mit seinen Lügen,
Durch die Gnade Gottes war ich fähig, ihm die Tür ins Gesicht zu
schlagen. Sowohl mit meinen eigenen Briefen als auch mit denen
vieler Gemeinden. Wäre dies nicht gewesen, so hätte er
wahrscheinlich fortfahren können.
Er entwickelte viele falsche Vorstellungen, völlige Dummheit, die
hoher Weisheit ähnelte, und damit hätte er viel Schaden anrichten
können. Durch den Gebrauch einer gewissen Konsistenz, fixierte er
seinen Geist viele Tage lang auf eine bestimmte Idee und erschien
dann mit ausführlichen numerischen Ausführungen (gematriot), die
sowohl die Thora als auch die Worte unserer Weisen beinhalteten.
(Tschuvot Raschba 548)
Otzar Eden HaGanus
• Ich wurde in Saragossa, in Aragon, geboren, das zum
Spanischen Reich gehört. Bevor ich entwöhnt war… zog ich
nach [Navarra]… wo ich und meine Brüder und Schwestern
geboren wurden. Ich wuchs daher am Fluß Ebro auf, der an
diesen beiden Städten vorbeifließt. Ich begann die Schriften
mit ihren Kommentaren zu lesen und lernte auch hebräische
Grammatik, vollendete alle vierundzwanzig Bücher [der Bibel]
unter der Anleitung meines Vaters, in seliger Erinnerung. Von
ihm lernte ich die Mishnah und den Talmud, und das meiste,
was ich lernte, lernte ich unter seiner Anleitung. Ich war
achtzehn Jahre alt, als er starb.
• Nach meines Vaters Tod blieb ich zwei Jahre im Land meiner
Geburt. Im Alter von zwanzig Jahren bewegte mich Gottes Geist,
und ich verließ das Land in Richtung Israel zur See und über Land.
Meine Ziel war das Land Sambation, aber ich kam nur bis Akko.
Wegen des Konfliktes zwischen Ishmael (die Araber) und Esau (die
Christen) war ich gezwungen zu fliehen. Ich verließ [das Heilige
Land] und kehrte über Griechenland [nach Europa] zurück.
Während ich durch [Griechenland] zog, heiratete ich. Gott erweckte
mich und nahm mein Weib mit sich, ich machte mich auf den Weg
zu den „Wassern der Begierde", wo ich die Thora studieren wollte.
Ich fand sie in Capua, fünf Tage von Rom entfernt. Hier fand ich
einen vornehmen Weisen, Philosophen und Meisterarzt namens
Rabbi Hillel. Wir wurden Freunde, und von ihm erlernte ich die
Philosophie, die ich sehr angenehm fand. Ich erforschte diese
Disziplin Tag und Nacht mit all meinem Können. Ich war nicht
zufrieden, bis ich den ganzen Führer der Verwirrten mehrmals
durchgearbeitet hatte.
• In Capua hatte ich auch vier Schüler, die ich
gelegentlich unterrichtete. Sie waren jedoch törichte
junge Männer, und als sie bösen Pfaden folgten, gab
ich sie auf. Es gab noch zehn andere Schüler, aber
diese profitierten ebenfalls nicht von meinem
Unterricht…. Ich fand niemanden, der würdig
gewesen wäre, auch nur die einfachsten Hinweise
auf die Wahrheit zu empfangen. In Rom gab es zwei
alte Männer, Rabbi Tzadakia und Rabbi Yeshiah, die
sich mir verpflichteten. Mit diesen hatte ich einigen
Erfolg, aber sie waren sehr alt und starben.
• In Barcelona hatte ich zwei Schüler. Einer,
Rabbi Kalonymos mit Namen, in seligem
Angedenken, ein älterer Mann, der recht
vornehm war. Der andere war ein brillanter
unverheirateter Mann, ein vornehmer Weiser
und einer der Führer der Gemeinde namens
Rabbi Yehuda, Salomon genannt.
• In Burgos unterrichtete ich zwei Männer, einen Meister und seinen
Schüler. Der Name des Meisters ist Rabbi Moshe Sifno. Der Schüler
ist Rabbi Shem Tov, ein angenehmer junger Mann, aber seine
Jugend hinderte ihn an der Beherrschung der Materie. Sowohl er
als auch sein Meister lernten nur einige äußere Fakten der Kabbala
von mir. In Medina gab es zwei Schüler. Einer war Samuel der
Prophet, dem ich einiges über die Kabbala lehrte. Der andere war
Rabbi Joseph Gikatilla, möge Gott ihn weiterhin führen. Er war sehr
intelligent und wird zweifellos großen Erfolg haben, so Gott mit ihm
ist. Ich bin jetzt in Messina, was „von Sinai" (Mi-Sinai) kommt. Hier
fand ich sechs Männer und brachte einen siebenten mit. Diese
lernten sehr kurze Zeit von mir, jeder nahm, was er konnte, einige
viel und andere wenig. Sie alle verließen mich, außer einem. Er war
ihr Führer, und er brachte alle anderen dazu, von mir zu lernen…
• Als ich dreißig Jahre alt war, in Barcelona, weckte Gott mich
aus meinem Schlaf, und ich lernte das Sefer Jezira mit seinen
Kommentaren. Gottes Hand war über mir, und ich schrieb
Bücher der Weisheit und auch einige wundersame
prophetische Bücher. Meine Seele erwachte in mir, und ein
Geist Gottes berührte meinen Mund. Ein Geist der Heiligkeit
fuhr durch mich hindurch, und ich sah viele fürchterliche
Bilder und Wunder, durch Zeichen und Wunder. Aber zur
gleichen Zeit versammelten sich Geister der Eifersucht um
mich herum, und ich wurde mit Phantasie und Fehlern
konfrontiert. Mein Geist war völlig verwirrt, da ich niemanden
wie mich finden konnte, der mich den rechten Pfad lehren
konnte. Ich war deshalb wie ein Blinder, der am hellen Mittag
herumtastet. Fünfzehn Jahre war der Satan an meiner rechten
Hand, mich zu verleiten. Die ganze Zeit wurde ich fast
wahnsinnig von dem was meine Augen sahen.
• Jedoch war ich in der Lage, die Thora während
der zweiten Verwünschung fünfzehn Jahre
lang zu bewahren und zu besiegeln, bis Gott
mir Weisheit und Rat gewahrte. Gott war vom
Jahr Eins (5001 = 1241) bis zum Jahr 45 (5045
= 1245) bei mir und bewahrte mich vor allem
Unglück.
• Zu Beginn des Jahres „Elijah" (=46; das ist
5046, oder zum Ende des Jahres 1285) hatte
Gott Gnade mit mir und brachte mich zum
Heiligen Palast. Zu dieser Zeit vollendete ich
das Buch (Otzar Eden HaGanuz), das hier in
Messina geschrieben wurde…
Sefer HaOt
•
•
In diesem neunten Jahr erweckte ihn Gott, um nach Rom zu gehen, wie Er es
ihm in jenen Jahren in Barcelona befahl. Auf dem Weg dorthin kam er durch
Terni, wo er von den Heiden eingesperrt wurde, weil er von den Juden
denunziert worden war. Ein Wunder geschah, und er entfloh. Er ließ sich
daraufhin kurze Zeit in Capua nieder. Im zehnten Jahr, nachdem er Barcelona
verlassen hatte, schrieb er ein zweites Buch, das „Buch des Lebens" (Sefer
HaChaim) genannt wird. Im fünften Monat nach Nissan, dem elften Monat
nach Tishrei, dem Monat Ab (Juli), im zehnten Jahr, kam er nach Rom. Er hatte
geplant, am Tag vor dem [hebräischen] Neujahr vor dem Papst zu erscheinen.
Der Papst war zu dieser Zeit in Soriano, eine Tagesreise von Rom entfernt, und
er instruierte die Torwächter, daß falls Raziel kommen sollte, um mit ihm im
Namen des Judentums zu sprechen, er zurückgewiesen werden und ihm keine
Audienz gewährt werden solle. Sie waren Angewiesen, ihn aus der Stadt zu
bringen und ihn an einem Pfahl zu verbrennen. Das Holz war neben dem
inneren Tor der Stadt bereits vorbereitet. Raziel war darüber informiert, aber
er schenkte denen, die ihm dies berichteten, keine Aufmerksamkeit. Er
meditierte (hithoded) und schaute Wunder, und zu jener Zeit schrieb er sie in
seinem Buch der Zeugnisse nieder. Es wurde ein Zeugnis zwischen ihm und
Gott, daß Er ihn vor seinen Feinden gerettet hatte.
• An dem Tag, an dem er den Papst aufsuchen wollte, erfuhr er
zwei Dinge. Als er das äußere Tor der Stadt passierte,
begrüßte ihn ein Bote und informierte ihn darüber, daß
derjenige, der versucht hatte ihn zu töten, in der vorigen
Nacht plötzlich gestorben war, so als ob er von einer Seuche
heimgesucht würde. Einer war in dieser Nacht getötet
worden, und [der andere] war gerettet.
• In Rom wurde er dann von den „Kleinen Brüdern"
(Franziskaner) eingesperrt und blieb achtundzwanzig Tage in
ihrer Akademie ... Am ersten Cheshvan kam er schließlich frei.
• Welcher Papst ? Nikolaus III starb am 22.
August 1280 an einem Schlaganfall in
Soriano…
• Gematria zur Verschlüsselung:
• Zechariyahu, Raziel – 248, so wie Abraham,
Mischkal Gleichgewicht der Buchstaben…
• Trotz warnender Beschreibungen ist Abulafia
einer der wenigen Kabbalisten, der seine
mystischen Erfahrungen in zahlreichen
Schriften beschrieb und auch nicht davor
zurückschreckte, die genauen
Meditationsmethoden mitzuteilen.
• Im Erlangen der Prophetie sieht Abulafia das
Ziel allen religiösen Bestrebens:
• Kabbala nevu'it, prophetische Kabbala
• Wegen ihrer Konzentration auf Namen und
Buchstaben nennt Abulafia sie auch Kabbalat
ha-Schemot, Kabbala der Namen, oder
Gotteserkenntnis 'al Derech K"B 'Otijot, auf
dem Wege der 22 Buchstaben.
• Ekstatische Kabbala
• Ozar Eden ganus, S.386
• »Wir essen und trinken und geben uns der weiblichen Scham
im Geschlechtsverkehr hin, aus der wir in Hurerei geboren
wurden, Lust, Blut der Menstruation und Urin. Und wir waren,
als wir gebildet wurden, stinkende Tropfen Und so sind wir
auch noch heute stinkend und unrein, voller Schmutz,
Schlamm, Erbrochenem und Kot, so dass kein Raum bleibt.
Solange wir leben, sind wir Staub und Asche und zum >Staub
kehrst du zurück', und wir werden tote, stinkende und im
Feuer verbrannte Kadaver sein, gleich Müllbergen voller
Nichtse und Geister.«"
• Ziel des Menschen muss es darum sein, diesem Pfuhl
der Unreinheit zu 'entrinnen - darum teilt Abulafia
auch die Meinung des Maimonides hinsichtlich der
Auferstehung des Fleisches, die er zwar für möglich
hält, die aber dem körperlosen rein intellektuellen
Leben im 'Olam ha-ba weit unterlegen ist, weshalb
sie nicht letztlich wünschenswert sein kann (sitre
tora 60-66). Allerdings zieht Abulafia aus dieser
Zielsetzung keine asketischen Konsequenzen,
sondern nur die, dass der menschliche Intellekt über
die menschliche Imagination und vor allem über die
sexuellen Gelüste sich erheben soll.
• Abulafia glaubte, dass die gesamte
Buchstabenmanipulation selbstverständlich auch für
magische Zwecke tauge. Allerdings lehnte er den
magischen Gebrauch der Buchstaben und Namen
vehement ab und hält den, der Magie übt, für
verflucht.
• Da aber nun alles, was Abulafia vorträgt durchaus
magischen Charakter hat, aber dies ausschließlich
dem mystischen Ziel dienen soll, spricht Scholem bei
Abulalafja von einer »Magie der Innerlichkeit«.
Abulafia hatte zwar keine eigene Schule, beeinflußte
aber bedeutende Kabbalisten, wie Gikatilla.
• „Ich habe auch Bücher gesehen, die von einem
Gelehrten namens Rabbi Abraham Abulafia
geschrieben wurden. In seiner Dummheit und
seinem Stolz ... bezeichnet er sich als Prophet. Aber
es ist überliefert, daß seit der Tempel zerstört wurde
„Prophetie den Verrückten vorbehalten ist."... Seine
Bücher sind mit seinen eigenen Erfindungen,
Phantasien und Unwahrheiten gefüllt. Er mag das Or
HaSekbel (Licht des Intellekts) geschrieben haben,
aber er selbst wandelt in Dunkelheit.“ R. Juda Chayit
• „Es gibt viele Betrüger, die ich gehört und gesehen habe. Einer
ist das ekelhafte Geschöpf „Möge der Name des Verruchten
verrotten", dessen Name Abraham [Abulafia] ist. Er
proklamierte sich in Sizilien als Prophet und Messias und
lockte viele Leute mit seinen Lügen. Durch die Gnade Gottes
war ich fähig, ihm die Tür ins Gesicht zu schlagen. Sowohl mit
meinen eigenen Briefen als auch mit denen vieler Gemeinden.
Wäre dies nicht gewesen, so hätte er wahrscheinlich
fortfahren können. Er entwickelte viele falsche Vorstellungen,
völlige Dummheit, die hoher Weisheit ähnelte, und damit
hätte er viel Schaden anrichten können…. “Tschuvot raschba
548
• Positiv: Moshe Cordevero, 1522-1570
Abulafia als eine Autorität in der Aussprache
Göttlicher Namen und führt einen langen Teil
seines Or HaSekhel (Licht des Intellekts) an.
Chajim Vital; Im unveröffentlichten vierten Teil
seines Shaarey Kedushah (Tore der Heiligkeit)
führt Vital Abulafias Methoden als
Meditationstechniken an.
• „Fünfzehn Jahre lang war der Satan an meiner
rechten Hand, um ich in die Irre zu führen."
• Satan (schin tet nun) Zahlwert 359
• Zera Lavan (zain resch ain lamed beit nun),
was „weißer Same" bedeutet.
• Ein späterer Mystiker, Rabbi Nachman aus
Breslov (1772-1810), betrachtete es als eine
seiner größten Leistungen, daß er in der Lage
war, eine generelle Läuterung (Tikun HaKelali)
für den spirituellen Schaden zu entwickeln,
der durch Onanie hervorgerufen wird.
• „Es steht außer Frage, daß es unter den
Christen Personen gibt, welche die Mysterien
kennen. Sie besprachen die Mysterien mit mir
und enthüllten, daß dies fraglos auch ihre
Meinung ist, woraufhin ich sie so beurteilte,
daß sie zu den Frommen unter den Nichtjuden
gehörten. Man muß sich um die Narren jeder
Nation keine Sorgen machen, da die Thora nur
den Intelligenten gegeben ward."
• In seinen Schriften finden wir ausgefeilte
Atem-, Bewegungs- und Gesangstechniken,
sowie eine Vielzahl gematrischer
Überlegungen.
• Er schrieb und permutierte die Buchstaben als
Form der mystischen Meditation.
• Schreiben und Permutieren der Buchstaben des
Alphabets.
• Diese Tätigkeit diente als Meditationsmethode, durch die
er tiefe prophetische Zustände erreichen konnte „Kabbalah der Buchstaben", wodurch er es von der
„Kabbala der Sefiroth" unterscheidet.
• Wenn also jemand weiß, wie man die Buchstaben des
Alphabets korrekt manipuliert, ist er in der Lage, von den
gleichen spirituellen Kräften Gebrauch zu machen, die
das Universum ursprünglich erschufen.
• Man schreibt ein Wort nieder und permutiert
und vertauscht die Buchstaben auf jede nur
mögliche Art.
• Wenn der Initiierte in immer höhere Zustände
aufsteigt, braucht er die Buchstaben nicht
mehr wirklich niederzuschreiben, sondern
permutiert sie verbal oder geistig.
• Hauptmethode - die Vertauschung von
Buchstaben und auf einer höheren Ebene auf
das Sprechen der Buchstaben der
Gottesnamen.
• Dieses Sprechen wurde von bestimmten
Kopfbewegungen, wie auch von besonderen
Atemübungen begleitet.
• „Jemand, der die höchste Ebene erreicht,
kann es niemandem enthüllen. Alles, was er
tun kann, ist den Schlüssel weiterreichen, so
daß das erleuchtete Individuum die Tore
öffnen kann, die versiegelt sind, um den
Unwürdigen abzuhalten.„Mafteach
HaChachmot 90a
• Warnung: „viele große Männer und Weise
gestrauchelt sind und fielen, gefangen und
hereingelegt wurden, weil sie die Grenzen ihres
Wissens überschritten.„Sefer HaTzeruf 1a
• Das Wort für Krone ist Kether – Umkehrung „karet“
„abschneiden„. …wenn er unwürdig ist, kann er
abgeschnitten werden.
• Eine besonders heftige Warnung wird gegen
Dilettanten - wenn jemand die Mysterien aus einer
Laune heraus ohne Vorbereitung betritt, kann er
zerstört werden.
• „Dein Geist wird verwirrt werden, Deine Gedanken
werden verworren werden, und Du wirst keinen Weg
finden, den Träumereien Deines Geistes zu
entfliehen. Die Kraft Deiner Phantasie wird Dich
überwältigen, Du wirst viele völlig nutzlose
Phantasien haben. Deine imaginativen Fähigkeiten
werden stärker werden
und Deinen Intellekt schwächen, bis Deine
Träumereien Dich in ein großes Meer werfen werden.
Du wirst niemals die Weisheit aufbringen, daraus zu
entfliehen, und wirst deshalb darin ertrinken." Sefer
HaTzeruf 1b
• „Die Thora lehrte uns die Art der
Vertauschungen und die Stufen der Leiter des
Mysteriums der Buchstaben. Ohne solches
Wissen ist es unmöglich, die Ebene des
Gottkennens zu erreichen.“
• Grenze beachten…
• Der, der die Unwürdigen am Eintreten hindert,
ist der Engel Metatron…
• Naturgesetz ändern – wenn man auf der
höchsten Ebene ist..
• Abulafia dagegen – Magie und nicht
Prophetie.
• Besser im Alter als in der Jugend – Körper
schon schwach ist…
• „Umhülle dich mit deinem Gebetsmantel und lege
Tefillin auf deinen Kopf und auf deine Hand, damit du
in Ehrfurcht vor der Schechina, die bei dir ist, gerätst.
Reinige deine Kleider und, wenn möglich, mögen all
deine Kleider weiß sein, denn all dies ist sehr
nützlich, um eine Richtung des Herzens auf die
Gottesfurcht und Gottesliebe hervorzurufen. Wenn
es Nacht ist, zünde viele Lichter an, bis es ganz hell
ist, und dann nimm Tinte, Feder und Tafel in die
Hand und denke daran, dass du im Begriffe stehst,
Gott in Freude des Herzens zu dienen.
• Dann beginne, wenige oder viele Buchstaben
zusammenzusetzen, zu vertauschen und miteinander zu
bewegen, bis dein Herz warm wird, und achte auf ihre
Bewegung und was sich bei dir aus ihr ergibt. Und wenn du
spürst, dass dein Herz schon warm geworden ist, und du
siehst, dass du durch die Buchstabenkombinationen neue
Dinge erfassen kannst, die du durch menschliche
Überlieferung oder von dir selbst aus nicht erkennen
könntest, und du schon vorbereitet bist, den Influxus der
göttlichen Kraft in dich aufzunehmen, dann richte all deine
wahren Vorstellungen darauf, den Namen Gottes und seine
höchsten Engel in deinem Herzen dir vorzustellen, als ob sie
Menschen wären, die um dich herumstünden oder säßen.
Und du selbst fühle dich wie ein Bote, den der König und
seine Minister auf eine Mission schicken wollen, und der
bereit ist, aus ihrem Munde, sei es vom König selbst, sei es
von seinen Dienern, etwas über seine Mission zu hören.
• Und nachdem du dir dies ganz lebhaft vorgestellt hast, richte deinen
ganzen Sinn darauf, mit deinem Denken die vielen Dinge zu verstehen, die
durch die gedachten Buchstaben in dein Herz kommen werden, und denke
über sie im allgemeinen und in allen ihren Einzelheiten nach, wie jemand,
dem man ein Gleichnis oder einen Traum erzählt, oder der über ein tiefes
Problem in einem gelehrten Buche nachdenkt, und versuche das, was du
hören wirst, so in seiner höchsten Weise und so nahe wie möglich zu
deuten. Und beurteile es gemäß dem, was du davon verstehst oder was
dir andere dazu sagen. Und all dies wird dir begegnen, nachdem du die
Tafel und das Schreibrohr fortgeworfen hast oder sie dir infolge der
Intensität deines Denkens von selbst entfallen sind. Und wisse, je stärker
bei dir der, intellektuelle Influxus von oben her werden wird, desto
schwächer werden deine äußeren und inneren Glieder werden. Dein
ganzer Körper wird in ein überaus starkes Zittern verfallen, so dass du
schon denkst, dass du gewiss sterben wirst, weil deine Seele sich wegen
des Übermaßes ihrer Freude über ihre Erkenntnis von deinem Körper
trennen will.
Leben der zukünftigen Welt 66-68
• Und sei in diesem Moment bereit, den Tod bewußt zu
erwählen, wissend, dass dieser Tod nur den Körper betrifft.
Und dadurch erfährt die Seele die „Auferstehung von den
Toten“ in alle Ewigkeit. Und dann wirst du wissen, dass du so
weit gekommen bist, um den Einfluß aufnehmen zu können.
Und wenn du dann den glorreichen Namen ehren willst, ihm
mit dem Leben der Seele und des Körpers zu dienen, so
verhülle dein Antlitz und fürchte dich, auf Gott hinzusehen.
Dann kehre zu den Anliegen des Körpers zurück, stehe auf und
iss und trink ein wenig oder erquicke dich an einem schönen
Geruch und halte deinen Geist, der ausbrechen will, in seiner
Hülle zurück bis zu einer anderen Zeit und freue dich über
dein Los und wisse, dass Gott dich liebt.“
Licht des Intellekts 104-105
• „Wenn du beginnst, den Buchstaben alef auszusprechen, mit
welchem der Vokale auch immer, halte den Ton gerade so
lange wie ein Atemzug ausreicht, nicht länger, denn das alef
lehrt über das Mysterium der Einheit. Auch darfst du diesen
Atemzug keinesfalls unterbrechen, bis du mit dessen
Aussprache zu Ende bist. Auch sollst du diesen besonderen
Atemzug [mit dem Ton] so lange ausdehnen, solange es die
Kraft deines Atmens zulässt. Auch singe beim 'Alef und bei
allen übrigen Buchstaben mit Furcht, Ehrfurcht und
Schrecken, begleitet von Freude der Seele bei dem Großen,
das sie erfasst.“
• „Wenn du nach Vollendung aller eine Gestalt
vor dir siehst, wirf dich sofort vor ihr nieder.
Und wenn du eine schwache oder starke
Stimme hörst und du verstehen willst,
antworte ihr sogleich…“
• Auch zieht Abulafia die Analogie von Mensch und
Saitenspiel, bzw. Harfe, auf denen Gott selbst spielt.
Er vergleicht den menschlichen Körper mit einem
Musikinstrument, da er wie diese Hohlräume und
Öffnungen aufweise, die Laute hervorbringen
können.
• Abulafia gibt in seinen Werken auch praktische
Hinweise darauf, wie man zu musizieren hat, wenn
man die göttlichen Namen anruft, um zur Prophetie
zu gelangen.
• Abulafia glaubte, dass die gesamte
Buchstabenmanipulation selbstverständlich auch für
magische Zwecke tauge. Allerdings lehnte er den
magischen Gebrauch der Buchstaben und Namen
vehement ab und hält den, der Magie übt, für
verflucht.
• Da aber nun alles, was Abulafia vorträgt durchaus
magischen Charakter hat, aber dies ausschließlich
dem mystischen Ziel dienen soll, spricht Scholem bei
Abulalafja von einer »Magie der Innerlichkeit«.
• Abulafia hatte zwar keine eigene Schule, beeinflußte
aber bedeutende Kabbalisten, wie Gikatilla.
• Die Beziehungen zwischen Kabbala und Magie waren
es, die zu der weit verbreiteten irrtümlichen
Identifikation von Kabbala und Magie vor allem im
nichtjüdischen Raum führte. Aber auch unter den
Juden gab es ab dem 15. Jahrhundert die
Unterscheidung zwischen Kabbala und Kabbala ma
'asit, der praktischen Kabbala – Ba‘al Schem, des
»Meisters des göttlichen Namens«, der als ein
jüdischer Magier bezeichnet werden kann. Er
vollbringt seine Taten mit den heiligen Gottesnamen.
• A.E. Waite, The Holy Kabbalah, London 1925
Arthur Edward Waite 1857-1942
• 1891 wurde er in den Hermetic Order of the
Golden Dawn
• Gradus Philosophus
• um 1900 Versuch, die Leitung des gesamten
Ordens an sich zu reißen.
• Independen and Rectified Rite of the Golden
Dawn
• 1914 Fellowship of the Rose Cross
• Tarot - gemeinsam mit Pamela Colman Smith
entwarf Waite das Rider Waite Deck, welches
1909 veröffentlicht wurde.
• Alle Bücher Neuauflagen:
• The holy Kabbalah, 2003
• The Book of Ceremonial Magic: The Secret Tradition
in Goetia, Including the Rites and Mysteries of Goetic
Theurgy, Sorcery and Infernal Necromancy, 2005
• Steps to the Crown, 2005
• The Pictorial Key to the Tarot, 2005
• Inner and Outer Order Initiations of the Holy Order of
the Golden Dawn, 2005
• Waite (1925) –
fast 700 Seiten lange Einführung in die „holy
Kabbalah“ leidet unter dem zu starken
magischen Blickwinkel…wie manches von
Scholem unter dem zu theosophischen….
• Scholem meinte, dass es zu den besten
gehört, was von theosophischer Seite zur
Kabbala geschrieben worden wäre… in die
„jüdische Mystik“:
• Bedauerlich, keine Kenntnisse der Sprache,
aber großer Gelehrte mit tiefer Einsicht in die
Materie..
• Von den kabbalistischen Büchern im Bücherschrank meines Vaters
wurde ich mächtig angezogen. Es war verboten, in ihnen zu lesen.
Mein Vater erinnerte mich ständig daran, daß man sie nicht lesen
dürfe, ehe man das Alter von 30 Jahren erreicht habe. (...) Beim
Durchblättern der kabbalistischen Bücher entdeckte ich, daß
ebenso wie im Himmel die Tora gelernt wurde, es dort auch feurige
Liebe gab. Tatsächlich waren im Himmel Tora und Liebe nur zwei
Seiten derselben Münze. Gott vereinte sich mit der Schechina, die
Gottes Frau war, und das Volk Israel waren ihre Kinder. Wenn die
Juden Gesetze übertraten und Gott ihnen böse war und sie
bestrafen wollte, dann legte die Schechina Fürbitte für sie ein, wie
jede jüdische Mutter es tut, wenn der Vater böse ist. Die Verfasser
der kabbalistischen Bücher warnten ständig davor, ihre Schriften zu
wörtlich zu nehmen. Sie hatten immer Angst vor Vermenschlichung.
Trotzdem, was sie vortrugen, waren menschliche Ideen. Nicht nur
Gott und die Schechina, sondern alle männlichen und weiblichen
Heiligen im Himmel liebten einander und vereinigten sich.
• Isaac B. Singer, Verloren in Amerika, Frankfurt a. M. (dtv), 1986,
S.17-19.
• Ich bin ein glühender Adept der okkulten Wissenschaften. Seit
einiger Zeit lebe ich in einer anderen Welt. Ich weiß endlich,
wie man es anstellt, sich von der Erde zu erheben, um in ein
anderes Reich zu gelangen. Man durchschreitet einen Wald
von Träumen, um mit Geistern zu philosophieren und um Gast
in einer Feenwelt zu sein, wo man in nicht stofflichen Palästen
aus Gold und unvorstellbaren Perlen wohnt. (...) Erinnert
Euch, daß nur in der Kabbala das Glück liegt, und daß wir alle
in Illusionen leben. Wir sind Bewohner von Phantasiewelten,
Illusionen wir selbst, Lebewesen ohne Existenz, Formen
zwischen der Unendlichkeit der Formen, flüchtige
Emanationen des Einen, bleiche Abbilder des himmlischen
Menschen, traurige Schatten des Adam Kadmon, der sich
ewig im heiligen Thronwagen durch die zehn sublimen,
idealen Sefirot manifestiert.
• Gabriele D’Annunzio, Sancta Kabbala, in: ders., Il mistico
sogno, Chieti (Marino Solfanelli Editore) 1990, S.33-37.
Die christliche Kabbala
Pico della Mirandola 1463-1494
• ‘Nulla est scientia, quae nos magis certificet
de divinitate Christi, quam Magia et Cabala.’
• Johannes Reuchlin übersetzte 1510 diese
These für sein Gutachten zur jüdischen
Literatur mit:
• „Es ist kain Kunst, die uns mer gewiss mach
von der gothait Christi dan Magia und Cabala.“
• Ludwig Geiger: Johann Reuchlin. Sein Leben
und seine Werke, Leipzig 1871
• Charles Zika: Reuchlin und die okkulte
Tradition der Renaissance, Sigmaringen 1998.
• Wilhelm Schmidt-Biggemann, Die christliche
Kabbala, Ostfildern 2003
• Peter Schäfer, Irina Wandrey (ed.), Reuchlin
und seine Erben, Ostfildern 2005.
Johannes Reuchlin 1455-1522
• 1494 "De Verbo Mirifico".
• Beweis für die Notwendigkeit des Hebräischstudiums
• Verteidigung der christlichen Kabbala
• Reuchlin und Pico waren davon überzeugt, der hebräischen Sprache oder
den von ihr abgeleiteten Wörtern wohne eine magische Kraft inne.
1517 "De Arte Cabalistica“
• Sidon, einen ehemaligen Epikuräer und Sprecher der heidnischen
Philosophie; Baruch, den gelehrten Juden
• Capnion, der für den Christen Reuchlin spricht
• Capnion erreicht die Umkehr und Bekehrung Sidons und Baruchs.
• Ein christlicher Magus, der an die Lehren der Kirche gebunden ist. Diese
Verknüpfung hat Konsequenzen, da Capnion seinen Respekt für das
Hebräische und dessen kabbalistische Interpretation mit einer
Zurückweisung des Talmud kombiniert:
• Ihr Juden habt die heiligen Bücher
untergraben, daher leiert ihr eure Gebete
vergeblich herunter, vergeblich fleht ihr euren
Gott an. Vergeblich, weil ihr zu ihm mit selbst
gemachten Gebeten redet und nicht, wie Gott
angebetet werden will. Gleichzeitig hasst ihr
uns, die wahren Gottesanbeter. Ihr hasst uns
mit einem immerwährenden Hass ...("De
Verbo Mirifico")
• Das wundertätige Wort ist der Gottesname.
• Der Höhepunkt von Reuchlins Schrift ist Capnions Erklärung der drei
schöpferischen Gottesnamen in drei verschiedenen Weltzeitaltern.
• Im ersten Weltzeitalter, dem der Natur, habe der dreikonsonantige
Gottesname, Schadai schöpferische Kraft. Im zweiten, dem Zeitalter
des Gesetzes, besitze das Tetragrammaton diese Macht.
• Im dritten schließlich, der Zeit der Gnade oder Erlösung, hätte,
durch die Einschiebung des Buchstabens Schin ins Tetragrammaton,
dieser Gottesname die Kraft der Schöpfung. Durch das Schin wird
aus dem unaussprechlichen Namen Gottes Jeschu (Jesus).
• Der Name Jesu sei das verbum mirificum.
• Die Judenwerden deswegen von Gott bestraft und
sehen wegen ihrer Blindheit den Weg zur Umkehr, zur
Kirche, nicht. Aber nur der gelehrte Jude wird die
Lösung finden, der in der Kabbala unterwiesene Jude
wird erkennen, dass die hebräischen Buchstaben des
Gottesnamens "Jeschuh" - Jesus - bedeuten.
Konversion ist eine Möglichkeit für die glücklichen
Juden, die in die Lehre des "wundertätigen Wortes"
eingeführt wurden.
Das Elend der Juden ist keine menschliche
Ungerechtigkeit, sondern eine göttliche Strafe, der sie
nur durch Konversion entkommen können.
• 1509 erlangte Johannes Pfefferkorn, ein ehemaliger
Jude, der zum Christentum konvertiert war, ein Mandat
von Kaiser Maximilian, dass es ihm erlaubte, jüdische
Bücher zu beschlagnahmen. Pfefferkorn war der Autor
zahlreicher widerwärtiger antijüdischer
Propagandaschriften wie dem „Judenspiegel“.
• Trotz dieser Erlaubnis beauftragte Maximilian Reuchlin
mit einer Untersuchung. In seinem Gutachten und in
seinem „Augenspiegel“ verteidigte Reuchlin die Juden
und sprach sich gegen eine Bücherverbrennung aus.
• Reuchlin schlug vor, der Kaiser solle für zehn
Jahre an jeder deutschen Universität zwei
hebräische Lehrstühle einrichten, die von den
Juden mit Büchern ausgestattet werden
sollten.
• Am 23. Mai 1510 hob der Kaiser sein Edikt
vom 10. November 1509 auf. Die Bücher
wurden den Juden am 6. Juni zurückgegeben.
• In dem Rechtsgutachten aus dem Jahr 1510
spricht sich Reuchlin gegen die vorgeschlagene
Konfiskation jüdischer Bücher aus.
• Die jüdischen Bücher sollten nicht verbrannt,
sondern die Juden sollten vielmehr durch
Überzeugung, "durch vernünfftig disputationen,
senfftmüttigklich und güttlich", zur Konversion
bewegt werden.
• Der Inquisitor Jakob Hochstraten leitete einen
Ketzerprozeß gegen Reuchlin ein, der 1520 mit
Reuchlins Freispruch endete.
Der Judenspiegel, Köln 1507
• Reuchlin zentrales Bestreben war zu beweisen, daß die
außerchristlichen Quellen mit den biblischen Texten in
Einklang stehen und zugleich die Wahrheit des Christentums
bezeugen.
• Reuchlins Spätwerk De arte cabbalistica war der erste
bedeutende Schritt zur europäischen Kabbalaerforschung.
Hier wird die Kabbala als Urtradition befunden, die göttliche
Dinge zum Inhalt hat und bereits durch Adam im Paradies von
der Menschheit empfangen wurde. Früher hatte Reuchlin
Abraham als Überlieferer dieser verlorenen Wahrheiten
bezeichnet. Die Redner in Reuchlins Trialog sind der Jude
Simon, der die Funktion des Lehrers übernimmt, der
Neupythagoräer Philolaus Junior und der Moslem Marranus.
• Im Gegensatz zu De verbo mirificio verkörpert
Reuchlin hier den Juden Simon. Er führt die beiden
wißbegierigen Trialogpartner in die Gedankenwelt
der Kabbala ein, soweit sie Reuchlin bekannt war.
Seine Darstellung der kabbalistischen Lehren
beginnen bei der frühen jüdischen Mystik, den
Spekulationen über die Schöpfung und dem
Thronwagen. Sie reichen bis hin zu der Lehre von den
zehn Sefirot. Hierbei stützte sich Reuchlin u.a. auf die
lateinische Übersetzung von Josef Gikatillas
„Scha`are 'Ora“, nämlich „Portae lucis“ von Paulus
Riccius.
• Eine tiefere Kabbalaerforschung nach Reuchlin wird erst durch
drei christliche Gelehrte, Guillaume Postel (1510-1581),
Christian Knorr von Rosenroth (1636-1689) und Franz Joseph
Molitor (1779-1860), betrieben.
• Postel, der sehr viel in jüdischen Kreisen verkehrte, übersetzte
den Zohar und das Buch Jezira, noch bevor diese in der
Ursprache erstmalig gedruckt worden sind, ins Lateinische
und versah die Übersetzungen mit eigenen theosophischen
Kommentaren.
• Das größte und bedeutendste Quellenwerk der Kabbala in
diesen Jahrhunderten wurde von Christian Knorr von
Rosenroth in Latein zusammengestellt: die „Kabbala
Denudata“.
• Christian Knorr von Rosenroth, Kabbala
Denudata: die unverhüllte Kabbala, oder,
die transzendenten, metaphysischen und
theologischen Lehren der Juden, drei
Bände, Sulzbach 1677, 1678, 1684.
• Knorr war mehrere Jahre durch Europa gereist und hatte, wie
Postel, bei jüdischen Gelehrten gelernt, wie bei Rabbi Meir
Stern in Amsterdam. So las er nicht nur Schriften der
spanischen Kabbala, sondern auch handschriftliche Kopien
aus dem Umkreis des kabbalistischen Zentrums um Isaak Luria
(1534-1572) in Safed. Knorrs dreibändiges Werk (2600 Seiten!)
enthält u.a. Übersetzungen von Zoharstellen, Joseph Gikatillas
„Pforten des Lichts“ (hebr. Scha’are ‘ora), Moses Cordoveros
(1522-1570) „Granatapfelgarten“ (hebr. Pardes Rimmonim)
und einige Schriften der lurianischen Kabbala aus Safed.
Ausgiebige Kommentare und ein Glossar zu kabbalistischen
Symbolen im Zohar ergänzen Knorrs Kabbala Denudata.
• S. L. Macgregor Mathers, Kabbalah Unveiled, (nur eine
Übersetzung eines Teiles von Band 2: 250 Seiten, ohne den
Originaltext)
Der „Schusterphilosoph“ Jakob Böhme (1575-1624)
deutete in seiner Verquickung von alchemistischen,
paracelsischen und christlichen Motiven die Kabbala als
Theosophie und nutzte ihre Symbole für die Darstellung
seines neuen Gottesbildes, „Aurora (Morgenrot)“.
• Louis Claude de Saint-Martin (1743-1803)
• Der Neuplatoniker Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim
(1486-1535) stellte die magischen Ideen in der Kabbala in
seinem Werk „De occulta philosophia“ (1530) besonders
heraus. De occulta philosophia ist eine Zusammenschau der
verschiedenen okkulten Wissenschaften der damaligen Zeit,
wobei bei ihm das alchemistische Element nicht mit Kabbala
und Magie zusammmengebracht wird.
• Jean Bodin (1530-1596) bezeichnete Agrippa als den größten
Zauberer und erwähnt in seinem „De Magorvm
Daemonomania“ auch seinen geheimnisvollen schwarzen
Hund, in dem sich für Bodin der Teufel verkörpert hätte. Hier
liegen wohl die Vorbilder für Goethes Mephisto, der sich in
einen Pudel verwandelt hatte.
• Durch Agrippas Gleichsetzung von Magie und Kabbala waren
alchemistische Mystiker wie Heinrich Khunrath (1560-1605)
veranlaßt zu glauben, daß somit die Kabbala zur Alchemie
gehöre. Daher vermengt Khunrath in seinem in diesen Kreisen
äußerst erfolgreichen und Einfluß gewinnenden
„Amphitheatrum sapientae aeternae solius verae, christianoCabbalistico, divino-magicum nec non physico-chymicum
tertrinuum catholicum“ (1609) alchemistische, magische,
vermeintlich kabbalistische mit christlichen Symbolen und
Elementen zu einem schwer durchsichtigen, mit opulenten
Bildern ausgestatteten, magischen Fresko.
• „[Daß] Kabbala, Magia und Alchymia miteinander verbunden
und angewendet werden sollen und müssen.“
•
Heinrich Khunrath, De Igne Magorum, Straßburg 1608, S.75.
• Die englischen Theosophen Thomas Vaughan
(1622-1666) und Robert Fludd (1574-1637)
trieben die Identität von Alchemie, Magie und
Kabbala erheblich voran. Johann Georg
Wachter behauptete dagegen in seinem „Der
Spinozismus im Judenthümb oder die von
dem heutigen Judenthümb und dessen
Geheimen Kabbala Vergötterte Welt“ (1699),
daß die Kabbalisten geheime Atheisten seien.
• Seit der Renaissance waren für christliche
Theosophen und Alchemisten Kabbala und Alchemie
synonym, da christliche Kabbalisten wie Reuchlin,
Pico oder Pietro Galatinus (1460-1540) und Egidio da
Viterbo (1465-1532) Texte übersetzen, die christliche
Alchemisten in ihre Werke einbauten. Es gab im
Laufe der Geschichte zahlreiche jüdische Alchemisten.
Aber es gab nur wenige Kabbalisten, die ihre Lehren
mit der Alchemie zu verbinden suchten.
Siehe: Raphael Patai, The Jewish Alchemists, New
York 1994.
• Kabbalistische Elemente und Symboliken wurden in der
Alchemie verwandelt. Die Seelenwanderung wurde mit der
Wanderung der Essenzen durch die verschiedenen Metalle
verglichen. In den wichtigsten Schriften der Kabbala, wie Bahir
und Zohar, ist aber nicht das Gold das höchste Ziel. Das Gold
wird im Baum der Sefirot mit der Farbe Rot assoziiert, die der
linken Seite der Strenge entspricht. Dagegen finden wir das
Silber mit der Farbe Weiß auf der rechten Seite der Gnade.
Dabei muß man allerdings einschränken, daß es auch dort
Textstücke gibt, die anders sprechen…
• Bahir § 36 und Zohar I 249b-250a, Zohar II 23b-24b.
• Warum Moses de Leon in diesen Abschnitten davon
spricht, daß z. B. die Sonne den Staub in Gold
verwandelt, kann damit zusammenhängen, daß er
durch sein muslimisches Umfeld durch
alchemistisches Gedankengut beeinflußt worden ist.
Chajim Vital hatte sich dagegen mehrere Jahre
intensiv mit Alchemie befaßt. Er sammelte
alchemistische Rezepte etc., bevor er Luria
kennenlernte. Die sieben unteren Sefirot würden den
sieben Metallen entsprechen, wobei er das Messing
gegen das Quecksilber austauschte: Silber, Gold,
Kupfer, Eisen, Zinn, Blei, Quecksilber.
• Eine geradezu alchemistische Familientradition hatte es in
Italien gegeben. Der bereits oben erwähnte Leone (Yehuda
Arie) Modena (1571-1648) aus Venedig war Dichter, Prediger,
Musiker, Astrologe, Alchemist und Spieler. Sein „Chajje
Jehuda“ (Das Leben Jehudas) ist eine offene Autobiographie
über gescheiterte Liebe, gescheiterte Berufe und
Spielleidenschaft. Leone und sein Sohn hatten ein
alchemistisches Labor. Allerdings starb sein Sohn
wahrscheinlich am falsch dosierten Umgang mit Arsen. Sein
Onkel Schemaja wurde dagegen von einem Christen übel
betrogen. Dieser bat ihn um Zusendung von Gold und Silber
für alchemistische Experimente. Als der Onkel kam, wurde er
beraubt und ermordet.
• Das wichtigste Werk, das kabbalistische Symbole
alchemistisch deutet, ist „Esch Mezaref“, (Feuer des
Goldschmelzers). Es ist ein anonymes Werk, das verschollen
ist. Da es die Paginierung der Druckausgabe des Zohar aus
Cremona benutzt, muß es nach 1560 geschrieben worden
sein. Christian Knorr von Rosenroth hatte es in lateinischer
Sprache im ersten Band seiner Kabbala Denudata zergliedert
1677 veröffentlicht.
• Eine englische Übersetzung enthält das anonyme Werk: A
Short Enquiry concerning the hermetick Art, London 1717
• In den acht Kapiteln des Esch Mezaref werden die
sieben Metalle mit den Sefirot verglichen. In einer
Fülle von Werken der Alchemie wird die Kabbala,
wobei man oft damit eigentlich nur Gematria meint,
als wichtiger Bestandteil alchemistischer Prozesse
gesehen. Die Reihe der Autoren reicht vom 17.
Jahrhundert mit Franz Kieser, Stephan Michelspacher
oder den Rosenkreuzern bis zu den Theosophen
Georg von Welling (1652-1727) und Friedrich
Christoph Oetinger (1702-1782). Wellings Hauptwerk
erschien posthum 1735, das „Opus MagoCabbalisticum et Theosophicum…“
• Chajim Falk, ein Baal Schem aus London, war
Kabbalist und Alchemist. Ein Zentrum der
kabbalistisch geprägten jüdischen Alchemie war bis
ins 20. Jahrhundert Marokko. Makhlouf Amsellem
war Kabbalist und praktischer Alchemist. 1870 wurde
er Hofalchemist des Sultans Mulai Hassan. Scholem
und andere Wissenschaftler haben zu dessen
Lebzeiten seine umfangreichen Handschriften
gesehen. Sie sind nach seinem Tod 1927 spurlos
verschwunden. All dies prägte das allgemeine Bild
der Kabbala als seltsame magische Spielart.