Digitale Kunst - Friedrich-Schiller

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Transcript Digitale Kunst - Friedrich-Schiller

Digitale Kunst
Vorlesung
SS 2009
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Kunsthistorisches Seminar
Dozentur für Medientechnologie und
Medienkunst
Martin Heidegger: „Die Frage nach der Technik“
Vortrag gehalten am 18. November 1955 an der Bayerischen Akademie
der Schönen Künste in der Reihe „Die Künste im technischen Zeitalter“
Techné – (altgriech.) Handwerk, Kunstfertigkeit, Künste
Poiesis – (altgriech.) Her-vor-bringen
„Erschließen, umformen, speichern, verteilen, umschalten sind Weisen des Entbergens.
Dieses läuft jedoch nicht einfach ab. Es verläuft sich auch nicht ins Unbestimmte. Das
Entbergen entbirgt ihm selber seine eigenen, vielfach verzahnten Bahnen dadurch, daß
es sie steuert. Die Steuerung selbst wird ihrerseits überall gesichert. Steuerung und
Sicherung werden sogar die Hauptzüge des herausfordernden Entbergens.“
Digitale Kunst
Softwarekunst / Software Art
Netzkunst / Net Art
Hacktivism
Elektronische Kunst
Kybernetische Kunst
Transgenic Art
Interaktive Kunst
Virtual Reality
Game Modifications
Computerkunst
Medienkunst
ASCII Art
ASCII Art Ensemble (Walter van der Cruijsen, Luka Frelih,
Vuk Cosic): Star Trek (1998, Screenshot)
ASCII-Zeichenvorrat (94 Zeichen)
Dezimalziffern 0123456789
lateinische Versalien ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
lateinische Gemeine abcdefghijklmnopqrstuvwxyz
Klammern ()[]{}<>
Interpunktion ,.:;!"?'
Striche /\_|mathematische Zeichen +=*-<>%^
kaufmännische Zeichen $@&%
Akzente `
sonstige Zeichen #~
ASCII Art
Vuk Cosic (* 1966)
http://www.ljudmila.org/~vuk/ascii/film/
Monochrome Bildschirme
IBM PC 5150, mit Betriebssystem MS-DOS 5.0, Tastatur
und grünem monochromen Bildschirm 5151 (1981)
Ken Knowlton und Leon Harmon (Bell Laboratories, Murray Hill, NJ)
Frühe Computerkunst
Kenneth Knowlton, Leon D. Harmon: Telephone (1966-68,
Fotoreproduktion nach Computerausdruck, 43-54 cm)
Leon D. Harmon, Kenneth C. Knowlton: „Nude“ (Fotoreproduktion nach Computerausdruck, 49 x 99 cm)
Manfred R. Schroeder: One Picture is Worth a Thousand Words (1968)
Bildtelegraphie
Bildtelegraphisch übertragenes Porträt
von John D. Rockefeller (1910)
Telegraphisch übertragene Photographie,
auf der Basis der 26 Buchstaben des
Alphabets (1911)
Visuelle Poesie
Christian Morgenstern: Fisches Nachtgesang (1905)
Visuelle Poesie (konkrete Poesie)
Reinhard Döhl: Apfel mit Wurm (1965)
Hajo und Kajo Rose: Stoffmuster, Entwürfe mit Hilfe
einer Schreibmaschine (Bauhaus Dessau, 1932)
Ken Knowlton: Mosaiken aus Seemuscheln
Mosaiken
Römisches Fußbodenmosaik (Theseus und der Minotaurus, 2.-3. Jh., Schweiz)
De-/Codierung: statistische Analyse/Beschreibung der Datenquelle
Information: Verkettung von Zeichen/Ereignissen in der Zeit im Rahmen der durch den Code
eröffneten Möglichkeiten
Claude E. Shannon (1916-2001)
Shannons toy room
Strukturalismus
Ferdinand de Saussure: 1906-1911 Vorlesungen über allgemeine Sprachwissenschaft
an der Universität Genf (Veröffentlichung postum durch Charles Bally, Albert Sechehaye,
auf der Basis von Mitschriften)
Anagramm:
"A butterfly will flutter by."
Palindrom:
MADAM, I'M ADAM
MEN, I'M EMINEM
DOC, NOTE, I DISSENT. A FAST
NEVER PREVENTS A FATNESS.
I DIET ON COD.
Der Strukturalismus als
Subversion des Sprachsinns
Digitale Kunst – eine Kunst des Sekundären und
gerade darin eine mimetische Kunst
An die Stelle der Differenz von Original und Reproduktion …
… tritt die Differenz von:
Code und Sinn
Code und Welt
Code und Wahrnehmung.
Experimentalpsychologie
Béla Julesz: Random Dot Stereograms (1959)
Magic Eye (1993 ff.)
Roland Barthes: „Die strukturalistische Tätigkeit“ (1963):
„Das Ziel jeder strukturalistischen Tätigkeit, sei sie nun reflexiv oder poetisch,
besteht darin, ein Objekt derart zu rekonstruieren, dass in dieser
Rekonstruktion zu Tage tritt, nach welchen Regeln es funktioniert […] Die
Struktur ist in Wahrheit also nur ein Simulacrum des Objekts, aber ein
gezieltes, interessiertes Simulacrum, da das imitierte Objekt etwas zum
Vorschein bringt, das im natürlichen Objekt unsichtbar oder, wenn man
lieber will, unverständlich blieb. Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene,
zerlegt es, setzte es wieder zusammen; das ist scheinbar wenig […] Doch ist
dieses wenige, von einem anderen Standpunkt aus gesehen, entscheidend;
denn zwischen den beiden Objekten, oder zwischen den beiden Momenten
strukturalistischer Tätigkeit, bildet sich etwas Neues, und dieses Neue ist
nichts Geringeres als […] der dem Objekt hinzugefügte Intellekt“.
Margret Eicher: Venus (2005, Digitale Montage, Jaquard-Gewerbe, 250x240 cm)
Hans van der Biest (nach Peter Candid): Otto von Wittelsbach nimmt die Huldigung der
bayerischen Stände entgegen (1611, Wandteppich, Wolle/Seide/Metallfäden, 402 x 524 cm)
Jacquard-Webstuhl (Joseph-Marie Jacquard, 1805)
Margret Eicher: Venus (2005, Digitale Montage, Jaquard-Gewerbe, 250x240 cm)
Tizian: Venus von Urbino (1538, Florenz, Uffizien, Öl auf Leinwand, 119x165 cm)
Tizian: Venus mit dem Orgelspieler (um 1550)
Margret Eicher: Das Experiment (2003, Digitale Montage/Jaquard-Gewebe, 220 x 380 cm)
Jacopo de‘ Barbari: Der Mathematiker Luca Pacioli
(mit Guidobaldo da Montefeltro?) (um 1495)
Luca Pacioli: Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalità (1494)
Margret Eicher: Das Experiment (2003, Digitale Montage/Jaquard-Gewebe, 220 x 380 cm)