Vorlesung_5_Sturm und Drang

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Vorlesung 5
„Sturm und Drang“
BEGRIFF
“Sturm und Drang” bezeichnet die Epoche von
1767 bis 1785
 benannt nach dem gleichnamigen Drama von
F.M.Klinger (1776)
 auch „Geniezeit” genannt

 „emotio
statt ratio“
Protest- und Jugendbewegung
 besonders junge Autoren

GRUNDCHARAKTER



Fortführung der Aufklärung:
 gegen absolutistisches Herrschaftsprinzip
Protest gegen Werte der Aufklärer:
 gegen bürgerliches Berufsleben und Moralvorstellungen
 für polit., gesellschaftl., moralische Freiheit
 gegen Vernunftsherrschaft und Regelpoetik
 Selbstverwirklichung des Genies
 neues Verhältnis zur Natur
gefühls- und ausdrucksstarke Sprache
DER LITERARISCHE PROTEST - INHALTE
Dichter ≠ Ideal
 Genie = schöpferische Kraft der Natur;
Natur = Inbegriff des Ursprünglichen
Mittelpunkt: Subjektivität des Menschen

DER LITERARISCHE PROTEST – FORMEN
Gedanken Sturm und Drang ≠ traditionelle
Gedanken
 Verurteilung der Regelpoetiken (Einheit von
Ort, Zeit und Handlung, klare Trennung von
Tragödie und Komödie, Aufbau Drama)
Schlüsselroman:
„Die Leiden des jungen
Werthers, Goethe
 nicht Hinführung zur
Moral sondern Suizid
VORBILDER UND ANREGER
für das Drama vor allem
Shakespeares
 Johann Kaspar Lavater (Geniebegriff)
 Johann Gottfried Herder
(Volksdichtung)
 Friedrich Gottlieb Klopstock
(gefühlsbetonte religiöse Dichtungen)

HISTORISCHER HINTERGRUND

Ausgelöst wurde diese vorwiegend von 20- bis 30jährigen
getragene Bewegung durch den Protest gegen die Denk- und
Lebensformen der Aufklärung, z.B. gegen den einseitigen
Rationalismus, gegen die Regel- und Normengläubigkeit,
auch gegen die erstarrten Konventionen der ständischen
Gesellschaftsordnung. Diese jugendliche Revolte blieb
politisch völlig wirkungslos. Jedoch erwiesen sich die
Gedanken und Vorstellungen der zur politischen Inaktivität
verurteilten Hauptvertreter dieser Richtung als sehr
wirkungsvoll für die Literatur der späteren Epochen, für die
Klassik ebenso wie für die Romantik, für G. Büchner, für
Naturalismus und Expressionismus bis hin zu B. Brecht.
WELTBILD UND LEBENSGEFÜHL

Der Widerspruch des Sturm und Drang zum Geist der Aufklärung wird vor allem darin sichtbar, dass
der Wert des Gefühls, des Triebs und der Spontaneität höher eingeschätzt wurden als Verstand und
Vernunft. Daraus ergab sich eine neue Erfahrung und Wertung der Natur, die als Urquell alles
Lebendigen und Schöpferischen, auch im Menschen selbst, vergöttert wurde. Die Vollendung des
naturhaften Individuums war für den Sturm und Drang das Genie, der Inbegriff der schöpferischen
Kraft: das Genie bedarf der Regeln nicht, es trägt alle Regeln in sich und erweist sich als gottähnlich.
Als Prototyp eines dichterischen Originalgenies galt der schwärmerisch verehrte Shakespeare; aber
auch Homer, Pindar, F.G. Klopstock und, aus den eigenen Reihen, dem jungen Goethe brachte man
besondere Bewunderung entgegen. Die Hochschätzung der Individualität wirkte sich auch auf das
Geschichtsverständnis aus: man bemühte sich um eine Erfassung der unverwechselbaren Eigenart
der einzelnen Völker, Kulturen und Sprachen vom Ursprung her und zeigte im Zusammenhang damit
besonderes Interesse für frühe Dichtung und Volksdichtung.
Der philosophische Mentor des Sturm und Drang, Johann Gottfried Herder, kritisiert weniger die
Inhalte der aufklärerischen Philosophie (Licht, Verstand, Zweifel, Gedankenfreiheit ...), als die
"mechanische, kalte Welt" voller Hass gegen alles "Wunderbare und Verborgene", in deren
"Papierkultur Herz und Kopf" getrennt seien. Das Herz (Leidenschaften, Phantasie und Imagination)
wird als das dem Menschen bestimmende Element anerkannt. Es geht darum, die Trennung
zwischen den "Intellektuellen" und dem "gemeinen Volk" aufzulösen; dies impliziert die Forderung, die
ständischen Verhältnisse umzugestalten oder zumindest grundlegend zu reformieren.
Kritik am Bürgertum wurde besonders von dem plebejisch-romantischen Philosophen Jean-Jacques
Rousseau formuliert und von den Autoren des Sturm und Drang leidenschaftlich geteilt: der
gesellschaftliche Fortschritt, Privateigentum und bürgerliche Wirtschaft verurteilen die Menschen
dazu, sich unweigerlich vom "Naturzustand" zu entfernen. Herder kritisiert vehement den Außen- und
Seehandel (Sklaverei, Ausbeutung...) und den europäischen Kosmopolitismus, der die nationalen
Identitäten zerstöre. Dem gegenübergestellt werden die patriarchalische Gemeinschaft der biblischen
Zeit und die organische Gemeinschaft der frühen Kulturen, in der die Menschen noch nicht durch die
Trennung von Hand- und Kopfarbeit und durch Klassen von Herrschenden und Beherrschten getrennt
wurden
BEVORZUGTE FORMEN DER DICHTUNG

Als Wegbereiter des Sturm und Drang haben J.G. Hamann und besonders
J.G. Herder zu gelten. Herder entwickelte in seinen zahlreichen Schriften
viele Ideen, die wegweisend wurden: So forderte er für die deutsche
Literatur u.a. die Befreiung vom gesetzgebenden Muster und die Betonung
ihrer Eigenständigkeit. Er wies daraufhin, dass das Volkslied Naturpoesie,
nicht Letternpoesie sei, sammelte selbst Volkslieder und verehrte William
Shakespeare. Überhöhung der Persönlichkeit/Geniekult ist ein Teil der
Formierung einer bürgerlichen Opposition gegen die herrschenden
Verhältnisse in Deutschland. Die Sturm & Drang-Autoren sind größtenteils
mittellose Kleinbürger, die sich als Hauslehrer, Studenten und kleine
Beamte mehr schlecht als recht durchbringen. Die Distanz zum
wohlhabenderen Bürgertum bewirkt allerdings, dass diese Autoren auch
Kritik an den bürgerlichen Verhältnissen selber üben und damit über ihre
Zeit hinausweisen. Die Dichtung des Sturm und Drang begann unter dem
Eindruck der epochemachenden Werke Goethes, der durch die Begegnung
mit Herder 1770 in Straßburg von dessen Ideen stark beeindruckt war.

Bevorzugte Gattung des Sturm und Drang war das Drama, in dem sich das
leidenschaftliche Engagement der Autoren am besten entfaltete. Die festen
Regeln der klassischen Tragödie wurden ignoriert, die drei Einheiten wurden
durchbrochen zugunsten eines häufigen Ortswechsels, eines lockeren, oft
nur durch den Helden zusammengehaltenen Handlungsgefüges und eines
großzügigen Umgangs mit der Zeit, ein Verfahren, das von J.M.R.
Lenz begründet wurde. Man schrieb in Prosa und in einer alltagsnahen,
affektbetonten Sprache.
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Bevorzugte Themen waren:
- die Selbstverwirklichung eines genialen Menschen (Faust, Prometheus),
- der Zusammenstoß des einzelnen mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit
- der Konflikt zwischen Moralkodex und Leidenschaft
- der Protest gegen ständische Schranken oder die Korruption der
Herrschenden
WERKE UND AUTOREN
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Die Stürmer und Dränger kamen
vorwiegend aus dem Mittel- und
Kleinbürgertum
literarischen Betätigungen: Hauslehreroder Pfarrstellen
geringe soziale Resonanz
Hauptzentren des Sturm und Drang:
Straßburg, Göttingen, Frankfurt am Main
dominierende Gattung: Drama (Ausnahme:
Goethe)
• „Der Hofmeister“, 1774, Drama
• „Die Soldaten“, 1776, Drama
Jakob Michael Reinhold Lenz
• „Die Räuber“, 1781, Drama
• „Kabale und Liebe“, 1784,
Drama
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„Willkommen und Abschied“,
1770, Gedicht
„Götz von Berlichingen“,1773,
Drama
„Prometheus“, 1771, Gedicht
„Die Leiden des jungen Werthers“,
1774, Roman
Urauffassung von Faust, 1774,
Drama
Friedrich Schiller
Johann Wolfgang Goethe
GÖTTINGER HAINBUND
Ludwig Hölty (1748-1776)
 Johann Heinrich Voss (1751-1826)
 Matthias Claudius (1740-1815)
Abendlied: Der Mond ist aufgegangen…
 Gottfried August Bürger (1748-1794)
Lenore
Münchhausen

DIE RHEINISCHEN STÜRMER UND DRÄNGER
Reinhold Lenz (1751-1792)
Die Soldaten (1776),
Der Hofmeister (1774)
 Heinrich Leopold Wagner (1747-1799)
Die Kindermörderin (1776)
 Johann Wolfgang von Goethe
Die Leiden des jungen Werther

DIE SCHWÄBISCHE GRUPPE
Christian Schubart (1739-1791)
Friedrich Schiller
Die Räuber
Die Verschwörung des Fiesko zu Genua
Kabale und Liebe
FRIEDRICH MAXIMILIAN KLINGER


Friedrich Maximilian Klinger
"Sturm und Drang" Schauspiel (1776)
Wild: Heyda! nun einmal in
Tumult und Lermen, daß die
Sinnen herumfahren wie
Dach-Fahnen beym Sturm.
Das wilde Geräusch hat mir
schon so viel Wohlseyn
entgegen gebrüllt, daß mir's
würklich ein wenig anfängt
besser zu werden. So viel
Hundert Meilen gereiset um
dich in vergessenden Lermen
zu bringen Tolles Herz! du sollst mirs
danken!
Ha! tobe und spanne dich
dann aus,
labe dich im Wirrwar!
(Akt I, Szene 1)
Geboren am 17.2.1752 in Frankfurt am Main; gestorben am
25.2.1831 in Tartu (Estland). Klinger war das zweite Kind
eines Bauernsohnes aus dem Odenwald, der sich in
Frankfurt/M. als Konstabler bei der städtischen Artillerie hatte
anwerben lassen; nach dem Tod des Vaters (1760) verdiente
die Mutter als Krämerin und Wäscherin den Lebensunterhalt
für die nun vierköpfige Familie. Dennoch konnte Klinger das
Gymnasium besuchen und mit der finanziellen Hilfe des
jungen Goethe 1774 in Gießen ein Jurastudium beginnen.
Nach ersten Erfolgen als Theaterautor entschloss er sich
Mitte 1776, die Universität zu verlassen. Zuerst ging er nach
Weimar; nachdem es schnell zum Bruch mit Goethe
gekommen war, schloss er sich einer Schauspieltruppe als
Dramaturg an. Als der finanzielle Erfolg ausblieb, ließ er sich
im Bayerischen Erbfolgekrieg anwerben und zog vom Sommer
1778 bis Frühjahr 1779 durch Böhmen; am Ende des Krieges
kehrte er zum Theater zurück. 1780 wurde er zuerst als
Vorleser, dann als Ordonnanzoffizier und Leutnant im
Marinebataillon beim russischen Thronfolger Großfürst Paul in
Petersburg eingestellt. Mit dem Großfürsten unternahm er
1781-82 eine Europareise, anschließend machte er
Militärkarriere und wurde 1801 Generalmajor und Leiter des
Kadettenkorps; daneben diente er beim Ministerium für
Volksbildung. Ab 1803 war er Kurator des Schulbezirks und
der Universität Dorpat in Estland, wurde 1816 seines Amts
enthoben und zog sich daraufhin aus dem öffentlichen Leben
zurück.
KLINGER
JAKOB MICHAEL REINHOLD LENZ

„Der Hofmeister, oder
Die Vortheile der
Privaterziehung“
1772/74
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1751 Am 23. Januar in Sesswegen, Livland, geboren 1759 Übersiedlung der Familie
nach Dorpat. Der Vater wird Oberpastor. Lenz besucht die Lateinschule.
1768 Studium der Theologie in Königsberg.
1771 Um Ostern mit den Brüdern Friedrich Georg und Ernst Nikolaus von Kleist über
Berlin und Leipzig nach Straßburg. Lenz hält sich eine Zeit lang in Straßburg auf,
gleichzeitig mit Goethe, dessen nähere Bekanntschaft er aber erst 1775 macht. Er
sucht Friederike Brion, Goethes ehemalige Geliebte, in Sesenheim auf.
1771/72 Lenz lebt als Hofmeister der Brüder von Kleist in der Garnison Fort Louis.
Herbst 1772 Erneuter Aufenthalt in Straßburg. Lenz arbeitet an seinem
poetologischen Hauptwerk, den "Anmerkungen über das Theater nebst
angehängtem übersetzten Stück Shakespeares", die
1774 erscheinen. Im selben Jahr erscheint die Komödie >Der Hofmeister oder Die
Vorteile der Privaterziehung<. lenz nimmt sein Studium in Strassburg wieder auf und
kommt in engeren kontakt mit Herder und Merck, den Häuptern der Sturm undDrang-Bewegung. Es erscheinen die >Lustspiele nach dem Plautus fürs deutsche
Theater<, von Lenz übersetzt und bearbeitet. die Erfahrungen seiner Garnisonszeit
verarbeitet Lenz in dem Drama >Die Soldaten<, das 1776 erscheint
1. April 1776 übersiedelt Lenz nach Weimar, wo er von Goethe und der Weimarer
Hofgesellschaft freundlich empfangen wird.
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November 1776 - Lenz wird wegen übler Nachrede über Goethe und dessen Verhältnis zur
Frau von Stein vom Herzog von Sachsen-Weimar des Landes verwiesen.
1777 hält sich Lenz in verschiedenen Städten Südwestdeutschlands und der Schweiz auf. Im
November 1777 erleidet er einen ersten Ausbruch seiner Geisteskrankheit während eines
Aufenthaltes bei Kaufmann in Winterthur.
1778 Im Januar kommt Lenz zum Pfarrer Oberlin in Waldersbach im Elsass. Erschreckende
Krankheitsphänomene. Selbstmordversuche. Im Februar zu Schlosser in Emmendingen. Arbeit
bei einem Schuhmacher, dann bei einem Förster
1779 Versuch, Jura zu studieren in Jena, Basel. Im Juni mit dem Bruder über Lübeck nach
Riga. Ankunft am 23. Juli. Versuche, dort im bürgerlichen Leben Fuß zu fassen, scheitern. Der
Vater Generalsuperintendent in Riga
1780 In St. Petersburg. Versuche als Lehrer und Soldat scheitern.
1781 Im Sommer nach Moskau. Gelegenheitsgedichte an den Adel. Anstellungen als Erzieher.
1787-1788 Lenz leidet zunehmend an geistiger Verwirrtheit. Er findet Unterstützung durch
Gönner.
1792 Am Morgen des 4. Juni wird Lenz tot auf einer Straße in Moskau aufgefunden. Das Grab
ist unbekannt.
BEDEUTUNG
Die Dramen von Lenz zeichneten sich durch eine bedeutsame Änderung aus: der
Vermischung von Komischem und Tragischem. Lenz schuf somit eine neue
Dramenform, in der sich Tragisches mit Komischem und Satirisches mit Ernstem
verband. In seiner Komödie Die Soldaten (1776) wird dies besonders deutlich. Die
Ständeklausel wird nicht eingehalten, da Figuren niederen Standes (z.B. Wesener,
Stolzius, Marie) neben Figuren des adligen Standes (z.B. Desportes, Gräfin De La
Roche) auftreten. Der Stoff handelt von etwas Alltäglichem (Liebe), jedoch ist er
nicht frei erfunden. Das Kriterium des Redestils ist auch nicht eingehalten, da
verschiedene Redestile nebeneinander stehen. Der Ausgang des Werkes entspricht
nicht dem einer Komödie im klassischen Sinne. Es findet zwar eine glückliche
Versöhnung am Ende zwischen Marie und Wesener als Happy-End statt, jedoch steht
dies neben dem tragischen Tod von Stolzius und Desportes. Die Soldaten ist keine
Komödie nach aristotelischen Kriterien, sondern eine Mischform, eine Tragikomödie.
Bedeutend ist Lenz auch wegen seinen Dramenfiguren. Er schuf zwiespältige
Charaktere, deren Verhalten von den sozialen Verhältnissen bestimmt wurde, in dem
sie lebten. Sie stellten also keine Tugendgestalten, wie Nathan bei Lessing, oder
Heldenfiguren wie Karl Moor bei Schiller.
DER HOFMEISTER ODER DIE VORTHEILE DER
PRIVATERZIEHUNG (KOMÖDIE 1772/74)
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ERSTER AKT
Szene 1: In Insterburg zu Preußen: Läuffer resümiert seine Lage. Für ihn findet sich keine Arbeit,
weder Adjunkt, noch Pfarrer (wie sein Vater), noch Lehrer an der Schule, was bleibt ihm da übrig?
Szene 2: Eben gehen der Geheime Rat von Berg und dessen Bruder , der Major, vorüber. Der Major
will für seinen Sohn einen Hofmeister einstellen, der Geheime Rat hält dies für Geldverschwendung.
Er hat seinen Sohn Fritz auf die Schule geschickt, was wiederum der Major für verfehlt hält, da Schule
die Sitten verderbe.
Szene 3: Kandidat Läuffer, Sohn des örtlichen Pfarrers, stellt sich bei Frau Majorin vor, macht ihr
überschwengliche Komplimente, gibt an, tanzt und fällt aus der Rolle, als ein Graf Wermuth über den
neuen Tanzmeister spricht, von dem Läuffer nichts hält. Er wird aus dem Zimmer geschickt, weil
"Domestiken in Gesellschaft von Standespersonen nicht mitreden."
Szene 4: Der Major sucht den neuen Hofmeister bei der Unterweisung des Sohnes auf, um über das
Gehalt zu verhandeln. Er drückt das von der Majorin ausgemachte Salair noch einmal herunter (400
statt 450 Thaler auf drei Jahre verteilt). Außerdem verlangt er noch Zeichenstunden für seine geliebte
Tochter Gustchen, sein "einziges Kleinod" .
Szene 5: Fritz v. Berg und Gustchen, die Kinder der Brüder v. Berg, schwören sich ewige Treue, so wie
Romeo und Julia, wenn Fritz zum Studieren geht (Halle) und Gustchen auf den Sommersitz der
Familie (Heidelbrunn). Szene 6. Da tritt der Geheime Rat herein, der alles gehört hat. Er hat nichts
gegen diese Verbindung, wohl aber gegen diese romantische (=romanhafte) Schwärmerei. Er
verbietet das Schwören und heimliche Kontakte. Alles soll kontrolliert und offen ablaufen.
ZWEITER AKT
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Szene 1: Insterburg. Der alte Pastor Läuffer, Vater des Hofmeisters, unterhält sich
mit dem Geheimen Rat von Berg, Bruder des Majors. Sie disputieren über die
Vortheile der Privaterziehung, wobei der Geheime Rat kein gutes Wort für diese
Schurken übrig hat, die eine solche Tätigkeit ausüben.
- Sie verrichten Sklavenarbeit (Domestikenstatus) und seien von den Launen ihrer
wenig gebildeten, aber sehr eingebildeten Herrschaften abhängig.
- Sie ließen ihr eigenes Talent verkümmern und erreichten doch bei ihren
verzogenen Zöglingen nichts.
- Sie nützten nicht dem Staat, sondern der Eitelkeit des Adels.
- Schließlich verhindere die Privaterziehung den ehrlichen Wettstreit zwischen
Bürger- und Adels-Söhnen, so wie es in der 'öffentlichen Schule' anginge.
Der Pastor versucht, seinen Sohn zu rechtfertigen, vor allem mit Hinweis auf die
Tradition, aber auch auf die fehlenden Alternativen für Söhne seines Standes. Die
Tätigkeit sei eine Art Durchgangsstadium ('Warte'), bis ein öffentliches Amt sich
anbiete. Schließlich könne der Patron sich auch als Förderer erweisen.
Szene 2: Heidelbrunn. Läuffer ist seiner Rolle überdrüssig. Die kränkelnde/
hypochondrische und eher lernfaule Zeichenschülerin kokettiert mit ihm, was ihn
zusätzlich quält.
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Szene 3: Zu Halle, in der Studentenbude des großspurigen, immer verschuldeten Kommilitonen
Pätus. Er lebt auf Pump, hat nur noch einen Schlafrock zum Anziehen und streitet sich mit seiner
Wirtin herum. Fritz v. Berg soll bei ihm einziehen, damit er von seiner Sehnsucht nach Gustchen
abgelenkt wird. Kommilitone Bollwerk erscheint und meldet, dass eine Schauspielertruppe heute
abend "Minna von Barnhelm" spiele. Er packt seinen Winter-Wolfspelz und geht los.
Szene 4: Die Jungfern Hamster und Knicks erzählen sich von einem jungen Mann im Wolfspelz, den
drei Hunde durch die Stadt gejagt haben.
Szene 5: Heidelbrunn. Der von seinem Zögling frustrierte Läuffer lässt sich trösten vom
schwärmerischen Gustchen.
Szene 6: Die Majorin erzählt Graf Wermuth von den seltsamen Anwandlungen des Gatten, z.B. die
Stoßgebete des Nachts und das Interesse an der Landwirtschaft. Da kommt der Major und es stellt
sich heraus, dass er sich um den Gesundheitszustand seiner Tochter sorgt und für einen
Hospitalplatz arbeitet. Ihn bekümmert ihre Kränklichkeit und Schwermut. Sie könnte eine so gute
Partie werden. Er gibt der Majorin die Schuld.
Szene 7: Fritz v. Berg sitzt im Gefängnis, weil er für Pätus gebürgt hat. Fritz rechtfertigt sich gegenüber
Bollwerk und v. Seifenblase damit, dass Pätus sein Schulkamerad und überdies ein guter Freund sei.
Da kommt er schon herein, bringt jedoch kein Geld, da der Vater in Insterburg ihn gar nicht erst
vorgelassen hat. Fritz fordert ihn auf, vor seinen Gläubigern zu fliehen, er werde schon ausgelöst
werden. Es entsteht eine Auseinandersetzung zwischen Bollwerk und dem dümmlichen v.
Seifenblase: Duell-Forderung.
DRITTER AKT
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Szene 1: In Heidelbrunn besucht der Geheime Rat seinen schwärmerischschwermütigen Bruder, der wegen seiner verblassenden Tochter Bauer werden will.
Da stürzt seine Frau herein und berichtet vom Verschwinden der Tochter und des
Hofmeisters. Der Major ist außer sich, der Geheime Rat heißt ihn zuhause bleiben,
weil er zu wütend ist, um klar zu denken.
Szene 2: Der von dem Major sich verfolgt fühlende Läuffer rettet sich in das Haus
des Dorfschullehrers Wenzeslaus, der zwar nichts hat, aber sich auch nichts bieten
lassen braucht. Er ist ein aufrechter, unbeugsamer Charakter, die Gegengestalt zum
unterwürfigen, liebedienerischen, abhängigen und auch eingebildeten 'Hofmeister'.
Wenzeslaus weist dem hereinstürzenden Grafen Wermuth die Tür, wofür Läuffer ihn
sehr bewundert.
Szene 3: v. Seifenblase und sein Hofmeister berichten dem Geheimen Rat von dem
Schicksal seines Sohnes. Es stellt sich heraus, dass Pätus der Sohn des hiesigen
Ratsherrn ist.
Szene 4: Wenzeslaus und Läuffer nehmen ein frugales Abendmahl ein, Wenzeslaus
ist mit seinem ärmlichen aber freien Dasein zufrieden, er kann auf die
Hofmeisterzunft herabsehen. Läuffer findet bei ihm Unterschlupf und Arbeit als
´Kollaborator´, d.i. Schreibgehilfe.
VIERTER AKT
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Szene 1: Insterburg. Ein Jahr später.
Der Major will in den türkisch-russischen Krieg ziehen, um dort zu sterben. Der
Geheime Rat teilt ihm das Schicksal seines eigenen Sohnes mit, der in Halle aus
dem Gefängnis geflohen ist. Im Gespräch erinnert sich der Geheime Rat, dass Graf
Wermuth damals aus einer Dorfschule hinausgeworfen wurde. Der Major wird
hellhörig. Szene 2: Eine Bettlerhütte im Walde. Gustchen, nun mit einem Säugling,
hat im Traum ihren verzweifelten Vater erblickt und will nun ins Dorf, um ihm
Nachricht zu kommen zu lassen. Die blinde, alte Marthe warnt sie davor, sich zu
verausgaben.
Szene 3: Der Geheime Rat und der Major erscheinen in der Dorfschule, letzterer
schießt Läuffer in den Arm, erfährt aber, dass dieser Gustchen seit dem Tag seiner
Flucht nicht mehr gesehen hat. Der Geheime Rat lässt Läuffer einen Beutel mit
Dukaten zurück.
Szene 4/5: Der GH und der Major kommen gerade hinzu, als das erschöpfte
Gustchen in den Teich springt. Der Vater rettet sie und ist überschwenglich glücklich.
Szene 6: Fritz und Pätus studieren nun in Leipzig. Fritz nimmt Lautenunterricht bei
Herrn Reehaar, bei dessen Tochter Pätus durchs Fenster gestiegen ist. Darüber
hinaus schlägt er den unglücklichen Vater, was dem guten Fritz zuviel der
Ungerechtigkeit ist, und er verkracht sich mit Pätus.
FÜNFTER AKT
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Szene 1: Die blinde Marthe kommt mit Gustchens
neugeborener Suse zu Läuffer in die Schule, dieser
erkennt die Zusammenhänge und fällt in Ohnmacht.
Letzte Szene: Die alte Marthe erweist sich als die vom
alten Pätus verstoßene Mutter, welche nun mit dem
Säugling unvermutet aufgetaucht ist. So findet der
Major sein Enkelkind, der hartherzige und nun reuige
Ratsherr seine Mutter und zu alledem will Fritz
Gustchen heiraten - trotz ihres "Fehltritts". Da taucht
auch noch aus der Kammer der junge Pätus auf und
eine weitere Versöhnung findet statt. Der Schluss: Fritz
stellt fest, dass Gustchens Tochter nie von einem
Hofmeister erzogen werden soll.
HEINRICH LEOPOLD WAGNER
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Heinrich Leopold Wagner, geboren 1747 in
Straßburg, 1779 gestorben in Frankfurt
(wahrscheinlich an Lungentuberkulose). Er
studierte Jura in Straßburg, arbeitete als
Hofmeister und ließ sich schließlich als Advokat in
Frankfurt nieder. Wagner verfasste außer JugendGedichten noch zwei Dramen, wovon "Die
Kindermörderin" in Berlin 1777 aufgeführt wurde,
allerdings in einer von Karl Lessing (Bruder von
G.E. Lessing) veränderten und völlig entschärften
Fassung.
DIE KINDSMÖRDERIN (1776)
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Das Thema des Kindermordes und das Schicksal junger
Frauen wurde in den Kreisen der Stürmer und Dränger
angeregt durch die öffentliche Hinrichtung der
Kindsmörderin Susanna Margareta Brandt in Frankfurt im
Jahre 1772. Die Empörung über diese grausame und
rückständige Rechtsprechung war besonders unter jungen
Juristen sehr groß. H.L. Wagner, J.W. Goethe ("Faust, der
Tragödie erster Theil"), J.M.R. Lenz ("Die Soldaten",
Komödie), G.A. Bürger ("Die Pfarrerstochter von Taubenhain",
Ballade) und später auch F. Schiller ("Die Kindermörderin",
Gedicht) beschäftigten sich mit diesem Thema in der Absicht
auf die öffentliche Meinung einzuwirken. Die Handlung und
die Sprache dieser Werke waren dementsprechend
provokativ und gefühlsbetont.
DIE KINDSMÖRDERIN (1776)
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Exposition Ort und Zeit: "Der Schauplatz ist in Straßburg, die Handlung
währt neun Monat"
-> Verstoß gegen die Vorschrift von den drei Einheiten
Genre: Ein bürgerliches Trauerspiel in VI Akten
-> keine Tragödie in V Akten
Sprache: schlichte Prosa, spontane, zum Teil sehr deftige Umgangssprache
-> keine gehobene und gebundene Sprache
dramatis personae/die Personen: adlige Offiziere, Bürgertum, niederes
Dienstpersonal
-> Abweichung von der "Ständeklausel"
Hierzu G.E.Lessing, Hamburgische Dramaturgie, 14. Stück:
"Die Namen von Fürsten und Helden können einem Stücke Pomp und
Majestät geben; aber zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Unglück
derjenigen, deren Umstände den unsrigen am nächsten kommen, muß
natürlicherweise am tiefstenin unsere Seele dringen; und wenn wir mit
Königen Mitleid haben, so haben wir es mit ihnen als Menschen und nicht
als mit Königen."
PERSONENCHARAKTERISTIK
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Evchen: Bürgerstochter, 18, unerfahren und bisher wohlbehütet und
wohlerzogen (Ballet-Unterricht); ihr Verhalten schwankt zwischen naiver
Leichtgläubigkeit und aufrechter Tugendhaftigkeit
Frau Humbrecht: Bürgersfrau, einfältig und leicht zu beeindrucken durch
alles was Rang und Namen hat (>spielt ihm an der Epaulette<); ihr
Verhalten dem Leutnant gegenüber ist kokett und zugleich kupplerisch.
Marianel: Magd und käufliches Mädchen, das mit dem Leutnant schon
wohlbekannt ist und bei passender Gelegenheit etwas bei Seite schafft.
Der Leutnant: Adliger Offizier, versucht durch französische Redewendungen
Eindruck zu machen, mit moralisch zweifelhaftem Lebenswandel - die
plötzliche Wandlung ins Ernsthafte ist nur schwer glaubhaft.
Meister Humbrecht: Standesbewusster Bürger mit strengen Vorstellungen
von dem, was sich gehört und was nicht und von einer ordentlichen
Hausführung: sehr besorgt um das Ansehen seines Hauses in den Augen
der Nachbarn und Kunden
ERSTER AKT:
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Im Wirtshaus (der Ort des Lasters)
Der Leutnant v. Gröningseck führt Frau Humbrecht und
Tochter Evchen (18 Jahre alt) in ein "schlechtes
Nebenzimmer im Wirtshaus zum Gelben Kreuz". Es ist ein
Faschingsball. Mit Hilfe der Magd Marianel - ein >leichtes<
Mädchen - lässt er der Mutter Humbrecht einen Punsch mit
Schlafpulver servieren, und als sie in tiefen Schlaf versinkt,
macht er sich im Nebenzimmer mit "Getös" über die Tochter
her. Währenddessen stiehlt die Magd eine Tabaksbüchse.
Evchen stürzt aus dem Nebenzimmer und ist in Verzweiflung
("Zur Hure gemacht"), aber der Leutnant schwört hoch und
heilig, dass er in fünf Monaten, wenn er >majorenn<
(volljährig) geworden ist, sie an den Altar führen werde.
ZWEITER AKT:
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Im bürgerlichen Haushalt
In der Wohnstube des Humbrechtschen Hauses - bürgerlich möbliert.
Der Vater, Martin Humbrecht macht seiner Frau heftige Vorwürfe, weil sie mit der
Tochter auf dem Ball war, was sich für ehrbare Bürgersleut nicht gehöre. Das sei für
die "vornehmen Damen und Herren, Junker und Fräuleins", nicht aber für
Handwerker und Bürger.
Der gerade eintretende Magister Humbrecht wird zur Stellungnahme aufgefordert.
Dieser, in gelehrte Manier sprechend (-> Parodie des Aufklärers), kann am Ballgehen
an und für sich noch nichts Verwerfliches erkennen. Der Metzgersmeister geht
erzürnt.
Der Zimmerherr des Hauses, Leutnant v.Gröningseck, betritt das Zimmer. Mit dem
Magister kommt es zum Gespräch über >Erziehungsgrundsätze<: Der Magister
vertritt die Schock-Therapie, zur Abschreckung vor dem Laster würde er die Zöglinge
in die Lasterhöhlen usw. führen und ihnen die Folgen des übels drastisch vor Augen
führen (Lazarett, Spitale) (S.24). Magister und Leutnant zusammen ab.
Das unglückliche Evchen erscheint, die Mutter vermisst ihre silberne Tabaksdose
und sucht sie verzweifelt. Meister Humbrecht will eine Magd, die von einem
Sergeanten geschwängert wurde, aus dem Haus werfen, was natürlich die
Gewissensnöte Evchens noch erhöht. (Spiegelung und Verdeutlichung des Problems)
DRITTER AKT:
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Aus dem Soldatenleben - die Ehre des Soldaten
Informationen zum Verständis der Dramenhandlung:
Offiziere wohnten zur damaligen Zeit nicht in Kasernen, sondern wurden in bürgerliche Häuser
einquartiert, wo sie verköstigt werden mussten.
Offizieren stammten aus dem Adel und pflegten einen dementsprechend aufwendigen und
müßiggängerischen Lebensstil (Kartenspielen, Amusieren, Saufen und Duellieren).
Offiziere waren einem strikten Heiratsverbot unterworfen, solange sie im Dienstverhältnis waren.
Im Zimmer des Leutnants - irgendwann im Sommer
Der Leutnant v. Hasenpoth wundert sich, dass v.G. nicht mehr so lebenslustig ist wie früher. Sollte der
sich etwa in das Mädchen verliebt haben, zu dessen Eroberung er ihm das Schlafpulver besorgt hat?
Sie streiten sich: Für v.G. ist Evchen ein Engel,die "simple Natur", für v.Hasenpoth ein Weibsbild wie
jede andere.
Der Magister kommt herein und man erfährt, dass Evchen sehr von der Melancholie geplagt wird und
nur noch Young`s "Nachtgedanken" lese.
V.G. lässt ihr ermunternde Grüße ausrichten.
Der Major Lindsthal erscheint mit der Urlaubsbewilligung für den Leutnant. Der Major erzählt eine
Geschichte über die Soldatenehre und die Pflicht, diese im Duell zu bewahren, auch wenn das
Duellieren verboten ist. "Lieber das Leben als die Ehre verloren."(40) Dem Magister will das nicht so
recht vernünftig erscheinen.
In dem abschließenden Gespräch zwischen den Leutnant gesteht v. G., dass Evchen von ihm
schwanger ist und er den Dienst quittieren will um sie zu heiraten. Dem v.Hasenpoth gefällt das nicht
und er sinnt auf böse Pläne.
VIERTER AKT:
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Evchens Melancholie und Vision, v.G.s Schwur: Wendung zur
Empfindsamkeit
Am späten Abend in Evchens Schlafzimmer
Die Mutter macht Evchen Vorhaltungen wegen deren Melancholie
und >Kopfhängerei<, die auch den Vater schon sehr irritiere, aber
Evchen bittet noch um ein wenig Zeit, dann würde sie sich schon
erklären können, oder ..."ein Kind des Todes." Die Eltern machen sich
schon sehr Sorgen um sie, was ihre Lage noch verschlimmert.
Da schleicht v.Gröningseck ins Zimmer, um sich von ihr für zwei
Monate zu verabschieden und noch einmal seine Treue zu
beschwören.
Evchen dagegen erschreckt ihn mit der Vision ihres elenden
Schicksals, falls er sie im Stich ließe. V.G. gibt sein hochheiliges
Ehrenwort (50), und wenn sie nur jeden Verdacht vermeiden könne,
dann wede sich schon alles richten.
FÜNFTER AKT:
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Intrigen des v.H., Evchens Verschwinden, die Wahrheit kommt heraus
In der Morgendämmerung verlässt Evchen mit dem von der Magd
geliehenen Mantel das Elternhaus. Sie hat einen Brief des v.G. erhalten, in
welchem er den v. Hasenpoth als Ersatz vorschlägt.
Der Magister kommt zum Metzger und berichtet, dass E. bei der gestrigen
Sonntagspredigt, als es um das 7.Gebot und um Kindsmord ging, in
Ohnmacht gefallen sei. Als der Meister sich darüber nicht weiter beunruhigt,
zeigt ihm der Magister einen Brief des v.G., in welcher dieser sich weigert, E.
zu heiraten und für das Kind aufzukommen. (59)
In seiner Wut verprügelt Humbrecht einen Polizeigehilfen, welcher gerade
kommt, um wegen der Tabaksdose anzufragen. Diese fällt zunächst
unbemerkt auf den Boden als der Fausthammer wegrennt.
Frau H. findet sie. als sie mit der Meldung zurückkehrt, dass E,
verschwunden sei. Große Aufregung. Nun kommt der Fiskal persönlich
wegen der Tabaksdose und es kommt an den Tag, was im `Gelben Kreuz`
geschehen ist und warum E. weg ist.
SECHSTER AKT:
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Die Katastrophe - unausweichlich?
In cognito ist Evchen bei der Wäscherin Frau Marthan untergekrochen, ihr Kind ist
bereits mehrere Wochen alt, aber sie kann es nicht stillen, die gute Frau besorgt
Lebensmittel, so gut es geht, aber sie hat nicht viel. Aus dem Wäscherinnenklatsch
erfährt Evchen, dass ihre Mutter vor Gram gestorben und der Fehltritt der Tochter
zum Stadtgespräch geworden sei. Der Vater habe 100 Taler ausgeschrieben für
denjenigen, der Nachricht von seiner Tochter bringt.
Da gibt sich E. zu erkennen und schickt die Marthan zum Vater.
In deren Abwesenheit ersticht E. ihr Kind mit einer Stricknadel und singt "Eia popeia"
dazu.
Doch da kommt schon der Vater und auch der Magister hinterdrein. Letztere teilt mit,
dass v.G. leider durch eine schwere Krankheit aufgehalten worden sei, nun aber zur
Stelle sei und schon kommt er. Aber auch der Fiskal und zwei Fausthämmer
erscheinen, um den Fall auf- und Evchen mitzunehmen. Für ihn ist der Fall klar und
das Schwert wartet.
Der verstörte v.G. erkennt die Intrigen des v.Hasenpoth und schwört, bei der
gesetzgebenden Gewalt in Versailles Gnade für Evchen zu erwirken. Der verwirrte
Vater kann ihm nur noch Geld dafür anbieten.
WIRKUNGSABSICHT DES STÜCKES
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emotional: Erschütterung des Publikums, Mitleid mit dem Opfer,
Unmut über die Ungerechtigkeit
intellektuell: Erkenntnis der Unmoral des Adels und Hilflosigkeit des
Bürgerstandes,
politisch: Forderung nach einer neuen Moral und Verständnis für die
Umstände einer Tat und die Zwangslage der weiblichen Täterinnen
Zusammenfassung: Wagners Trauerspiel Die Kindermörderinn“ ist
ein soziales Drama, mit welchem versucht wird, über das Theater
Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben und zur Veränderung von
moralischen, politischen und rechtlichen Verhältnissen beizutragen.
Damit erhält Literatur eine neue Bestimmung: Nicht mehr Fürstenlob
(=Mäzenatentum) und Unterhaltung (=Vergnügung), sondern
Einflussnahme auf die öffentliche Meinung.
CHRISTIAN FRIEDRICH DANIEL SCHUBART
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24. März 1739 in Obersontheim in der
damaligen Grafschaft Limpurg, jetzt Landkreis
Schwäbisch Hall; † 10. Oktober 1791 in
Stuttgart
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Als Sohn eines Pfarrvikars und Lehrers wuchs Schubart zunächst in Aalen auf. Von 1763 bis 1769
lebte er in Geislingen an der Steige. 1769 wurde er als Organist und Musikdirektor an den
württembergischen Hof nach Ludwigsburg berufen. Dem dortigen Adel und Klerus wurde er aufgrund
seines lockeren Lebenswandels, seines mangelnden Respekts sowie seiner scharfen Kritik an
Aristokratie und Geistlichkeit zusehends ein Dorn im Auge. Nach vier Jahren sah sich Herzog Karl
Eugen gezwungen, ihn des Landes zu verweisen. In Augsburg begann er 1774 die Herausgabe der
Zeitschrift Teutsche Chronik (Erstausgabe am 31. März), in welcher vor allem gegen die Jesuiten
polemisiert wurde. Als nach kurzer Zeit der Augsburger Magistrat den Druck des Journals verbot,
wurde dieser in Ulm fortgesetzt, wohin auch Schubart 1775 ging, nachdem er aus Augsburg
vertrieben worden war.
Zwei Jahre später (1777) lockte Karl Eugen ihn mithilfe eines Lockspitzels nach Blaubeuren, um ihn
auf württembergischem Territorium verhaften zu können (siehe auch: Schubartstube). Man brachte
ihn auf die Bergfestung Hohenasperg, wo er die folgenden Jahre das Opfer absolutistisch motivierter
Umerziehungsmaßnahmen war.
Erst im Mai 1787 ließ der Herzog ihn frei – vor allem angesichts der Einmischung Preußens. Darüber
hinaus wurde er zum Musik- und Theaterdirektor am Herzogshof zu Stuttgart ernannt, wo er die
Herausgabe seiner Zeitschrift (unter neuen Titeln) fortführte.
Mit dem Tod Schubarts 1791 verbindet sich die Sage, er sei lebendig begraben worden, was Hölderlin
und andere sehr erschüttert haben soll. Gesammelt und verbreitet wurden diese Gerüchte 1849 von
David Friedrich Strauß, dem ersten Schubart-Biografen.
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In seinem lyrischen Schaffen war Schubart sowohl der Sensibilität Klopstocks als
auch den volksliedhaften bis pathetischen Vertretern des Sturm und Drang
verbunden. Dank seines improvisatorischen Talents und seiner stets offen
ausgesprochenen Meinung stieg seine Beliebtheit bei den unteren Sozialschichten
sehr rasch. Er wurde sogar zu einer Art Sprachrohr der Unterdrückten aufgrund
seiner die Herrschenden anklagenden Lyrik (wie etwa Die Fürstengruft von 1783
oder Kaplied von 1787) sowie durch seine Tätigkeit als Journalist. Aus seiner
generell ablehnenden Haltung gegenüber despotischem und obskurantistischem
Handeln machte er nie ein Geheimnis.
Seine Abhandlung Zur Geschichte des menschlichen Herzens aus dem Jahre 1775
diente Schiller als Quelle für Die Räuber. Franz Schubert vertonte sein Gedicht Die
Forelle als Kunstlied, das auch in der Bearbeitung als Forellenquintett große
Bekanntheit erlangte.
Mit seinen Ideen zur Ästhetik einer Tonkunst (während der Festungshaft verfasst,
1806 posthum im Druck erschienen) schuf er ein wichtiges Werk, in dem er viele
Informationen zum Musikleben seiner Zeit festhielt; darunter Berichte über
verschiedene Musikzentren und Hofkapellen.
GEORG FORSTER
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Johann Georg Adam Forster (* 27.
November 1754 in Nassenhuben bei
Danzig; † 11. Januar 1794 in Paris) war ein
deutscher Naturforscher, Ethnologe,
Reiseschriftsteller, Journalist, Essayist und
Revolutionär.
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Georg Forster war der Sohn des Naturforschers und evangelischlutherischen Pastors Johann Reinhold Forster und seiner Frau Justina
Elisabeth, geb. Nicolai. Der Vater, der stärker an Philosophie und
Naturwissenschaften interessiert war als an Theologie, nahm seinen
erst zehnjährigen Erstgeborenen 1765 mit auf eine Forschungsreise
nach Russland, die ihn bis in die Kirgisensteppe am Unterlauf der
Wolga führte. Bereits damals war der junge Forster an
kartografischen Studien und an Bodenuntersuchungen beteiligt.
Zudem lernte er bei dieser Gelegenheit fließend Russisch.
1766 übersiedelte Johann Reinhold Forster nach London, um im
Land seiner Vorfahren eine seinen Neigungen entsprechende
Existenz als Lehrer und Übersetzer aufzubauen. Auch auf dieser
Reise begleitete ihn Georg. Als 13-jähriger gab er in England sein
erstes Buch heraus: eine Übersetzung von Lomonossows Werk
„Kurze Russische Geschichte“ vom Russischen ins Englische, die in
wissenschaftlichen Kreisen auf lobende Anerkennung stieß.
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Da der Vater sich im Laufe der Zeit einen Ruf als Wissenschaftler erworben hatte,
erhielt er 1772 das Angebot der britischen Admiralität, Captain James Cook auf
seiner zweiten Weltumsegelung zu begleiten. Seine Aufgabe als Naturforscher sollte
es sein, einen wissenschaftlichen Bericht über die Reise zu erstellen und nach der
Rückkehr zu publizieren. Johann Reinhold Forster setzte durch, dass sein erst 17jähriger Sohn Georg als Zeichner mitkommen durfte.
Am 13. Juli 1772 stachen Vater und Sohn Forster an Bord der HMS Resolution in
Plymouth in See. Die Reise führte zunächst in den Südatlantik, dann durch den
Indischen Ozean und antarktische Gewässer in den Südpazifik und zu den Inseln
Polynesiens und schließlich um Kap Hoorn herum wieder zurück nach England, wo
die Expedition am 30. Juli 1775 eintraf. Auf ihrer dreijährigen Reise hatten die
Forsters mit Cook unter anderem Neuseeland, die Tonga-Inseln, Neukaledonien,
Tahiti, die Marquesas-Inseln und die Osterinsel erkundet und waren weiter nach
Süden vorgedrungen als jemals Menschen vor ihnen. Cooks zweite Reise widerlegte
endgültig die Theorie von einem großen, bewohnbaren Südkontinent.
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Georg Forster beteiligte sich - zumeist als Zeichner und zunächst noch unter
Anleitung seines Vaters - an Studien zur Tier- und Pflanzenwelt der Südsee.
Beide haben auf dem Gebiet der Botanik viele neue Erkenntnisse gewonnen
und eine Vielzahl bis dahin in Europa unbekannter Pflanzenarten
beschrieben. So wurde u.a. eine Pflanzengattung nach ihnen benannt: die
Forstera, aus der Familie der Stylidiaceae. Georg Forsters offizielles
botanisches Autorenkürzel lautet „G.Forst.“.
Seine eigentlichen Interessengebiete aber, auf denen er bald selbständige
Forschungen anstellte, waren die vergleichende Länder- und Völkerkunde.
Er lernte schnell die Sprachen der polynesischen Inseln. Seine Berichte über
die Polynesier sind bis heute anerkannt, da sie Forsters Bestreben
widerspiegeln, den Bewohnern der Südsee-Inseln mit Einfühlung, Sympathie
und weitgehend ohne christlich-abendländische Vorurteile zu begegnen.
Andererseits hütet er sich auch vor einer Idealisierung der „edlen Wilden“.
Mit dieser Art der einfühlenden Beobachtung war Forster anderen
Völkerkundlern seiner Zeit weit voraus.
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Während sein Vater nach der Rückkehr den von der Admiralität gewünschten
wissenschaftlichen Bericht schrieb, veröffentlichte Georg Forster 1777 die für das
allgemeine Publikum gedachte Reisebeschreibung A Voyage Round The World (dt.:
Reise um die Welt), aus der das obige Zitat stammt. Das 1778/80 erschienene Werk
machte den jungen Autor sofort berühmt. Der Dichter Christoph Martin Wieland pries
es als das bemerkenswerteste Buch seiner Zeit, und es gilt bis heute als eine der
bedeutendsten Reisebeschreibungen, die je geschrieben wurden. Das Werk, mit
dem die Geschichte der modernen deutschen Reiseliteratur beginnt, übte u.a.
starken Einfluss auf Alexander von Humboldt und auf Ethnologen späterer Zeiten
aus.
Forster pflegte eine geschliffene deutsche Prosa. Wissenschaftlich exakt und
sachlich fundiert, verstand er es, zugleich spannend und gut lesbar zu schreiben.
Seine Werke zeichnete vor der bis dahin üblichen Reiseliteratur aus, dass sie keine
bloße Aneinanderreihung von Daten darstellten, sondern zusammenhängende,
anschauliche und verlässliche ethnografische Fakten boten, die durch eingehende
und teilnehmende Beobachtungen zustande gekommen waren. Immer wieder
unterbrach er die reine Beschreibung, um philosophische Betrachtungen über das
Beobachtete anzustellen.
Dabei galt sein Hauptaugenmerk immer den Menschen, denen er begegnete, ihrem
Verhalten, ihren Bräuchen, Sitten und Religionen sowie ihren Gesellschaftsformen.
In Reise um die Welt gab er sogar Liedtexte der Polynesier samt Notation wieder.
Das Buch ist eine der wichtigsten Quellen über die Gesellschaften in der Südsee[1]
aus der Zeit, bevor sich auch dort der europäische Einfluss geltend machte.
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Seine Veröffentlichung brachte ihm wissenschaftliche Ehrungen aus ganz Europa ein. Die angesehene Royal Society
in London nahm den noch nicht 23jährigen 1777 als Mitglied auf. Ebenso verfuhren wissenschaftliche Akademien
von Berlin bis Madrid. Da die Ehrungen aber kein Geld einbrachten, kehrte er 1778 nach Deutschland zurück, um
eine Professorenstelle in Kassel anzutreten. Dort wurde er Mitglied der Freimaurerloge Zum gekrönten Löwen und
des örtlichen Gold- und Rosenkreuzer-Zirkels. Wahrscheinlich war er bereits 1776 in Paris Mitglied der bekannten
Loge Les Neuf Sœurs geworden. 1784 trat er der Loge Zur wahren Eintracht der Freimaurer in Wien bei, die zu
seinen Ehren eine Festloge veranstalteten und die er insbesondere für ihre Aufklärungsarbeit und Reformtätigkeit
schätzte.
In Göttingen lernte Forster Therese Heyne kennen, die Tochter des Altertumswissenschaftlers Christian Gottlob
Heyne, die später als eine der ersten freien Schriftstellerinnen Deutschlands hervortrat. Die beiden heirateten 1785,
hatten drei Kinder, führten aber keine sehr glückliche Ehe. Therese verliebte sich zweimal in andere Männer, erst in
Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, später in Ludwig Ferdinand Huber. Forster hatte beide Male eine ménage à trois
vorgeschlagen, was Therese aber ablehnte[4]. Forster verließ sie daraufhin, versuchte aber bis zu seinem Tod, sie und
seine Töchter zurückzugewinnen.
Als Professor für Naturgeschichte war Forster zunächst in Kassel, ab 1784 im damals polnischen Vilnius tätig. Seit
seiner Kasseler Zeit stand er in regem Austausch mit den wichtigsten Vertretern der Aufklärung in Deutschland, u.a.
mit Lichtenberg, Lessing, Herder, Wieland und Goethe. Er veröffentlichte regelmäßig Aufsätze über Forschungs- und
Entdeckungsreisen seiner Zeit, etwa über Cooks dritte Reise in die Südsee, an der er selbst nicht teilnahm, und über
die spätere Bounty-Expedition. Mit deren Initiator, dem Privatgelehrten Sir Joseph Banks, der Cook auf dessen erster
Weltumsegelung begleitet hatte, stand Forster seit den Londoner Jahren in Kontakt.
Ein weiteres Gebiet, auf dem Forster als einer der ersten deutschen Wissenschaftler forschte, war das der Indologie.
Eine geplante russische Indien-Expedition unter seiner Leitung, die von Zarin Katharina der Großen finanziert werden
sollte, kam jedoch nicht zustande, da 1787 der Russisch-Türkische Krieg ausbrach. Daher nahm er 1788 die Stellung
des Oberbibliothekars der Universität Mainz an, die ihm auf Vermittlung des Historikers Johannes von Müller (17521809) angeboten wurde.
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Von Mainz aus unternahm er im Frühjahr 1790 gemeinsam mit dem jungen
Alexander von Humboldt eine ausgedehnte Reise, die ihn in die Österreichischen
Niederlande, nach Holland, England und Paris führte. Seine Eindrücke schilderte er
in dem zwischen 1791 und 1794 erschienenen dreibändigen Werk Ansichten vom
Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai
und Juni 1790. Johann Wolfgang von Goethe sagte von dem Buch: „Man mag, wenn
man geendigt hat, gerne wieder von vorne anfangen und wünscht sich, mit einem so
guten, so unterrichteten Beobachter zu reisen.“ Das Buch enthält u.a.
kunsthistorische Betrachtungen, die für die wissenschaftliche Kunstgeschichte
ebenso stilbildend wurden wie A Voyage round the world für die Ethnologie. Forster
gehörte beispielsweise zu den Ersten, die zu einer gerechten Beurteilung der damals
noch weitgehend als „barbarisch“ abgetanen gotischen Kunst gelangten, und nahm
Ideen der Romantik vorweg.
Aber wie 15 Jahre zuvor in der Südsee, so galt auch auf dieser neuen Reise sein
Hauptinteresse wieder dem sozialen Verhalten der Menschen. Volksaufstände in
Flandern und Brabant und natürlich die Revolution in Frankreich hatten Forsters
Interesse geweckt. Seine Reise in diese Gebiete sowie in die Niederlande und
England, wo die bürgerlichen Freiheiten vergleichsweise weit entwickelt waren, sollte
ihm nicht zuletzt dazu dienen, sich seines eigenen politischen Urteils zu
vergewissern. Denn er war damals bereits ein überzeugter Gegner des Ancien
Régime. Wie viele andere deutsche Gelehrte hatte auch er den Ausbruch der
Revolution im Jahr zuvor als konsequente Folge der Aufklärung begrüßt.
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Nachdem die französische Revolutionsarmee unter General Custine
am 21. Oktober 1792 Mainz besetzt hatte, gehörte Georg Forster zu
den Männern, die schon zwei Tage später den Jakobinerclub
„Freunde der Freiheit und Gleichheit“ ins Leben riefen. Ab Anfang
1793 war er aktiv an der Gründung der Mainzer Republik beteiligt.
Die erste auf bürgerlich-demokratischen Grundsätzen aufgebaute
Republik auf deutschem Boden umfasste in etwa das linksrheinische
Gebiet zwischen Landau und Bingen. Forster wurde Vize-Präsident
der provisorischen Verwaltung und ließ sich als Abgeordneter in den
Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent wählen. Von Januar bis März
1793 war er Redakteur von „Die neue Mainzer Zeitung oder Der
Volksfreund“. In seinem ersten Artikel schrieb er:
„Die Pressefreiheit herrscht endlich innerhalb dieser Mauern, wo die
Buchdruckerpresse erfunden ward.“ Die Freiheit währte allerdings
nicht allzu lange. Denn die Mainzer Republik existierte nur bis zum
Abzug der Franzosen im Juli 1793.
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Forster hielt sich damals schon nicht mehr in Mainz auf. Als Abgeordneter des Nationalkonvents, des
ersten demokratischen Parlaments in Deutschland, war er nach Paris entsandt worden, um die
Angliederung der allein nicht lebensfähigen Mainzer Republik an Frankreich zu beantragen. Der
Auftrag wurde zwar angenommen, hatte sich aber durch die Rückeroberung von Mainz durch die
Truppen der anti-französischen Koalition erledigt.
Aufgrund eines Dekrets Kaiser Franz' II., das die Zusammenarbeit deutscher „Untertanen“ mit der
französischen Revolutionsregierung unter Strafe stellte, verfiel Forster der Reichsacht und konnte
nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Völlig mittellos und ohne seine Frau, die ihn zusammen
mit den Kindern schon in Mainz verlassen hatte, blieb er in Paris. Dort trat die Revolution gerade in
die Phase der Schreckensherrschaft, der Terreur des Wohlfahrtsausschusses unter Maximilien de
Robespierre.
Forster wurde sich nun des Unterschieds bewusst zwischen dem Anspruch der Revolution, das Glück
der Menschheit zu befördern, und der revolutionären Praxis, die über das Glück und das Leben des
einzelnen Menschen grausam hinweggehen konnte. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen
Befürwortern der Revolution, wie etwa Friedrich Schiller, wandte sich Forster aber selbst unter dem
Eindruck des Terrorregimes nicht von den revolutionären Idealen ab. Er sah die Ereignisse in
Frankreich als ein Naturereignis an, das man nicht aufhalten könne und das seine Energien
freisetzen müsse, um nicht noch zerstörerischer zu wirken. Kurz vor seinem Tod schrieb er:
„Die Revolution ist ein Orkan. Wer kann ihn hemmen? Ein Mensch, durch sie in Tätigkeit gesetzt,
kann Dinge tun, die man in der Nachwelt nicht vor Entsetzlichkeit begreift.“ Noch bevor die
Terrorherrschaft ihren Höhepunkt erreichen sollte, starb Georg Forster im Januar 1794, noch nicht
40jährig, an einer Lungenentzündung in einer kleinen Dachwohnung in der Rue des Moulins in Paris.
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Bald nach Forsters Tod geriet sein Werk außerhalb der Fachwelt fast vollständig in Vergessenheit,
wohl nicht zuletzt als Folge seines Engagements während der französischen Revolution. Je nach
politischer Zeitströmung wurde Forster bis in die Gegenwart hinein jeweils unterschiedlich beurteilt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schrieb der Philosoph Friedrich Schlegel über ihn: „Unter allen
eigentlichen Prosaisten atmet keiner so sehr den Geist freier Fortschreitung wie Georg Forster“. Auch
im Vormärz wurde Forster eher positiv beurteilt. So gab Georg Gottfried Gervinus 1843 die erste
Gesamtausgabe seiner Werke heraus und sicherte damit Forsters Nachwirken.
Generell aber verdeckte in der Zeit des aufkeimenden Nationalismus im nach-napoleonischen
Deutschland das Bild des angeblichen „Vaterlandsverräters“ Forster zusehends das des Forschers
und Schriftstellers. Während des Deutschen Kaiserreichs und erst recht zur Zeit des
Nationalsozialismus blieb das Andenken Forsters verfemt.
Die DDR dagegen bezog die Erinnerung an den Forscher und Revolutionär in ihre eigene
Traditionsbildung ein. So wurde beispielsweise die erste deutsche Forschungsstation in der Antarktis,
die 1976 von der DDR eingerichtet wurde, Georg-Forster-Station benannt. Eine Oberschule, heute
Gymnasium, im Ost-Berliner Stadtbezirk Lichtenberg trägt Forsters Namen.
Auf der Suche nach demokratischen Traditionen der deutschen Geschichte setzte seit den 1970er
Jahren in der Bundesrepublik eine differenzierte Auseinandersetzung mit Forster ein. So sind
mittlerweile auch im Westen Deutschlands Schulen nach Forster benannt, seit 2007 beispielsweise
die Integrierte Gesamtschule Wörrstadt, die auf dem Gebiet der einstigen Mainzer Republik liegt.
Forsters Ruf als einer der ersten und bedeutendsten deutschen Ethnologen ist heute unbestritten.
Seine Arbeiten gelten mit als ausschlaggebend dafür, dass sich die Ethnologie in Deutschland zu
einem eigenständigen Zweig der Wissenschaft entwickelt hat.
JOHANN GOTTFRIED SEUME (1763-1810)
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Einige Nachrichten über die Vorfälle
in Polen im Jahre 1794. 1796 (Über
den polnischen Aufstand gegen die
russische Besatzungsmacht)
Spaziergang nach Syrakus im Jahre
1802. 1803 (sozialkritische und
politische Reisebeschreibung.
Abrechnung mit Napoleon, nachdem
dieser die demokratischen Ideale
verraten hatte)
Mein Sommer 1805. 1806 (kritische
Beschreibung einer Reise nach Ostund Nordeuropa)
JOHANN GOTTFRIED SEUME: AUS:
MEIN SOMMER
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Joseph, das schmeichelnde Schoßkind, ist das Muster der Delatoren
und Tyrannenhandlanger; ich weiß nicht, ob Narziß und Sejan ihm an
Ränken gleichkamen, wenn ich die Wahrheit der Überlieferungen
annehme. Die löbliche Geschichte mit der Dame Potiphar ist mancher
Deutung fähig. Er ward Minister durch den Zufall oder durch das Talent,
das er sich in dem Hause seines Vaters erworben und in der Welt
ausgebildet hatte. Er legte in den guten Jahren Magazine an, eine sehr
lobenswürdige Vorsorge, die heutzutage leider alle Fürsten und ihre
Minister, vielleicht mit besserm Glauben an die Vorsehung, aufgegeben
haben. Was tat aber der Minister Joseph mit den Magazinen? Rettete er
das Land und ward sein Wohltäter? Mit einem Wort, er brachte es in
Sklaverei. Erst zahlte man Geld für Korn, dann brachte man seine
bewegliche Habe, dann verkaufte man seine Grundstücke, dann seine
Person dem König zur Knechtschaft. Das nenne ich doch einen
Fürstendiener, einen Finanzrat, wie er sein muß. Mir ist in den Annalen
der Menschheit kaum ein größerer Bube bekannt, und der wird
aufgestellt vor andern der Jugend und dem Volke zum Vorbild.
GOTTFRIED AUGUST BÜRGER
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Gottfried August Bürger (* 31. Dezember 1747 in Molmerswende im Ostharz; † 8.
Juni 1794 in Göttingen) war ein deutscher Dichter, der dem Sturm und Drang
zugerechnet wird. Bekannt geworden sind vor allem seine Balladen sowie die
Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen.
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Bürger war der Sohn eines Landpfarrers. Sein Vater war an seiner
Ausbildung nicht sonderlich interessiert, so dass er es der Initiative des
Großvaters mütterlicherseits verdankte, dass ihm der Weg zur höheren
Bildung eröffnet wurde. Ab 1760 ging er auf die Stadtschule von
Aschersleben, wo er jedoch wegen einer Schlägerei der Schule verwiesen
wurde. Das Pädagogikum in Halle nahm ihn als Schüler auf. 1764 begann
er auf Druck seines Großvaters ein Studium der Theologie an der dortigen
Universität. Erst 1768 wurde ihm erlaubt, an die Universität Göttingen zu
gehen, um dort Rechtswissenschaften zu studieren.
Zu seinen Freunden in Göttingen zählte Heinrich Christian Boie, der ihm
1772 die Stelle eines Amtmanns in Altengleichen bei Hannover verschaffte.
Boie brachte ihn auch mit dem Göttinger Hainbund in Kontakt, den Johann
Heinrich Voß, Ludwig Christoph Heinrich Hölty und Graf Stolberg im selben
Jahre gründeten. Eine besonders enge Studien-Freundschaft verband ihn
mit dem nach 1777 in Berlin wirkenden Aufklärer und Publizisten Johann
Erich Biester (1749-1816). Mit ihm trieb er in Göttingen ShakespeareStudien. Bürger widmete Biester seine Übersetzung des „Macbeth“.
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Mit dem Amtsantritt war der Konflikt mit dem Großvater beigelegt. Im Herbst 1774 heiratete Bürger
eine Tochter des Justizamtmanns Leonhart zu Niedeck und zog bald darauf nach Wöllmarshausen,
einem Dorf seines Gerichtssprengels. Seine Ehe war keine glückliche: Er verliebte sich in Auguste, die
jüngere Schwester seiner Frau, die er in Gedichten als „Molly“ besang. Das Verhältnis zu Auguste, die
nach dem Tod von Bürgers Schwiegervater 1777 einige Zeit im Haus der Eheleute lebte, war Anlass
zu innerer Verzweiflung.
Dazu kamen mancherlei durch geringe Einkünfte, häufige Krankheitsfälle und eine 1780
übernommene Pachtung zu Appenrode verursachte häusliche Sorgen. Von seinen Vorgesetzten
obendrein wegen nachlässiger Geschäftsführung angeklagt, wurde Bürger in der angeordneten
Untersuchung zwar freigesprochen; doch entschloss er sich, sein Amt freiwillig niederzulegen.
Nach dem Tod seiner Frau 1784 siedelte er nach Göttingen über, um sich durch Privatvorlesungen
über Ästhetik, deutschen Stil und ähnliche Themen eine neue Existenz aufzubauen. Im Juni 1785
heiratete er endlich seine geliebte Molly. Ihr früher Tod am 9. Januar 1786 stürzte ihn von neuem in
eine tiefe Krise und raubte ihm für lange Zeit die Lust an der dichterischen Arbeit. Das
Liebesverhältnis wurde im 19. Jahrhundert sogar Stoff für ein Drama: Salomon Hermann von
Mosenthals Bürger und Molly, oder ein deutsches Dichterleben: Schauspiel in 5 Aufzügen (Freiberg
1851)
Die Universität erteilte ihm bei ihrem 50-jährigen Jubiläum die philosophische Doktorwürde und
ernannte ihn im November 1789 zum außerordentlichen Professor, jedoch ohne Gehalt. Der Wunsch
nach einem geordneten Hausstand veranlasste Bürger zu einer dritten Heirat, der unglücklichsten
von allen. Im Oktober 1790 verband er sich mit Elise Bürger, aber schon nach wenigen Wochen war
klar, dass die Ehe scheitern würde. Im März 1792 wurde sie geschieden.
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Die heftige Kritik Schillers, die am 15. und 17. Januar 1791 anonym in der
Allgemeinen Literatur-Zeitung erschien, schwächte weiter sein Selbstbewusstsein.
Um Geld zu verdienen lieferte er Übersetzungen für auswärtige Buchhändler. Dazu
kam eine Erkrankung an Schwindsucht. Erst als Bürger dadurch die Arbeitsfähigkeit
verloren hatte, bewilligte ihm das Universitätskuratorium, statt des erbetenen
Gehalts, eine einmalige Unterstützung von 50 Talern.
Bürger wurde 1775 in die Freimaurerloge Zum goldenen Zirkel in Göttingen
aufgenommen; von 1777 an war er Redner der Loge.
Bürger starb am 8. Juni 1794. Er hinterließ zwei Töchter und zwei Söhne. An seinem
Lieblingsplatz in einem öffentlichen Garten wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Sein
Ruhm war in den Jahrzehnten nach 1800 wesentlich größer als heute: Bürger gehört
zu den berühmten Deutschen, die von Ludwig I. mit einer Büste in der Walhalla
geehrt wurden.
Die beiden hessischen Hofbildhauer Ludwig Daniel Heyd und Johann Wolfgang Heyd
(Brüder) haben 1977 in Göttingen ein Denkmal für Bürger geschaffen. Es wurde im
Zuge der Moderne 1956 aus Geringschätzung abgerissen und zerstört.
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Das Organ, in dem Bürger seine zahlreichen Gedichte veröffentlichte, war der Göttinger
Musenalmanach, gegründet 1770 von Bürgers Freund Heinrich Christian Boie und Friedrich Wilhelm
Gotter. Im Jahre 1778 übernahm Bürger die Redaktion der Zeitschrift und gab die erste Sammlung
seiner Gedichte heraus. Elf Jahre später erschien eine zweite, erweiterte Auflage in zwei Bänden.
1782 schlug Bürger einen Rechtschreibungskompromiss vor, mit dem er „dem Gräuel unserer
allgemeinen Schreibverwüstung“ Abhilfe schaffen wollte. Seine Vorschläge blieben allerdings
ungehört und wurden erst mit seinem Nachlass 1824 veröffentlicht.
Bürger ist heute hauptsächlich wegen seiner Feldzüge und Abenteuer des Freiherrn von
Münchhausen (1786/1789) in Erinnerung. Diese gehören in die Tradition der Lügengeschichten, die
weit ins klassische Altertum und in die Erzähltradition des Judentums zurückgeht. Die
Lügenerzählungen des historischen Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen wurden von
einem anonymen Autor niedergeschrieben und 1781 veröffentlicht. In Form einer englischen
Übersetzung, die Rudolf Erich Raspe angefertigt hatte, gelangten sie zu Bürger, der sie zurück ins
Deutsche übersetzte und frei bearbeitete. Er übernahm dabei Raspes Erweiterungen und dessen
Aufteilung in Land- und Seeabenteuer. Obwohl zahlreiche Bearbeitungen des Stoffes folgten, bleibt
Bürgers Version, die drei Jahre später noch in einer erweiterten Ausgabe erschien, wohl bis heute die
bekannteste. Sie wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach illustriert, u. a. von Daniel
Chodowiecki und Johann Christian Ruhl.
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Bürgers zahlreiche Gedichte umfassen Balladen tragisch-dramatischen Inhalts, aber auch politische,
satirische, komische und didaktische Gedichte und Liebeslyrik in der Tradition der Empfindsamkeit
und der Anakreontik. Seine berühmteste Dichtung blieb für lange Zeit die Ballade Lenore, die mit
allgemeiner Begeisterung begrüßt wurde. Nachdem sie gemäß der Kritik des Göttinger Dichterbundes
mehrfach umgearbeitet worden war, erschien sie im Musenalmanach für 1774.
Besonders wichtig war ihm dabei, dass seine Dichtung volkstümlich bleiben sollte: „Alle Poesie soll
volkstümlich sein, denn das ist das Siegel ihrer Vollkommenheit.“ Bürger wendete sich damit gegen
die artifizielle und gelehrte Dichtung der Poetae docti. Lyrik sollte kollektiv rezipiert werden, das heißt
im Kreis von Zuhörern laut gelesen. So sollte sie auch zur Bildung des Gemeinsinns beitragen. Ihre
Eigenschaften sollten sein: „Klarheit, Bestimmtheit, Abrundung, Ordnung und Zusammenklang der
Gedanken und Bilder; nach Wahrheit, Natur und Einfalt der Empfindungen; nach dem
eigentümlichsten und treffendsten, nicht eben aus der toten Schrift-, sondern mitten aus der
lebendigen Mundsprache aufgegriffenen Ausdrucke derselben; nach der pünktlichsten
grammatischen Richtigkeit, nach einem leichten ungezwungenen, wohlklingenden Reim- und
Versbau.“
Friedrich Schiller tadelte diese Auffassung in seiner Rezension über Bürgers Gedichte (1791). Er warf
Bürger vor, dass seine Gedichte keinen reinen Genuss böten, dass ihm der ideale Begriff von Liebe
und Schönheit fehle. Seine Gedichte sänken zu oft in die Gemeinheit des Volkes hinab, statt dieses
zu sich hinauf zu erheben. Schiller warf ihm sogar den persönlichen Mangel vor, dass der Geist, der
sich in Bürgers Gedichten ausspreche, „kein gereifter, kein vollendeter Geist sei, daß seinen
Produkten nur deßwegen die letzte Hand fehlen möchte, weil sie – ihm selbst fehlte“. Nach Schillers
Programmschrift Über die ästhetische Erziehung des Menschen war dies nur eine logische
Konsequenz für ihn selbst. Bürger beharrte jedoch auf seinem Grundsatz der „Popularität“ und litt
unter Schillers Kritik, die ihn in der literarischen Elite zunächst isolierte.
Johann Wolfgang von Goethe (28.8.1749 22.3.1832)
Stimmen der Völker in Liedern.
Zwischen Homer und Ossian: Werther.
LEBEN

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


*28.8.1749 in Frankfurt (Main)
Jusstudium in Leipzig und Straßburg
Einladung von Herzog Carl August:
Goethe zog nach Weimar, wo er ab 1776 im
Staatsdienst arbeitete.
1786-1788 erste Italienreise
1790 zweite Italienreise
† 22.3.1832 in Weimar
WERKE
1773
1774
1779
1788
1790
1798
1795
1808
1809
1833
Götz von Berlichingen
Die Leiden des jungen Werther
Iphigenie auf Tauris
Egmont
Torquato Tasso
Hermann und Dorothea
Wilhelm Meisters Lehrjahre
Faust, 1. Teil
Die Wahlverwandtschaften
Faust, 2. Teil
LYRIK
Der Erlkönig
Der Zauberlehrling
Sah ein Knab ein Röslein stehn,
Die Braut von Korinth
Der Schatzgräber
Der Gott und die Bajadere, ...
DRAMEN
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein
Schauspiel (1773)
Stella. Ein Schauspiel für Liebende in 5 Akten (1775)
Clavigo. Ein Trauerspiel (1774)
Egmont. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen.
Iphigenie auf Tauris. Ein Schauspiel.
Torquato Tasso. Ein Schauspiel.
Faust. Eine Tragödie. (1. Teil 1808; 2. Teil 1832)
EPIK
Briefroman
Die Leiden des jungen Werther (1774)
Romane
Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795-1796)
Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden (1821)
Die Wahlverwandtschaften (1809)
Novellen
Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795)
Novelle (1826)
Epen
Reinecke Fuchs (1794)
Hermann und Dorothea (1797)
Goethe in Frankfurt 1749-65
1757
erste Gedichte
1759
erste Dramenversuche
1762
„Josephs“-Erzählung (verloren)
1765
„Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi“
Goethe in Leipzig 1765-68
1767
„Annette“ (d.i. Anna Katharina Schönkopf, 1738-1809)
1767
„Oden an meinen Freund“ (Ernst Wolfgang Behrisch)
1767/68
„Die Laune des Verliebten“ und Briefe an Behrisch
1768
„Lieder mit Melodien“ („Leipziger Liederbuch“)
verlorene Texte: „Belsazar“ (Trauerspiel),
„Die gekrönte Einsiedlerin“ (heroisches Schäferdrama)
Goethe in Frankfurt 1768/70
1769/70
„Die Mitschuldigen“ (Komödie)
1770
„Neue Lieder “
Pietistische Erfahrungen: Bekenntnis und Autobiographie
Chr. F. Gellert
Joh. W. L. Gleim
Goethe, Die Laune des Verliebten (Amine), Leipzig 1767/68
und die Leipziger „Witz“-Kultur des späten Rokoko
Strukturmerkmale des Schäferspiels
Schauplatz:
Ideallandschaft, ´arkadisch´ stilisierte Szenerie
Figureninventar:
zwei Paare im komplementären Kontrast (zentrales und Parallel-Paar)
stilisierte (nicht individuelle) Namen
typisierte Grundkonflikte:
Konzentration allein auf erotische Rollenkonflikte
„Blödigkeit“ des Schäfers und / oder „Sprödigkeit“ der Schäferin
Intrige:
„Bekehrung“ durch fingierte Gefühle
Erziehung zu sozialverträglichem erotischen Verhalten
Lösung:
Parallelität beider Paare, Re-Integration des ´Abweichlers´ in die soziale
Normativität; ideales Kollektiv im Schlusstableau
dramaturgische Darstellungsmodi:
Einakter, stilisierte Konflikte, gemäßigte Emotionalität
Dialog vor Monolog, Alexandriner als durchgängige metrische Norm
Goethes Schäferspiel – vs. Gellert und Gleim
• Differenzen in der Beschaffenheit des Konflikts
• Differenzen in der dramaturgischen Entfaltung des Konflikts
• Differenzen in der didaktischen Ausrichtung
- analog zu Wielands „Philosophie der Grazien“ (in Musarion, 1768):
„Dir zeigen wer Du bist“ – „ “, „Kenne dich selbst!“
Goethe und Herder in Straßburg, 1770/71
Von der „Witz“-Kultur zum „Sturm und Drang“.
„Naturpoesie“, „Genie“ – und Selbstkritik des „Genies“.
Johann Gottfried Herder
Tagebuch meiner Reise 1769
Über den Ursprung der Sprache 1770
Auch eine Philosophie der Geschichte zur
Bildung der Menschheit 1774
Stimmen der Völker in Liedern (2 Bände)
1778/79
Ebräische Poesie 1782
„Popular Songs“ -> „Volkslieder“
Mit Goethe (Von deutscher Baukunst) und Justus Möser (über das
„Faustrecht“), eigene Aufsätze über Shakespeare und Ossian:
Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. 1773
„nationale“ Kunst als Gesamtheit spezifischer kultureller Entwicklungen,
„Nation“ gedacht als kollektive Individualität
Erlkönigs Tochter. Dänisch.
Herr Oluf reitet spät und weit,
Zu bieten auf seine Hochzeitleut;
Da tanzen die Elfen auf grünem Land’,
Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand.
„Willkommen, Herr Oluf, was eilst von hier?
Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.“
„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeittag.“
„Hör an, Herr Oluf, tritt tanzen mit mir,
Zwei güldne Sporne schenk ich dir.
Ein Hemd von Seide so weiß und fein,
Meine Mutter bleicht’s mit Mondenschein.“
„Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag,
Frühmorgen ist mein Hochzeittag.“ (usf.)
Goethe: Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst Vater du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? –
Mein Sohn es ist ein Nebelstreif. –
Du liebes Kind, komm geh mit mir,
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir,
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand. –
(usf.)
Von der „Naturpoesie“ zum „Genie“ –
Edward Young:
Conjectures on Original Composition (1759)
Über Shakespeare und das „Genie“.
Herder 1767: „Woher glühet uns bei der
Youngischen Schrift über die Originale ein
gewisses Feuer an, das wir bei blos
gründlichen Untersuchungen nicht spüren?
Weil der Youngische Geist drinn herrscht, der
aus seinem Herzen gleichsam ins Herz, aus
dem Genie in das Genie spricht.“
Johann Georg Hamann:
Aesthetica in nuce (1762)
„Reden ist übersetzen – aus einer Engelsprache in
eine Menschensprache, das heißt, Gedanken in
Worte, – Sachen in Namen, – Bilder in Zeichen; die
poetisch oder kyrilogisch [auf Gott bezogen], historisch oder symbolisch oder hieroglyphisch – und
philosophisch oder charackteristisch seyn können…
Die Meynungen der Weltweisen sind Lesarten der Natur und die
Satzungen der Gottesgelehrten Lesarten der Schrift. [...]
Die Einheit des Urhebers spiegelt sich bis in dem Dialecte seiner Werke;
– in allen Ein Ton von unermeslicher Höhe und Tiefe!“
„Poesie [ist] die Muttersprache des menschlichen Geschlechts.“
DER ROMAN IM STURM UND DRANG
Der bürgerliche Roman hatte vor der Epoche des Sturms und Drangs das
gleiche Problem, wie das bürgerliche Drama. Beide standen sie noch in
ihren Kinderschuhen. Erst mit Goethes Briefroman Die Leiden des jungen
Werther (1774) erschien der erste bürgerliche Roman. Die Form des
Briefromans ist eine Möglichkeit, das Gefühlsleben durch unkonventionelle
Sprache zu artikulieren. Werther ist ein junger, bürgerlicher Intellektueller,
der am Eingliederungsversuch eines bürgerlichen Individuums in die
feudale Ordnung (Ständegesellschaft) scheitert und darauf Selbstmord
begeht. Werther war ein Außenseiter der Gesellschaft und nicht angepasst
und integriert wie Albert. Werther behauptete für sich das Recht auf
Selbstbestimmung, Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Dies war
jedoch nicht bei der Arbeit möglich, da er sich als Sekretär auch
unterordnen muss. Einzig die Liebe bot ihm einen Ausweg aus der
Subordination (Unterordnung), weil sie eine Gleichstellung zwischen zwei
Liebenden ermöglichen kann. Der bürgerliche Roman gilt als Vorläufer des
späteren modernen Romans in Deutschland.
Werthertracht
• blauer Frack mit Messingknöpfen, gelbe Weste, englische
Reithose aus gelbem Leder, Stiefel mit aanliegenden
Stulpen, runder grauer Filzhut und lockeres gepudertes
Haar
Bilder aus einer frühen Ausgabe des Werther
“To read Werther as a sentimental love story or to interpret it as primarily a
document of social protest is to miss Goethe’s intention.”
(Victor Lange, The Classical Age of German Literature. 1740-1815 [London 1982], p. 74)
Götz von
Berlichingen
GÖTZ VON BERLICHINGEN
Kaiser Maximilian
Götz von Berlichingen
Elisabeth, seine Frau
Maria, seine Schwester
Karl, sein Söhnchen
Georg, sein Bube
Bischof von Bamberg
Weislingen
Adelheid von Walldorf,
Liebetraut an des Bischofs Hofe
Abt von Fulda
Olearius, beider Rechte Doktor
Bruder Martin
Hans von Selbitz
Franz von Sickingen
Lerse
Franz, Weislingens Bube
Kammerfräulein der Adelheid
Metzler, Sievers, Link, Kohl, Wild (Anführer der rebellischen Bauern)
Hoffrauen, Hofleute, am Bambergschen Hofe
Kaiserliche Räte
Ratsherrn von Heilbronn
Richter des heimlichen Gerichts
Zwei Nürnberger Kaufleute
Max Stumpf, Pfalzgräflicher Diener
Ein Unbekannter
Brautvater und Bräutigam, Bauern
Berlichingsche, Weislingsche, Bambergsche Reiter
Hauptleute, Offiziere, Knechte von der Reichsarmee
Schenkwirt
Gerichtsdiener
Heilbronner Bürger
Stadtwache
Gefängniswärter
Bauern
Zigeunerhauptmann
Zigeuner, Zigeunerinnen
Sturm
&
Drang
„ACH GESTRENGER HERR!“ „WAS HAST DU?“ „DARF ICH NICHT MIT?“ „EIN ANDERMAL,
GEORG, WANN WIR KAUFLEUTE FANGEN UND FUHREN WEGNEHMEN.“ „EIN ANDERMAL, DAS
HABT IHR SCHON OFT GESAGT.“
( 1. AKT HERBERGE IM WALD, S.6 Z.1-6 )
Götz' Erzfeind, der Bischof von Bamberg,
hat Berlichingens Reiterknechte ins
Gefängnis werfen lassen. Um diese frei
zu bekommen, will Berlichingen seinen
Jugendfreund Weislingen, der nun die
rechte Hand des Bischofs ist, gefangen
nehmen und somit die Freiheit seiner
Reiterknechte erzwingen. Während sie
auf der Lauer liegen, fragt Georg Götz,
ob er an dem Überfall teilnehmen dürfe.
Götz aber erwidert: „Ein andermal!“.
Kurze Zeit später überfällt Götz
Weislingen während dessen Heimreise
und nimmt ihn gefangen.
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Sturm
&
Drang
„ICH KANN NICHT BEGREIFEN, WO MEIN HERR BLEIBT. SCHON FÜNF TAG UND NÄCHTE,
DASS ER WEG IST, UND ER HOFFTE SO BALD SEINEN STREICH AUSZUFÜHREN.“
( 1.AKT JAXTHAUSEN. GÖTZENS BURG, S.11 Z.22-24 )

Götz bringt Weislingen in seine Burg, wo
Elisabeth, seine Frau, das Essen
zubereitet
hat.
Während
eines
Gesprächs mit Götz erkennt Weislingen,
wie wichtig ihm die alte Freundschaft
ist. Außerdem bittet er um die Hand von
Götz' Schwester Maria. Nach der
Verlobung geht Weislingen, um seine
Angelegenheiten zu regeln, auf seine
Burg zurück.
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222

Sturm
&
Drang
„DER BERLICHINGEN HAT IHN GANZ EINGENOMMEN. WENN ER HERKOMMT, WIRD ER WIEDER FORT
WOLLEN.“ „WOLLEN, DAS IST KEINE FRAGE, ABER OB ER KANN. DER HÄNDEDRUCK EINES FÜRSTEN UND
DAS LÄCHELN EINER SCHÖNEN FRAU! DA REIST SICH KEIN WEISLING LOS.“
( 2. AKT BAMBERG. EIN SAAL, S.31 Z.4-8 )

Nachdem der Bischof von einem Boten
erfahren hat, dass Weislingen nicht mehr
auf die Burg kommen möchte, beschließt
er zusammen mit der schönen Witwe
Adelheid einen Plan. Sie soll den
Weislingen umgarnen, damit dieser
wieder auf der Seite des Bischofs steht.
Weislingen kommt schließlich ein letztes
Mal zur Burg des Bischofs, wo Adelheid
Weislingen für sich einnimmt. Er bleibt
darauf hin auf der Burg des Bischofs und
heiratet seine neue Liebe Adelheid.
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222

Sturm
&
Drang
„HOCH ZU PFERD! SIEG! SIEG! SIE FLIEHN.“ „DIE REICHSTRUPPEN?“ „DIE FAHNE MITTEN DRIN, GÖTZ
HINTENDREIN. SIE ZERSTREUEN SICH. GÖTZ ERREICHT DEN FÄHNDRICH – ER HAT DIE FAHN – ER HÄLT.
EINE HAND VOLL MENSCHEN UM IHN HERUM MEIN KAMERAD ERREICHT IHN – SIE ZIEHN HERAUF.
( 3. AKT EINE HÖHE MIT EINEM WARTTURN, S.56-57 Z.36-39/Z.1-2 )
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Von Weislingen enttäuscht, rächt sich
Berlichingen an den Kaufleuten, welche
seine Reiterjungen dem Bischof
ausgeliefert haben. Nach dem Überfall
überreden die Kaufleute den Kaiser,
Götz mit der Reichsacht zu bestrafen.
Dieser liefert sich jedoch nicht freiwillig
aus und so befiehlt der Bischof
Weislingen, auf die Burg zuzureiten.
Götz schlägt seine Feinde jedoch
bereits während deren Vormarsch
überraschend nieder.

Sturm
&
Drang
„ICH FÜHRTE EUCH AN DEN ALTAR, UND IHR SOLLT MICH ZUR GLÜCKSELIGKEIT FÜHREN.“
„WIR WOLLEN ZUSAMMEN EINEN PILGRIMSCHAFT NACH DIESEM FREMDEN GELOBTEN
LANDE ANTRETEN.“
( 3.AKT. JAXTHAUSEN, S.59 Z.5-8 )
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Nachdem Götz die Truppen des
Bischofs zum Rückzug gezwungen
hatte, bittet Sickingen um Marias Hand.
Sie heiraten und begeben sich auf Götz
Befehl sofort auf die Reise zu
Sickingens Burg.

Sturm
&
Drang
„MICH ERGEBEN! AUF GNAD UND UNGNAD!! MIT WEM REDET IHR! BIN ICH EIN RÄUBER! SAG
DEINEM HAUPTMANN: VOR IHRE KAISERLICHE MAJESTÄT, HABE ICH, WIE IMMER
SCHULDIGEN RESPEKT. ER ABER, SAG'S IHM, ER KANN MICH IM ARSCH LECKEN.“
( 3.AKT. JAXTHAUSEN, S.61 Z.9-12 )
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Nachdem die frisch Vermählten ihre
Heimreise angetreten haben, rücken die
Reichstruppen zur Belagerung an und
fordern Berlichingen zur Kapitulation
auf. Dieser weist dies jedoch barsch
zurück und bereitet sich auf die
anstehende Belagerung vor.
Sturm
&
Drang
„FREIHEIT! FREIHEIT! DAS SIND DIE SCHLECHTEN MENSCHEN, UNSCHLÜSSIGE, BEDÄCHTIGE
ESEL. IHR SOLLT ABZIEHEN, MIT GEWEHR, PFERDEN UND RÜSTUNG. PROVIANT SOLLT IHR
DAHINTEN LASSEN.“
( 3.AKT SAAL, S.65 Z.2-4 )

Da Berlichingen einer Belagerung nicht
hätte Stand halten können, vereinbart
Lerse mit den Reichstruppen eine
Handel,
durch
den
Berlichingen
zusammen mit seinen Leuten freies
Geleit bekommen sollte. Aber als Götz
die Burg verlässt, brechen die
Reichstruppen ihren Eid und nehmen
Götz gefangen.
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222

Sturm
&
Drang
„FRANZ VON SICKINGEN HÄLT VOR DEM SCHLAG UND LÄSST EUCH SAGEN: ER HABE GEHÖRT, WIE
UNWÜRDIG MAN SEINEN SCHWAGER UND BUNDBRÜCHIG GEWORDEN SEI, WIE DIE HERREN VON
HEILBRONN ALLEN VORSCHUB TÄTEN. ER VERLANGT RECHENSCHAFT, SONST WOLLE ER BINNEN EINER
STUNDE DIE STADT AN VIER ECKEN ANZÜNDEN UND SIE DER PLÜNDERUNG PREISGEBEN.“
( 4.AKT RATHAUS, S.71 Z.20-25 )
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Götz wird nach seiner Gefangennahme
vor Gericht gestellt, soll dort aber einen
Schwur ablegen, indem es heißt, er
hätte gegen den Kaiser aufbegehrt.
Dies verweigert Berlichingen jedoch und
darauf hin schicken die Ratsherren
Handwerker zur Bewältigung Götz‘ in
den Saal. Dieser aber schlägt sie nieder
und
verlangt
eine
gerechte
Verhandlung.
Während
dessen
erscheint Sickingen mit 200 seiner
Leute und befreit Berlichingen, welcher
vor Gericht die Urfehde schwört.
„IST MIR HERZLICH LIEB, EUCH ZU HABEN.“ „KENNT IHR MICH?“ „WER SOLLTE EUCH NICHT
KENNEN! GÖTZ, UNSER LEBEN UND BLUT LASSEN WIR FÜR EUCH.“
( 5.AKT HAUPTMANNS ZELT, S.87 Z.19-22 )
Sturm
&
Drang

von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Nach dem Schwur der Urfehde geht
Götz auf seine Burg zurück, wo er
friedlich lebt. Als er jedoch von einem
Bauernaufstand hört, welcher Städte
niederbrennt, macht er sich auf deren
Wunsch zu ihrem Anführer, damit sie
keine Städte mehr ausplündern. Als
Weislingen gerade anrückt, um den
Aufstand nieder zu schlagen, kommt es
zu einer Auseinandersetzung zwischen
Berlichingen und Weislingen. Dadurch
bricht Berlichingen seinen Eid und flieht
nach der Niederlage in Sicherheit. Die
Zigeuner verarzten Götz, bis Weislingen
diesen Gefangen nehmen kann. Dann
wird Berlichingen durch Weislingen zum
Tode verurteilt und in den Turm
gesperrt.

Sturm
&
Drang
„ES KOMMEN DIE ZEITEN DES BETRUGS, ES IST IHM FREIHEIT GEGEBEN. DIE NICHTSWÜRDIGEN WERDEN
REGIEREN MIT LIST, UND DER EDLE WIRD IN IHRE NETZE FALLEN. MARIE, GEBE DIR GOTT DEINEN MANN
WIEDER. MÖGE ER NICHT SO TIEF FALLEN, ALS ER HOCH GESTIEGEN IST! SELBITZ STARB, UND DER GUTE
KAISER, UND MEIN GEORG. - GEBT MIT EINEN TRUNK WASSER. - HIMMLISCHE LUFT – FREIHEIT!
FREIHEIT!“
( 5.AKT GÄRTCHEN AM TURN, S.95 Z.36-42 )
von Charlotte, Michèl & Mari - Deutsch-LK 222
Adelheid lässt Weislingen, den sie nie
geliebt hat, durch seinen Knecht
vergiften. Auf dem Sterbebett zerreißt
er, nachdem er von Maria darum
gebeten wird, das Todesurteil von Götz.
Adelheid wird daraufhin zum Tode
verurteilt und wird kurz darauf auch
umgebracht. Götz, welcher durch seine
Verletzungen und Krankheit schon
geschwächt ist, stirbt kurze Zeit,
nachdem er freigelassen wird.
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!