Vortrag - Europa-Union Schleswig

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Transcript Vortrag - Europa-Union Schleswig

Kooperation im
Ostseeraum –
Herausforderungen
für die Zukunft
Dr. Claus-Friedrich Laaser
(Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel)
Präsentation auf der Tagung
„Zukunft Ostsee – Modellregion oder
Ostseeromantik?“
der Europa-Union Schleswig-Holstein in Kiel
am 30. September 2011
Inhalt: Was ich Ihnen heute vorstellen möchte
1. Einige Eckdaten und empirische Ergebnisse zur relativen
Bedeutung des Ostseeraums, auch aus deutscher Sicht
2. “Kooperation” (und “Integration” als verwandter Begriff) –
was aus ökonomischer Sicht dazu zu sagen ist
3. Die konkrete Kooperation im Ostseeraum – ein kurzer
Überblick
4. Fazit: Was kann und muss die Kooperation der
Ostseeanrainer leisten, vor welchen Herausforderungen
steht sie?
1. Zur Bedeutung des Ostseeraums
• Die Ostsee:
Seit dem EU-Beitritt Polens, Estlands,
Lettlands and Litauens am 1. Mai 2004 ist
sie beinahe ein EU-Binnenmeer
• Die Skandinavischen Länder gehören zu
den reichsten Ländern (gemessen am
Pro-Kopf-Einkommen),
• während die neuen EU-Mitglieder noch
weit unter dem EU-Durchschnitt liegen.
• Als Teil der Weltmeere ist die Ostsee einer
der von der Handelsschifffahrt am
intensivsten befahrenen
Meeresabschnitte –
schon Ende der 80er Jahre wurden hier
8 Prozent der Ladungstonnage der
Schifffahrt weltweit auf 0,15 Prozent der
Meeresfläche der Welt befördert
Source: Hanell et al., The Baltic Sea Region Yesterday, Today and Tomorrow
- Main Spatial Trends, Nordregio WP 2000:10, Stockholm 2000.
1.1 Abgrenzung des Ostseeraums
•
Die Abgrenzung des Ostseeraums variiert
allerdings je nach Untersuchungsobjekt
•
Karte auf der vorigen Folie:
Abgrenzung der VASAB-Initiaitve „Visions and
Strategies Around the Baltic Sea 2010“ von 1992
zur Kooperation in Umweltfragen und
Raumplanung
– Einige Flüsse fließen Richtung Ostsee,
daher wurde hier Weißrussland
einbezogen
•
Z.B. in transportwirtschaftlicher Abgrenzung,
die für die intensive Schifffahrt relevant ist,
schließt die Ostsee Norwegen mit ein.
– Die Grenze zwischen Ost- und Nordsee
wird durch eine Linie gezogen, die
Hanstholm/DK und Lindesnes/NOR
miteinander verbindet.
•
Im Ostseerat (Council of the Baltic Sea States
CBSS) ist zusätzlich noch Island Mitglied –
wegen der engen nordischen Kooperation
Quelle: Wikipedia
Wirtschaftliche Bedeutung des Ostseeraums
• In wirtschaftlicher Hinsicht ist der Ostseeraum durchaus bedeutend,
– Im Norden und Westen gehören Länder mit hohen Pro-KopfEinkommen zu den Anrainern
– Innerhalb Deutschlands muss man das für die an die Ostsee
grenzenden Bundesländer allerdings etwas relativieren
• Er wird aber auch stets überschätzt,
• Wenn man einfach die Bruttoinlandsprodukte (BIP) aller
Anrainerstaaten, auch der großen, in ihrer Gesamtheit addiert und
dabei
• Stillschweigend unterstellt, der Ostseeraum als Wirtschaftsraum würde
alle Regionen der Anrainerstaaten
– im Süden bis zur Zugspitze,
– Im Südosten bis zu den Karpaten und
– im Osten bis weit über Wladiwostok hinaus bis zur Beringstraße
umfassen
Der Ostseeraum im europäischen Kontext
Unmittelbare
Anrainerregionen in
den größeren
Anrainerstaaten
Norwegen – auch
noch ein Anrainer im
Hinblick auf das
Verkehrssystem
Ostsee und
Kooperation in
Skandinavien
Quelle: EU-Kommission, Generaldirektion Erweiterung
Deutschland: nur ein Bruchteil gehört
wirtschaftlich zum Ostseeraum
Anteil am BIP
3,10%
3,50%
1,50%
91,90%
S-H
HH
M-V
Rest of Germany
Prozent
BIP je Einwohner deutscher Bundesländer
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
S-H
M-V
HH
BIP je Einwohner in % des
Bundesdurchschnitts
• Hinsichtlich des Bruttoinlandsprodukts
(BIP)
gehören nur rund 8 Prozent Deutschlands
zum Ostseeraum
• Nämlich die unmittelbar angrenzenden
Länder :
– Schleswig-Holstein (S-H)
– Mecklenburg-Vorpommern
(M-V)
– (Hamburg (HH) kann man mit gutem
Willen noch zum Ostseeraum
hinzurechnen wegen seiner großen
Bedeutung als Hubport für den
Schiffsverkehr auf der Ostsee)
• S-H und M-V gehören zu den weniger
wohlhabenden Bundesländern – im
Gegensatz zu HH, das als Stadtstaat
allerdings eine Sonderolle innehat
• Die Exporte dieser 3 Länder machen
ungefähr 5,5 Prozent der gesamten
deutschen Exporte aus
Ähnlich muss man bei Polen und der Russischen
Föderation die Zugehörigkeit zum Ostseeraum
korrigieren
• Es wäre gleichfalls nicht
angemessen, beide Länder
wirtschaftlich zur Gänze dem
Ostseeraum zuzurechnen
• Polen
– weist lange Landgrenzen mit
Mitteleuropa auf und
– konzentriert seinen Handel
auf Zentraleuropa
• Russische Föderation
– erstreckt sich über zwei
Kontinente
– unterhält vielfältige
Wirtschaftsbeziehungen über
den Ostseeraum hinaus
• Daher ist auch hier das dem
Ostseeraum i.e.S.
zuzurechnende BIP nur ein
Bruchteil desjenigen der
Gesamtstaaten
• Polen: Die Wojewodschaften an
der Ostsee machen ca. 13 % des
polnischen BIPs aus
• Russische Föderation: die
Oblaste an der Ostsee machen
ca. 6 % des russischen BIPs aus
1.2 Bruttoinlandsprodukt des Ostseeraums im engeren Sinne
• Skandinavische Länder:
– Hohe Pro-Kopf-Einkommen, bis zum 7-fachen des Weltdurchschnitts
– Zugleich aber nur dünn besiedelt
 vergleichsweise geringe Marktgröße (= gemessen am gesamten BIP)
• Zählt man die Marktgröße des Ostseeraums im engeren Sinne zusammen, also im
Falle von PL, RUS und D nur die unmittelbaren Anrainerregionen, dann kommt man auf
= etwas mehr als 2,6 Prozent des Welt-BIPs,
– davon macht ganz Skandinavien (einschließlich NOR) rund 2 Prozent aus,
– von Deutschland (ganz D erreicht 5 Prozent des Welt-BIP) werden nur 0,4 Prozent
einbezogen,
– und der östliche Ostseeraum …
2009
PCI
(US-$)
World = 100
NOR
40936
698
DK
30548
521
S
30899
527
FIN
26496
452
GER
24410
416
Data of 2009, PCI in constant US-$ of 2000
2009
GER
GDP
(10^9 US-$)
P.c. of world
(total countr.)
P.c. of world
(BSR in a narrower
sense)
1998
5,0
0,41
S
287
0,7
0,7
NOR
198
0,5
0,5
DK
169
0,4
0,4
FIN
141
0,4
0,4
Data of 2009, GDP in 10^9 constant US-$ of 2000
Source: The World Bank, World Development Indicators
Bruttoinlandsprodukt des Ostseeraums im engeren Sinne
• Die Länder im östlichen Ostseeraum:
– Polen und Russland: moderate Pro-Kopf-Einkommen, nur knapp über oder deutlich
unter dem Weltdurchschnitt
– Daher auch bestenfalls moderate Marktgrößen (= BIP)
– Baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen: per se kleine Märkte
• Marktgrößen gemessen anhand des BIP:
– Östliche Ostseeanrainerstaaten insgesamt (nicht nur unmittelbare Ostseeregionen):
ca. 1,7 Prozent des Welt-BIP,
– Ostseeregionen i.e.S.: 0,23 Prozent des Welt-BIP.
2009
PCI
(US-$)
World = 100
EST
6113
104
PL
6331
108
LAT
4973
85
LIT
5154
88
RUS
2805
48
Data of 2009, PCI in constant US-$ of 2000
2009
GDP
(10^9 US-$)
P.c. of world
(total countr.)
P.c. of world
(BSR in a narrower
sense)
RUS
398
1,0
0,06
PL
241
0,6
0,08
LIT
17
0,04
0,04
LET
11
0,03
0,03
EST
8
0,02
0,02
Data of 2009, GDP in 10^9 constant US-$ of 2000
Source: The World Bank, World Development Indicators
1.3 Ostseehandel
• Die Größenverhältnisse der verschiedenen Märkte
machen sich dementsprechend auch bei der
Handelsverflechtung bemerkbar,
• Im deutschen Außenhandel sind die
Ostseeanrainer daher erst ab Rang 10 vertreten
• Polen bei den Exporten, die Russische
Föderation bei den Importen
• Aber eben auch nur die ganzen Länder auch weit
jenseits der engeren Ostseeregion
Ostseehandel aus deutscher Perspektive:
Top 10-Zielländer deutscher Exporte 2010
Top 10 Handelspartner Deutschlands
(Exporte)
2010 Vorläufige Werte
in % der
Rang Land
in Mill. Euro Gesamtexporte
1.
Frankreich
90694,4
2.
USA
65570,3
3.
Niederlande
63235,2
4.
Vereinigtes Königreich
59487,4
5.
Italien
58476,8
6.
Österreich
53721,1
7.
VR China
53636,4
8.
Belgien
46406,7
9.
Schweiz und Liechtenstein
42207,6
10. Polen
38053,3
9,5
6,8
6,6
6,2
6,1
5,6
5,6
4,8
4,4
4,0
Polen ist das einzige Land aus dem Ostseeraum, das unter
den „Top 10“ der deutschen Exporthandelspartner auftaucht.
Dagegen sind 4 Nordseeanrainer bzw. 5 Länder der
„Eurobanane“ in dieser Liste zu finden.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland
Ostseehandel aus deutscher Perspektive:
Rangplätze der übrigen Ostseeanrainer als Zielländer deutscher Exporte 2010
Weitere Handelspartner Deutschlands
(Exporte)
2010 Vorläufig
Rang
13
14
17
25
29
52
62
67
Land
Russische Föderation
Schweden
Dänemark
Finnland
Norwegen
Litauen
Estland
Lettland
Ostseeraum insgesamt
Insgesamt
234 Handelspartner
in % der
in Mill. Euro Gesamtexporte
26361
19634
14167
7813
7370
1808
1192
988
2,7
2,0
1,5
0,8
0,8
0,2
0,1
0,1
117385
12,2
959497,4
100,0
Quelle: Statistisches Bundesamt, Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland
Ostseehandel aus deutscher Perspektive:
Top 10-Quelländer deutscher Importe 2010
Top 10 Handelspartner Deutschlands
(Importe)
2010 Vorläufige Werte
in % der
Rang Land
in Mill. Euro Gesamtimporte
1.
VR China
76528,4
9,5
2.
Niederlande
68767,2
8,5
3.
Frankreich
61751,2
7,7
4.
USA
45063,0
5,6
5.
Italien
43666,7
5,4
6.
UK
38593,5
4,8
7.
Österreich
34315,1
4,3
8.
Belgien
33699,5
4,2
9.
Schweiz und Liechtenstein
32886,1
4,1
10. Russische Föderation
31780,2
3,9
Die Russische Föderation ist das einzige Land aus dem
Ostseeraum, das unter den „Top 10“ der deutschen
Importhandelspartner auftaucht. Dagegen sind 4
Nordseeanrainer bzw. 5 Länder der „Eurobanane“ in dieser
Liste zu finden.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland
Ostseehandel aus deutscher Perspektive:
Rangplätze der übrigen Ostseeanrainer als Quellländer deutscher Importe 2010
Weitere Handelspartner Deutschlands
(Importe)
2010 Vorläufig
Rang
12
15
18
20
27
52
68
74
Land
Polen
Norwegen
Schweden
Dänemark
Finnland
Litauen
Lettland
Estland
Ostseeraum insgesamt
Insgesamt
231 Handelspartner
in % der
in Mill. Euro Gesamtimporte
28416
3,5
17110
2,1
13230
1,6
11097
1,4
6023
0,7
1476
0,2
605
0,1
441
0,1
110178
13,7
806164,1
100,0
Quelle: Statistisches Bundesamt, Rangfolge der Handelspartner im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland
Deutscher Ostseehandel im Vergleich
Deutsche Exporte in verschiedene Regionen
der Welt 2007-2010
60,00
50,00
Ostseeraum
insgesamt
Westeuropa (ohne
Skandinavien)
Nordamerika
Prozent
40,00
30,00
20,00
B(R)IC-Staaten (ohne
Russ. Föd.)
10,00
0,00
2007
2008
2009
2010
Jahr
Quelle: Statistisches Bundesamt, Genesis-Datenbank, Außenhandel nach Jahren und Ländern
Deutscher Ostseehandel im Vergleich
Deutsche Importe aus verschiedenen Regionen
der Welt 2007-2010
50,00
45,00
40,00
Ostseeraum
insgesamt
Westeuropa (ohne
Skandinavien)
Nordamerika
Prozent
35,00
30,00
25,00
20,00
15,00
B(R)IC-Staaten (ohne
Russ. Föd.)
10,00
5,00
0,00
2007
2008
2009
2010
Jahr
Quelle: Statistisches Bundesamt, Genesis-Datenbank, Außenhandel nach Jahren und Ländern
Ostseehandel Deutschlands
• Vergleichsweise moderate Anteile des Handels mit den anderen
Ostseeanrainerstaaten am deutschen Gesamthandel
– 2010: 12,2 % der deutschen Exporte,
– 2010: 13,7% der deutschen Importe,
– darin – dominierend - enthalten die Ströme von / nach den beiden
weit über die eigentlich Ostseeregion hinausreichenden Anrainern
Polen und Russische Föderation, die weniger zum „Ostseehandel“
im engeren Sinne zählen
Moderater Anteil zu erklären durch
• die relativen Marktgrößen der Volkswirtschaften
– des im Weltmaßstab doch eher kleinen Ostseeraums verglichen
mit
– denen in Westeuropa (vielfach Nordseeanrainern) und
• der Attraktivität dynamischer Weltmärkte
– Nordamerika, BRIC-Staaten (zu dieser Gruppe zählt auch RUS)
Ostseehandel des skandinavischen Länder
Dänemark
• Für die skandinavischen Länder gilt :
– Auch sie richten in ihren
Handelsbeziehungen großes Augenmerk
auf
• Westeuropa und
• wichtige und dynamische Weltmärkte
– Allerdings ist der Anteil des Ostseeraums
aufgrund der Größenverhältnisse höher
• DK 40-45 % > FIN 37-42 % >
S 33-38 %
> N 25-33 %
(in 2006)
• Deutschland (bis zur Zugspitze) als einer
der Haupthandelspartner
Rank 2006
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Country
per cent of exports
Germany
16,8%
Sweden
14,2%
United States
6,7%
Norway
5,7%
Netherlands
4,9%
France
4,6%
Italy
3,3%
Finland
3,0%
Spain
2,9%
Japan
2,1%
Rank 2006
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Country
per cent of exports
Germany
10,0%
United States
9,5%
Norway
9,3%
United Kingdom
7,3%
Denmark
7,0%
Finland
6,1%
France
5,0%
Netherlands
4,8%
Belgium
4,6%
Italy
3,4%
Rank 2006
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Country
per cent of exports
Germany
11,3%
Sweden
10,5%
Russian Federation
10,1%
United Kingdom
6,5%
United States
6,5%
Netherlands
5,1%
France
3,3%
China
3,2%
Italy
3,2%
Estonia
2,9%
Schweden
Finnland
Norwegen
Rank 2006
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Country
per cent of exports
United Kingdom
26,6%
Germany
12,2%
Netherlands
10,4%
France
8,2%
Sweden
6,5%
United States
5,9%
Denmark
3,4%
Italy
3,2%
Canada
3,1%
Belgium, Luxembourg 2,7%
1.4 Um es noch
einmal anders zu
verdeutlichen:
Hier zunächst das
Mare Balticum
und
Westeuropa:
die geographische
Perspektive
innerhalb Europas
Reine Geographie kann
jedoch in die Irre führen –
aus ökonomischer Sicht
sind die beiden Gewichte
der dargestellten „Hantel“
nicht identisch
Source: European Commission
Mare Balticum
und
Westeuropa:
die ökonomische
Perspektive
Scandinavia:
2.00 p.c. of
world-GDP;
S-H, HH, MV:
0.41 p.c. of
world-GDP
BSRregions of PL
and RUS:
0.14 p.c.;
U.K. and Ireland:
4.56 p.c. of world-GDP
In Bezug auf
Marktgrößen
(gemessen am BIP),
ist die Westeuropäische
Kugel der Hantel weit
bedeutender.
Western Europe
including the rest
of Germany:
16.30 p.c. of
world-GDP
Source: European Commission
EST, LAT, LIT
some more
0.09 p.c.
CZ, SK,
HUN, SLO:
0.43 p.c. of
world-GDP
2. Kooperation und Integration –
ein paar grundsätzliche Bemerkungen
• Kooperation und Integration sind zwei verwandte Konzepte
• Man sollte sie gerade im Ostseeraum zusammen im
Blickfeld haben, weil
– die Zusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten von der
Europäischen Integration unter dem Dach der EU dominiert
wird
– die Ostsee inzwischen – beinahe – zu einem EU-Binnenmeer
geworden ist.
• Vieles, was anderenorts im Zuge von zwischenstaatlichen
Kooperationsverträgen geregelt werden müsste, wird unter
den EU-Mitgliedern der Ostseeanrainerstaaten unter dem
Dach der EU entschieden
2.1 Globalisierung als eine Herausforderung für die
Kooperation im Ostseeraum
• Wenn hier die Sicht auf die Weltmärkte („Globalisierung“)
so betont wird,
• Ist das keinesfalls als „Miesmacherei“ des Ostseeraums
(miss-) zu verstehen
• Sondern als ein Hinweis darauf, was ein wichtiges
konkretes Ziel der Kooperationen im Ostseeraum sein
sollte, nämlich:
 „Wie können wir gemeinsam mehr erreichen als einzeln, um
im härter werdenden Wettbewerb mit Standorten außerhalb
Europas besser zu bestehen?“
• Alle Ostseeanrainer sehen sich dem wachsenden Druck der
Globalisierung ausgesetzt  nach außen gewandte Sicht,
Kooperation zum Bestehen auf globaler Ebene ist angesagt
2.2 Gemeinsame Interessenvertretung –
ein weiterer Ansatz zur Kooperation innerhalb der EU
• Wenn die europäische Integration bereits einen wichtigen
Anteil der Kooperation vieler Ostseeanrainer ausmacht
Dann besteht im übrigen ein weiteres Ziel ihrer
eigenständigen Kooperationsbemühungen in einer
Vertretung gemeinsamer Interessen unter dem Dach der
EU
 Zumal die EU eben nicht nur durch den Gemeinsamen Markt
definiert wird
 Sondern auch zahlreiche Unterverteilungsmechanismen
(Gemeinsame Agrarpolitik, Strukturfonds in der Regionalpolitik, Kohäsionsfonds etc.) umfasst
Weiterer Ansatzpunkt für Kooperationen zwischen den
Ostseeanrainern
EU-Ostseestrategie als Modellfall
3. Konkrete Integration und Kooperation im Ostseeraum
3.1 EU-Initiativen für den Ostseeraum
EU Strategie für den Ostseeraum von 2009
• Erstmals Politik für eine Großregion innerhalb der EU
• Inhalte:
–
–
–
–
Sicherstellung einer nachhaltigen Umwelt
Steigerung des Wohlstands und der Wettbewerbsfähigkeit
Verbesserung der Infrastruktur und Attraktivität
Gewährleistung der zivilen und maritimen Sicherheit in der
Region
• Betroffene gemeinschaftliche Politikbereiche:
– Kohäsionspolitik, Fischereipolitik, Agrarpolitik,
Binnenmarktpolitik, Lissabon-Agenda, Innovationsförderung,
transeuropäische Verkehrs- und Energienetze
EU Strategie für den Ostseeraum von 2009
• Bereiche mit erheblichen grenzüberschreitenden Wirkungen
• Zugleich geteilte Zuständigkeiten im Sinne des aktuellen
EU-Vertrags (Lissabonvertrag)
– Mitgliedstaaten haben noch Kompetenzen
– Soweit die EU nicht selbst Regelungen trifft
– Damit gewisser Ansatz für Kooperationen der Mitgliedstaaten
• Rollenverteilung: Verschiedene Mitgliedstaaten übernehmen je nach Politikbereich die Koordinierung der Durchführung von Programmen aus dem umfangreichen Aktionsplan
– 15 Schwerpunktbereiche
– 88 Aktionen und 86 Projekte
Schwerpunktbereiche des Aktionsplans der EU
Ostseestrategie
• Umwelt: ökologisch
nachhaltige Region
– Weniger Nährstoffeintrag
– Erhalt der Naturräume,
biologische Vielfalt
– Weniger gefährliche Stoffe
– Modellregion saubere
Schifffahrt
– Milderung des
Klimawandels
• Wirtschaftliche Entwicklung
– Beseitigung verbliebener
Hemmnisse im
Binnenmarkt
– Förderung des
Innovationspotentials
– Stärkung kleiner und
mittlerer Unternehmen
– Nachhaltige Land-,
Forstwirtschaft, Fischerei
Schwerpunktbereiche des Aktionsplans der EU
Ostseestrategie
• Infrastruktur
– Vernetzung der
Energiemärkte
– Verbesserung interner und
externer Verkehrsverbindungen
– Attraktiverer Ostseeraum
bei
•
•
•
•
Bildung und Jugend
Tourismus
Kultur
Gesundheit
• Sichere Ostseeregion
– Sicherheit und
Gefahrenabwehr im
Seeverkehr
– Bessere
Interventionsfähigkeit bei
Seeunfällen
– Bekämpfung
grenzüberschreitender
Kriminalität
3.2 Kooperation mit Nicht-EU-Mitgliedern
• Integration und Kooperation – insofern parallel von
Bedeutung, als Interessenausgleich mit Nicht-EUMitgliedern Norwegen und Russische Föderation
herzustellen ist
• Anforderungen an eine Kooperation zwischen den
Interessen eigenständiger Entscheidungsträger
• Wobei sich die Frage stellt, ob diese über die EU-Grenzen
hinausgehende Kooperation
– Der EU überlassen werden sollte
– Oder von den besonders betroffenen Mitgliedstaaten selbst
vereinbart werden sollte.
– Dies kann man anhand der Kriterien des Fiskalischen
Föderalismus entscheiden
3.3. Weitere Kooperationsprojekte im Ostseeraum
(in Auswahl)
Zentrales Kooperationsgremium der Ostseeanrainerstaaten
ist der Ostseerat / Council of the Baltic Sea States von 1992
(http://www.cbss.org ),
• CBSS = Forum der Zusammenarbeit der Regierungen der
Ostseeanrainer (DK, S, FIN, NOR, D, EST, LV, LT, PL, RUS,
zuzüglich ICE, zuzüglich EU-Kommission)
• Aufgabenbereiche mit grenzüberschreitenden Wirkungen:
–
–
–
–
–
Umweltpolitik
Wirtschaftliche Entwicklung
Energiepolitik
Bildung und Kultur
Entwicklung der Zivilgesellschaft
Weitere Kooperationsprojekte im Ostseeraum
• Zahlreiche weitere Kooperationsgremien im Ostseeraum
(z.B. Visions and Strategies Around the Baltic Sea 2010/VASAB 2010,
Helsinki Commision/ HELCOM,
Baltic Sea States Sub-regional Co-operation Conference/BSSSC,
Baltic Sea Chambers of Commerce Association und viele andere mehr) –
• Möglichkeiten und Notwendigkeiten zur Zusammenarbeit werden aufgegriffen
und zumindest diskutiert.
• Gelegenheiten zur Kooperation werden offenkundig genutzt
• Teilweise sogar eine gewissen Ostsee-Identität im Sinne von gemeinsamen
Interessen
• Ergänzung der EU-Integration
• Vernetzung getrennter Informationsquellen
 Offenkundig nicht auf Errichtung von Handelsbarrieren gerichtet
 Statt dessen ist viel von Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der
Ostseeanrainer, Vernetzung, Infrastrukturpolitik, Umweltpolitik die Rede
 Z.B. Stichwort „Vilnius Declaration – A Vision for the Baltic Sea Region by
2020“ und deren Inhalte
 Und damit eine nach außen gerichtete Sichtweise in der Kooperation deutlich
wird.
4. Fazit: Kooperation im Ostseeraum –
ein Feld mit Zukunft?
• Wenn man Kooperation und Integration als komplementäre
Konzepte begreift  Beides findet laufend statt, allein im
Rahmen der EU. Ist Realität und wird es bleiben
• Wenn Kooperation
– Im Rahmen der EU
– Eigenständig zwischen den Anrainerstaaten in den
entsprechenden Gremien
nicht wie früher zuweilen binnengerichtet ist
(~ „Ostsee ist der Nabel der Welt“,
„Allein die Ostseeregion bestimmt unseren Wohlstand“)
dann hat sie auch inhaltlich Zukunft
Kooperation im Ostseeraum – ein Feld mit Zukunft?
• Kooperation als Antwort auf die Herausforderungen der
Globalisierung, den zunehmenden Standortwettbewerb in einer immer
enger vernetzten Welt, hat Zukunft
• Kooperation der Ostseeanrainerstaaten als Wahrnehmung regionaler
Interessen innerhalb der EU ist in dem vergleichsweise großen
Wirtschaftsraum eine Notwendigkeit
• Kooperation, sei es seitens der EU oder der einzelnen Anrainerstaaten,
mit den Nicht-EU-Mitgliedern ist gleichfalls eine Notwendigkeit
– Externe Effekte machen nicht an Verwaltungsgrenzen Halt
– Gerade hier fehlt es an Institutionen und Organisationen, wie sie innerhalb
der EU durch die Arbeitsteilung zur Regelung entweder durch die EUEbene oder die Mitgliedstaaten festgelegt ist
• Kooperation hat daher auch im Ostseeraum Zukunft, solange sie nicht
den Ostseeraum als das Zentrum der Weltwirtschaft und den alleinigen
Fokus der Anstrengungen begreift.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
und Geduld
Kontakt:
Dr. Claus Friedrich Laaser
Zentrum Wirtschaftspolitik und
Public Relations Zentrum,
Institut für Weltwirtschaft
Hindenburgufer 66
24105 Kiel
Telefon: (0431) 8814-463
Telefax: (0431) 85853
Email: [email protected]
My vCard: http://www.ifw-members.ifwkiel.de/~claus_friedrich_laaser_ifw_kiel_de