Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Quetz

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Transcript Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Quetz

Die Bedeutung des Gemeinsamen
europäischen Referenzrahmens
für den Fremdsprachenunterricht
Jürgen Quetz
Goethe-Universität
Frankfurt am Main (Deutschland)
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Autoren:
Daniel Coste
Brian North
Joseph Sheils
John L. M. Trim
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Der Referenzrahmen ist ...
 eines der vielen sprachenpolitischen Dokumente
des Europarats - heute das wichtigste und
einflussreichste (weltweit)
 ein Kompetenzmodell
 eine Hilfe bei der Planung und beim Vergleich von
Unterricht, Lehrmaterial, Tests usw.
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Der Referenzrahmen ist
... kein Curriculum
... nicht präskriptiv (er schreibt nichts vor!)
... kein didaktisch-methodisches Handbuch
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
© Hans-Jürgen Krumm
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Wir leben in einer
vielsprachigen (multilingualen) Gesellschaft
mit mehrsprachigen (plurilingualen) Individuen.
(GeR, Kap. 1 & 6)
Konsequenzen für den DaF-Unterricht:
(1) Deutsch UND Englisch
(2) Interkulturelle kommunikative Kompetenz
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Sprachverwendung –
und die schließt auch das Lernen einer Sprache mit ein –
umfasst die Handlungen von Menschen, die ... eine Vielzahl von
Kompetenzen entwickeln, und zwar allgemeine, besonders
aber kommunikative Sprachkompetenzen.
Sie greifen in verschiedenen Kontexten ... auf diese
Kompetenzen zurück, wenn sie sprachliche Aktivitäten
ausführen,
an denen (wiederum) Sprachprozesse beteiligt sind, um Texte
über bestimmte Themen aus verschiedenen Lebensbereichen
(Domänen) zu produzieren und/oder zu rezipieren. Dabei setzen
sie Strategien ein,
die für die Ausführung dieser Aufgaben am geeignetsten
erscheinen. ...
(Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen, Kapitel 2)
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
B1 Kann ohne Vorbereitung an Gesprächen über vertraute Themen
teilnehmen, persönliche Meinungen ausdrücken und Informationen
austauschen über Themen, die vertraut sind, persönlich interessieren
oder sich auf das alltägliche Leben beziehen (z.B. Familie, Hobbys,
Arbeit, Reisen und aktuelles Geschehen.
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
C2
C1
B2
B1
A2
A1
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Zertifikat Deutsch
100%
oder 340-680 UE
Start Deutsch 1
25%
oder 85-170 UE
Start Deutsch 2
50%
oder 170 - 340 UE
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Die "erste" Dimension wird benutzt, um ...
 Kurse
 Lehrmaterialien
 Tests und Zeugnisse (Qualifikationen)
einheitlichen Niveaustufen zuzuordnen.
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
A
B
C
Elementare
Sprachverwendung
Selbständige
Sprachverwendung
Kompetente
Sprachverwendung
/
\
/
\
/
A1
A2
B1
B2
C1
C2
START 2
Zertifikat
Goethe-
Goethe-
Goethe-
Deutsch
Zertifikat B2
Zertifikat C1
Zertifikat C2
START 1
\
Test for
Key English
Preliminary
First Cam-
Certificate of
Cambridge
Young
Test (KET)
English Test
bridge
Advanced
Proficiency
(PET)
Certificate
English
(CPE)
(FCE)
(CAE)
DELF B2
DALF C1
Learners
DELF A1
DELF A2
DELF B1
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DALF C2
C2
Kompetente
Sprachverwendung
C1
B2
Selbständige
Sprachverwendung
B1
A2
Elementare
Sprachverwendung
A1
Kann praktisch alles, was er / sie liest oder hört, mühelos verstehen. Kann Informationen aus
verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen zusammenfassen und dabei Begründungen und
Erklärungen in einer zusammenhängenden Darstellung wiedergeben. Kann sich spontan, sehr flüssig
und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten feinere Bedeutungsnuancen deutlich
machen.
Kann ein breites Spektrum anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite
Bedeutungen erfassen. Kann sich spontan und fliessend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar
nach Worten suchen zu müssen. Kann die Sprache im gesellschaftlichen und beruflichen Leben oder
in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen. Kann sich klar, strukturiert und
ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene Mittel zur Textverknüpfung
angemessen verwenden.
Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im
eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fliessend verständigen, dass
ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne grössere Anstrengung auf beiden Seiten gut
möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen
Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile verschiedener
Möglichkeiten angeben.
Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um
vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen,
denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über
vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse
berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze
Begründungen oder Erklärungen geben.
Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer
Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit,
nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um
einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht.
Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im
Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.
Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf
die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten
Fragen zu ihrer Person stellen – z. B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie
haben – und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art verständigen,
wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
sind zu helfen.
Elementare
A2 Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die
mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung
zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur
Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in
einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen
es um einen einfachen und direkten Austausch von
Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann
mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die
direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit
unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.
SprachA1 Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze
verwendung
verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter
Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und
anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen – z. B. wo sie
wohnen, ... Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die
Gesprächs-partnerinnen oder Gesprächspartner langsam und
deutlich sprechen und bereit sind zu helfen.
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Globalskala
Rezeption
Produktion
mündl.
Produktion
Produktion
Interaktion
Konversation
Informelle Diskussion (unter
Freunden)
Formelle Diskussion und
Besprechungen
Zielorientierte Kooperation
Transaktionen:
Dienstleistungsgespräche
Informationsaustausch
Interviewgespräche
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//|\\
//|\\
Leseverstehen
schriftl.
Hörverstehen
mündliche
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Auch noch „2. Dimension“ in Kap. 4:
(Wie man an Texte herangeht)
Rezeptionsstrategien
Planung:
Ausführung:
Kontrolle:
Reparatur:
Framing (mentales Set auswählen, Schemata
aktivieren, Erwartungen aufbauen)
Hinweise identifizieren / erschließen
Hypothese testen: Hinweise und Schemata abgleichen
Hypothese revidieren.
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Diese 2. Dimension wird benutzt, um ...
• kommunikative Tätigkeiten zu
beschreiben, die Lernende ausführen
(oder lernen sollen),
• Lernziele, Textsorten und Situationen
zu definieren (für Lehrmaterial, Tests usw.).
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Canale und Swain (1981; 1983)
Communicative Competence =
linguistic competence (lexis, morphology, syntax, pronunciation, …)
sociolinguistic competence (context adequate communication,
awareness of rules of social interaction in a specific culture)
discourse competence (e. g. produce a coherent spoken or written
text)
strategic competence (use of verbal and non-verbal strategies of
communication in order to avoid break-down of communication)
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Spektrum
Hat ein sehr be-
Korrektheit
Zeigt nur eine
A1 grenztes Repertoire begrenzte Bean Wörtern und
herrschung von
Flüssigkeit
Interaktion
Kohärenz
Kann ganz kurze,
Kann Fragen zur
Kann Wörter
isolierte, weit-
Person stellen und
oder Wort-
gehend vorge-
auf entsprechende
gruppen durch
Wendungen, die
einigen wenigen fertigte Äußerun-
Fragen Antwort
einfache
sich auf Informa-
einfachen gram- gen benutzen;
geben. Kann sich
Konnektoren wie
tionen zur Person
matischen
braucht viele
auf einfache Art
'und' oder 'dann'
und einzelne kon-
Strukturen und
Pausen, um nach
verständigen, doch
verknüpfen.
krete Situationen
Satzmustern in
Ausdrücken zu
ist die Kommunika-
beziehen.
einem auswen-
suchen, weniger
tion völlig davon
dig gelernten
vertraute Wörter
abhängig, dass
Repertoire
zu artikulieren
etwas langsamer
oder um Ver-
wiederholt, um-
ständigungspro-
formuliert oder
bleme zu be-
korrigiert wird.
heben.
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Diese 3. Dimension entspricht
traditionellen Beurteilungskriterien
für z.B. mündliche Leistungen:
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Beurteilungskriterien für die
mündliche Prüfung
Kriterium 1: Ausdrucksfähigkeit (Spektrum)
Beurteilung basiert darauf, ob die benutzten sprachlichen Mittel
(Wortschatz, Redewendungen) der Aufgabe angemessen sind.
Das Spektrum der sprachlichen Mittel ist:
A
B
C
D
In je d e r H in s ic h t a n g e m e s s e n .
W e itg e h e n d a n g e m e s s e n .
Im a llg e m e in e n a n g e m e s s e n .
U n z u re ic h e n d .
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Der GeR wird benutzt für ...
Lehrmaterial
Nationale
Bildungsstandards
Kursplanung
GeR
Europäisches
Sprachen
Portfolio
Gestaltung & Eichung
von
Testsystemen
Curriculumplanung
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
Standards für die erste Fremdsprache
in allen Ländern,
Tests und Qualifikationen
Grundschule
A1
Hauptschule
A2
Key English Test
Realschule
B1
Preliminary English Test
Abitur Grundkurs
B2
Cambridge First
Abitur Leistungskurs
C1
Cambridge Advanced
Universität
C2
Cambridge Proficiency
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Die Komponenten
Komponenten
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Sprechakt 
GeR Deskriptor

Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
• Der GeR ist das bei weitem wichtigste und einflussreichste
sprachenpolitische Dokument in Europa.
• Es ist in allen Mitgliedstaaten der EU akzeptiert (und weit
darüber hinaus - auch in Asien).
• Der GeR wurde in fast 40 Sprachen übersetzt (auch ins
Koreanische & Japanische).
• Er dient als Anregung für die meisten Innovationen im
Bereich des Fremdsprachenunterrichts.
• Es gibt mittlerweile ein Fülle von Lehr- und Lernmaterial,
dessen Niveau transparent ist, weil es unter Bezug
auf den GeR definiert wurde.
• Der GeR wird unter Arbeitgebern immer bekannter, und er
wird benutzt um sprachliche Anforderungen beim
Hochschulzugang zu definieren) TestDaF, Goethe- und
KMK-Prüfungen u.a.).
• Sogar ETS musste seine TOEIC / TOEFL-Test auf den GeR
beziehen, um ihre Marktchancen in Europa zu sichern.
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)
GeR und Methodik
Aufgabenorientierung
Focus auf sprachlichen Aktivitäten (Hören/Lesen und
Verstehen, Sprechen, Schreiben), nicht so sehr auf
formalen Aspekten:
"Teach the language, not about the language."
Übung der Aktivitäten in kommunikativen Aufgaben,
Projekten (vgl. Airport) und mit Hilfe digitaler Medien, um
authentische Materialien in den Klassenraum zu holen
und die Schüler aus dem Klassenraum hinaus zu führen.
Prof. Dr. Jürgen Quetz (Frankfurt am Main)