Steuern II - Nicolas Hofmann Steuerberater

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Steuern II - Bilanzsteuerrecht
Prof. Dr. Christopher Barth
unter der Mitarbeit von Florian Schröer
STEU II - Bilanzsteuerrecht
Prof. Dr. Christopher Barth // Florian Schröer
1
Anmerkungen
• Die Vorlesung orientiert sich bezüglich der Gliederung und des Inhaltes
weitestgehend an folgender Literatur:
Kudert, Stephan, Sorg, Peter: Steuerbilanz leicht gemacht. 1. Auflage, Berlin, Ewald von
Kleist Verlag, 2009.
(Auf Quellenangaben aus diesem Werk wurde verzichtet. Die Seitenangaben der Abschnittsüberschriften beziehen sich auf dieses Buch.)
• Das vorliegende Skript kann die Anwesenheit in der Vorlesung nicht ersetzen.
• Die gesetzlichen Vorschriften werden wie folgt abgekürzt:
§2 III S.1 Nr. 4 HS 2 BspG (Beispielgesetz)
Bsp.:
Paragraph
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Absatz
Satz
Nummer (Aufzählung)
Halbsatz
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Gesetzeskürzel
2
Tipps eines ehemaligen Studenten
Das Steuerrecht ist ein äußerst komplexes und umfangreiches Gebiet, dass für sehr schnell
unübersichtlich und durch viele Sondervorschriften und Ausnahmen äußerst komplex
werden kann. Daher empfiehlt sich:
• Markiert die durchgenommenen Paragraphen eures Gesetzes mit Textmarker, am besten
zweifarbig (z.B. „normale Markierung“ gelb, „Wichtiges/Ausnahmen/Sonderregelungen“
rot).
• Erstellt Paragraphenverweise für jeden durchgenommenen Paragraphen („Welche
Vorschriften muss ich beachten, was gehört noch dazu?“), z.B. für §1 I EStG: §8 AO
(Wohnsitz), §9 AO (gew. Aufenthalt), §2 I EStG (Umfang ESt)
• Macht euch Post-It‘s mit den wichtigsten Paragraphen jedes Gesetzes an euer Buch (am
besten eine Farbe für jedes Gesetz), so könnt ihr in der Prüfung schneller arbeiten.
Wenn ihr diese Tipps berücksichtigt, erleichtert euch das die Arbeit mit den Steuergesetzen
und gleichzeitig habt ihr mal mit dem Gesetz gearbeitet.
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I.
Grundlagen des Steuerbilanzrechts
1. Buchführungspflichten
2. Steuerbilanz
3. Gewinnermittlung durch Bilanzierung
4. Positive und negative Wirtschaftsgüter
5. Betriebsvermögen und Privatvermögen
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Allgemeines
• Inhalt des BilStR: periodengerechte ertragssteuerliche Gewinnermittlung
durch Bilanzierung
• Grundlegende Normen: §§4 – 7k EStG
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1.
Buchführungspflichten
Seite 11-13
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Buchführungspflichten
Ja
Unternehmer/
Gesellschafter: Rechtsform
KapG oder eingetragene
Genossenschaft?
Buchführungspflicht nach §238 I
HGB (da Kaufmann kraft
Rechtsform §6 HGB)
Freiberufler
Land-/Forstwirt
Nein
Gewerbetreibender
Nichtkaufmann ⇒
keine steuerliche
Buchführungspflicht
Eintrag ins
Handelsregister?
Eintrag ins
Handelsregister?
Ja ⇒ Buchführungspflicht nach
§238 I HGB (da Kaufmann kraft
Eintragung §§2,3,5 HGB)
Nein ⇒ Nichtkaufmann ABER:
ggf. steuerliche
Buchführungspflichten
Ja ⇒ Buchführungspflicht nach
§238 I HGB (da Kaufmann kraft
Eintragung §§2,3,5 HGB)
Nein
In kfm. Weise
eingerichteter
Geschäftsbetrieb?
Ja ⇒ Buchführungspflicht nach
§238 I HGB (da Kaufmann kraft
Handelsgewerbe §1 HGB)
Nein
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Freiwillige
Buchführung
nach §241a
HGB?
Ja ⇒ Buchführungspflicht
gem. §238 I HGB und 140 AO
Nein ⇒ Nichtkaufmann ABER:
ggf. steuerrechtliche
Buchführungspflichten
7
Arten der Buchführungspflicht
• Handelsrechtliche Buchführungspflicht
• eng mit Kaufmannseigenschaft gem. §§1-6 HGB verknüpft
• Kennzeichen: Selbstständigkeit, Gewinnerzielungsabsicht, Dauerhaftigkeit, Auftreten
im Wettbewerb/Markt
• Steuerrechtliche Buchführungspflicht
• abgeleitete steuerliche Buchführungspflicht (gem. §140 AO) = Maßgeblichkeit der
Handelsbilanz für die Steuerbilanz
• originäre steuerliche Buchführungspflicht (handelsrechtlich keine Buchführungspflicht
aber steuerrechtlich, sobald Grenzen des §141 AO überschritten)
• Buchführungspflicht trifft nur Gewerbetreibende und Land- und
Forstwirtschaft (Pflicht damit für ESt, KSt, GewSt)
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Buchführungspflicht
Handelsbilanz
Steuerbilanz
• dient der Rechenschaftslegung
gegenüber Dritten
• dient der Ermittlung der
steuerlichen Bemessungsgrundlage
• dient der Ermittlung des
ausschüttungsfähigen Gewinns
• Rechtsgrundlage: §5 I EStG
(Maßgeblichkeit der Handelsbilanz
für die Steuerbilanz)
• Offenlegung im elektronischen
Bundesanzeiger (§325 HGB)
• aber: §5 VI EStG (steuerliche
Vorschriften müssen beachtet
werden)
⇒ Steuerbilanz ist eine um Steuervorschriften „korrigierte“ Handelsbilanz
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Beispiel: Handelsbilanz ⇔ Steuerbilanz (1)
Abschreibung eines Gebäudes
• Handelsbilanz: §253 III HGB ⇒ planmäßige Abschreibung über Nutzungsdauer
• Steuerbilanz: amtliche AfA-Tabellen für sämtliche Wirtschaftsgüter; bei Gebäuden:
gesetzlich festgelegt §7 IV EStG
• 3%
• 2%
• 2,5%
Betriebsvermögen + nicht Wohnzwecke
Betriebsvermögen + Wohnzwecke ODER Privatvermögen Baujahr ≥ 1925
Betriebsvermögen + Wohnzwecke ODER Privatvermögen Baujahr < 1925
Grund der Anpassung: Nutzungsdauer in der Handelsbilanz ist individuell ⇒ keine
einheitliche steuerliche Bemessungsgrundlage wäre möglich
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Beispiel: Handelsbilanz ⇔ Steuerbilanz (2)
Durchführung der Anpassung:
§60 II EStDV
Handelsbilanz
Steuerbilanz
Möglichkeiten:
1. Überleitungsrechnung mit Anpassungen
2. eigene Steuerbilanz erstellen
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2.
Steuerbilanz
Seite 14-17
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Steuerbilanz – wichtige Fakten
• Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz (gem. §140 AO und
§5 I EStG)
• Steuerliche Wahlrechte dürfen ausgeübt werden (§5 I S.1 EStG)
• Steuerliche Vorschriften müssen berücksichtigt werden (§5 VI EStG)
• Anpassung der Steuerbilanz an Handelsbilanz durch Überleitungsrechnung
oder eigens erstellte Steuerbilanz (§60 II EStDV)
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3.
Gewinnermittlung durch Bilanzierung
Seite 17-19
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Vermögensvergleich (1)
• steuerbilanzielle Gewinnermittlung bei Buchführungspflichtigen anhand
eines Vermögensvergleiches (§5 I EStG i.V.m. §4 I EStG):
Betriebsvermögen Wirtschaftsjahr
-
Betriebsvermögen Vorjahr
=
Zuwachs/Abnahme Betriebsvermögen
+
Entnahmen Wirtschaftsjahr
-
Einlagen Wirtschaftsjahr
=
Gewinn/Verlust
• Betriebsvermögen entspricht dem Eigenkapital in der Bilanz
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Vermögensvergleich (2)
• Der Gewinn ergibt sich aus den Betriebseinnahmen abzgl. Betriebsausgaben
(Kausalitätsprinzip § 4 IV EStG)
• Vorsicht: nicht abzugsfähige Betriebsausgaben (§4 V EStG) werden
außerbilanziell hinzugerechnet
• steuerfreie Betriebseinnahmen werden außerbilanziell abgezogen
Ziel Vermögensvergleich: Ermittlung steuerlicher Gewinn/Verlust
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Vermögensvergleich (3)
• nicht abzugsfähige Betriebsausgaben (§4 V EStG):
• Geschenke > 35 EUR
• 30% der Bewirtungskosten aus geschäftlichem Anlass
• Aufwendungen für Segel- und Motorjachten
• Bußgelder….
• steuerfreie Betriebseinnahmen
• Investitionszulagen § 13 InvZulG…
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Exkurs: Konzernabschluss §§290ff. HGB; IFRS (1)
• Beispiel eines Konzerns:
Dritte
Konzern
Holding AG
HB,StB
ATU
100%
HB,StB
Bank
100%
HB,StB
Grüner Punkt
80%
HB,StB
• Gründe für eine Konzernstruktur:
•
•
•
•
Lebensmittel
Metro
50,1% HB,StB
50,1% HB,StB
Autohandel
75%
HB,StB
= Verkäufe
Risikostreuung
schnelle Umstrukturierung
Schaffung von Verantwortlichkeiten
…
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Exkurs: Konzernabschluss §§290ff. HGB; IFRS (2)
• Bilanzierung während Wirtschaftsjahr: Konzern wird als einzelnes
Unternehmen betrachtet, d.h.:
• nur (Handels-)Beziehungen zu Dritten werden berücksichtigt
• konzerninterne (Handels-)Beziehungen werden „eliminiert“
• Konzernabschluss muss zusätzlich zu den Handelsbilanzen und
Steuerbilanzen der Subunternehmen erstellt werden
• alle Subunternehmen, bei denen Beteiligung größer 50% existiert, müssen in
Konzernabschluss aufgenommen werden
Grund Konzernabschluss: Informationszwecken und internationaler Vergleich
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4.
Positive und negative Wirtschaftsgüter
Seite 20-21
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Allgemeines
• Voraussetzung für Vermögensvergleich gem. §5 I EStG i.V.m. §4 I EStG:
• welche Vermögensgegenstände sollen/dürfen in den Vermögensvergleich einbezogen werden
(sog. Ansatzvorschriften)?
• wie sind die angesetzten Vermögensgegenstände zu bewerten (sog. Bewertungsvorschriften)?
⇒ zu ermitteln:
• welche Wirtschaftsgüter gibt es?
• welche Wirtschaftsgüter gehören zum Betriebsvermögen, welche zum
Privatvermögen?
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Wirtschaftsgüter
• positive Wirtschaftsgüter ≙ Vermögensgegenstände (Bilanzaktiva)
• negative Wirtschaftsgüter ≙ Schulden (Bilanzpassiva)
• Wirtschaftsgüter sind grundsätzlich dem Eigentümer zuzurechnen, man
unterscheidet:
• zivilrechtlicher Eigentümer (≙ rechtliches Eigentum)
• wirtschaftlicher Eigentümer (≙ tatsächliche Verfügungsmacht, §246 I S.2 HS 2 HGB
und §39 II Nr.1 S.1 AO)
⇒ wirtschaftliches Eigentum entscheidet über Zugehörigkeit zum
Betriebsvermögen (ist aber meist identisch mit zivilrechtlichem Eigentum)
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Beispiel: zivilrechtliches und wirtschaftliches
Eigentum
Sicherungsübereignung eines Kfz als Sicherheit für einen Kredit:
Übereignung Wirtschaftsgut (Kfz)
§246 I S.2 HS 2 HGB
i.V.m. 39 II AO
Unternehmer
wirtschaftlicher
Eigentümer
Bank
zivilrechtlicher
Eigentümer
Kredit
⇒ Der Unternehmer bilanziert das Kfz, da er gemäß §246 I S.2 HS 2 HGB i.V.m.
§39 II Nr.1 S.1 AO wirtschaftlicher Eigentümer ist
(Achtung: pünktliche Ratenzahlungen durch Unternehmer vorausgesetzt)
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Weitere Beispiele: wirtschaftliches Eigentum
• Kauf unter Eigentumsvorbehalt
• Finanzierungsleasing (Leasingerlasse)
• Wertpapierpensionsgeschäfte…
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5.
Betriebsvermögen und Privatvermögen
Seite 21-25
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25
Allgemeines
• steuerbilanzielle Gewinnermittlung durch Vermögensvergleich, dabei
ausschließlich Betriebsvermögen anzusetzen
• Betriebsvermögen =
• alle im zivilrechtlichen oder wirtschaftlichen Eigentum stehenden Wirtschaftsgüter
• die aus betrieblicher Veranlassung angeschafft, hergestellt, eingelegt wurden.
• man unterscheidet:
• notwendiges Privatvermögen
• notweniges Betriebsvermögen
• gewillkürtes Betriebsvermögen
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Betriebsvermögen und Privatvermögen
Notwendiges
Privatvermögen
Gewillkürtes
Betriebsvermögen
Notwendiges
Betriebsvermögen
Wirtschaftsgüter mit
ausschließlich privater
Nutzung
Wirtschaftsgüter, die in
objektivem Zusammenhang
mit Betrieb stehen
Wirtschaftsgüter mit
ausschließlich betrieblicher
Nutzung
betrieblicher
Nutzungsanteil <10%
10% ≤ betrieblicher
Nutzungsanteil ≤ 50%
betrieblicher
Nutzungsanteil >50%
dürfen nicht bilanziert
werden
dürfen bilanziert werden,
wenn Aufnahme, dann zu
100%
müssen bilanziert werden
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Beispiel: gewillkürtes Betriebsvermögen
• Kfz-Nutzung 20% betrieblich, 80% privat, Anschaffungskosten: 100.000€ zzgl. USt;
Aufnahme des Kfz in Betriebsvermögen; Kosten (AfA, Versicherung, Benzin etc.)
10.000€ pro Monat
• Privatnutzung ist als Privatentnahme zu versteuern (§6 I Nr.4 EStG), 1%-Regel kann
nicht greifen, da kein notwendiges Betriebsvermögen
• zudem: Privatnutzung unterliegt als unentgeltliche Leistung jeden Monat der USt
(§3 IXa Nr.1 UStG)
⇒ Privatanteil wird durch ein 3-Monats-Fahrtenbuch nachgewiesen/ermittelt:
⇒ privater Nutzungsanteil 80% ⇒ 8.000€ Privatentnahme
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Wandlung von PV zu BV und umgekehrt
• Man kann Privatvermögen zu Betriebsvermögen machen. Dazu ist das
Wirtschaftsgut in das Betriebsvermögen gem. § 6 I Nr. 5 EStG einzulegen
(Einlage)
• Teilwert § 6 I Nr. 1 S. 3 EStG oder
• Anschaffungs- oder Herstellungskosten oder
• Fortgeführte Anschaffungs- oder Herstellungskosten
• Man kann auch Betriebsvermögen zu Privatvermögen machen. Dazu wird das
Wirtschaftsgut gem. § 6 I Nr. 4 EStG dem Betriebsvermögen entnommen
(Entnahme). Wird ein betrieblicher Gegenstand privat genutzt, so liegt eine
Entnahme von Nutzungen und Leistungen vor (vgl. § 12 Nr. 1 EStG) (vgl. auch
KFZ Nutzung)
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II. Abbildung laufender Geschäftsvorfälle
1. Bilanzierung des Anlagevermögens
1.
2.
3.
Immaterielle Wirtschaftsgüter
Sachanlagevermögen
Finanzanlagen
2. Bilanzierung des Umlaufvermögens
1.
2.
3.
Vorräte
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Wertpapiere
3. Das Eigenkapital als Saldogröße
1.
2.
3.
4.
Zusammensetzung und Änderung des Eigenkapitals
Eigenkapital bei Einzelunternehmern
Eigenkapital bei Personengesellschaften
Eigenkapital bei Kaitalgesellschaften
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II. Abbildung laufender Geschäftsvorfälle
4. Bilanzierung steuerfreier Rücklagen
1.
2.
Rücklage für Ersatzbeschaffungen
Reinvestitionsrücklage
5. Verbindlichkeiten und Rückstellungen
1.
2.
Verbindlichkeiten
Rückstellungen
6. Bilanzierung von Rechnungsabgrenzungsposten
1.
2.
klassische Rechnungsabgrenzungsposten
steuerliche Rechnungsabgrenzungsposten
7. Übersicht: Vorschriften Handelsbilanz ⇔ Steuerbilanz
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1.
Bilanzierung des Anlagevermögens
Seite 26-68
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32
Exkurs: Entscheidung des Großen Senats des BFH von 1969
Handelsbilanz
Steuerbilanz
Aktivierungswahlrechte
Aktivierungspflichten
Aktivierungsgebote
Aktivierungsgebote
Aktivierungsverbote
Aktivierungsverbote
Passivierungswahlrechte
Passivierungsverbote
Passivierungsgebote
Passivierungsgebote
Passivierungsverbote
Passivierungsverbote
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Exkurs: Grundsätzliche Bilanzierungsvorschriften
• Gliederungsvorschriften
⇒ Vorschriften Handelsbilanz gelten auch für Steuerbilanz §5 I EStG i.V.m. §§266,275 HGB
• Bilanzzusammenhang
⇒ Vorschriften Handelsbilanz gelten auch für Steuerbilanz §5 I EStG i.V.m. §252 I Nr.1 HGB
• Ansatz- und Bewertungsstetigkeit
⇒ Vorschriften Handelsbilanz gelten auch für Steuerbilanz §5 I EStG i.V.m. §§252 I Nr.6,
246 III HGB
• Einzelbewertungsgrundsatz
⇒ Vorschriften Handelsbilanz gelten auch für Steuerbilanz §5 I EStG i.V.m. §252 I Nr.3 HGB
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Exkurs: Aktivierungsfähigkeit
Wirtschaftsgüter dürfen nur dann aktiviert, d.h. in die Bilanz aufgenommen
werden, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:
• abstrakte Aktivierungsfähigkeit
⇒ Verwertbarkeit und wirtschaftliches Eigentum müssen vorliegen
• konkrete Aktivierungsfähigkeit
⇒ es dürfen keine gesetzlichen Aktivierungsverbote bestehen
Aktivierungsentscheidung in
der Steuerbilanz
Positives
Wirtschaftsgut?
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ja
Zurechnung zum
Betriebsvermögen?
ja
Konkretes
Bilanzierungsverbot?
nein
ja
nein
nein
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nein
Bilanzierung
Bilanzierungswahlrecht?
Bilanzierung
ja
Wahlrecht
keine
Bilanzierung
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Anlagevermögen
• Anlagevermögen = Wirtschaftsgüter, die dazu bestimmt sind, dem Betrieb
dauerhaft zu dienen
• abnutzbar oder nicht abnutzbar
• materiell oder immateriell
• beweglich oder unbeweglich
• man unterscheidet:
• immaterielle Wirtschaftsgüter
• Sachanlagevermögen
• Finanzanlagen
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1.1. Immaterielle Wirtschaftsgüter
Seite 26-29
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Immaterielle Einzelwirtschaftsgüter
• immaterielle Einzelwirtschaftsgüter = unbewegliche, i.d.R. abnutzbare
Wirtschaftsgüter ohne körperliche Gestalt
z.B. Patente, Lizenzen, Software,…
• können unterschieden werden in:
• selbst erstellte immaterielle Wirtschaftsgüter des AV (Aktivierungswahlrecht in
Handelsbilanz §248 II HGB; Aktivierungsverbot in Steuerbilanz §5 II EStG); z.B
Entwicklungskosten; Bewertung nach § 255 IIa HGB
• entgeltlich erworbene immaterielle Wirtschaftsgüter des AV (Aktivierungspflicht in
Handels- und Steuerbilanz §5 II EStG)
• Vorsicht: selbst erstellte immaterielle Wirtschaftsgüter des UV (Aktivierungspflicht in
Handelsbilanz und in Steuerbilanz)
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Immaterielle Einzelwirtschaftsgüter
• Vorsicht: Handelsrechtliche Aktivierungsverbote § 248 II HGB
z.B. selbstgeschaffene Marken, Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten
• Der Grund liegt hier in der Schwierigkeit einer objektiven Bewertbarkeit der
immateriellen Wirtschaftsgüter
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Geschäfts- und Firmenwert
Man unterscheidet:
• derivativer (entgeltlich erworbener) Geschäfts-/Firmenwert (Aktivierung und
lineare AfA HB: 5 Jahre § 285 Nr. 13 HGB; StB: 15 Jahre §7 I S.3 EStG)
• originärer (selbst erschaffener) Geschäfts-/Firmenwert (Aktivierungsverbot
sowohl in HB als auch StB)
Geschäfts- und Firmenwert ist von anderen immateriellen Wirtschaftsgütern
zu trennen, da er nur dann bilanziert wird, wenn eine
Unternehmensübernahme bzw. ein Unternehmensverkauf im Rahmen eines
asset deals (im Gegensatz zum share deal) auftritt.
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Vergleich Handelsbilanz ⇔ Steuerbilanz
Immaterielle Wirtschaftsgüter:
Handelsbilanz
Bewertung: Anschaffungskosten +
Nebenkosten
§255 I HGB
Steuerbilanz
Bewertung: Anschaffungskosten §6 I EStG
Nr.1 abnutzbares Anlagevermögen
Nr.2 nicht abnutzbares Anlagevermögen
+ Nebenkosten
selbst erstellte immaterielle Wirtschaftsgüter
des AV
Aktivierungswahlrecht §248 II HGB
entgeltlich erworbene immaterielle
Wirtschaftsgüter des AV
Aktivierungspflicht
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selbst erstellte immaterielle Wirtschaftsgüter
des AV
Aktivierungsverbot §5 II EStG
entgeltlich erworbene immaterielle
Wirtschaftsgüter des AV
Aktivierungspflicht
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Vergleich Handelsbilanz ⇔ Steuerbilanz
Derivativer Geschäfts- und Firmenwert:
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§253 III i.V.m. §246 I S.4 HGB Aktivierungs§5 II EStG Aktivierungs- und
und Abschreibungspflicht
Abschreibungspflicht
Über Nutzungsdauer 5 Jahre §285 Nr.13 HGB Über Nutzungsdauer 15 Jahre §7 I S.3 EStG
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42
1.2. Sachanlagevermögen
Seite 30-66
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43
Grundstücke
• im Steuerrecht sind Grundstücksbestandteile separat zu betrachten:
Grund und Boden
Selbstständiges, nicht
abnutzbares
Wirtschaftsgut;
unabhängig von
Bebauung
keine AfA
STEU II - Bilanzsteuerrecht
Gebäude
Selbstständiges,
abnutzbares
Wirtschaftsgut
AfA gem. §7 IV EStG
Außenanlagen
Selbstständige,
abnutzbare
unbewegliche
Wirtschaftsgüter
(z.B. Zaun)
AfA gem. §7 I EStG
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Zubehör
Selbstständige,
abnutzbare
bewegliche
Wirtschaftsgüter
(z.B. Mülltonne)
AfA gem. §§7 I,II; 6
II,IIa EStG
44
Anschaffungskosten Grund und Boden
R6.2 EStR i.V.m. H6.2 EStH:
Anschaffungskosten =
• Kaufpreis
• Schuldübernahmen
• Nebenkosten, sofern einzeln zuordenbar (Grunderwerbsteuer, Erschließungskosten,
Erdarbeiten, straßenanliegerkosten
nicht dazu gehören: Finanzierungskosten
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Gebäude
• Man unterscheidet:
• unselbstständige Gebäudebestandteile (stehen in einheitlichem Nutzungs- und
Funktionsumfang mit dem Gebäude)
• selbstständige Gebäudebestandteile (stehen nicht in einheitlichem Nutzungs- und
Funktionsumfang mit dem Gebäude)
• unterschiedliche steuerliche Behandlung:
• unselbstständige Gebäudebestandteile: Bilanzierung und Abschreibung einheitlich mit
dem Gebäude (Bad, Personenaufzug, Heizung, Rolltreppe,….)
• selbstständige Gebäudebestandteile: unterschiedliche Behandlung, siehe nächste Folie
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Selbstständige Gebäudebestandteile (1)
• Betriebsvorrichtungen
•
•
•
•
•
selbstständige, bewegliche und abnutzbare Wirtschaftsgüter
kein einheitlicher Nutzungs- und Funktionszusammenhang
stehen in besonderer und unmittelbarer Beziehung zu dem Gewerbetrieb
AfA nach §7 I,II EStG
z.B. Laderampen, Lastenaufzüge, Schornstein, Maschinenfundamente…
• Scheinbestandteile (Mietereinbauten)
•
•
•
•
bewegliche und abnutzbare Wirtschaftsgüter
zu vorübergehendem Zweck eingebaut; werden am Ende der Mietzeit wieder entfernt
AfA nach §7 I,II EStG
z.B. Trennwände, Küchen
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Selbstständige Gebäudebestandteile (2)
• Ladeneinbauten
• selbstständige, unbewegliche Wirtschaftsgüter
• AfA nach §7 Va i.V.m. 7 IV oder V EStG
• z.B. Schaufenster, Tresen,…
• sonstige Einbauten
• selbstständige, unbewegliche Wirtschaftsgüter
• Voraussetzung ist, dass Mieter wirtschaftlicher Eigentümer ist
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Unterschiedliche Gebäudenutzung
eigenbetriebliche Nutzung
fremdbetriebliche Nutzung
notwendiges Betriebsvermögen
Gebäude
eigene Wohnzwecke
Privatvermögen oder
gewillkürtes Betriebsvermögen
fremde Wohnzwecke
Privatvermögen oder
gewillkürtes Betriebsvermögen
notwendiges Privatvermögen
• Gebäude besteht aus maximal 4 selbstständige Gebäudebestandteilen
• unterschiedlicher Nutzungs- und Funktionszusammenhang
• separate Bilanzierung, Bewertung, Abschreibung (richtet sich nach §7 Va
i.V.m. 7 IV oder V EStG)
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Abbruch von Gebäuden/Gebäudebestandteilen (1)
H6.4 EStH: 4 Fälle zu unterscheiden:
• schlichter Gebäudeabbruch
• Steuerpflichtiger hat Gebäude selbst errichtet
• Abbruchkosten (AbK) und Restbuchwert Gebäude (RBW) sofort abziehbare
Betriebsausgaben
• Erwerb ohne Abbruchabsicht
• Steuerpflichtiger hat Gebäude erworben, mit der Absicht, es zu nutzen
• AbK und RBW sofort abziehbare Betriebsausgaben
• Achtung: wenn Abriss innerhalb von 3 Jahren nach Erwerb: Erwerb mit
Abbruchabsicht, außer Steuerpflichtiger kann ungewöhnlichen Geschehensablauf
nachweisen
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50
Abbruch von Gebäuden/Gebäudebestandteilen (2)
• Erwerb mit Abbruchabsicht
Steuerpflichtiger hat Gebäude erworben, um es abzureißen
a) Gebäude ist werthaltig
• kein Neubau: RBW + AbK = Anschaffungskosten Grund und Boden
• Neubau: RBW + AbK = Anschaffungskosten neues Gebäude
b) Gebäude ist wertlos
• kein Neubau: RBW + AbK = Anschaffungskosten Grund und Boden
• Neubau: RBW = Anschaffungskosten Grund und Boden; AbK = Anschaffungskosten neues
Gebäude
• Einlage mit Abbruchabsicht
• Steuerpflichtiger legt altes Gebäude ein, um neues zu errichten
• RBW + AbK = Anschaffungskosten neues Gebäude
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Beispiel: Abbruch von Gebäuden (1)
• Der Unternehmer X erwirbt zum 05.03.2013 ein bebautes Grundstück, Übergang
von Nutzen und Lasten, Besitz und Eigentum erfolgt am 02.06.2013
• Kaufpreis für Grundstück 500.000€, Kaufpreis für das Gebäude: 800.000€ (alle
Nebenkosten inkl.)
• Das Gebäude ist in sehr gutem Zustand, Alter: ca. 35 Jahre
• X nutzt das Gebäude als Bürogebäude bis zum 08.02.2014, dann wird bei einer
Statikprüfung entdeckt, dass das Gebäude asbestverseucht ist
• X lässt daraufhin sofort das Gebäude abreißen, um ein neues und modernes
Bürogebäude auf dem Grundstück zu errichten, Abrisskosten: 50.000€
Wie ist der Vorgang steuerrechtlich zu behandeln?
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52
Beispiel: Abbruch von Gebäuden (2)
Lösung:
Es handelt sich um einen Erwerb ohne Abbruchabsicht.
Grund: X reißt das Gebäude zwar vor Ablauf der 3-Jahres-Frist ab, allerdings
handelt es sich hierbei um einen ungewöhnlichen Geschehensablauf (Asbest).
Buchungen:
Erwerb von Grundstück + Gebäude zum 02.06.2013:
Gebäude
800.000€
an
Bank
Grund u. Boden 500.000€
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1.300.000€
53
Beispiel: Abbruch von Gebäuden (3)
anteilige planmäßige AfA gem. §7 IV EStG bis 31.12.2013:
AfA
14.000€
an
Gebäude
14.000€
anteilige planmäßige AfA gem. §7 IV EStG bis 08.02.2013:
AfA
4.000€
an
Gebäude
4.000€
Abriss am 08.02.2013:
s.b.A.
782.000€
s.b.A.
50.000€
782.000€
50.000€
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an
Gebäude
Bank
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54
Anschaffungsnaher Aufwand von Gebäuden
§6 I Nr.1a EStG: anschaffungsnahe Herstellungskosten =
• Ausgaben für Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die
innerhalb von 3 Jahren nach Anschaffung durchgeführt werden und
15% der Anschaffungskosten übersteigen. (rein steuerliche Vorschrift)
Nicht dazu gehören:
• Erweiterungsaufwendungen nach §255 II S.1 HGB
• Regelmäßige Erhaltungsaufwendungen
Handelsrechtlich ist zu beurteilen, ob es eine wesentliche Verbesserung über den
ursprünglichen Zustand hinaus i.S.d. § 255 II S. 1 HGB vorliegt
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55
Standardhebung BMF 18.7.2003
3 von 4 Maßnahmen werden durchgeführt (auch Sanierung in Raten möglich;
maßgeblich 5 Jahreszeitraum)
• Elektroinstallation
• Heizungsinstallation
• Sanitärinstallation
• Fenster
Gleichzeitig liegt eine Standardhebung vor
Sehr einfach --- mittel --- sehr anspruchsvoll
 Steuerlich sind die Aufwendungen als HK zu aktivieren (HB: § 255 I S. 1 HGB)
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56
Technische Anlagen und Maschinen
= alle Anlagen und Maschinen, die unmittelbar der Produktion dienen
• auch hier entscheidend für Bilanzierung: wirtschaftliches Eigentum
• HB: planmäßige AfA gem. § 253 III HGB (linear, degressiv…) über
wirtschaftliche Nutzungsdauer (individuell bestimmbar)
• StB: planmäßige AfA immer gem. §7 I EStG nur linear (§7 II EStG degressiv zur
Zeit steuerlich nicht gestattet) über Nutzungsdauer gem. AfA Tabellen
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57
Außerplanmäßige Abschreibungen
• HB: Außerplanmäßige Abschreibungen müssen auf den niedrigeren beizulegenden
Wert bei voraussichtlich dauerhafter Wertminderung vorgenommen werden (§
255 III S. 3 HGB; Pflichtabschreibung)
• StB: außerplanmäßige AfA können bei dauerhafter Wertminderung (§6 I S.2 EStG)
auf niedrigeren Teilwert vorgenommen werden (Abschreibungswahlrecht; kann
unabhängig von der HB ausgeübt werden; keine Maßgeblichkeit der HB)
• Steuerliche Konkretisierung der Dauerhaftigkeit: BMF 25.2.2000
• wenn der Wert des jeweiligen Wirtschaftsguts zum Bilanzstichtag mindestens für die halbe
Restnutzungsdauer unter dem planmäßigen Restbuchwert liegt
 Bei vorübergehender Wertminderung darf weder in HB noch StB abgeschrieben
werden
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58
Was ist der „Teilwert“?
Im BilStR wird der Begriff „Teilwert“ verwendet, vgl. §6 I S.2 EStG im Handelsrecht
der Begriff beizulegender Wert § 255 III HGB
„Ist der Teilwert (…) niedriger, so kann dieser angesetzt werden.“
Dieser etwas umständlich in §6I S.3 EStG definierte Begriff meint jedoch nichts
anderes als den Zeitwert eines Wirtschaftsgutes.
Etwas leichter kann man mit diesem Begriff durch eine kleine Eselsbrücke umgehen:
Teilwert = „Was ist das ,Teil‘ wert?“
d.h. also: „Welchen Wert besitzt ein bestimmtes Wirtschaftsgut zum betrachteten
Zeitpunkt tatsächlich?“. Gleiches gilt für den handelsrechtlichen Begriff des
beizulegenden Wertes.
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59
Wegfall der Gründe für eine außerplanmäßige
Abschreibung
• Zuschreibungspflicht in HB: § 253 V S. 1 HGB; Ausnahme: keine Zuschreibung
beim derivativen Geschäfts- und Firmenwert
• Gleiches gilt für die StB: § 6 I Nr. 1 S. 4 EStG
• Maßstab für die Zuschreibung sind die fortgeführten AK/HK
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60
Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)
Bewertung der Anschaffungskosten/Herstellungskosten von beweglichen
Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens, die zu einer selbstständigen Nutzung fähig
sind (§6 II S.1 EStG; § 6 IIa EStG):
• Wahlrecht: Sofortabschreibung aller Wirtschaftsgüter mit Wert ≤ 150€ oder
Aktivierung und AfA über Nutzungsdauer (§ 6 II, § 6 IIa S.4 EStG)
• Wahlrecht: Sofortabschreibung falls AK/HK (ohne Vorsteuer!) > 150 € und ≤ 410€
(§6II S.1 EStG) oder Aktivierung und AfA über Nutzungsdauer
• Wahlrecht: Bildung eines Sammelpostens falls
150€ < Anschaffungskosten/Herstellungskosten (ohne Vorsteuer!) ≤ 1.000€ und
Abschreibung des Sammelpostens linear über 5 Jahre oder Aktivierung und AfA
über Nutzungsdauer
 Steuerliche Vorschriften dürfen auch in HB angewendet werden (IDW FN
10/2007)
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61
Investitionsabzug nach § 7g EStG)
• Sonderabschreibung für kleine und mittlere Unternehmen
• Für künftige AK/HK von abnutzbaren beweglichen WG des SAV dürfen
außerbilanziell 40% der Investitionssumme gewinnmindernd abgezogen
werden (§ 7g I EStG; BMF 8.5.2009; Rz. 69)
• Anschaffung muss innerhalb von 3 Jahren nach Investitionsabzug erfolgen
• Im Jahr der Anschaffung ist der Investitionsabzug außerbilanziell wieder
dem Gewinn hinzuzurechnen (§ 7g II EStG; BMF 8.5.2009; Rz. 70)
• Innerhalb der Bilanz darf im Jahr der Anschaffung das angeschaffte WG um
bis zu 40% der tatsächlichen AK/HK gewinnmindernd gemindert werden
• Im Jahr der Anschaffung und den folgenden 4 Jahren kann zusätzlich eine
Sonder-AfA von insgesamt 20% abgezogen werden (§ 7g V EStG)
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62
1.3. Finanzanlagen
Seite 66-68
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63
Finanzanlagen
• Es erfolgt eine finanzielle Beteiligung an anderen Unternehmen
• je nach Zweckbestimmung: nicht abnutzbares Anlagevermögen (langfristig)
oder Umlaufvermögen (kurzfristig)
• häufigste Form: Wertpapiere (Bet. < 20%) und Beteiligungen (Bet. >= 20%
und <= 50%) sowie verbundenen Unternehmen (Bet. > 50%)
• Unterscheidung:
• festverzinsliche Wertpapiere
• Wertpapiere mit variablem Ertrag
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64
Bewertung von Finanzanlagen
• H4.2 EStH: Wertpapiere können nicht als gewillkürtes Betriebsvermögen
bewertet werden, wenn bei Einlage erkennbar ist, dass sie keinen Nutzen,
sondern nur Verluste abwerfen
• Zugangsbewertung von Wertpapieren: Anschaffungskosten inkl.
Anschaffungsnebenkosten (z.B. Provisionen; Notarkosten)
• bei festverzinslichen Wertpapieren: Stückzinsen ≠ Anschaffungskosten!
• Finanzanlagen sind nicht abnutzbar ⇒ keine planmäßige AfA
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65
Außerplanmäßige AfA von Finanzanlagen des
Anlagevermögens
nicht dauerhafte
Wertminderung
dauerhafte
Wertminderung
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Handelsbilanz
Abschreibungswahlrecht
§253 III S.4 HGB
Abschreibungspflicht
§253 III S.3 HGB
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Steuerbilanz
Abschreibungsverbot
§ 6 I Nr. 2 EStG
Abschreibungswahlrecht
§6 I Nr.1 S.2 EStG
66
2.
Bilanzierung des Umlaufvermögens
Seite 69-79
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67
Bewertung des Umlaufvermögens
Achtung: Die auf dieser Folie aufgeführten Vorschriften gelten für alle Posten des Umlaufvermögens!
• Umlaufvermögen = alle Wirtschaftsgüter, die nicht dazu bestimmt sind, dem Betrieb
dauerhaft zu dienen (⇒ Veräußerung, Verarbeitung, Verbrauch)
• keine planmäßige AfA
• Zugangsbewertung zu Anschaffungskosten/Herstellungskosten (§6 I Nr.2 EStG)
• Bewertung am Bilanzstichtag: Vergleich von beizulegendem Wert (HB) bzw. Teilwert
(StB) mit den Anschaffungskosten/Herstellungskosten und ggf. außerplanmäßige
Abschreibung
• Strenges Niederstwertprinzip in der HB: d.h. Abschreibung sowohl bei dauerhafter als auch
vorübergehender Wertminderung (§253 IV HGB)
• Abschreibungswahlrecht in der StB: nur bei voraussichtlich dauerhafter Wertminderung (§ 6 I
Nr. 2 S. 2 EStG)
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68
2.1. Vorräte
Seite 69-74
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69
Vorräte
• Vorräte = alle Wirtschaftsgüter des Umlaufvermögens, die für die Produktion oder
die Veräußerung vorgesehen sind
• Grundsatz der Einzelbewertung §5 I EStG i.V.m. §252 I Nr.3 HGB; R 6.8 III EStR
• Bewertung mit Anschaffungskosten/Herstellungskosten
• wenn Anschaffungskosten/Herstellungskosten nicht bzw. schwer feststellbar (z.B.
wegen Preisschwankungen bei beschafften Vorräten wie Fließen, Weinflaschen,
Schrauben, Geschirr… ): Alternativer Wertansatz:
• einfache Durchschnittsbewertung
• gleitende Durchschnittsbewertung
• § 240 IV HGB; R 6.8 EStR
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70
Beispiel Vorratsbewertung
Bewertung von bestimmten Vorräten kann sehr komplex sein, z.B.:
• In einen Öltank werden 2.000 Liter Öl (Anschaffungskosten inkl.
Nebenkosten: 4.000€) gefüllt, es erfolgt kein Verbrauch
• Am nächsten Tag werden weitere 3.000 Liter (3.500€) eingefüllt
• Nun werden von den 5.000 Litern exakt 4.000 Liter in der Produktion
verbraucht
• Problem bei der Bewertung: Welcher Anteil des Öls stammt von den 2.000
Litern für 4.000€, welcher von den 3.000 Litern für 3.500€?
⇒ jeweiliger Anteil ist nicht feststellbar, da sich das Öl im Tank vermischt hat
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71
Bewertungsverfahren
• Anschaffungskosten zzgl. Nebenkosten (betriebsbereiter Zustand § 255 I HGB, § 6 I
Nr. 2 EStG)
• Herstellungskosten (§ 255 II, IIa HGB; § 6 I Nr. 2 EStG und R 6.3 EStR
• Pflichtbestandteile HB
• MEK+MGK+FEK+FGK+Sonderkosten der Fertigung+ AfA der Fertiguzngsmaschinen
• Wahlbestandteile HB
• Kosten der allgemeinen Verwaltung+ Aufwand für soziale Einrichtungen + Aufwand für
freiwillige soziale Leistungen + Aufwand für betriebliche Altersversorgung
• Pflichtbestandteile StB: Nach BMF vom 12.3.2010 werden zusätzlich zu den HB
Pflichtbestandteilen jetzt auch alle handelsrechtlichen Wahlrechte in der StB zu
Pflichtbestandteilen
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72
Bewertungsvereinfachungsverfahren (1)
Das auf der vorherigen Folie genannte Problem kann auch mit den sog.
Bewertungsvereinfachungsverfahren umgangen werden
• Fifo-Methode (first-in-first-out) § 256 HGB; (Verbot in StB)
Annahme: zuerst angeschaffte Güter werden zuerst verbraucht
• Lifo-Methode (last-in-first-out) (Perioden-Lifo; permanentes Lifo) § 256 HGB;
§ 6 I Nr. 2a EStG)
Annahme: zuletzt angeschaffte Güter werden zuerst verbraucht
• Festwertmethode § 240 III HGB; H 6.8 Festwert EStH
Annahme: Der Warenbestand bleibt annähernd konstant (Zugänge = Abgänge), der Wert
unterliegt nur geringen Veränderungen, Güter von nachrangiger Bedeutung
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73
Bewertungsvereinfachungsverfahren (2)
Neben der Einzelbewertung oder Durchschnittbewertung sind bei der
Bewertung von Vorräten erlaubt:
• in der Handelsbilanz: alle Methoden (§§249, 240 III HGB)
• in der Steuerbilanz: nur Lifo (§6 I Nr.2a EStG) und Festwert (§5 I EStG i.V.m.
§240 III HGB)
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74
Außerplanmäßige Abschreibungen
Die notwendige Abschreibung wird regelmäßig im Rahmen der verlustfreien
Bewertung (retrograde Wertermittlung) nach der Subtraktionsmethode
ermittelt:
Verlustfreie Bewertung Handelsbilanz
Voraussichtlicher VK
- Noch anfallende Kosten
HB § 253 IV HGB:
Beizulegender Wert
StB § 6 I Nr. 2 EStG:
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Steuerbilanz
Voraussichtlicher VK
- Noch anfallende Kosten
- Durchschnittl. Gewinn
Teilwert
75
2.2. Forderungen aus Lieferungen und
Leistungen
Seite 74-78
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76
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
• Forderung = Gegenwert einer erbrachten Lieferung/Leistung
• entstehen nach dem (Gewinn-)Realisationsprinzip erst bei Erbringung der
Lieferung oder Leistung (im Gegensatz zur Einnahmen- Überschussrechnung
§ 4 III EStG bei der es i.d.R. auf den Zahlungsfluss ankommt)
• Unterteilung nach
• Fälligkeit (kurz-, mittel-, langfristig)
• LuL, verbundene Unternehmen, sonstige VG
• Währung
• Werthaltigkeit (vollwertig, zweifelhaft, uneinbringlich)
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77
Bewertung von Forderungen
• Bewertung mit Anschaffungskosten (≙ Nennwert inkl. USt)
• uneinbringliche Forderungen: AfA gem. §6 I Nr.2 S.2 EStG in voller Höhe,
sowie USt-Korrektur (§17 I,II UStG)
• zweifelhafte Forderungen: erst bei teilweisem Ausfall Teilwertabschreibung
gem. §6 I Nr.2 S.2 EStG (Achtung: USt wird erst bei Uneinbringlichkeit
korrigiert) in Höhe des wahrscheinlich noch einbringlichen Anteils
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78
2.3. Wertpapiere des Umlaufvermögens
Seite 78-79
STEU II - Bilanzsteuerrecht
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79
Bewertungsvorschriften
Es gelten die allgemeinen Bewertungsvorschriften des Umlaufvermögens, d.h.:
• keine planmäßige AfA
• Zugangsbewertung zu Anschaffungskosten (§6 I Nr.2 EStG)
• Handelsrechtliche Pflicht zur Abschreibung auch bei voraussichtlich
dauerhafter Wertminderung (§253 IV HGB ; strenges Niederstwertprinzip);
Steuerrechtliches Wahlrecht (§6 I Nr.2 S.2 EStG), falls es sich um eine
voraussichtlich dauerhafte Wertminderung handelt
• Verpflichtung zur Wertzuschreibung bei späteren Kurssteigerungen ( § 256 V
HGB; § 6 I Nr. 2 S.2 EStG)
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80
3.
Das Eigenkapital als Saldogröße
Seite 80-86
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81
Zusammensetzung und Änderung des
Eigenkapitals
• Eigenkapital besteht aus
• erfolgswirksamen Komponenten (Jahresüberschuss/-fehlbetrag) und
• erfolgsneutralen Komponenten (Einlagen/Entnahmen bei Personengesellschaften und
Einzelunternehmern bzw. Kapitalerhöhungen/Gewinnausschüttungen oder
Gewinnrücklagen bei Kapitalgesellschaften)
⇒ ist damit eine veränderliche Größe
• Aufbau bzw. „Aussehen“ des Eigenkapitals:
• bei Kapitalgesellschaften gem. §266 III HGB
• bei Einzelunternehmern/Personengesellschaften: Kapitalkonten (s. folgende Folien)
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82
Das Eigenkapital bei Einzelunternehmern
• Buchung von Einlagen und Entnahmen über das Unterkonto „Privat“
• Möglichkeiten zur Einlage/Entnahme:
• Bareinlagen/-entnahmen
• Sacheinlagen/-entnahmen (sollten zum Marktwert gebucht werden)
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83
Das Eigenkapital bei Personengesellschaften
Achtung: Personengesellschaften (KG, OHG,…) sind keine Rechtspersonen!
⇒ Transparenzprinzip: Jahresüberschuss/-verlust sowie Personensteuern sind den
Gesellschaftern, nicht der Gesellschaft zugehörig, d.h. der Gewinn bzw. Verlust wird
am Ende des Jahrs auf die G‘ter verteilt. Deshalb i.d.R. 2 Kapitalkonten für jeden
Gesellschafter:
• Kapitalkonto I: Einlagen lt. Gesellschaftsvertrag
• Kapitalkonto II: Gewinnanteile, Verluste, Einlagen, Entnahmen
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84
Das Bilanzen bei Personengesellschaften
• Gesamthandsbilanz: Vermögensgegenstände und Schulden der PersG selbst;
diese kann selber Verträge abschließen
• Sonderbilanzen: Hier werden eventuell für alle Gesellschafter Bilanzen
erstellt, in denen Vermögensgegenstände und Schulden aufgeführt, die nur
den einzelnen Gesellschaftern gehören und in einem unmittelbaren
Zusammenhang mit der PersG stehen (z.B. A vermietet G+B an PersG; B
überlässt der PersG einen LKW….)
• Ergänzungsbilanzen: Entstehen i.d.R. bei Gesellschafterwechseln und stellen
die korrekte Bilanzierung dieser Fälle dar
 Einheitliche und gesonderte Gewinnfestellung
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85
Das Eigenkapital bei Kapitalgesellschaften
• Kapitalgesellschaften (AG, GmbH,…) sind juristische Personen
• Besteuerung folgt dem Trennungsprinzip (Jahresüberschuss/-fehlbetrag wird
nicht automatisch Gesellschaftern zugerechnet, sondern zunächst der
Gesellschaft)
• Kapitalgesellschaft ist selbst Steuersubjekt (Gesetz: KStG)
• Gesellschaft hat 3 Möglichkeiten der Gewinnverwendung:
• Thesaurierung (Einbehalten des Gewinns, fließen in Gewinnrücklagen)
• Gewinnausschüttung an Gesellschafter durch Gewinnverwendungsbeschluss
• Vortrag auf neue Rechnung (Gewinnvortrag)
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86
4.
Bilanzierung steuerfreier Rücklagen
Seite 87-106
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87
Allgemeines
• Gibt es nur in der StB in den im Gesetz ausdrücklich vorgesehen Fällen (z.B.
Rücklage nach § 6b EStG oder R 6.6 EStR
• sog. „steuerfreie Rücklagen“ führen nicht zu Steuerfreiheit, sondern nur zu
Steuerstundung
• werden gebildet, wenn aufgedeckte stille Reserven nicht als Ertrag gewertet,
sondern auf andere Wirtschaftsgüter übertragen werden
• Übertragung kann dabei (aus verschiedenen Gründen) nicht im gleichen
Geschäftsjahr möglich sein ⇒ Rücklagenbildung (SoPo: Sonderposten mit
Rücklageanteil)
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88
Was sind „stille Reserven“?
• stille Reserven = nicht in der Bilanz erkennbare „Wertreserven“
• entstehen durch Unterbewertung von Aktiva (z.B. Forderungen wertberichtigt
obwohl werthaltig; G+B wird mit AK und nicht mit Zeitwert bewertet…) bzw.
Überbewertung von Passiva(z.B. RSt sind überbewertet)
• können aktiv (z.B. Ausnutzen von gesetzlichen Ermessensspielräumen) oder
passiv (z.B. durch unbemerkten Wertanstieg) entstehen
• Folge: Gewinn bzw. Eigenkapital erscheint geringer, „als es tatsächlich ist“
⇒ Die „Aufdeckung“ (= Offenlegung) von stillen Reserven erhöht i.d.R. den zu
versteuernden Gewinn
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89
4.1. Rücklage für Ersatzbeschaffung R 6.6
EStR
Seite 92-99
STEU II - Bilanzsteuerrecht
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90
Rücklage für Ersatzbeschaffung
• Regelung in den Steuerrichtlinien R 6.6 EStR ⇒ keine direkte gesetzliche
Regelung
• Hintergrund:
• Ungewolltes Ausscheiden eines Wirtschaftsgutes aus einem Betrieb
• Aufdeckung stiller Reserven würde zu erhöhtem Gewinn führen
• erhöhter Gewinn würde zu höherer Besteuerung führen
• Zweck der Rücklage: Vermeidung der Besteuerung der stillen Reserven eines
ausgeschiedenen Wirtschaftsgutes, damit Ersatzbeschaffungen wirtschaftlich
möglich sind
STEU II - Bilanzsteuerrecht
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91
Voraussetzungen der Rücklagenbildung
Zur Bildung der Rücklage für Ersatzbeschaffung müssen gem. R6.6 EStR i.V.m. H
6.6 EStH alle folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:
• der Steuerpflichtige muss zum begünstigten Personenkreis gem. R6.6 EStR
gehören (= Gewinn wird gem. §5 i.V.m. §4 I EStG ermittelt)
• Ausscheiden des Wirtschaftsgutes erfolgt durch höhere Gewalt oder durch
behördlichen Eingriff (R6.6 I S.1,2 Nr.1 EStR)
• Aufdeckung stiller Reserven durch das Ausscheiden des Wirtschaftsgutes
gegen Entschädigung, i.d.R. Versicherung
• Übertragung der stillen Reserven auf die Anschaffungskosten oder
Herstellungskosten eines art- und funktionsgleichen Wirtschaftsgutes
(= Ersatzwirtschaftsgut)
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92
Übertragung stiller Reserven gem. R6.6 EStR (1)
• wenn Ausscheiden und Ersatzbeschaffung im gleichen Wirtschaftsjahr: sofortige
Übertragung der stillen Reserven auf das Ersatzwirtschaftsgut
• wenn Ausscheiden und Ersatzbeschaffung nicht im gleichen Wirtschaftsjahr:
Bildung einer steuerfreien Rücklage, SoPo, im Wirtschaftsjahr des Ausscheidens
(nicht später!), wenn:
• Ersatzbeschaffung ernstlich geplant
• Ersatzbeschaffung zu erwarten
• Keine Übertragung der SR auf vor dem Ereignis zugegangene
Vermögensgegenstände („nur der Landwirt weiß, dass die Scheune morgen warm
saniert wird“)
• zum Zeitpunkt der Ersatzbeschaffung: Übertragung der sR auf die
Anschaffungskosten/Herstellungskosten des Ersatzwirtschaftsgutes
STEU II - Bilanzsteuerrecht
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93
Übertragung stiller Reserven gem. R6.6 EStR (2)
• Frist zu Übertragung der Rücklage auf Ersatzwirtschaftsgut: 1 Jahr
(bewegliche Wirtschaftsgüter) bzw. 2 Jahre (Grundstücke/Gebäude)
• wenn keine Übertragung nach Fristablauf: Gewinnerhöhende Auflösung der
Rücklage
• falls sog. „Mehrentschädigung“ (= erhaltene Entschädigung nicht vollständig
für Ersatzbeschaffung verwendet), nur anteilige Übertragung der sR auf die
Anschaffungskosten/Herstellungskosten erlaubt:
AK/HK Ersatzwirtschaftsgut
anteil. Übertragungsbetrag = aufgedeckte stille Reserve ∙
Entschädigung
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94
Beispiel: Rücklage für Ersatzbeschaffung (1)
• Unternehmer X (Gewinnermittlung gem. §5 I EStG) verliert am 01.08.2013
eine Spezialmaschine durch Hochwasser (vollständige Zerstörung, kein
Restwert)
• Versicherung zahlt am 16.08.2013 520.000€ an X, davon 500.000€ für die
Spezialmaschine und 20.000€ für entgangenen Gewinn
• X hat die Spezialmaschine am 21.08.2013 durch eine modernere Variante für
550.000€ zzgl. USt ersetzt
• Die alte Spezialmaschine befand sich seit dem 01.01.2011 im
Betriebsvermögen, Anschaffungskosten 500.000€, Nutzungsdauer 10 Jahre
⇒ Buchungen/steuerrechtliches Vorgehen?
STEU II - Bilanzsteuerrecht
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95
Beispiel: Rücklage für Ersatzbeschaffung (2)
Lösung:
Anschaffungskosten Maschine alt: 500.000€, Nutzungsdauer 10 Jahre
⇒ lineare AfA mit 50.000€ pro Wirtschaftsjahr
⇒ Restbuchwert: 500.000€ - 50.000€ -
7
12
∙ 50.000€ = 420.833€
Buchungen bei Schadenseintritt:
AfA
AfA außergew.
STEU II - Bilanzsteuerrecht
29.166€
420.833€
an
an
Maschinen
Maschinen
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29.166€
420.833€
96
Beispiel: Rücklage für Ersatzbeschaffung (3)
16.08.2013: Entschädigungssumme durch Versicherung:
Bank
520.000€
an
s.b.E.
520.000€
16.08.2013: Bildung der Rücklage (Entschädigung – Restbuchwert)
s.b.A.
79.167€
an
steuerfr. RL
79.167€
an
an
Bank
654.500€
21.08.2013: Neuanschaffung
Maschinen
Vorsteuer
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550.000€
104.500€
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97
Beispiel: Rücklage für Ersatzbeschaffung (4)
21.08.2013: Übertragung der stillen Reserven
steuerfr. RL
79.167€
an
s.b.E.
s.b.A.
79.167€
an
Maschinen
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79.167€
79.167€
98
4.2. Reinvestitionsrücklage nach §6b EStG
Seite 99-106
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99
Reinvestitionsrücklage nach §6b EStG
• gesetzliche Grundlage: §6b EStG
• Hintergrund:
• Veräußerung von bestimmten definierten Wirtschaftsgütern des Anlagevermögen
• dadurch aufgedeckte stille Reserven würden den Gewinn erhöhen
• erhöhter Gewinn würde zu erhöhter Besteuerung führen
• Zweck der Rücklage: Vermeidung der Besteuerung der stillen Reserven eines
veräußerten Wirtschaftsgutes, damit andere Investitionsvorhaben
wirtschaftlich erleichtert sind
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100
Voraussetzungen der Rücklagenbildung
(§6b IV EStG)
• Gewinnermittlung des Steuerpflichtigen gem. §4 I EStG oder § 5 EStG
• zum Zeitpunkt der Veräußerung waren Wirtschaftsgüter mindestens 6 Jahre
ununterbrochen Teil des Anlagevermögens einer inländischen Betriebsstätte
• die (neu) angeschafften/hergestellten Wirtschaftsgüter gehören zum
Anlagevermögen einer inländischen Betriebsstätte
• der Gewinn aus der Veräußerung muss steuerpflichtig sein
• der Abzug der Anschaffungskosten/Herstellungskosten sowie die Bildung und
Auflösung der Rücklage muss in der Buchführung verfolgbar sein
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101
Übertragung stiller Reserven gem. §6b EStG (1)
gem. §6b I EStG sind folgende Übertragungen möglich:
Verkauf von
Neuanschaffung von
Grund und Boden
Grund und Boden
Aufwuchs
Aufwuchs
Gebäude
Gebäude
Binnenschiffe
Binnenschiffe
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102
Übertragung stiller Reserven gem. §6b EStG (2)
• Abzug im Wirtschaftsjahr der Veräußerung, wenn neue Wirtschaftsgüter im
Jahr der Veräußerung oder im Vorjahr angeschafft/hergestellt (§6b I EStG)
• wenn Abzug nicht im Wirtschaftsjahr erfolgt: Bildung einer steuerfreien
Rücklage, Abzug muss innerhalb von 4 Jahren bzw. 6 Jahren (Gebäude)
erfolgen (§6b III EStG)
• wenn keine Übertragung nach Fristablauf: Gewinnerhöhende Auflösung der
Rücklage inkl. Verzinsung der Rücklage (§6b III i.V.m. §6b VII EStG) mit 6% pro
Jahr
STEU II - Bilanzsteuerrecht
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103
Beispiel: Reinvestitionsrücklage (1)
Unternehmer U möchte Grund und
Boden I veräußern und sofort dafür
Grund und Boden II erwerben
⇒ Buchungen/steuerrechtliche
Behandlung?
Lösung:
Buchung Verkauf Grund und Boden I:
Bank
500.000€
an
Grund u. Boden
s.b.E.
100.000€
400.000€
es würden nur ca. 50% der 400.000€ übrig bleiben, da s.b.E. steuerpflichtig ist
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104
Beispiel: Reinvestitionsrücklage (2)
gem. §6b EStG dürfen die stillen Reserven auf Grund und Boden II übertragen
werden ⇒ Vermeidung der sofortigen Besteuerung:
Kauf von Grund und Boden II gem. §6b EStG
Grund u. Boden
500.000€
an
s.b.A.
400.000€
an
Bank/Verb.
Grund u. Boden
500.000€
400.000€
Wertentwicklung von Grund und Boden II durch § 6b Übertragung:
Anschaffungskosten Grund und Boden II 500.000€
-
§6b EStG-Übertragung
400.000€
=
Bilanzansatz
100.000€
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105
Sonderregelungen des §6b X EStG
• enthält Sonderregelungen für Einzelunternehmer und
Personengesellschaften
• §6b X S.1 EStG: ermöglicht Übertragung von Veräußerungsgewinnen aus dem
Verkauf von Anteilen an Kapitalgesellschaften auf
• neu angeschaffte Anteile an Kapitalgesellschaften oder bewegliche Güter des
Anlagevermögens (im Wirtschaftsjahr und folgenden 2 Wirtschaftsjahren)
• Gebäude (im Wirtschaftsjahr und folgenden 4 Wirtschaftsjahren)
• wenn Abzug nicht im Wirtschaftsjahr erfolgt: Bildung einer steuerfreien
Rücklage, zur Auflösung gelten die oben genannten Fristen (§6b X S.5,6 EStG)
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106
Beispiel: Sonderregelung §6b X EStG (1)
• Einzelunternehmer A verkauft seine Anteile an der X-GmbH am 14.11.2012,
seine Beteiligungsquote beträgt 30%
• Anschaffungskosten 50.000€, Verkaufspreis: 250.000€
• Variante 1: Kauf von Anteilen der M-AG (Anschaffungskosten 300.000€) am
05.03.2013
• Variante 2: Kauf eines LKW (Anschaffungskosten 200.000€) am 05.03.2013
⇒ Buchungen/steuerrechtliche Behandlung?
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107
Beispiel: Sonderregelung §6b X EStG (2)
Lösung:
Zuordnung der Einkünfte aus der Veräußerung vom 14.11.2012:
§15 EStG
§16 EStG
§17 EStG
Betriebsvermögen
Betriebsvermögen
Privatvermögen
Beteiligung < 100%
Beteiligung = 100%
Beteiligung ≥ 1%
Teileinkünfteverfahren Teileinkünfteverfahren Teileinkünfteverfahren
§3 Nr.40 a) EStG
§3 Nr.40 b) EStG
§3 Nr.40 c) EStG
GewSt-Freiheit
es verbleiben §§15,16 EStG
A aber nur zu 30% beteiligt ⇒ §15 EStG
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§20 EStG
Privatvermögen
Beteiligung < 1%
Kapitalertragsteuer
§32d EStG
§6b X EStG nur anwendbar für Anteile, die im
Betriebsvermögen gehalten werden
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108
Beispiel: Sonderregelung §6b X EStG (3)
Buchung der Veräußerung am 14.11.2012:
Bank
250.000€
an
Beteiligungen
s.b.E.
50.000€
200.000€
müsste theoretisch nach §§15 i.V.m. 3 Nr.40 a) EStG versteuert
werden, d.h.: steuerfrei 80.000€ und steuerpflichtig 120.000€
§6b III EStG: Bildung eines Sonderposten mit Rücklagenanteil:
s.b.A.
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200.000€
an
Sonderposten
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200.000€
109
Beispiel: Sonderregelung §6b X EStG (4)
Kauf der Anteile (Variante 1) 05.03.2013:
Beteiligungen
Sonderposten
300.000€
200.000€
an
an
Bank
Beteiligungen
300.000€
200.000€
Eine vollständige Übertragung der Anschaffungskosten ist gem. §6b X S.6 i.V.m.
§6b X S.3 EStG zulässig.
Beteiligung
300.000€
-
§6b EStG-Übertragung
200.000€
=
Bilanzansatz
100.000€
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110
Beispiel: Sonderregelung §6b X EStG (4)
Kauf des LKW (Variante 2) 05.03.2013:
Fuhrpark
Sonderposten
200.000€
200.000€
an
an
Bank
Fuhrpark
s.b.E
200.000€
120.000€
80.000€
Nur in Höhe des steuerpflichtigen Anteils erfolgt eine Übertragung der sR auf
die Anschaffungskosten gem. §6b X S.6 i.V.m. §6b X S.2 EStG.
Beteiligung
200.000€
-
§6b EStG-Übertragung
120.000€
=
Bilanzansatz
80.000€
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111
5.
Verbindlichkeiten und Rückstellungen
Seite 107-115
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112
Verbindlichkeiten
• HB: Verbindlichkeiten sind in der Handelsbilanz gem. §253 I S.2 HGB mit dem
Erfüllungsbetrag zu bilanzieren (Höchstwertprinzip). Auch bei Verbindlichkeiten
mit einer Restlaufzeit von größer 1 Jahr ist der Rückzahlungsbetrag anzusetzen.
Hierbei sind künftige Preis- und Kostenentwicklungen zu berücksichtigen.
• StB: Achtung: die steuerliche Sonderregelung des § 6 I Nr.3 EStG schreibt zwingend
die Abzinsung von Verbindlichkeiten vor, die eine Restlaufzeit von über einem Jahr
haben (Ausnahmen §6 I Nr.3 S.2 EStG); vgl. BMF 26.5.2005 mit Abzinsungstabellen.
Zudem dürfen gem. § 6 I Nr. 3 f EStG keine künftigen Preis- und
Kostenentwicklungen berücksichtigt werden
 Bei Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit > 1 Jahr erfolgt ein unterschiedlicher
Wertansatz in HB und StB
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113
Verbindlichkeits- RSt, Aufwands-RSt
• Handelsbilanz: Pflicht zur Rückstellungsbildung bei ungewissen
Verbindlichkeiten (§249 I HGB)
• Steuerbilanz: Aufgrund der Maßgeblichkeit der Handelsbilanz (§5 I EStG) sind
diese Verbindlichkeiten auch in der StB zu bilden
• Voraussetzung zur Bildung einer Rückstellung ist eine rechtliche bzw.
faktische Verpflichtung gegenüber Dritten (z.B.: Pension, Garantie,…)
• Auch die Aufwandsrückstellungen für Instandhaltungen die innerhalb von 3
Monaten nachgeholt werden , sowie Abraumbeseitigung innerhalb 1 Jahres
sind sowohl in HB als auch StB zu bilden (§ 249 I Nr. 1 HGB, R 5.7 XI EStR)
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114
Verbindlichkeits- RSt, Aufwands-RSt
• Beispiele für RSt:
• Garantie RSt
• Urlaubs RSt
• RSt für Schadenersatz
• Jubiläums RSt
• RSt für Jahresabschluss
• RSt für Aufbewahrung Geschäftsunterlagen……
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115
Verbindlichkeits-RSt
• Bewertung HB: Die RSt mit einer Restlaufzeit von > 1 Jahr sind mit einem
laufzeitadäquatem Zinssatz (durchschnittlicher Marktzins) abzuzinsen; dieser wird
auf der Hompage der Deutschen Bundesbank monatlich bekannt gegeben § 253 II
S. 4 HGB
• Bewertung StB: Die RSt mit einer Restlaufzeit von > 1 Jahr sind mit einem Zinssatz
von 5,5% abzuzinsen
• Die Bewertung der Pensions RSt erfolgt in der HB mit dem voraussichtlichen
künftigen Erfüllungsbetrag (künftige Preis- und Kostenentwicklungen) § 253 I S. 2
HGB anzusetzen und mit Hilfe eines durchschnittlichen Marktzinssatzes
fristenkongruent diskontiert (Deutsche Bundesbank)
• Pensions-RSt in der StB sind nach §6a EStG (Teilwertverfahren) zu bewerten;
Abzinsung erfolgt mit einem Zinssatz von 6% § 6a III S. 3 EStG
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116
Verbindlichkeits-RSt
• Vorsicht: es gibt weitere zahlreiche steuerrechtliche Einschränkungen für den
Ansatz und die Bewertung von RSt
• Bilanzansatz: §5IIa, III, IV, IVa, IVb EStG
• Bewertung: § 6 I Nr. 3a Bst. a) bis f) EStG
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117
Drohverlustrückstellungen; Latente Steuern
• Handelsbilanz: Pflicht zur Rückstellungsbildung bei Drohverlusten
(§249 I HGB)
• Steuerbilanz: Ansatzverbot (§5 IVa HGB)
• Latente Steuern § 274 HGB:
• Für aktive latente Steuern besteht in der HB ein Aktivierungswahlrecht
• Für passive latente Steuern besteht in der HB eine Passivierungspflicht
• In der StB dürfen keine latenten Steuern gebildet werden
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118
6. Bilanzierung der
Rechnungsabgrenzungsposten
Seite 116-121
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119
„Klassische“ Rechnungsabgrenzungsposten
• werden gebildet, wenn Zahlung und eine zeitraumbezogene Leistung (z.B.
Mieten, Kreditzinsen,…) zeitlich auseinanderfallen
• Handelsbilanz: Bildung gem. §250 HGB
• Steuerbilanz: Bildung gem. §5 V EStG (aber: praktisch inhaltsgleich)
• man unterscheidet:
• aktive Rechnungsabgrenzungsposten (aRAP) = Aufwendungen, die zeitlich nach dem
Abschlussstichtag auftreten
• passive Rechnungsabgrenzungsposten (pRAP) = Erträge für zeitlich nach dem
Abschlussstichtag zu erbringende Leistungen
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120
Steuerliche Rechnungsabgrenzungsposten
§5 V S.2 EStG:
• Zölle und Verbrauchsteuern auf Vorräte (als aRAP)
• USt auf Anzahlungen (als aRAP)
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121
7. Übersicht: Vorschriften
Handelsbilanz ⇔ Steuerbilanz
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122
Allgemeine Bilanzierungsvorschriften
Handelsbilanz
Gliederungsvorschriften
§266 HGB (Bilanz), §275 HGB (GuV)
Bilanzzusammenhang
§252 I Nr.1 HGB
Steuerbilanz
Gliederungsvorschriften
§5 I EStG wie HB
Bilanzzusammenhang
§5 I EStG wie HB
Ansatz- u. Bewertungsstetigkeit
§§252 I Nr.6, 246 III HGB
Einzelbewertungsgrundsatz
§252 I Nr.3 HGB
Ansatz- u. Bewertungsstetigkeit
§5 I EStG wie HB
Einzelbewertungsgrundsatz
§5 I EStG wie HB
Anmerkung: Sofern bei einer Vorschrift ausschließlich §5 I EStG aufgeführt ist, ist dies
gleichzusetzen mit der Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz.
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123
Anschaffungskosten
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§255 I HGB
Anschaffungskosten + Nebenkosten
§6 I EStG
Anschaffungskosten
Nr.1 abnutzbares Anlagevermögen
Nr.2 nicht abnutzbares Anlagevermögen
+ Nebenkosten
Herstellungskosten
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§255 II HGB
= MEK + MGK + FEK + FGK + SEKF + anteilige
Abschreibungen + ggf. Wahlrechte (S.3)
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§6 I Nr.1,2 EStG
alles muss aktiviert werden, keine
Wahlrechte (R6.3, R6.4 EStR)
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124
Herstellungskosten
Handelsbilanz
Steuerbilanz
keine Zusatzvorschriften; GWG Regeln analog steuerliche Zusatzvorschriften
StB
GWG-Regeln §6 II,IIa EStG
(Sofortabschreibung/Sammelposten)
nachträgliche Anschaffungskosten/Herstellungskosten
Handelsbilanz
§255 II S.1 HS 2 HGB
„…nur Erweiterung und wesentliche
Verbesserung über ursprünglichen Zustand
hinaus…“
STEU II - Bilanzsteuerrecht
Steuerbilanz
§5 I EStG
aber: wesentliche Verbesserung heißt
• 3 von 4 Maßnahmen (Heizung, Sanitär,
Fenster, Elektrizität)
• Bei gleichzeitiger Standardhebung
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125
anschaffungsnahe Herstellungskosten
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§255 II S.1 HS 2 HGB
„…nur Erweiterung und wesentliche
Verbesserung über ursprünglichen Zustand
hinaus…“
§6 I Nr.1a EStG
Instandhaltungskosten innerhalb von 3
Jahren > 15% der Anschaffungskosten
⇒ aktivierungspflichtige Herstellungskosten
planmäßige Abschreibungen
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§253 III HGB
Keine substanziellen Einschränkungen
STEU II - Bilanzsteuerrecht
§§7-7k EStG
aber: amtliche AfA-Tabellen mit festgelegter
Nutzungsdauer und lineare Methode
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126
außerplanmäßige Abschreibungen
Handelsbilanz
§253 III HGB
maßgebend: „niedrigerer beizulegender Wert“ =
Marktpreis (§255 IV HGB)
Anlagevermögen
• vorübergehende Wertminderung:
• Aktivierungsverbot
• Finanzanlagevermögen: Wahlrecht §253
III S.4 HGB
• dauerhafte Wertminderung: immer
Abschreibungspflicht §253 III S.3 HGB
Umlaufvermögen
vorübergehende und dauerhafte
Wertminderung: immer Abschreibungspflicht
§253 IV HGB
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Steuerbilanz
abnutzbares Anlagevermögen
• vorübergehende Wertminderung:
Verbot von Teilwertabschreibungen
• dauerhafte Wertminderung: Wahlrecht
§6 I Nr.1 S.2 HS 2 EStG
nicht abnutzbares Anlagevermögen bzw.
Umlaufvermögen
• vorübergehende Wertminderung:
Verbot von Teilwertabschreibungen
• dauerhafte Wertminderung: Wahlrecht
§6 I Nr.2 S.2 HS 2 EStG
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127
Gruppenbewertung
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§240 IV HGB
gleichartige/gleichwertige
Vermögensgegenstände dürfen zu Gruppe
zusammengefasst und mit gewogenem
Durchschnittswert bewertet werden
§5 I EStG
zusätzlich: R6.8 IV EStR wie HB
Festwert
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§240 III HGB
gleichbleibender Wert ansetzbar falls
Vermögensgegenstände regelmäßig ausgetauscht
werden und von nachrangiger Bedeutung
STEU II - Bilanzsteuerrecht
§5 I EStG
zusätzlich: R5.4 EStR wie HB
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128
Bewertungsvereinfachungsverfahren
Handelsbilanz
Einzelbewertung, Durchschnittsbewertung,
§256 HGB
Lifo- und Fifo-Verfahren
Steuerbilanz
Einzelbewertung, Durchschnittsbewertung,
§6 I Nr.2a EStG
nur Lifo-Verfahren
Bewertung von Rückstellungen
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§249 HGB
• ungewisse Verbindlichkeiten
• Drohverluste
• bestimmte Aufwandsrückstellungen
STEU II - Bilanzsteuerrecht
§5 I EStG
aber:
Einschränkungen §6a; §5IIa, III, IV, IVb EStG
Verbot von Drohverlustrückstellungen
§5 IVa EStG
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129
Bewertungsvereinfachungsverfahren
Handelsbilanz
Einzelbewertung, Durchschnittsbewertung,
§256 HGB
Lifo- und Fifo-Verfahren
Steuerbilanz
Einzelbewertung, Durchschnittsbewertung,
§6 I Nr.2a EStG
nur Lifo-Verfahren
Bewertung von Rückstellungen
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§249 HGB
• ungewisse Verbindlichkeiten
• Drohverluste
• bestimmte Aufwandsrückstellungen
§253 II HGB
abgezinster Erfüllungsbetrag und
laufzeitadäquater Zinssatz von Bundesbank
STEU II - Bilanzsteuerrecht
§5 I EStG aber:
Einschränkungen §6a; §5IIa, III, IV, IVb EStG
Verbot von Drohverlustrückstellungen
(§5 IVa EStG)
§6 I Nr.3a e) EStG
Abzinsung mit 5,5%
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130
Bewertung von Pensionsrückstellungen
Handelsbilanz
§253 I S.2,3, II HGB Pensions RSt;
Erfüllungsbetrag Preis- Kostensteigerungen;
Zinssatz der Bundesbank
Steuerbilanz
§6a EStG (zahlreiche Einschränkungen)
Teilwertverfahren, Zinssatz 6%; keine Preis–
und Kostensteigerungen
Bewertung von Verbindlichkeiten
Handelsbilanz
Steuerbilanz
§253 I S.2 HGB
Erfüllungsbetrag (Preis- und
Kostensteigerungen), keine Abzinsungen
STEU II - Bilanzsteuerrecht
§5 I EStG aber
§6 I Nr.3 EStG Abzinsung der
Verbindlichkeiten mit 5,5%
(Ausnahmen §6 I Nr.3 S.2 EStG)
Prof. Dr. Christopher Barth // Florian Schröer
131
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel
Erfolg bei der Prüfung!
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132